Mittel gegen Erkältungskrankheiten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.09.2007

auch bezeichnet als:
Erkältungsmittel; Grippemittel

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Mittel gegen Erkältungskrankheiten" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Unter einer Erkältung wird eine Infektion der oberen Atemwege verstanden. In über 90 Prozent der Fälle sind Viren die Auslöser. Antibiotika, die Bakterien bekämpfen, sind bei den meisten Erkältungskrankheiten unwirksam und daher unnötig.
Mehr als 200 verschiedene Typen von Erkältungsviren sind bekannt. Die häufigsten sind dabei die Rhinoviren. Haben solche Viren erst einmal den Weg in den Körper gefunden, setzen sie sich auf den Oberflächen der Schleimhäute fest. Dort vermehren sie sich und locken damit die körpereigenen Abwehrzellen an. Es kommt zur Entzündung, die man durch die Erkältungssymptome zu spüren bekommt. Das häufigste Symptom ist dabei ein Anschwellen der Schleimhäute in den Atemwegen. So ist eines der Hauptanwendungsgebiete von Erkältungsmitteln der Schnupfen, der zur Verstopfung der Nase und zu stark erschwertem Atmen führen kann. Zur Behandlung werden hier abschwellende Nasentropfen oder -sprays eingesetzt, so genannte alpha-Sympathomimetika wie Xylometazolin. Pseudoephedrin stoppt ein wenig die laufende Nase und erleichtert die Atmung. Aber auch Spülungen mit isotonisiertes Meerwasser + Dexpanthenol oder Emser Salz sind hilfreich.

Manchmal kann es passieren, dass ein Schnupfen in eine Nasennebenhöhlenentzündung übergeht, bei der in Kiefer- oder Stirnhöhlen eingedrungene Krankheitserreger eine Entzündung verursachen. Sie äußert sich durch ein Druckgefühl an Augen, Schläfen, Stirn und Wangen, das sich typischerweise beim Bücken verschlimmert. Eine Nasennebenhöhlenentzündung gehört auf jeden Fall in ärztliche Behandlung, da eventuell der Einsatz von Antibiotika notwendig ist. Aus der Pflanzenheilkunde können Enzianwurzel, Eisenkraut und Sauerampfer dagegen eingesetzt werden.

Durch eine verstopfte Nase kann es leicht zu Halsschmerzen kommen, da jetzt vermehrt durch den Mund geatmet werden muss. Besiedeln die Erkältungserreger nun auch den Rachenraum, kann sich hier ebenfalls eine Entzündung entwickeln. Der Hals ist gerötet, kratzt und schmerzt. Hier kommen antiseptische Mittel zusammen mit Schmerzstillern zum Einsatz. Ein Beispiel ist die Kombination Tyrotricin + Benzalkoniumchlorid + Benzocain.

Gelangen die Erkältungserreger noch weiter nach unten, können auch an Luftröhre und Bronchien Entzündungen entstehen. Diese führen zu einem Hustenreiz und es entsteht trockener, unproduktiver Reizhusten. Hier werden hustenstillende Mittel, wie zum Beispiel Extrakte aus Schöllkraut und Efeu eingesetzt, um den übermäßigen Hustenreiz zu unterdrücken.

Geht der Reizhusten nach wenigen Tagen in einen schleimigen, produktiven Husten über, werden dagegen schleimlösende Mittel wie Spitzwegerich, Kiefernnadelöl, Eukalyptusöl, Primelwurzeln, Thymian, Menthol und Campher verwendet, um den Abtransport des Sekrets zu erleichtern. Um den Schleim zu verflüssigen, muss besonders auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden.

Gerade bei Kindern tritt im Rahmen einer Erkältung meist auch Fieber auf. Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion und sollte nicht unbedingt gleich mit fiebersenkenden Mitteln wie Weidenrinde und Paracetamol behandelt werden. Kommen aber noch Kopfschmerzen und Gliederschmerzen hinzu, kann ihre Einnahme jedoch große Linderung verschaffen.

Zur Vorbeugung oder bei den ersten Anzeichen einer Erkältungskrankheit können Pflanzenextrakte eingenommen werden, die das Immunsystem stimulieren sollen. Hierzu zählt der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), der auch in Kombination mit Lebensbaumspitzen (Thuja) und Färberhülsenwurzel (Baptisia) zur Behandlung von Schnupfen und Bronchitis eingesetzt wird. Ist die Erkältung schon zu merken, kann manchmal eine Schwitzkur Abhilfe schaffen. Dazu trinkt der warm angezogene Patient heißen Tee aus Lindenblüten oder Holunderblüten.

Sowohl vorbeugend als auch zur Behandlung von Infekten kann eine Kombination von Kapuzinerkresse und Meerrettich verwendet werden. Auch der Wurzelextrakt der südafrikanischen Kapland-Pelargonie Umckaloabo wird sehr häufig zur akuten Behandlung oder zur Vorbeugung eingesetzt.

Bei immer wiederkehrenden Infekten können zudem Ginseng und Taigawurzel (Eleutherococcus) helfen.

Wirkung

Abschwellende Nasenmittel, die alpha-Sympathomimetika, setzen sich an spezielle Bindestellen auf der Nasenschleimhaut. Hier führen sie zu einem Zusammenziehen der Gefäße in der Nase, was zum Abschwellen der Nasenschleimhaut führt. Die Nase wird wieder frei und man kann gut durchatmen. Allerdings führt regelmäßiger Gebrauch dieser Wirkstoffe nicht selten zu einer Abhängigkeit, die nach einem der ersten Medikamente dieser Art "Privinismus" genannt wird. Da auch die Nasenschleimhäute durch den Gebrauch dieser Wirkstoffe austrocknen und geschädigt werden, ist die Benutzung solcher Präparate bei einfachem Schnupfen kaum zu empfehlen. Besteht jedoch gleichzeitig eine Nasennebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung ist der Einsatz der Wirkstoffe sinnvoll.

Nasensprays oder -tropfen mit Meersalz wirken nicht abschwellend. Durch die Befeuchtung der trockenen, entzündeten Schleimhäute lösen sie aber Krusten und beruhigen eine wunde Nase. Hier hilft auch ein Zusatz an Dexpanthenol in den Sprays oder Tropfen.

Bei Halsschmerzen kommen oft Lutschtabletten mit keimhemmenden Inhaltsstoffen zur Anwendung. Diesen sind manchmal Stoffe zugesetzt, die die Oberfläche von Mund und Hals leicht betäuben (Mittel zur örtlichen Betäubung) und so zur Schmerzlinderung führen. Der Speichelfluss, der durch das Lutschen angeregt wird, trägt dabei auch zur Heilung bei. Er befeuchtet die Schleimhäute und fördert damit deren Regeneration; dazu spült er Erreger hinweg. Bei Beginn eines Infektes hilft auch Gurgeln mit Tees aus Kamille und Salbei, da beide Kräuter entzündungshemmend und desinfizierend wirken.

Bei trockenem Husten blockieren die meisten chemischen und pflanzlichen hustendämpfenden Mittel das Hustenzentrum im Gehirn, sodass die Hustenattacken weniger werden. Schleimhaltige Pflanzen wie Isländisch Moos, Primelwurzel (Schlüsselblumenwurzel) und Eibisch können durch ihre Inhaltsstoffe einen Schutzfilm über die gereizten Schleimhäute legen und sie dadurch beruhigen.

Ist der Husten bereits produktiv und schleimig, können schleimlösende Mittel das Abhusten erleichtern. Sie erhöhen die Menge an Schleim in den Bronchien, sodass der Schleim verflüssigt wird. Ebenso zerstören sie das dichte Maschennetzwerk, das den zähen Schleim ausmacht. Hierdurch wird der Schleim ebenfalls dünnflüssiger und kann leichter ausgehustet werden. Auf eine ausreichende Trinkmenge zur Verflüssigung des Schleims ist immer zu achten. Ätherische Öle helfen sowohl bei Erkältungsschnupfen als auch beim Husten. Sie verflüssigen ebenfalls den zähen Schleim und helfen beim Abtransport.

Sonnenhut bewirkt, dass der Körper vermehrt weiße Blutkörperchen bildet und die Leistung der Abwehrzellen, die eingedrungene Fremdstoffe abbauen, steigt. Damit sich das Immunsystem nicht an den Reiz gewöhnt, sollte die Anwendung regelmäßig, aber immer mit Einnahme-Pausen erfolgen.

Pelargoniumwurzel-Extrakt wirkt gegen Erreger und verhindert, dass sich Bakterien oder Viren an den Schleimhäuten festsetzen. Ebenso kommt es zu einer Verflüssigung von Schleim und zur Stärkung der körpereigenen Abwehr.