Naloxegol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2015

Allgemeines

Naloxegol wird eingesetzt, wenn Patienten aufgrund einer Behandlung mit opioiden Schmerzmitteln eine Verstopfung haben. Allerdings darf der Wirkstoff erst angewendet werden, wenn andere Abführmittel versagt haben. Dies wird durch eine unzureichende Wirkung von mindestens einer Wirkstoffklasse an mindestens vier Tagen vor der Untersuchung definiert.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Opioid-Wirkung im Darm aufheben
  • Darmbeweglichkeit erhalten
  • Flüssigkeitsausscheidung in den Darm fördern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Naloxegol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Naloxegol nicht verwendet werden?

Naloxegol darf nicht verwendet werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Verschluss des Magen-Darm-Kanals
  • erhöhtem Risiko für einen Magen-Darm-Durchbruch
  • bösartigen Krebsarten im Magen-Darm-Kanal oder Bauchraum
  • wieder aufgetretenem oder fortgeschrittenem Eierstockkkrebs
  • Krebspatienten, die mit Hemmstoffen für das Gefäßwachstum behandelt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Naloxegol eingesetzt werden bei

  • Patienten mit einer Erkrankung, die die Magen-Darm-Wände schwächt (wie beispielsweise schwere säurebedingte Geschwüren, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, aktive oder wieder aufgetretene Divertikulitis, Krebsgeschwulsten oder Metastasen im Bauchraum) wegen der Gefahr von Durchbrüchen
  • bedeutsamen Störungen der Blut-Hirn-Schranke (beispielsweise durch böartige Hirntumore und -Metastasen, andere entzündliche Erkrankungen, aktive Multipler Sklerose, fortgeschrittene Alzheimer-Demenz), weil der Wirkstoff in solchen Fällen möglicherweise ins Gehirn gelangen kann
  • Herzinfarkt in der Vorgeschichte, Herzmuskelschwäche, Erkrankung des Herzens oder der Blutgefäße oder Herzrhythmusstörungen (QT-Verlängerung), weil dies nicht in Studien geprüft wurde
  • schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, weil die Dosierung entweder vermindert oder die Behandlung beendet werden muss.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es besteht theoretisch die Möglichkeit, durch die Anwendung eines Gegenspielers des Opioid-Rezeptors wie Naloxegol bei der Mutter, Entzugserscheinungen bei dem Ungeborenen auszulösen, wenn die Mutter gleichzeitig mit einem opioiden Schmerzmittel behandelt wird. Naloxegol wird daher während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Außerdem haben sich bei Studien mit Überdosierung im Tierexperiment schädliche Wirkungen auf die Ungeborenen gezeigt.

Es ist nicht bekannt, ob Naloxegol beim Menschen in die Muttermilch übergeht, wie es bei Ratten der Fall ist. Wird eine Mutter mit Opioiden wie Morphin, Meperidin oder Methadon behandelt, werden diese in geringen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden. Es besteht theoretisch die Möglichkeit, dass durch Naloxegol beim gestillten Neugeborenen, dessen Mutter ein Opioid einnimmt, ein Opioid-Entzug auftritt. Daher wird die Anwendung bei stillenden Müttern ebenfalls nicht empfohlen und liegt im Ermessen des Arztes.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Naloxegol bei Kindern im Alter von unter 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Die Anwendung liegt daher im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Naloxegol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Naloxegol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Bauchschmerz, Durchfall.

Häufige Nebenwirkungen:
Nasen-Rachen-Entzündung, Kopfschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen, übermäßiges Schwitzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Entzugserscheinungen bei Opioid-Behandlung.

Besonderheiten:
Schwere, anhaltende oder sich verschlimmernde Bauchschmerzen oder Durchfälle sollten unverzüglich dem Arzt mitgeteilt werden. Er wird in Abhängigkeit vom Behandlungserfolg und der Verträglichkeit eine Verringerung der Dosis in Betracht ziehen.

Entzugsbeschwerden äußern sich in Verstimmung, Übelkeit oder Erbrechen, Muskelschmerzen, Tränenlaufen oder Naselaufen, Pupillenerweiterung, Haaresträuben oder Schwitzen, Durchfall, Gähnen, Fieber oder Schlaflosigkeit. Treten drei oder mehr dieser Symptome auf, ist die Therapie mit Naloxegol zu beenden und ein Arzt aufzusuchen.

Treten bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen Nebenwirkungen auf, sollte die Therapie sofort abgebrochen und ein Arzt aufgesucht werden.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Naloxegol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Naloxegol wird durch ein leicht beeinflussbares Enzymsystem abgebaut. Gleichzeitige Anwendung von starken Hemmstoffen dieses Enzymsystems kann zu Überdosierung von Naloxegol führen. Zu den Hemmstoffen gehören die Antibiotika Clarithromycin und Telithromycin, die Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol oder HIV-1-Proteasehemmer wie Ritonavir, Indinavir oder Saquinavir, aber auch Grapefruitsaft, wenn er in großen Mengen getrunken wird.

Bei gleichzeitiger Anwendung schwächerer Hemmstoffe, wie den Blutdrucksenkern Diltiazem und Verapamil, wird der Arzt eine verminderte Dosis Naloxegol verschreiben.

Wirkstoffe, die das Enzymsystem in der Aktivität fördern, sind das Antiepileptikum Carbamazepin, das Tuberkulose-Mittel Rifampicin und das pflanzliche Antidepressivum Johanniskraut. Eine gleichzeitige Angewendung kann die Wirkung von Naloxegol abschwächen und ist daher untersagt.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kommt es zu heftigen Nebenwirkungen im Verdauungsystem, ist ein Arzt aufzusuchen.
  • Treten Anzeichen eine Opioid-Entzuges auf, ist die Therapie abzubrechen und ein Arzt zu befragen.
  • Treten bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen Nebenwirkungen auf, sollte die Therapie sofort abgebrochen und ein Arzt aufgesucht werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament dürfen keine großen Mengen Grapefruitsaft getrunken werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Naloxegol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Naloxegol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform

 

So wirkt Naloxegol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Naloxegol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Abführmittel, zu welcher der Wirkstoff Naloxegol gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Naloxegol

Naloxegol wird eingesetzt, wenn Patienten aufgrund einer Behandlung mit opioiden Schmerzmitteln eine Verstopfung haben. Allerdings darf der Wirkstoff erst angewendet werden, wenn andere Abführmittel versagt haben. Dies wird durch eine unzureichende Wirkung von mindestens einer Wirkstoffklasse an mindestens vier Tagen vor der Untersuchung definiert.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Naloxegol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Naloxegol

Naloxegol gehört zur Wirkstoffgruppe der Abführmittel.

Eine durch opioide Schmerzmittel verursachte Verstopfung tritt meist im Verlauf einer längeren Behandlung mit diesen Substanzen auf. Das Opioid bindet sich an die auch im Darm vorhandenen Opioid-Rezeptoren, was eine geringere Darmbeweglichkeit und eine vermehrte Wiederaufnahme von Flüssigkeit aus dem Darm zur Folge hat.

Naloxegol ist sehr eng mit Naloxon verwandt, einem Gegenspieler der opioiden Schmerzmittel, der deren Wirkung aufhebt. Naloxegol ist ein mit Polyethylenglycol (PEG) verbundenes Naloxon. Durch die PEGylierung ist Naloxegol ein recht großes Molekül. Dadurch kann es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und so auch nicht im Gehirn wirken. Stattdessen verbleibt es im Magen-Darm-Kanal und bindet sich dort an die Rezeptoren für Opioide. Damit sind diese Bindungsstellen besetzt, die opioiden Schmerzmittel können nicht an sie andocken und eine Verstopfung auslösen. Durch die Beschränkung der Wirkung auf die Eingeweide hemmt Naloxegol nicht den schmerzlindernden Effekt der Opioide im Gehirn.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.