Ocrelizumab

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.03.2018

Allgemeines

Ocrelizumab wird zur Behandlung Erwachsener mit aktiver, schubförmig verlaufender multipler Sklerose eingesetzt. Voraussetzung ist eine eindeutige Diagnose durch ärztliche Untersuchungen und auch bildgebende Verfahren.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

    Gegenanzeigen

    Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ocrelizumab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wann darf Ocrelizumab nicht verwendet werden?

    Ocelizumab darf nicht eingesetzt werden bei:
    • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
    • aktuell bestehender, aktiver Infektion beispielsweise einer Leberentzündung
    • schwer beeinträchtigter körpereigener Abwehr (Mangel an Lymphzellen, neutrophilen Zellen, Gammaglobulinen)
    • bestehenden bösartigen Krebserkrankungen
    Patienten mit Schluckbeschwerden entwickeln leichter eine Lungenentzündung durch verschluckte Nahrung. Bei ihnen darf der Wirkstoff nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle angewendet werden.

    Gleiches gilt für Patienten mit bekannten Risikofaktoren für das Auftreten von bösartigen Krebserkrankungen und bei Patienten, die aktiv auf das Wiederauftreten einer solchen Erkrankung hin überwacht werden.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Ocrelizumab und zwölf Monate nach der letzten Infusion für eine sichere Empfängnisverhütung sorgen. Werden Mütter während der Schwangerschaft mit Ocrelizumab behandelt, kann es beim Säugling zum Mangel an B-Zellen kommen. Dies ist besonders gefährlich, wenn das Kind geimpft werden soll. Eine Anwendung von (auch abgeschwächten) Lebendimpfstoffen darf dann erst nach vollständiger Normalisierung der B-Zell-Zahl beim Säugling erfolgen. Über Sicherheit und Zeitpunkt der Impfung entscheidet der zuständige Kinderarzt.

    Es ist nicht bekannt, ob Ocrelizumab oder dessen Abbauprodukte in die menschliche Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren der Fall ist. Ein Risiko für Neugeborene und Säuglinge kann nicht ausgeschlossen werden; während der Therapie darf daher nicht gestillt werden.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Sicherheit und Wirksamkeit von Ocrelizumab bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren sind nicht erwiesen. Eine Behandlung dieser Altersgruppe liegt also im Ermessen des Arztes.

    Welche Nebenwirkungen kann Ocrelizumab haben?

    Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ocrelizumab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Infektionen der oberen Atemwege, Grippe, Schnupfen, Halsentzündung, infusionsbedingte Reaktionen, Mangel an Immunglobulin M im Blut

    Häufige Nebenwirkungen:
    Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis, Herpes im Mund, Magen-Darm-Entzündung, Infektion der Atemwege, Infektion mit Viren, Gürtelrose, Bindehautentzündung, Zellentzündung, Husten, Katarrh, Mangel an neutrophilen Blutzellen, Mangel an Immunglobulin G im Blut

    Besonderheiten:
    Besteht der Verdacht, dass es zu einer infusionsbedingten Reaktion kommen kann, wir der Arzt den Patienten während und nach der Verabreichung von Ocrelizumab sorgfältig beobachten. Die Infusion wird unverzüglich abgebrochen und die Behandlung beendet, wenn es während der Infusion zu einer Überempfindlichkeitsreaktion kommt.

    Manchmal kommt es zu einer Gehirnerkrankung, der progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie (PML). Sie kann sich sowohl durch das Neuauftreten als auch durch eine Verschlechterung vorbestehender Nervenstörungen äußern. Bestätigt sich der Verdacht, muss die Behandlung mit Ocrelizumab sofort abgebrochen werden.

    Welche Wechselwirkungen zeigt Ocrelizumab?

    Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Die Sicherheit einer Impfung mit lebenden (auch abgeschwächten) Viren nach einer Therapie mit Ocrelizumab wurde nicht untersucht. Die Impfung liegt also im Ermessen des Arztes.

    Mit Ausnahme von Glukokortikoiden (Kortison) zur Behandlung der Beschwerden bei aktiven MS-Schüben wird die gleichzeitige Gabe von Ocrelizumab und Hemmstoffen des körpereigenen Abwehrsystems nicht empfohlen.

    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

    • Kommt es während der Infusion zu einer Überempfindlichkeitsreaktion, wird der Arzt die Infusion unverzüglich abbrechen und die Behandlung beenden.
    • Wenn neue Nervenstörungen auftreten oder vorbestehende sich verschlechtern, kann eine Gehirnerkrankung vorliegen, die den Abbruch der Behandlung erzwingt.
    • Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit dem Medikament und zwölf Monate nach der letzten Infusion für eine sichere Empfängnisverhütung sorgen.
    • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur durch Ärzte erfolgen, die in der Therapie der multiplen Sklerose erfahren sind.

    Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

    Welche Medikamente beinhalten Ocrelizumab?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ocrelizumab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform

    So wirkt Ocrelizumab

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ocrelizumab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Ocrelizumab gehört.

    Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Ocrelizumab

    Ocrelizumab wird zur Behandlung Erwachsener mit aktiver, schubförmig verlaufender multipler Sklerose eingesetzt. Voraussetzung ist eine eindeutige Diagnose durch ärztliche Untersuchungen und auch bildgebende Verfahren.

    Des Weiteren wird der Wirkstoff eingesetzt bei Erwachsenen mit dauerhaft fortschreitender multipler Sklerose im Frühstadium. Diese muss vom Arzt anhand der Krankheitsdauer und dem Grad der Behinderung sowie durch eine Bildgebung, die die typische Entzündungsaktivität zeigt, eindeutig diagnostiziert sein.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ocrelizumab sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Ocrelizumab

    Ocrelizumab gehört zur Wirkstoffgruppe der monoklonalen Antikörper und wird durch biotechnologische Verfahren aus Hamsterzellen gewonnen.

    Ocrelizumab heftet sich gezielt an bestimmte Zellen des menschlichen Abwehrsystems. Diese sogenannten B-Zellen sind spezielle weiße Blutkörperchen, die an ihrer Zelloberfläche eine typische Struktur (CD20) aufweisen. Indem sich Ocrelizumab an die Oberfläche der B-Zellen bindet, welche die CD20-Struktur tragen, erzeugt es ein Signal, auf welches hin sich andere Faktoren der körpereigenen Abwehr auf diese B-Zellen stürzen und sie vernichten.

    Auf welchen Wirkmechanismen der krankheitsbeeinflussende Effekt von Ocrelizumab bei multipler Sklerose beruht, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass die Verminderung der Anzahl und Funktion der B-Zellen mit dem CD20-Merkmal eine Rolle spielt.

    Die Fähigkeit zur B-Zellen-Produktion und die übrige körpereigene Abwehr bleiben erhalten.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.