Prasugrel

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.12.2013

Allgemeines

Bei Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen ist die Eigenversorgung des Herzens mit Blut gestört. Dadurch kann es zu Angina Pectoris und Herzinfarkt kommen. Eine besondere Gefahr besteht durch die Ablagerung von verklumpten Blutplättchen, die die verengten Blutgefäße zusätzlich verstopfen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Bildung von Blutgerinnseln verhindern
  • Verklumpung von Blutplättchen hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Prasugrel im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Prasugrel nicht verwendet werden?

Prasugrel darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • einer schweren krankhaften Blutung
  • Schlaganfall oder einer vorübergehenden Durchblutungsstörung des Gehrns (TIA) in der Vorgeschichte
  • schwerer Leberfunktionsstörung (Child Pugh Class C).
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt darf Prasugrel eingesetzt werden bei
  • Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko (Magengeschwüre, blutverdünnende Medikamente, kürzliche Operationen)
  • Patienten über 75 Jahren und unter 60 Kilogramm Körpergewicht
  • asiatischen Patienten, weil diese den Wirkstoff etwas abweichend verstoffwechseln
  • Nierenfunktionsstörung und mittelschwerer Leberfunktionsstörung
  • Neigung zu speziellen Unterhautblutungen (Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura; TTP), weil diese eine schwerwiegende Erkrankung sind, die sofort behandelt werden muss
  • Operationen. Wenn bei einem Patienten eine Operation geplant und keine blutverdünnende Wirkung gewünscht wird, sollte die Behandlung mit Prasugrel spätestens sieben Tage vor der Operation beendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Weil Studien mit dem Wirkstoff an Schwangeren nicht durchgeführt wurden, sollte Prasugrel während einer Schwangerschaft vom Arzt nur eingesetzt werden, wenn er den möglichen Nutzen für die Mutter höher einschätzt als das mögliche Risiko für das Ungeborene.

Es ist auch nicht bekannt, ob Prasugrel bei stillenden Frauen in die Muttermilch übergeht. Tierstudien haben allerdings gezeigt, dass Prasugrel
in die Milch der Tiere ausgeschieden wurde. Die Anwendung von Prasugrel während der Stillzeit wird daher ebenfalls nicht empfohlen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher wurden keine Studien zur Wirkung und Verträglichkeit von Prasugrel bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Daher sollte die Anwendung
bei Kindern unter 18 Jahren unterbleiben.

Welche Nebenwirkungen kann Prasugrel haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Prasugrel. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Blutergüsse, Nasenbluten, Magen-Darm-Blutungen, Hautausschlag, Unterhautblutungen, Blut im Urin, Blutungen nach Stichen, Blutergüsse nach Stichen, Prellungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Augenblutung, Bluthusten, Bauchfellblutung, Enddarmblutung, Blutstuhl, Zahnfleischbluten, Blutung (nach Operationen und Zahnziehungen).

Seltene Nebenwirkungen:
Bluterguss unter der Haut.

Besonderheiten:
Hatte ein Patient in der Vergangenheit schon einmal einen Schlaganfall oder vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns (TIA) kam es bei der Behandlung mit Prasugrel häufig (in 6,5% der Fälle) zu einem Schlaganfall.

Allgemein ist das Risiko für behandlungsbedingte Blutungen bei Patienten über 75 Jahre oder bei einem Körpergewicht unter 60 Kilogramm höher.

Bei frühzeitiger Gabe vor einer Röntgendarstellung der Herzkranzgefäße (Koronarangiographie) sind Patienten mit schwer behandelbarer Angina pectoris besonders gefährdet, schwerwiegende Blutungen zu erleiden. Aktuelle Studienergebnisse führten zu einer Änderung der Leitlinien-Empfehlung: Patienten mit schwer behandelbarer Angina pectoris oder Herzinfarkt mit ST-Strecken-Hebung darf die endgültige Dosis Prasugrel erst zum Zeitpunkt der obengenannten Untersuchung verabreicht werden, um das Risiko von Blutungen möglichst klein zu halten.

Welche Wechselwirkungen zeigt Prasugrel?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wegen des erhöhten Risikos von Blutungen sollte die gleichzeitige Verabreichung des Blutverdünners Warfarin (oder anderer Cumarinderivate) sowie die gleichzeitige Langzeit-Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (einschließlich COX-2-Hemmern) und Prasugrel möglichst vermieden werden. Zusammen mit Acetylsalicylsäure oder Heparin besteht ein solches erhöhtes Blutungsrisiko nicht.

Der Einfluss von Prasugrel auf andere Wirkstoffe ist gering bis unbedeutend. Eine mögliche Wirkungsverminderung durch Prasugrel ist lediglich bei gemeinsamer Gabe für das Krebsmittel Cyclophosphamid und das Virus-Mittel Efavirenz zu beachten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wird bei einer Operation keine Blutverdünnung gewünscht, muss das Medikament sieben Tage vorher abgesetzt werden.
  • Personen über 75 Jahre oder unter 60 Kilogramm Körpergewicht sollten zur Langzeitbehandlung nicht mehr als fünf Milligramm täglich erhalten.
  • Personen über 75 Jahre sollten möglichst nicht mit dem Medikament behandelt werden.
  • Das Medikament ist zur Behandlung ausschließlich in Kombination mit Acetylsalicylsäure zugelassen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Prasugrel?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Prasugrel enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Prasugrel

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Prasugrel. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Thrombozytenaggregationshemmer, zu welcher der Wirkstoff Prasugrel gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Prasugrel

Bei Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen ist die Eigenversorgung des Herzens mit Blut gestört. Dadurch kann es zu Angina Pectoris und Herzinfarkt kommen. Eine besondere Gefahr besteht durch die Ablagerung von verklumpten Blutplättchen, die die verengten Blutgefäße zusätzlich verstopfen.

Prasugrel wird eingesetzt bei nicht behandelbarer Angina pectoris und bei bestimmten Herzinfarktformen nach dem Versuch, die verstopften Herzkranzgefäße durch einen Eingriff wieder durchgängig zu machen. Der Wirkstoff soll die Bildung von Blutgerinnseln und somit das Wiederauftreten von Angina pectoris oder Herzinfarkten verhindern. Die Anwendung von Prasugrel erfolgt bisher ausschießlich in Kombination mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Prasugrel sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Prasugrel

Bei der Blutgerinnung spielen die Blutplättchen (Thrombozyten) eine wesentliche Rolle. Indem sie sich zusammenballen und Gerinnsel bilden, sorgen sie für den Wundverschluss. Bei krankhaft gesteigerter Blutgerinnung oder Gefäßkrankheiten (Atherosklerose) entstehen Pfropfen, die Blutgefäße verschließen und die Versorgung von Körpergewebe behindern. So kommt es im schlimmsten Falle zu Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Prasugrel gehört zur Wirkstoffgruppe der Thrombozytenaggregationshemmer und dort zur Untergruppe der ADP-Hemmer. Es bindet sich unumkehrbar an einen bestimmten Rezeptor auf der Oberfläche der Blutplättchen. Damit verhindert der Wirkstoff das Andocken des Energielieferanten Adenosindiphosphat (ADP) an die Blutplättchen. Die Blutplättchen können dann keine Energie aufnehmen. Da sie ihnen für den Zusammenschluss zu Gerinnseln fehlt, bleibt das Blut flüssig. Dieser Effekt hält so lange an, bis die Prasugrel-beladenen Blutplättchen abgestorben sind und durch neue ersetzt wurden. Das ist in sieben bis neun Tagen nach der Einnahme der Fall.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.