Pemetrexed

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.02.2014

Allgemeines

Pemetrexet dient der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen. So wird damit ein spezieller Krebs des Brustfells (malignes Pleuramesotheliom) therapiert, wenn die Patienten noch keine Chemotherapie erhalten haben und der Tumor nicht durch eine Operation entfernt werden kann. Die Behandlung erfolgt in Kombination mit dem Zytostatikum Cisplatin.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Folsäure-Produktion hemmen
  • Herstellung von Erbgut behindern
  • Vermehrung von Krebszellen blockieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pemetrexed im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Pemetrexed nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Pemetrexed nicht angewendet werden. Patienten mit einer schweren Beeinträchtigung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance von unter 45 Milliter/Minute) wurden nicht in ausreichender Anzahl in Pemetrexed-Studien eingeschlossen; bei ihnen wird die Anwendung des Wirkstoffs nicht empfohlen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Pemetrexed angewendet werden bei

  • Patienten mit Austrocknung, vorbestehendem Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit, weil diese besonders anfällig für schwerwiegende Nierenfunktionsstörungen einschließlich akutem Nierenversagen sind
  • vorbestehenden Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Fehlfunktion wie Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit, weil sie Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Pemetrexed eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Pemetrexed kann das Erbgut schädigen. Männer dürfen daher während der Behandlung und bis zu sechs Monate danach kein Kind zeugen. Enstprechend sind Maßnahmen zur Schwangerschaftsverhütung notwendig. Da die Möglichkeit einer dauerhaften Schädigung der Fortpflanzungsfähigkeit durch Pemetrexed besteht, sollten sich Männer vor dem Behandlungsbeginn über eine Spermakonservierung beraten lassen.

Es gibt keine Studien zur Verwendung von Pemetrexed bei Schwangeren. Aber wie bei anderen Folsäure-Antagonisten zeigen sich im Tierexperiment bei einer Anwendung in der Schwangerschaft schwere Schäden ab. Pemetrexed darf nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, außer wenn es der Arzt für unbedingt erforderlich hält und den Nutzen für die Mutter gegen das Risiko für das Ungeborene sorgfältig abgewogen hat.

Es ist nicht bekannt, ob Pemetrexed in die Muttermilch übergeht und unerwünschte Wirkungen beim gestillten Säugling können nicht ausgeschlossen werden. Daher darf eine Mutter während der Behandlung mit Pemetrexed nicht stillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da bei Kindern und Jugendlichen keine Krebserkrankungen der Lunge oder des Brustfells vorkommen, ist die Anwendung von Pemetrexed bei dieser Altersgruppe verboten.

Welche Nebenwirkungen kann Pemetrexed haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pemetrexed. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
erniedrigte Zahlen von Blutbestandteilen (Neutrophile/Granulozyten, weiße Blutkörperchen, Hämoglobin, Blutplättchen), Störung der Empfindungsnerven, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Mundschleimhautentzündung, Rachenentzündung, Appetitverlust, Verstopfung, Hautrötung, Abschupppung, Haarausfall, erhöhter Kreatinin-Wert im Blut, erniedrigte Kreatinin-Clearance, Müdigkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Austrocknung, Geschmacksstörung, Bindehautentzündung, Verdauungsstörung, Erhöhung der Leberwerte im Blut (ASAT, ALAT), Blutvergiftung (auch tödlich).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Mangel an allen Blutzellen, Dickdarmentzündung, Lungenentzündung (auch strahlenbedingt), Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Speiseröhrenentzündung (auch durch Bestrahlung), akutes Nierenversagen, Durchblutungsstörungen im Gewebe (bis zum Gewebstod).

Seltene Nebenwirkungen:
Leberentzündung, Blutarmut (hämolytische Anämie), allergischer Schock, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse; vereinzelt tödlich), Wiederauftreten von Strahlenschäden (lange nach der eigentlichen Bestrahlung).

Besonderheiten:
Die Blutbildveränderungen sind Ausdruck einer durch Pemetrexed gestörten Knochenmarksfunktion. Je nach Ausmaß wird der Arzt die Therapie unterbrechen oder abbrechen, wenn sie sich nicht bessert. Vorbeugend gegen diese Nebenwirkungen wird der Arzt Folsäure und Vitamin B12 als Begleittherapie der Behandlung verschreiben.

Eine Vorbehandlung mit Dexamethason (oder einem anderen Glukokortikoid) kann die Häufigkeit und Schwere von Hautreaktionen verringern.

Nicht-steroidale Antirheumatika sind für Patienten mit leichten bis mittelschweren Nierenfunktionsstörungen bei der Pemetrexed-Therapie gefährlich, weil sie das Leiden verstärken. Solche Wirkstoffe dürfen während der Behandlung mit Pemetrexed nicht angewendet werden.

Weil es besonders bei Kombinaton von Pemetrexed mit dem Zytostatikum Cisplatin zu schwerem Erbrechen und Austrocknung kommen kann, wird der Arzt beispielsweise Ondansetron gegen die Übelkeit verordnen und eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr vorschreiben.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Pemetrexed?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Pemetrexed wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. Diese Ausscheidung kann verzögert werden durch gleichzeitige Anwendung von

  • nierenschädlichen Wirkstoffen wie beispielsweise Aminoglycosid-Antibiotika, Schleifendiuretika (Entwässerungsmittel), Platin-Verbindungen (Zytostatika) oder Cyclosporin (zur Unterdrückung von Organabstoßungen nach Verpflanzungen)
  • Substanzen, die ebenfalls über die Niere ausgeschieden werden wie das Gichtmittel Probenecid oder Penicillin.

Diese Kombinationen werden vom Arzt also mit Vorsicht angewendet. Sofern notwendig, wird er die Kreatinin-Clearance als Gradmesser der Nierenfunktion überwachen.

Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance über 80 Milliliter/Minute) können hohe Dosen nicht-steroidaler Antirheumatika wie Ibuprofen (über 1600 Milligramm/Tag) und Acetylsalicylsäure in hoher Dosis (über 1,3 Gramm täglich) zu einer verringerten Pemetrexed-Ausscheidung mit der Folge eines vermehrten Auftretens von Nebenwirkungen führen. Bei Patienten mit leichter bis mittlerer Nierenschädigung (Kreatinin-Clearance 45 bis 79 Milliliter/min) muss die gleichzeitige Anwendung von Pemetrexed und den vorgenannten Wirkstoffen in hoher Dosis für mindestens zwei Tage vor der Therapie, am Tag der Therapie und mindestens zwei Tage danach vermieden werden. Da keine Wechselwirkungs-Studien mit lang wirksamen nicht-steroidalen Antirheumatika gemacht wurden, sollte die Behandlung mit beispielsweise Piroxicam oder Rofecoxib bei leichter bis mittelschwerer Nierenschädigung für mindestens fünf Tage vor der Therapie, am Tag der Therapie und mindestens zwei Tage danach unterbrochen werden.

Daneben wird der Arzt bei gleichzeitiger Anwendung von nicht-steroidalen Antirheumatika auf die ebenfalls sich verstärkenden Risiken für die Knochenmarksfunktion und den Zustand von Magen und Darm achten.

Aufgrund eines erhöhten Risikos für Blutgefäßverstopfungen bei Krebspatienten werden häufig Blutverdünner (Antikoagulanzien) angewendet. Dabei kann es zu starken Schwankungen der Blutgerinnung kommen, die vom Arzt auch bei der Therapie mit Permetrexed sorgfältig überwacht werden müssen.

Weil Permetrexed, wie andere Zytostatika auch, die körpereigene Abwehr unterdrückt, darf nicht gleichzeitig mit dem Lebendimpfstoff gegen Gelbfieber immunisiert werden. Auch die Anwendung von gemilderten (attenuierten) Lebendimpfstoffen birgt die Gefahr einer allgemeinen, möglicherweise tödlichen Erkrankung. Der Arzt wird, sofern verfügbar, inaktivierte Impfstoffe verwenden.
 

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei starken Blutbildveränderungen wird der Arzt die Therapie unterbrechen oder abbrechen, wenn sie sich nicht bessern.
  • Als Vorbeugung gegen Blutbildveränderungen sollten Folsäure und Vitamin B12 eingenommen werden.
  • Eine Vorbehandlung mit Glukokortikoiden kann die Häufigkeit und Schwere von Hautreaktionen verringern.
  • Nicht-steroidale Antirheumatika sind bei der Therapie mit dem Medikament bei leichten bis mittelschweren Nierenfunktionsstörungen gefährlich, weil sie das Leiden verstärken.
  • Bei der Therapie mit dem Medikament kann es durch Übelkeit zu schwerem Erbrechen und Austrocknung kommen, die mit entsprechenden Medikamenten und einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr bekämpft werden müssen.
  • Das Medikament darf nur von Ärzten eingesetzt werden, die in der Krebstherapie erfahren sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Pemetrexed?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pemetrexed enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Pemetrexed medac 100 mg/500 mg/1000 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

 

So wirkt Pemetrexed

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pemetrexed. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Zytostatika, Folsäure-Antagonisten, zu welcher der Wirkstoff Pemetrexed gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Pemetrexed

Pemetrexet dient der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen. So wird damit ein spezieller Krebs des Brustfells (malignes Pleuramesotheliom) therapiert, wenn die Patienten noch keine Chemotherapie erhalten haben und der Tumor nicht durch eine Operation entfernt werden kann. Die Behandlung erfolgt in Kombination mit dem Zytostatikum Cisplatin.

Auch der nicht-kleinzellige Lungenkrebs - im fortgeschrittenen Stadium oder schon mit Tochtergeschwulsten (Metastasen) - ist ein Einsatzgebiet. In Kombination mit Cisplatin wird der Wirkstoff zu ersten Therapieversuchen genutzt. Pemetrexet alleine kann der weiteren Behandlung dienen, wenn der Krebs entweder nach einer Anfangsbehandlung mit Platinverbindungen nicht unmittelbar fortgeschritten ist oder eine Ersttherapie mit anderen Zytostatika versagt hat. Auch kann der Wirkstoff alleine eingesetzt werden, wenn andere Therapien nicht geeignet sind. Voraussetzung ist aber immer, dass der Krebs nicht von oberflächlichen Zellen der Bronchialschleimhaut (Plattenepithelzellen) ausgeht.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pemetrexed sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Pemetrexed

Pemetrexed gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika und der Folsäure-Antagonisten. Es wirkt abtötend auf Krebszellen, indem es wichtige Stoffwechselprozesse unterbricht, die abhängig von Folsäure und für die Vermehrung der Zellen notwendig sind. Zum ersten blockiert Pemetrexed das Enzym Dihydrofolatreduktase, das die Umwandlung von Dihydrofolat in die Wirkform Tetrahydrofolat bewirkt. Des Weiteren werden zwei andere Enzyme in ihrer Aktivität gehemmt, die wichtige Bausteine für die Verdoppelung des Erbguts vor der Zellteilung liefern.

Pemetrexed ähnelt in seiner Struktur der Folsäure so gut, dass es von denjenigen Eiweißen in die Zellen geschleußt wird, die sonst den Transport des Vitamins erledigen. Sobald sich Pemetrexed in der Zelle befindet, wird es schnell durch ein ebenfalls auf Folsäure spezialisiertes Enzym in noch wirksamere Formen verwandelt. Vorteilhaft ist dabei, dass dieser Prozess in Tumorzellen in stärkerem Maße stattfindet als in normalen Zellen. Außerdem werden die aus Pemetrexed gebildeten Substanzen weniger schnell abgebaut, was insgesamt in den Krebszellen zu einer verlängerten Wirkdauer führt.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.