Ocriplasmin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.02.2014

Allgemeines

Ocriplasmin wird zur Behandlung der sogenannten vitreomakulären Traktion (VMT) bei Erwachsenen angewendet. Dabei handelt es sich um eine altersbedingte Augenveränderung. Der Glaskörper, der das Augeninnere ausfüllt, verliert im Alter an Festigkeit und kann sich von der Retina abheben, an die er anliegt. Geschieht dies nicht vollständig, sondern kommt es zu Anheftungen (Verklebungen), dann zerrt der Glaskörper an der Retina, speziell an der Makula, und es entstehen Unschärfen und Sehverzerrungen. Der Patient sieht Wellen im wahrgenommenen Bild. Löst sich eine Verklebung mit der Makula ruckartig ab, kann es zu Makulalöchern kommen. Die Folge ist Sehverlust am Punkt des schärfsten Sehens. Ein kleines Makulaloch kann sich unter Umständen von selbst wieder schließen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Eiweiße spalten
  • Verklebungen des Augapfels mit der Netzhaut lösen
  • Sehfähigkeit verbessern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ocriplasmin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ocriplasmin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff sowie bestehenden Infektionen am Auge oder um das Auge herum darf Ocriplasmin nicht eingesetzt werden.

Da die Sicherheit und Wirksamkeit einer gleichzeitigen Anwendung von Ocriplasmin an beiden Augen und auch eine wiederholte Anwendung am selben Auge bisher nicht untersucht wurde, wird solches Vorgehen nicht empfohlen. Aus dem gleichen Grund sollte auch die Behandlung unterbleiben von Patienten mit großen Löchern (Durchmesser größer als 400 Mikrometer) in der Netzhaut am Punkt des schärfsten Sehens (Makula), starker Kurzsichtigkeit (über 8 Dioptrien), Fehlen der Augenlinse, zurückliegender Netzhautablösung, mangelnder Scharfsicht durch instabile Linsenfasern, kürzlich durchgeführter Augenoperation oder Injektion in die Augen (beispielsweise bei Laserbehandlung), Netzhautablösung durch Zuckerkrankheit mit Neubildung von Blutgefäßen, Durchblutungsstörungen der Netzhaut, Verschluss von Netzhaut-Venen, Glaskörperblutung und altersbedingter feuchter Makuladegeneration.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Ocriplasmin eingesetzt werden bei Patienten mit Netzhautablösung durch Zuckerkrankheit ohne Neubildung von Blutgefäßen, zurückliegender Augapfelentzündung (einschließlich akuter schwerer Formen) oder schweren Augenverletzungen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Mit Ocriplasmin wurden keine Studien zur Anwendung in der Schwangerschaft erstellt. Es ist nicht zu erwarten, dass sich der Wirkstoff nach Injektion in den Glaskörper des Auges im Körper weit verteilt. Dennoch sollte Ocriplasmin während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den Nutzen über die möglichen Risiken stellt. Gleiches gilt für die Stillzeit, da nicht bekannt ist, ob Ocriplasmin in die Muttermilch übergeht.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ocriplasmin bei Kindern und Jugendlichen mit Anheftungen des Glaskörpers an die Netzhaut, auch im Zusammenhang mit einem größeren Loch in der Makula (über 400 Mikrometer Durchmesser), sind nicht durch Studien erwiesen. Die Anwendung in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Ocriplasmin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ocriplasmin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Sehtäuschungen wie "fliegende Mücken", Augenschmerzen, Bindehautblutung.

Häufige Nebenwirkungen:
Verminderte Sehschärfe, Verschlechterung des Sehens, verschwommenes Sehen, Netzhautblutung, Glaskörperblutung, Netzhautabriss, Netzhautablösung, erhöhter Augeninnendruck, Loch in der Makula, Makuladegeneration, Netzhautabbau, Wasseransammlung an der Makula, Wasseransammlung unter der Netzhaut, Erkrankung der Sehzellen in der Netzhaut, Verzerrung des Sehbildes, Verschlimmerung der Glaskörper-Anheftung an die Netzhaut, Bindehautschwellung, Augenlidschwellung, Glaskörperentzündung, Zellen in der vorderen Augenkammer, Vorderkammerflackern, Regenbogenhautentzündung, Sehen von Lichtflecken, Bindehautrötung, Augenrötung, Glaskörperablösung, unnormale Funktion der Netzhaut, Augenreizung, trockenes Auge, Fremdkörpergefühl im Auge, Augenjucken, Augenbeschwerden, Lichtscheu, Farbensehen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Vorübergehende Blindheit, Weggleiten der Augenlinse, Sehen eines Flimmerkranzes, Gesichtsfeldausfall, Doppelbilder, Blutansammlung in der vorderen Augenkammer, Engstellung der Pupillen, Pupillen ungleich, Hornhautabschürfung, Entzündung der vorderen Augenkammer, Augenentzündung, Bindehautreizung.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ocriplasmin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Ocriplasmin ist ein Eiweiß-spaltendes Enzym, das auch nach der Injektion in den Glaskörper des Auges noch einige Tage im Auge verbleiben kann. Die Verabreichung anderer Wirkstoffe in dasselbe Auge mit geringem zeitlichem Abstand kann die Aktivität beider beeinflussen und wird daher nicht empfohlen.

Da Ocriplasmin praktisch nicht in den Körper aufgenommen wird, sind keine weiteren Wechselwirkungen zu erwarten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Anwendung des Medikaments kann zu zeitweiligen Sehstörungen führen, während derer Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ocriplasmin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ocriplasmin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Ocriplasmin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ocriplasmin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Ocriplasmin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ocriplasmin

Ocriplasmin wird zur Behandlung der sogenannten vitreomakulären Traktion (VMT) bei Erwachsenen angewendet. Dabei handelt es sich um eine altersbedingte Augenveränderung. Der Glaskörper, der das Augeninnere ausfüllt, verliert im Alter an Festigkeit und kann sich von der Retina abheben, an die er anliegt. Geschieht dies nicht vollständig, sondern kommt es zu Anheftungen (Verklebungen), dann zerrt der Glaskörper an der Retina, speziell an der Makula, und es entstehen Unschärfen und Sehverzerrungen. Der Patient sieht Wellen im wahrgenommenen Bild. Löst sich eine Verklebung mit der Makula ruckartig ab, kann es zu Makulalöchern kommen. Die Folge ist Sehverlust am Punkt des schärfsten Sehens. Ein kleines Makulaloch kann sich unter Umständen von selbst wieder schließen.

Die einzige Therapie einer dauerhaften Verklebung bestand bis jetzt in einer Operation zur Entfernung des Glaskörpers. Dieser Eingriff ist belastend und mit einer Krankschreibung von vier bis sechs Wochen verbunden. Einige Patienten müssen die ersten Tage nach der Operation sogar im Bett verbringen, wobei man versucht, den Heilungsverlauf durch eine Tieflagerung des Kopfes zu fördern.

Ocriplasmin kann die Operation ersetzen, indem es die Verklebung löst und auch nicht allzu große Löcher in der Makula (unter 400 Mikrometer Durchmesser) zu schließen vermag.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ocriplasmin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Ocriplasmin

    Der Glaskörper ist eine gelartige Substanz, die den größten Teil des Augapfels füllt. Der Glaskörper besteht dabei zu 98% aus Wasser und darin gleichmäßig verteilten Eiweißbestandteilen und feinsten Bindegewebsfasern. Dieses Glaskörpergel ist von einer extrem feinen Haut, der Glaskörpergrenzmembran, umgeben. Sie liegt vor der Linse, hinten und seitlich der Netzhaut an und besteht aus verschiedenen Eiweißen wie Laminin, Fibronektin und Kollagen. Anheftungen zwischen Glaskörper und Netzhaut bestehen im gesamten Bereich der Netzhaut nur stellenweise und sind unregelmäßig fest. Regelmäßige Anheftungen bestehen dagegen beispielsweise im Bereich der Netzhautmitte (an der Stelle des schärfsten Sehens, Makula), des Sehnervs und der Netzhautgefäße.

    Im Alter schrumpft der Glaskörper des Auges durch Flüssigkeitsverlust und hebt sich von der Netzhaut ab. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Im Rahmen der Glaskörperabhebung kann es aber auch zu Komplikationen kommen, wenn die Abhebung nicht vollständig stattfindet oder Stellen vermehrter oder zusätzlicher Anheftung zwischen der Glaskörpergrenzmembran und der Netzhaut bestehen.

    Ocriplasmin ist eine verkürzte Form des menschlichen Plasmins, eines Enzyms, das Eiweiße spaltet. Das Enzym wird biotechnologisch mithilfe der Bakterie Pichia pastoris gewonnen.

    Ocriplasmin kann die krankhaften Verklebungen zwischen den Eiweißbestandteilen der Glaskörpergrenzmembran und der Netzhaut auflösen. Der Zug auf die Netzhaut nimmt damit ab, die Verformungen gehen zurück und die Sicht wird wieder klarer.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.