Der Riesen-Bärenklau wird bis zu vier Meter hoch
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Riesenbärenklau: So giftig ist die Herkulesstaude

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.04.2024

Wer auf Riesenbärenklau trifft, sollte Abstand halten – insbesondere während der Blütezeit in den Monaten Juni bis Juli. Denn bei Kontakt mit der sogenannten Herkulesstaude kann es in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen kommen. Auch Atemnot ist möglich. Was hilft im Akutfall?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Riesenbärenklau: Warum ist er so gefährlich?

Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt, fällt vor allem durch seine Größe auf: Bis zu vier Meter Höhe erreicht der Doldenblütler. Besonders für spielende Kinder wird er zur Gefahr.

Denn der Pflanzensaft des Riesenbärenklaus enthält sogenannte Furanocumarine (kurz: Furocumarine). Das sind phototoxische Stoffe, die auf der Haut in Kombination mit Sonnenlicht zu entzündlichen Reaktionen führen. Den Pflanzen dient das Gift als Schutz vor Mikroorganismen. Bei Menschen und Tieren kann es schlimme Verbrennungen auslösen. 

Die Furocumarine sitzen in allen Pflanzenteilen, einschließlich Stängeln und Blättern. Während der Blütezeit zwischen Juni und Juli kann sogar einfaches Vorbeistreifen an den Blütendolden ausreichen, um Verbrennungen hervorzurufen.

Was passiert bei Kontakt mit dem Riesenbärenklau?

Wer an den Blüten des Bärenklaus vorbeistreift oder Pflanzensaft auf die Haut bekommt, wird vermutlich nicht unmittelbar Beschwerden bemerken. Denn zur phototoxischen Reaktion kommt es erst in Verbindung mit UV-Strahlung. Die Haut verliert durch die Stoffe ihren natürlichen UV-Schutz und erleidet dadurch Verbrennungen. Bis die ersten Symptome auftreten, kann es manchmal Stunden dauern. 

Zu den möglichen Beschwerden zählen:

Innerhalb von drei Tagen nehmen die Beschwerden auf der Haut zu, bis die Wunden Verbrennungen zweiten oder sogar dritten Grades ähneln. Öffnen sich die Hautbläschen oder werden geöffnet, besteht die Gefahr einer Wundinfektion.

Wird die Pflanze entfernt, besteht zudem die Gefahr, dass dabei Dämpfe freigesetzt und eingeatmet werden. Dann können folgende Symptome hinzukommen:

Wenn die Haut nach dem Kontakt zum Bärenklau nur wenig Sonnenlicht ausgesetzt war, kann die Reaktion geringer ausfallen. Zum Beispiel fehlen möglicherweise entzündliche Reaktionen wie Hautrötungen, Bläschen und Schmerzen. Stattdessen bilden sich nach etwa ein bis zwei Wochen Hautverfärbungen an den betroffenen Stellen.

Wie lange halten die Beschwerden an?

Meist lassen die Beschwerden nach, sobald die Hautbläschen nach rund ein bis vier Wochen eingetrocknet sind. Die betroffene Hautstelle bleibt häufig noch längere Zeit verfärbt. Bis sie sich vollständig erholt, können einige Monate vergehen.

Riesenbärenklau erkennen

Die bis zu vier Meter große Pflanze hat rund zehn Zentimeter dicke, rot gesprenkelte Stängel und trägt schirmartige Dolden mit weißen Blüten, die einen Durchmesser von rund 50 Zentimetern haben. Der aus dem Kaukasus stammende Neophyt ist mittlerweile in ganz Mitteleuropa verbreitet. Besonders häufig wächst er an Wiesen- und Waldrändern und an den Ufern von Gewässern. Von ähnlichen Pflanzenarten unterscheidet er sich vor allem durch seine Größe.

Riesenbärenklau: Verbrennung und Wunden vorbeugen und behandeln

Wer schnell genug handelt, kann nach Hautkontakt mit dem Bärenklau möglicherweise verhindern, dass die Reaktion sehr stark ausfällt. Folgende Tipps können dabei helfen:

  • die betroffenen Hautstellen sofort gründlich mit Wasser und Seife waschen 
  • die Hautbereiche dürfen auf keinen Fall der Sonne ausgesetzt werden – mindestens zwei Tage lang Sonnenbestrahlung vermeiden 
  • bei Brandblasen, allergischen Reaktionen wie Atemnot, wenn die Augen in Kontakt mit dem Pflanzensaft geraten sind sowie generell bei Kindern ist ärztlicher Rat ratsam

Symptome der Verbrennung lindern

Haben sich nach dem Kontakt mit Riesenbärenklau einmal Wunden und Verbrennungen gebildet, lassen sich nur noch die Beschwerden lindern. Cremes oder Lotionen mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Glukokortikoide wirken entzündungshemmend. In schweren Fällen kann es notwendig sein, Kortison nach ärztlicher Absprache in Form von Tabletten einzunehmen.

Riesenbärenklau und Wiesen-Bärenklau: Verwechslung möglich

Im Prinzip sieht der Riesenbärenklau aus wie der gewöhnliche Bärenklau – dieser ist allerdings nur maximal halb so groß. Ganz ungefährlich ist auch der Wiesen-Bärenklau nicht, denn er enthält ebenfalls Furocumarine, wenn auch in geringerer Menge. Er kann ebenfalls Reaktionen auslösen, diese fallen allerdings weniger stark aus. Vorsichtshalber sollte jedoch auch zum kleineren Bärenklau Abstand gehalten werden.

Auch harmlose Wildpflanzen-Arten wie Giersch, Engelwurz, Schafgarbe oder die große Bibernelle können theoretisch mit dem Riesenbärenklau verwechselt werden.

Riesenbärenklau sicher entfernen

Meldepflichtig ist der Riesenbärenklau zwar nicht. Wer ihn im öffentlichen Raum findet, sollte dies aber dennoch der Stadt oder Gemeinde melden, damit die Pflanze entfernt wird. Die ausgewachsene Pflanze kann bis zu 50.000 Samen bilden, die noch bis zu zehn Jahre lang keimfähig sind. Somit verbreitet sich der Bärenklau rasch und lässt sich mitunter auch in Gärten nieder.

Bärenklau im Garten bekämpfen

Wer eine Herkulesstaude im eigenen Garten entfernen möchte, sollte dies Fachleuten überlassen oder aber folgende Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:

  • die Arbeiten möglichst bei bedecktem Himmel oder in den frühen Abendstunden durchführen
  • feste, dicke Kleidung anziehen
  • Mütze, Handschuhe und Schutzbrille tragen
  • keine Freischneider verwenden, da die Spritzgefahr zu hoch ist
  • die Pflanze sollte möglichst bereits vor der Blüte im April bis Mai entfernt werden
  • blüht die Pflanze bereits, müssen zunächst die Blütenstände abgeschnitten und in den Restmüll gegeben werden
  • haben sich bereits Samen gebildet, müssen die Dolden vorsichtig entfernt werden, damit sich die Samen nicht verteilen. Alternativ die Samenstände in Tüten einpacken, die dann nach der Samenreife vorsichtig entfernt und entsorgt werden.
  • anschließend muss die gesamte Pflanze ausgegraben werden. Dafür den Wurzelstock rund 10 bis 15 Zentimeter unter dem Ansatz abstechen, damit der Bärenklau nicht erneut austreibt.
  • Pflanzenreste nicht in den Kompost geben, damit die Samen sich nicht verbreiten