Baby im Tragetuch
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Richtig tragen

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 17.09.2021

Babys sind Traglinge! Die meisten Babys fühlen sich ganz nah bei einer Vertrauensperson am wohlsten. Aber richtig tragen will gelernt sein. Denn zum einen muss das Baby optimal gestützt werden – zum anderen darf auch der Rücken desjenigen, der das Baby trägt, nicht überlastet werden.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Während der Schwangerschaft werden Babys durch die Bewegungen der Mutter geschaukelt und hören deren Herzschlag, ihre Stimme, den Blutstrom. Durch die Enge in der Gebärmutter nimmt das Baby zum Ende der Schwangerschaft außerdem eine besondere Haltung ein, bei der es die Beine und Arme angewinkelt hat (Beugehaltung).

Sobald das Baby zur Welt kommt, wird es mit neuen Sinneseindrücken überflutet. Wenn es dann von Mutter oder Vater (oder einer anderen Bezugsperson) getragen wird, fühlt es sich geborgen. Nah am Körper der Bezugsperson hört es wieder deren Herzschlag, riecht den vertrauten Geruch, spürt die Bewegungen und hört die bekannte Stimme. Das schafft Urvertrauen!

Je nachdem, welche Tragehilfen Sie verwenden, können Sie Ihr Kind lange Zeit tragen – zunächst vor dem Bauch, später auf der Hüfte oder auf dem Rücken.

Außerdem ist Tragen praktisch:

  • Babys, die getragen werden, sind meistens zufriedener und schreien weniger.
  • Sie können mit ein bisschen Übung den Haushalt auch mit Baby vorm Bauch erledigen.
  • Viele Wege sind einfacher zu bewältigen, wenn Sie keinen Kinderwagen schieben, sondern Ihr Baby tragen (Treppen, Bus, ...).
  • Durch das Tragen werden der Tast- und Geruchssinn des Babys angeregt und so die Gehirnentwicklung unterstützt.
  • Wer sein Baby richtig trägt, kann die Hüftreifung unterstützen.
  • Tragen fördert die Eltern-Kind-Bindung.

Achtung: Tragen Sie Ihr Kind immer mit dem Gesicht zu Ihrem Körper, nie mit dem Gesicht nach außen!

Gesicht zum Körper:

  • Nur so kann die Anhock-Spreizhaltung eingenommen werden,
  • der Rücken ist leicht gerundet,
  • das Baby hat guten Körperkontakt und fühlt sich sicher.

Gesicht nach außen:

  • Der Rücken des Babys wird in ein ungesundes Hohlkreuz gedrückt,
  • die Beine baumeln,
  • das Gewicht liegt auf dem Schambein (Mädchen) / den Hoden (Jungen),
  • das Baby ist einer Reizüberflutung ausgesetzt.

Die richtige Haltung

Die richtige Haltung für ein Baby, das getragen wird, ist die sogenannte Anhock-Spreizhaltung. Wenn Sie Ihr Baby auf den Arm nehmen, wird es automatisch die Beine anziehen und leicht spreizen – wie ein Äffchen, das sich im Fell der Mutter festkrallen will. Der Po ist dabei tiefer als die Knie, der Rücken leicht gerundet. Egal, ob Sie Ihr Baby einfach so auf den Arm nehmen oder ein Tragetuch oder eine andere Tragehilfe nutzen: Das ist die richtige Haltung, um Ihr Kind zu tragen, denn so werden Rücken, Becken und Hüften optimal gestützt und deren Entwicklung nicht behindert.

Richtig tragen: So geht's

Wenn Sie ein paar Regeln beachten, können Sie Ihr Baby problemlos richtig tragen:

  • Das Tragetuch oder die Babytrage müssen korrekt gebunden sein und richtig sitzen. Tragetücher dürfen nicht zu locker gebunden sein.
  • Die Beine des Babys dürfen nicht baumeln (der Po sollte unterhalb der Knie, die Beine mindestens 90 Grad angehockt sein).
  • Kopf und Rücken des Kindes müssen optimal gestützt sein (leicht gerundeter Rücken).
  • Das Baby darf nicht zu hoch getragen werden (Ihr Kinn sollte nicht auf den Kopf des Kindes stoßen).
  • Tragen Sie Ihr Kind nie mit dem Gesicht nach vorne!

Nicht zuletzt gilt: Tragen ist kein Muss! Nicht jedes Baby möchte so eng am Körper getragen werden, und nicht alle Eltern finden häufiges Tragen angenehm. Kinderwagen sind kein Teufelswerk, und eine gesunde Eltern-Kind-Bindung lässt sich auf vielerlei Weise aufbauen.

Die richtige Tragehilfe

Auf dem Markt gibt es die unterschiedlichsten Tragehilfen, vom einfachen Tragetuch über spezielle Tragetücher, die das Binden unterstützen, bis hin zu Tragesäcken beziehungsweise Babytragen, die relativ einfach angelegt werden können. Welche Tragehilfe die richtige ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – am besten, indem man veschiedene Möglichkeiten ausprobiert und sich von speziellen Fachkräften beraten lässt.

Tragetuch

Viele Eltern scheuen sich davor, ein Tragetuch zu verwenden, weil es auf den ersten Blick sehr kompliziert erscheint, ein Tragetuch zu binden. Besonders der Gedanke daran, ohne fremde Hilfe das Tuch zu binden und das Kind darin richtig zu platzieren, lässt Eltern schnell davor zurückschrecken.

Gute Tragetücher werden jedoch mit einer ausführlichen Anleitung geliefert. Außerdem bieten Hebammen und Trageberaterinnen spezielle Kurse an, in denen Sie die unterschiedlichen Wickeltechniken kennenlernen können und herausfinden, wie Sie am besten mit dem Babytragetuch umgehen.

Außerdem gibt es ein großes Sortiment an unterschiedlichen Tragetüchern. Einige davon sind so gefertigt, dass sie das Anlegen erleichtern (spezielle Ringe, die das Binden erleichtern, verstärkter Rücken-/Kopfbereich etc.).

Der Vorteil eines Tragetuchs liegt darin, dass es individuell an Mutter und Kind angepasst werden kann und es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, das Baby zu tragen (z.B. Kreuztrage, Känguru, Rückentrage, Hüftsitz).

Tragesack / Babytrage

Wer sich nicht an das Tragetuch heranwagt oder aus anderen Gründen kein Babytragetuch verwenden möchte, kann auf einen Tragesack oder eine Babytrage zurückgreifen. Tragesäcke bestehen aus verstellbaren Tragegurten, die mit Schnallen geschlossen werden.

Je nach Modell besitzen die Babytragen einen Hüftgurt, der mit einer Schnalle geschlossen wird oder der ähnlich einem Tragetuch um die Hüfte gebunden wird. Wichtig ist, dass der Steg zwischen den Beinen des Babys breit genug ist, damit die Beine nicht baumeln.

Tragesäcke lassen sich relativ einfach handhaben und lassen auch verschiedene Tragetechniken zu (Bauch, Rücken, je nach Modell Hüfte). Aber auch hier ist es wichtig, die richtige Handhabung zu lernen und herauszufinden, wie genau die Gurte eingestellt sein müssen, damit das Baby optimal sitzt und der Rücken des Tragenden nicht überstrapaziert wird.