Oxycodon + Naloxon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.02.2010

Allgemeines

Die Kombination dient der Behandlung starker Schmerzen, die nur mit opioiden Schmerzmitteln ausreichend gedämpft werden können.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • starke Schmerzen lindern
  • Verstopfung durch die Opioid-Wirkung verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Oxycodon + Naloxon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Oxycodon + Naloxon nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe
  • allen Situationen, in denen opioide Schmerzmittel aufgrund ihrer Nebenwirkungen (Schläfrigkeit, verzögertes Reaktionsvermögen) ungeeignet sind
  • schweren Atemfunktionsstörungen mit einem Sauerstoffmangel im Blut oder einem erhöhten Gehalt an Kohlendioxid im Blut
  • schweren chronischen Lungenerkrankungen mit Verengung der Atemwege
  • einer Drucksteigerung im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie), die schon die rechte Herzhälfte geschädigt hat (Cor pulmonale)
  • schwerem Asthma
  • nicht durch opioiden Schmerzmittel verursachtem Darmverschluss
  • mittlerer bis schwerer Leberfunktionsstörung.
Besondere Vorsicht und ärztliche Kontrolle der Patienten ist nötig bei
  • älteren oder geschwächten Patienten
  • Darmverschluss aufgrund der Anwendung opioider Schmerzmittel
  • schwerer Beeinträchtigung der Lungenfunktion
  • Schilddrüsenunterfunktion und besonders deren schwerster Form mit Gesichtsschwellung (Myxödem)
  • Funktionsstörungen der Nebennierenrinde (Addisonscher Krankheit)
  • Psychosen durch Arzneimittel- oder Chemikalenvergiftungen
  • Gallensteinen
  • gutartiger Vergößerung der Vorsteherdrüse (Prostatahypertrophie)
  • Alkoholmissbrauch und alkoholischem Delir (Delirium tremens)
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • niedrigem Blutdruck und Bluthochdruck sowie vorher bestehenden Herzkreislauferkrankungen,
  • Kopfverletzungen (wegen des Risikos von Zuständen mit erhöhtem Hirndruck), Epilepsie oder Neigung zu Krampfanfällen
  • Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung
  • Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch
  • leichten und besonders bei schweren Nierenfunktionsstörungen
  • Krebs-Patienten mit Krebserkrankungen des Bauchfells oder beginnender Darmverengung im fortgeschrittenen Stadium von Krebserkrankungen des Verdauungskanals oder Beckenbereichs
  • der Anwendung im Rahmen von Operationen - hier wird der Einsatz nicht vorher und frühestens 12 bis 24 Stunden nach dem Eingriff empfohlen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Sowohl Oxycodon als auch Naloxon gelangen über den Mutterkuchen zum Kind. Tierstudien haben keine Missbildungsgefahr gezeigt, doch kann Oxycodon besonders bei längerfristiger Anwendung während der Schwangerschaft zu Entzugsbeschwerden beim Neugeborenen führen. Während der Geburt angewendet, kann Oxycodon beim Neugeborenen Atemstillstand hervorrufen. Daher sollte die Kombiantion während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den Nutzen der Mutter für größer als das Risiko für das Kind erachtet.

Oxycodon geht in die Muttermilch über und es ist daher möglich, dass beim gestillten Kind Oxycodon-Wirkungen wie Schläfrigkeit und Saugunlustigkeit auftreten. Während einer Behandlung mit der Kombination sollte das Stillen unterbrochen oder abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da es keine Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit Der Kombination bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren gibt, wird die Anwendung des Wirkstoffs bei dieser Altersgruppe nicht empfohlen.

Welche Nebenwirkungen können Oxycodon + Naloxon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Oxycodon + Naloxon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitabnahme (bis zum Appetitverlust), Unruhe, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Schwindel, Blutdruckabfall, Bauchschmerz, Verstopfung, Durchfall, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Blut-Leber-Enzym-Werterhöhung, Juckreiz, Hautreaktionen, Hautausschlag, vermehrtes Schwitzen, Entzugsbeschwerden, Hitzegefühl, Kältegefühl, Schüttelfrost, Schwächezustände, Stimmungsveränderungen, Persönlichkeitsveränderungen, Aktivitätsverminderung, Überaktivität, Aufregung, Schluckauf, Blasenentleerungsstörungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen, Denkstörungen, Angst, Verwirrtheitszustände, Depressionen, übersteigerte Stimmung, Wahnvorstellungen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Aufmerksamkeitsstörungen, nervliche Missempfindungen, Schläfrigkeit, Sprachstörungen, Zittern, Sehstörungen, Angina pectoris (insbesondere bei Patienten mit vorher bestehender Erkrankung der Herzkranzgefäße), Herzklopfen, Blutdruckanstieg, Atembeschwerden, Naselaufen, Husten, aufgetriebener Bauch, Aufstoßen, Gallenkolik, Erektionsstörungen, Muskelkrämpfe, Muskelzucken, Muskelschmerzen, Harndrang, Brustkorbschmerz, Unwohlsein, Schmerzen, Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, Gewichtsabnahme, Verletzungen durch Unfälle, Wahrnehmungsstörungen, Libido-Verminderung, Konzentrationsstörungen, Migräne, Geschmacksstörungen, Muskelspannungsverstärkung, Empfindlichkeitsverringerung, Bewegungsstörungen, Hörstörungen, Blutgefäßerweiterung, Stimmstörung, Mundschleimhautgeschwüre, Mundschleimhautentzündung, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme).

Seltene Nebenwirkungen:
Alptraum, Krampfanfälle (insbesondere bei Personen mit Epilepsie oder Neigung dazu), Abstumpfung, Ohnmacht, Herzrasen, Gähnen, Zahnerkrankungen, Harnverhalt, Gewichtszunahme, Lippenherpes, Austrocknung, Appetitsteigerung, Teerstuhl, Zahnfleischbluten, Schluckstörungen, trockene Haut, Regelblutungsausfall, Durst.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Atemstillstand, allergischer Schock, Darmverschluss, Nesselsucht.

Nebenwirkung von unbekannter Häufigkeit:
seelische Arzneimittelabhängigkeit, Wirkungsminderung.

Besonderheiten:
Beim Auftreten von Durchfall kann möglicherweise die Wirkung von Naloxon verantwortlich sein.

Auf Grund seiner Eigenschaften kann Oxycodon Atemstillstand, Pupillenverengung, Bronchialkrämpfe und Krämpfe der Organ-Muskulatur hervorrufen sowie den Hustenreflex dämpfen.

Werden Patienten, die langzeitig hohe Dosierungen von opioiden Schmerzmitteln erhielten, auf die Kombination umgestellt, kann es anfänglich zu Entzugsbeschwerden kommen. Dann ist eine sorgfältige Kontrolle durch den Arzt notwendig.

Welche Wechselwirkungen zeigen Oxycodon + Naloxon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Substanzen, die auf die Gehirntätigkeit dämpfend wirken wie Alkohol, andere opioide Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Narkose- und Schlafmittel, Antidepressiva, Psychopharmaka und Mittel gegen Allergien (H1-Antihistaminika) und gegen Erbrechen können die Wirkung der Kombination auf das Gehirn verstärken. Dadurch kann zum Beispiel ein Atemstillstand auftreten.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Oxycodon und Cumarin-Abkömmlingen (beispielsweise Phenprocoumon) zur Blutverdünnung sind sowohl eine Beschleunigung wie eine Verzögerung der Blutgerinnung möglich.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament ist nicht zur Drogenentzugs-Behandlung geeignet, da es zu Entzugserscheinungen und bei Langzeitanwendung selbst zu seelischer Abhängigkeit führen kann.
  • Zur Beendigung der Therapie ist die Tagesdosis unter ärztlicher Aufsicht allmählich zu vermindern, um Entzugsbeschwerden zu vermeiden.
  • Das Medikament steht auf der Dopingliste und darf vor oder in sportlichen Wettkämpfen nicht verwendet werden.
  • Das Medikament kann in Deutschland nur auf einem speziellen Btm-Rezept verordnet werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Alkohol getrunken werden.
  • Das Medikament kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Oxycodon + Naloxon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Oxycodon + Naloxon enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Oxycodon + Naloxon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Oxycodon + Naloxon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher die Wirkstoffkombination Oxycodon + Naloxon gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Oxycodon + Naloxon

Die Kombination dient der Behandlung starker Schmerzen, die nur mit opioiden Schmerzmitteln ausreichend gedämpft werden können.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Oxycodon + Naloxon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Oxycodon + Naloxon

Von den enthaltenen Wirkstoffen ist nur Oxycodon ein opioides Schmerzmittel. Der Kombinationspartner Naloxon wird dazugegeben, um der mit der Verwendung von Opioiden verbundenen Verstopfung entgegenzuwirken. Naloxon blockiert nämlich örtlich im Darm an den speziellen Opioid-Bindungsstellen die Wirkung des Oxycodons.

Oxycodon und Naloxon docken ganz gezielt an die Kappa-, Mü- und Delta-Bindungsstellen (Rezeptoren) in Gehirn, Rückenmark und anderen Organen wie beispielsweise dem Darm an. Oxycodon bewirkt als so genannter Opioid-Agonist durch die Bindung an diesen Rezeptoren im Gehirn eine Schmerzlinderung, im Darm ruft es Verstopfung hervor.

Auch Naloxon bindet sich in ähnlicher Weise an die genannten Rezeptoren, hat aber eine genau entgegengesetzte Wirkung (Opioid-Antagonist). Sowohl Oxycodon wie Naloxon gelangen nach Einnahme in den Darm und werden von dort über den Blutweg zur Leber transportiert. Die Leber baut Naloxon sofort weitgehend ab, während sich Oxycodon ziemlich unverändert über den Körper und im Gehirn verteilen kann. So vermag Naloxon die verstopfende Wirkung des Oxycodons im Darm zu lindern, beeinflusst aber nicht dessen schmerzstillenden Effekt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.