Phenylephrin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.08.2016

Allgemeines

Phenylephrin wird äußerlich in Form von Tropfen an Augen und Nase eingesetzt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Bindehautentzündungen lindern
  • Pupillen der Augen erweitern bei augenärztlichen Untersuchungen
  • Rötungen und Schwellungen der Augenbindehaut verringern
  • Schwellungen und Sekretbildung der Nasenschleimhaut verringern
  • Schleimhäute abschwellen
  • Fließschnupfen lindern
  • allergischen Schnupfen lindern
  • Entzündungen der Nasennebenhöhlen lindern
  • Nasenhöhlenspiegelungen erleichtern
  • krankhaft erniedrigten Blutdruck anheben

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Phenylephrin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Phenylephrin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Phenylephrin darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Der äußerliche Einsatz an der Nase verbietet sich bei trockener Nasenschleimhaut (Rhinitis sicca).

Am Auge muss die Anwendung bei erhöhtem Augeninnendruck (grüner Star) unterbleiben. Weiterhin darf der Wirkstoff nicht bei einer anfallsartigen starken Erhöhung des Augeninnendrucks durch Verlegung des Kammerwinkels angewendet werden. Phenylephrin kann eventuell den Kammerwinkel zusätzlich verengen und bei entsprechend veranlagten Patienten einen akuten Glaukomanfall auslösen.

Bei Hornhautschäden und einer vermehrten Blutfülle (reaktive Hyperämie) ist eine verstärkte Phenylephrin-Aufnahme in das Blut möglich. Dann muss mit verstärkten, auch den gesamten Körper betreffenden Nebenwirkungen gerechnet werden.

Innerlich verbietet sich die Anwendung von Phenylephrin bei

  • schwerem Bluthochdruck oder Gefäßverengungen, weil es zu Gewebszerstörung oder Blutgefäßverstopfungen kommen kann
  • schwerer Schilddrüsenüberfunktion
  • Kombination mit Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer (oder innerhalb von zwei Wochen nach deren letzter Einnahme), weil es zu anfallsweisem Bluthochdruck undmöglichweise tödlichem Fieber kommen kann.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Phenylephrin eingesetzt werden bei

  • Zuckerkrankheit
  • Bluthochdruck
  • nicht behandelter Schilddrüsenüberfunktion
  • chronischen Erkrankungen des Herzens oder der Herzkranzgefäße
  • leichten Durchblutuungsstörungen an Armen oder Beinen
  • zu langsamem Herzschlag oder teilweisem Ausfall der Reizleitung am Herzen (Herzblock)
  • Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen
  • Angina pectoris, weil sie durch Phenylephrin herbeigeführt oder verschlimmert werden kann
  • Gefäßaussackungen ( Aneurysma), weil diese bei erhöhtem Blutdruck reißen können
  • Grünem Star (Engwinkelglaukom).
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft darf Phenylephrin nicht angewendet werden. Seine gefäßverengenden Eigenschaften können zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung des Ungeborenen führen. Dadurch sind Fehlbildungen nicht auszuschließen.

Es liegen keine Erfahrungen vor, ob Phenylephrin in die Muttermilch übergeht. Deshalb sollten stillende Mütter vorsichtshalber nicht mit diesem Wirkstoff behandelt werden. Im Falle einer einzelnen Verabreichung im Rahmen der Geburtshilfe ist das Stillen jedoch weiterhin möglich.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Schleimhautabschwellung an Auge und Nase darf Phenylephrin bei Säuglingen und Kindern unter zwei Jahren nur mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden. Kinder sollten Mittel mit diesem Wirkstoff nicht überdosieren und nur wenige Tage anwenden. In dieser Altersgruppe kann der Wirkstoff leichter als bei Erwachsenen in den Körperkreislauf übertreten und dort zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.

Zur Pupillenerweiterung am Auge darf Phenylephrin bei Säuglingen und Kindern unter zwei Jahren gar nicht angewendet werden.

In der Notfallmedizin wird der Arzt über einen Einsatz von Phenylephrin beim Kind entscheiden, denn es gibt dazu keine Studien.

Welche Nebenwirkungen kann Phenylephrin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Phenylephrin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Anwendung gegen Augenbindehautentzündung
Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
deutliche vorübergehende Pupillenerweiterung, Augenbrennen.

Besonderheiten:
Nach längerem Gebrauch kann es als Reaktion auf den Wirkstoff zu einer vermehrten Blutfülle und damit zu Rötung und Verdickung der Augenschleimhaut kommen (reaktive Hyperämie). Bei Daueranwendung am Auge ist bei älteren Patienten eine Engstellung der Pupille möglich.

Anwendung zur Pupillenerweiterung am Auge
Häufige Nebenwirkungen:
vermehrte Blutfülle, Rötung und Verdickung der Augenschleimhaut (reaktive Hyperämie), verschwommenes Sehen, Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Blutdruckanstieg, Kopfschmerzen.

Anwendung in der Nase
Gelegentliche Nebenwirkungen:
vermehrte Sekretbildung, Nasenschleimhautschwund, bleibende Schleimhautschädigung, Hemmung der Flimmerhärchen-Aktivität, Borkenbildung, trockene Nasenschleimhaut, Wirkungsnachlass.

Innerliche Anwendung als Injektion oder Infusion
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeit, Angst, Erregbarkeit, Unruhe, Psychosen, Verwirrung, Kopfschmerzen, Nervosität, Schlaflosigkeit, nervliche Missempfindungen, Zittern, Pupillenerweiterung, Verschlimmerung eines vorbestehenden Engwinkelglaukoms, verlangsamter Herzschlag als Reaktion, Herzrasen, Herzklopfen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, Gehirnblutung, Bluthochdruckkrise, Atembeschwerden, Wasser in der Lunge, Übelkeit und Erbrechen, Schwitzen, Blässe, erbleichende Haut, Gänsehaut, Hautzersetzung, Muskelschwäche, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Harnstauung.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Phenylephrin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Schleimhautabschwellung an Auge und Nase
Es sind keine Wechselwirkungen bekannt.

Anwendung zur Pupillenerweiterung am Auge
Bei gleichzeitiger Anwendung von Phenylephrin mit MAO-Hemmern (antidepressive Wirkung) und trizyklischen Antidepressiva oder den blutdrucksenkenden Mitteln Guanethidin und Reserpin kann es zu einer Blutdruckerhöhung kommen. Deshalb sind regelmäßige Kreislaufkontrollen erforderlich.

Die Nebenwirkungen im Herz-Kreislauf-Bereich wie Herzklopfen, Pulsbeschleunigung und Blutdruckanstieg verstärken sich bei gleichzeitiger Gabe von Narkosemitteln, Insulin (zur Blutzuckersenkung), Atropinsulfat (pupillenerweiternd) sowie Propranolol, einem Betablocker. Diese Patienten müssen sorgfältig überwacht werden.

Innerliche Anwendung als Injektion oder Infusion
Keinesfalls darf Phenylephrin mit Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer kombiniert werden. Wegen der lang anhaltenden Wirkung von MAO-Hemmern ist diese Wechselwirkung auch noch 15 Tage nach ihrer letzten Einnahme möglich.

Nicht empfehlenswert ist die Kombination mit

  • Parkinson-Mitteln wie Bromocriptin, Cabergolin, Lisurid oder Pergolid sowie Mutterkornalkaloiden wie Dihydroergotamin, Ergotamin, Methylergometrin oder Methysergid und mit Linezolid, weil es zu Bluthochdruckkrisen kommen kann
  • Trizyklischen Antidepressiva und Antidepressiva wie Milnacipran und Venlafaxin sowie Herzglykosiden, dem Malaria-Mittel Chinidin und dem Appetitzügler Sibutramin wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen
  • Blutdrucksenkern wie Guanethidin, weil sie zu einem erheblichen reaktiven Blutdruckanstieg führen können
  • Narkosemitteln zur Inhalation wie Desfluran, Enfluran, Halothan, Isofluran, Methoxyfluran oder Sevofluran, weil auch hier der Blutdruck stark ansteigen kann
  • manchen Wehenmitteln, weil die Kombination zu einem bleibenden Bluthochdruck und nachgeburtlichem Schlaganfall führen kann.
 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Eine Langzeitanwendung des Medikaments in der Nase oder am Auge ist verboten.
  • Das Auftreten von chronischen Augenreizungen oder -rötungen kann ein Hinweis auf eine ernste Augenerkrankung sein, die ärztlich abgeklärt werden muss.
  • Kontaktlinsen sollten vor dem Eintropfen des Medikaments herausgenommen und erst zehn bis 30 Minuten nach der Anwendung wieder eingesetzt werden.
  • Bei Anwendung am Auge kann das Medikament eventuell das Scharfsehen beeinträchtigen.
  • Das Reaktionsvermögen kann durch das Medikament so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren, Arbeiten ohne sicheren Halt und Maschinenbedienung gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Phenylephrin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Phenylephrin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Biorphen 0,1 mg/ml Infusions-/ -10 mg/ml Injektionslösung
Lösung
Phenylephrin Aguettant 50 Mikrogramm/ml, Injektionslösung in Fertigspritze
Injektionslösung

 

So wirkt Phenylephrin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Phenylephrin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Alpha-Sympathomimetika, zu welcher der Wirkstoff Phenylephrin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Phenylephrin

Phenylephrin wird äußerlich in Form von Tropfen an Augen und Nase eingesetzt.

In der Nase führt Phenylephrin bei erkältungsbedingtem, anfallsweise auftretendem Fließschnupfen und allergischem Schnupfen sowie bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen und des Nasen-Rachen-Bereichs zu einer Abschwellung der Nasenschleimhaut. Dadurch bilden die Schleimhäute weniger Sekret und die Nase wird wieder frei. Die schleimhautabschwellende Wirkung wird außerdem genutzt, um ärztliche Untersuchungen wie etwa eine Nasenhöhlenspiegelung zu erleichtern.

Am Auge gibt es zwei verschiedene Anwendungsbereiche. In niedrigeren Konzentrationen (0,25 bis ein Milligramm pro Milliliter Lösung) wird Phenylephrin zur Linderung der Symptome einer Bindehautentzündung eingesetzt, die auf unspezifischen Auslösern wie Rauch, Staub, Zugluft, UV-Licht, Kontaktlinsen beruht oder durch allergische Reaktionen verursacht ist. Die Rötung und Schwellung der Augenbindehaut geht zurück und die Augen tränen nicht mehr. In wesentlich höheren Konzentrationen (25 bis 100 Milligramm pro Milliliter Lösung) führt Phenylephrin zu einer kurzzeitigen Erweiterung der Pupillen. Dieser Effekt wird für ärztliche Untersuchungsverfahren, wie beispielsweise die Inspektion des Augenhintergrunds, genutzt.

Für therapeutische Zwecke an Nasenschleimhaut und Augenbindehaut darf Phenylephrin nur wenige Tage bis zur Besserung der Symptome angewendet werden. Dies gilt vor allem für Kinder. Bei längerer Behandlung in der Nase kann es zu einer chronischen Schwellung und schließlich zum Schwund der Nasenschleimhaut kommen. Außerdem wird die äußere Oberfläche der Schleimhaut geschädigt und die Aktivität der Flimmerhärchen gehemmt. Dann sind bleibende Schleimhautschäden mit Borkenbildung möglich. Deshalb darf Phenylephrin ohne ärztliche Verordnung nicht mehr als dreimal täglich und nicht länger als drei bis fünf Tage angewendet werden.

In der Krankenhausmedizin wird Phenylephrin innerlich zur Anhebung eines zu niedrigen Blutdrucks verwendet.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Phenylephrin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Phenylephrin

Phenylephrin gehört zur Gruppe der örtlich wirkenden Alpha-Sympathomimetika. Es ist eng verwandt mit den ähnlich einzusetzenden Wirkstoffen Naphazolin, Oxymetazolin, Tetryzolin und Tramazolin. Sie alle aktivieren Alpha-Rezeptoren. Dies sind wichtige Bindungsstellen, die für die Weiterleitung von nervalen Botschaften im sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems wichtig sind. Nach der Phenylephringabe verengen sich große und kleine Blutgefäße. Dies führt dann zu einer Schleimhautabschwellung und Linderung der Symptome. Eine vorher verstopfte Nase wird so wieder frei oder geschwollene tränende Augen werden gemildert.

An der Nasenschleimhaut wirkt Phenylephrin nur auf die Venen gefäßverengend. Arterien, die der Versorgung des Gewebes dienen, werden nicht beeinflusst.

Der örtliche pupillenerweiternde Effekt, der bei Gabe von Phenylephrin in hohen Konzentrationen auftritt, beruht auf der Aktivierung von Alpha-Rezeptoren an den inneren Augenmuskeln. Durch eine erweiterte Pupille kann der Augenhintergrund besser beurteilt werden.

Die Wirkung von Phenylephrin setzt innerhalb weniger Minuten ein und hält mehrere Stunden an. Bei vorschriftsmäßiger örtlicher Anwendung wird es nur geringfügig ins Blut aufgenommen. Darum ist auch nicht mit schweren Nebenwirkungen, die den gesamten Körper betreffen, zu rechnen.

Bei der innerlichen Anwendung führt Phenylephrin zur Zusammenziehung der Blutgefäßmuskulatur. Dadurch verengen sich die Blutwege und der zu niedrige Blutdruck steigt wieder.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.