Sitagliptin + Ertugliflozin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 31.08.2018

Allgemeines

Die Kombination dient bei Erwachsenen ab 18 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 2 zusätzlich zu Diät und Bewegung zur Senkung des Blutzuckers.

Voraussetzung ist,
  • dass der Blutzucker des Patienten mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff, Sitagliptin oder Ertugliflozin nicht ausreichend gesenkt werden kann
  • oder
  • der Patient bereits mit der Kombination aus Ertugliflozin und Sitagliptin in Form von einzelnen Tabletten behandelt wird.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Rückgewinnung von Glukose aus dem Urin hemmen
  • Insulinproduktion anregen
  • Insulinausschüttung verstärken
  • Glukose-Empfindlichkeit der Beta-Zellen steigern
  • Glukoseproduktion der Leber drosseln
  • Blutzucker absenken

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Sitagliptin + Ertugliflozin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Sitagliptin + Ertugliflozin nicht verwendet werden?

Bei Vorliegen eine Diabetes mellitus vom Typ 1, Nierenfunktionsstörungen mit einer Kreatinin-Clearance unter 45 Milliliter/Minute und bei Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe darf die Kombination nicht eingesetzt werden.

Bei Patienten, die wegen eines größeren chirurgischen Eingriffs oder einer akuten schweren Erkrankung ins Krankenhaus kommen, wird der Arzt die Behandlung unterbrechen. In beiden Fällen kann die Therapie fortgesetzt werden, sobald sich der Zustand des Patienten gebessert hat.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination angewendet werden bei
  • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und bei älteren Menschen, weil die Wirkstoffe die Urinausscheidung verstärken und das Blut eindicken
  • Einnahme von Blutdrucksenkern, wenn dabei schon niedriger Blutdruck auftrat
  • Magen-Darm-Erkrankungen, die zu einem Flüssigkeitsverlust führen können
  • Patienten mit Herzmuskelschwäche, weil es mit dieser Gruppe kaum Erfahrungen aus klinischen Studien gibt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine Erfahrungen mit der Anwendung der Kombination bei Schwangeren. Aus Tierexperimenten weiß man, dass Ertugliflozin die Entwicklung und Reifung der Nieren des Ungeborenen beeinflussen kann. Deshalb sollten Schwangere die Kombination nicht angewenden.

Bei Ratten geht die Wirkstoffkombination in die Muttermilch über. Ob dies auch bei Menschen der Fall ist, ist nicht bekannt. Die Kombination sollte während der Stillzeit nicht eingesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombination bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Es gibt dazu keine Erfahrung aus klinischen Studien.

Welche Nebenwirkungen können Sitagliptin + Ertugliflozin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Sitagliptin + Ertugliflozin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Pilzinfektionen der Scheide und anderer Geschlechtsorgane bei Frauen

Häufige Nebenwirkungen:
Pilzinfektion der Eichel und anderer Geschlechtsorgane bei Männern, Unterzuckerung, Kopfschmerzen, zu geringes Blutvolumen, erhöhter Harndrang, Juckreiz der Scheide, Durst, veränderte Blutfette, erhöhter Hämoglobin-Wert, Blut-Harnstoff erhöht

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schwindel, Verstopfung, Juckreiz, Harnentleerungsstörungen, erhöhter Kreatinin-Wert im Blut, verminderte Nierenfunktion

Seltene Nebenwirkungen:
Diabetische Körperübersäuerung (Ketoazidose)

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich allergischer Reaktionen, Lungenentzündung (interstitielle Lungenerkrankung), Erbrechen, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (auch tödliche und nicht-tödliche Verlaufsformen mit Blutung und Gewebszerfall), Gesichtsschwellung, Hautausschlag, Nesselfieber, Entzündung von Hautblutgefäßen, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, bullöses Pemphigoid), Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkerkrankung, Nierenfunktionsstörungen, akutes Nierenversagen

Besonderheiten:
Kommt es zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, ist die Behandlung mit der Kombination sofort zu beenden und darf bei Bestätigung der Diagnose nicht wieder begonnen weren. Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung sind anhaltende starke Bauchschmerzen.

Übelkeit und Erbrechen, Essensverweigerung, Bauchschmerzen, übermäßiger Durst, Schwierigkeiten beim Atmen, Verwirrtheit, ungewöhnliche Müdigkeit oder Schläfrigkeit können Anzeichen einer Körperübersäuerung (Ketoazidose) sein. Dann ist die Behandlung mit der Kombination sofort zu beenden.

Wie bei allen Diabetikern sind die Füße und Zehen regelmäßig zu überprüfen, um Durchblutungsstörungen dort sofort festzustellen.

Welche Wechselwirkungen zeigen Sitagliptin + Ertugliflozin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Ertugliflozin kann die entwässernde Wirkung von Entwässerungsmitteln (Diuretika) verstärken und so das Risiko für eine Austrocknung oder einen Blutdruckabfall erhöhen. Auch kann Ertugliflozin das Risiko für eine Unterzuckerung erhöhen, sofern es gemeinsam mit Insulinen oder einem Wirkstoff angewendet wird, der die Insulin-Ausschüttung erhöht. Demzufolge wird der Arzt bei gemeinsamer Anwendung mit der Kombination möglicherweise die Dosis des Insulins oder des anderen Wirkstoffs verringern.

Bei Menschen mit stark eingeschränkter Nierenfunktion sind Wechselwirkungen zwischen Sitagliptin und den Pilzmitteln Ketoconazol und Itraconazol möglich, sowie mit dem Tuberkulose-MittelRitonavir sowie dem Makrolid-AntibiotikumClarithromycin).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (anhaltende starke Bauchschmerzen) ist die Behandlung sofort abzubrechen und ein Arzt zu befragen.
  • Übelkeit und Erbrechen, Essensverweigerung, Bauchschmerzen, übermäßiger Durst, Schwierigkeiten beim Atmen, Verwirrtheit, ungewöhnliche Müdigkeit oder Schläfrigkeit können Anzeichen einer Körperübersäuerung sein. Dann ist die Behandlung mit dem Medikament sofort zu beenden.
  • Füße und Zehen sind regelmäßig auf Durchblutungsstörungen hin zu kontrollieren.
  • Urintests auf Glukose fallen durch das Medikament verstärkt falsch-positiv aus.
  • Zur Blutzuckerkontrolle darf kein 1,5-AG Assay-Verfahren angewendet werden, da dieses durch das Medikament falsch reagiert.
  • Bei Schwindel, Unterzuckerung und Schläfrigkeit sollten Patienten nicht Auto fahren und keine Maschinen bedienen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Sitagliptin + Ertugliflozin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Sitagliptin + Ertugliflozin enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Sitagliptin + Ertugliflozin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Sitagliptin + Ertugliflozin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe orale Antidiabetika, zu welcher die Wirkstoffkombination Sitagliptin + Ertugliflozin gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Sitagliptin + Ertugliflozin

Die Kombination dient bei Erwachsenen ab 18 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 2 zusätzlich zu Diät und Bewegung zur Senkung des Blutzuckers.

Voraussetzung ist,
  • dass der Blutzucker des Patienten mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff, Sitagliptin oder Ertugliflozin nicht ausreichend gesenkt werden kann
  • oder
  • der Patient bereits mit der Kombination aus Ertugliflozin und Sitagliptin in Form von einzelnen Tabletten behandelt wird.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sitagliptin + Ertugliflozin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Sitagliptin + Ertugliflozin

Die Kombination gehört zur Wirkstoffgruppe der oralen Antidiabetika.

Sie vereint zwei blutzuckersenkende Wirkstoffe mit sich ergänzenden Wirkmechanismen:

Ertugliflozin bewirkt, dass der Körper mehr Glukose (Zucker) mit dem Urin ausscheidet. Normalerweise verhindert ein bestimmtes Eiweiß, dass der Körper Glukose über den Urin verliert, indem es Glukose aus dem Urin zurücktransportiert. Ertugliflozin hemmt dieses Eiweiß vorübergehend.

Sitagliptin beeinflusst zwei Hormone, die vom Darm über den Tag hinweg in die Blutbahn freigesetzt werden. Ihre Konzentration steigt als Reaktion auf eine Mahlzeit an. Diese sogenannten Inkretine scheinen durch Sitagliptin aktiviert zu werden. Wenn der Blutzuckerspiegel normal oder erhöht ist, verstärken die Inkretine die Produktion und Freisetzung von Insulin aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Sitagliptin macht darüber hinaus die Beta-Zellen empfindlicher gegen GluKose. Zusätzlich senkt es die Glukoseproduktion in der Leber. Alle diese Effekte zusammen ergeben eine niedrigere Blutzuckerkonzentration. Bei niedrigen Blutzuckerspiegeln bleibt Sitagliptin wirkungslos, wodurch es nicht so leicht zu der bei Diabetikern gefürchteten Unterzuckerung kommt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.