Pioglitazon + Metformin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.02.2014

Hinweis

Seit dem 14. Juni 2011 sollten Medikamente mit dem Wirkstoff Pioglitazon nicht mehr neu verschrieben werden. Diabetiker, die derzeit ein Pioglitazon-haltiges Medikament einnehmen, sollten Ihren Arzt um Rat fragen, aber die Behandlung nicht eigenmächtig beenden.

Allgemeines

Die Kombination wird immer dann zur Behandlung des Diabetes mellitus vom Typ 2 eingesetzt, wenn eine Einzeltherapie mit Metformin trotz der höchsten noch verträglichen Dosierung nicht erfolgreich war. Zielgruppe sind vor allem übergewichtige Patienten.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Glukoseverbrennung im Körpergewebe steigern
  • Glukoseaufnahme in das Körpergewebe fördern
  • Glukoseaufnahme aus dem Darm behindern
  • Glukoseproduktion im der Leber bremsen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pioglitazon + Metformin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Pioglitazon + Metformin nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe
  • Herzmuskelschwäche, auch in der Vorgeschichte
  • akuten oder chronischen Erkrankungen, die die Sauerstoffversorgung im Gewebe vermindern wie Herzmuskelschwäche, Atemfunktionsstörungen oder kürzlich aufgetretener Herzinfarkt sowie Schock
  • Leberfunktionsstörungen
  • akuter Alkoholvergiftung oder Alkoholismus
  • Entgleisung des Zuckerstoffwechsels (diabetische Ketoazidose oder die Vorstufe des diabetischen Koma)
  • Nierenversagen oder Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 60 Milliliter/Minute)
  • geplanten Operationen, weil Metformin mindestens 48 Stunden davor abgesetzt werden muss
  • bestehendem Blasenkrebs, einem solchen in der Vorgeschichte oder Blut im Urin mit ungeklärter Ursache
  • akute Veränderung der Nierenfunktion durch Austrocknung, schwere Infektionen, Schock oder Gabe von jodhaltigen Kontrastmitteln in die Vene.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination angewendet werden bei:
  • älteren Patienten wegen der Gefahr einer Nierenfunktionsstörung und des erhöhten Krebsrisikos
  • Beginn einer blutdrucksenkenden oder entwässernden Therapie oder einer Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika, weil alle diese Umstände die Nierenfunktion und damit die Ausscheidung der Kombination beeinträchtigen
  • Sehstörungen, weil diese sich durch die Behandlung verschlimmern können
  • Zysten am Eierstock, weil eine vorher bestehende Unfruchtbarkeit durch Pioglitazon plötzlich wieder behoben werden kann
  • Osteoporose, weil Pioglitazon besonders bei Frauen auf Dauer zu vermehrten Knochenbrüchen führen kann.
Hinweis:
Der Arzt sollte vor Beginn einer Pioglitazon-Behandlung nach Risikofaktoren für Blasenkrebs fragen und jegliche Ursache für Blut im Urin abklären.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tierexperimente zeigten kaum schädigende Wirkungen auf die Nachkommenschaft, doch gibt es keine Erfahrungen mit der Behandlung Schwangerer. Daher sollte die Kombination nicht während der Schwangerschaft und nicht bei Frauen im gebärfähigen Alter angewendet werden, die keine schwangerschaftsverhütenden Maßnahmen ergreifen. Bei Kinderwunsch einer Patientin oder eingetretener Schwangerschaft sollte der Arzt die Behandlung beenden.

Sowohl Pioglitazon als auch Metformin wurden in der Milch säugender Ratten nachgewiesen. Es ist nicht bekannt, ob der Säugling beim Stillen den Wirkstoff aufnimmt. Daher darf die Kombination bei Frauen in der Stillzeit nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Anwendung von Pioglitazon bei Patienten unter 18 Jahren gibt es bisher keine Erfahrungen aus Studien. Daher wird ein Einsatz der Kombination in dieser Altersgruppe nicht empfohlen, es sei denn, der Arzt hält ihn für unumgänglich.

Welche Nebenwirkungen können Pioglitazon + Metformin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pioglitazon + Metformin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Oberbauchbeschwerden, Appetitverlust.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Sehstörungen, Gewichtszunahme, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Blut im Urin, Erektionsstörungen, Infektionen der oberen Atemwege, Empfindungsstörungen, Geschmacksstörungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blähungen, Nasennebenhöhlenentzündung, Schlaflosigkeit.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
gestörte Vitamin B12-Aufnahme, Stoffwechselentgleisung (Laktatazidose), Leberwertveränderungen, Leberentzündung, Hautrötung, Juckreiz, Nesselsucht.

Besonderheiten:
Kennzeichnend für eine Laktatazidose sind Atembeschwerden, Bauchschmerzen und Untertemperatur mit nachfolgendem Koma. Bei ersten Anzeichen ist die Kombination abzusetzen und ein Arzt aufzusuchen.

Bei Auftreten von Beschwerden, die auf eine Leberfunktionsstörung hinweisen, wie beispielsweise ungeklärte Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und/oder dunkler Harn, ist sofort ein Arzt zur Überprüfung der Leberenzymwerte aufzusuchen.

Es ist unklar, ob es zwischen der Einnahme von Pioglitazon und dem Auftreten von Wasseransammlungen in der Netzhaut (Makulaödemen) einen direkten Zusammenhang gibt. Wenn aber Störungen der Sehschärfe auftreten, sollte sofort ein Augenarzt aufgesucht werden.

Durch die verbesserte Insulinwirkung kann die Behandlung mit Pioglitazon bei Patientinnen mit Eierstockzysten zum Wiedereinsetzen des Eisprungs führen. Bei diesen Patientinnen besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Falls diese gewünscht ist oder eintritt, ist die Behandlung abzusetzen.

Bei der Langzeittherapie mit Pioglitazon besteht bei Frauen ein erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen. Es empfiehlt sich also, die Knochendichte regelmäßig vom Arzt überprüfen zu lassen.

Neuere Studien haben geezigt, dass besonders eine langzeitige Behandlung mit dem Wirkstoff (nach zwei Jahren) das Risiko für Blasenkrebs um fast 40% steigert. Seit April 2011 sind Medikamente mit dem Wirkstoff daher nicht mehr zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verschreibungsfähig.

Welche Wechselwirkungen zeigen Pioglitazon + Metformin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung von Pioglitazon mit Gemfibrozil (gegen Fettstoffwechselstörungen) und auch des Magenmittels Cimetidin verstärken die Pioglitazon-Wirkung. Daher wird der Arzt vermutlich die Pioglitazondosierung verringern, wenn diese Wirkstoffe gleichzeitig verabreicht werden. Die gleichzeitige Anwendung von Pioglitazon mit Rifampicin (gegen Tuberkulose) schwächt hingegen die Pioglitazon-Wirkung so weit ab, dass eine Erhöhung der Pioglitazondosierung erforderlich sein kann. In beiden Fällen ist eine häufige Blutzuckerkontrolle wichtig.

Bei akuter Alkoholvergiftung (besonders nach Fasten, bei Mangelernährung oder Leberfunktionsstörungen) besteht aufgrund des Wirkstoffs Metformin ein erhöhtes Risiko einer Stoffwechselentgleisung (Laktatazidose). Daher sollten Alkohol und alkoholhaltige Arzneimittel während der Anwendung der Kombination gemieden werden.

Die Einspritzung von jodhaltigen Röntgen-Kontrastmitteln kann zu einer Nierenfunktionsstörung führen. Dann sammelt sich Metformin im Körper an, was eine Stoffwechselentgleisung (Laktatazidose) verursachen kann. Daher sollte Metformin vor oder zum Zeitpunkt einer solchen Untersuchung abgesetzt und die Therapie erst 48 Stunden danach wieder aufgenommen werden. Allerdings muss der Arzt die Nierenfunktion vorher erneut untersuchen und Normalwerte feststellen.

Glukokortikoide (eingenommen oder gespritzt), Beta-2-Sympathomimetika (bei Asthma eingesetzt) und Entwässerungsmittel steigern den Blutzucker. ACE-Hemmer (gegen Bluthochdruck) können den Blutzuckerspiegel hingegen senken. Der Arzt wird daher den Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren, insbesondere zu Beginn einer solchen Behandlung. Falls erforderlich, muss die Dosis der Kombination während der Behandlung und nach Beendigung der Therapie mit dem anderen Wirkstoff verändert werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Atembeschwerden, Bauchschmerzen und Untertemperatur muss die Behandlung sofort unterbrochen und ein Arzt aufgesucht werden.
  • Die Nierenfunktion muss mindestens einmal (bei Nierenkranken zwei- bis viermal) jährlich ärztlich überprüft werden.
  • Bei Gewichtszunahme oder Wasseransammlungen im Gewebe ist ein Arzt zu befragen.
  • Bei Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und/oder dunklem Harn sind die Leberwerte ärztlich zu prüfen.
  • Bei Störungen der Sehschärfe oder Verschlimmerung einer geminderten Sehschärfe ist sofort ein Augenarzt aufzusuchen.
  • Das Medikament ist mindestens 48 Stunden vor geplanten Operationen abzusetzen.
  • Das Medikament darf keinesfalls zusammen mit jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln eingesetzt werden.
  • Bei Langgzeitbehandlung mit dem Medikament sollte der Arzt bei Frauen die Knochendichte regelmäßig kontrollieren.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament muss eine Schwangerschaft verhütet werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Alkohol getrunken werden.
  • Wenn während der Behandlung Blut im Urin, Harnentleerungsbeschwerden oder vermehrter Harndrang auftreten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Pioglitazon + Metformin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pioglitazon + Metformin enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Pioglitazon + Metformin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pioglitazon + Metformin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Glitazone, orale Antidiabetika, Antidiabetika, zu welcher die Wirkstoffkombination Pioglitazon + Metformin gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Pioglitazon + Metformin

Die Kombination wird immer dann zur Behandlung des Diabetes mellitus vom Typ 2 eingesetzt, wenn eine Einzeltherapie mit Metformin trotz der höchsten noch verträglichen Dosierung nicht erfolgreich war. Zielgruppe sind vor allem übergewichtige Patienten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pioglitazon + Metformin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Pioglitazon + Metformin

Die Kombination vereint zwei orale Antidiabetika mit einander ergänzenden Wirkmechanismen.

Metformin verringert in der Leber die körpereigene Bildung von Glukose (Blutzucker) aus Glykogen. Dazu steigert Metformin die Empfindlichkeit des Muskelgewebes für Insulin, was die Aufnahme und Verbrennung von Glukose im Gewebe verbessert und den Zucker aus dem Blut entfernt. Außerdem verzögert der Wirkstoff die Aufnahme von Glukose aus dem Darm.

Auch das GlitazonPioglitazon bremst die Glukose-Produktion in der Leber und steigert die Empfindlichkeit der Körperzellen gegen Insulin. In der Folge wird die Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 verbessert.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.