Estradiol + Prasteronenantat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.09.2007

Allgemeines

Die Kombination aus Estradiol und Prasteronenantat wird zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, wie beispielsweise Hitzewallungen, Schlafstörungen, mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit oder depressive Verstimmungen, eingesetzt.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Hormonmangel in und nach den Wechseljahren ausgleichen
  • Wechseljahresbeschwerden lindern
  • Östrogenmangel infolge Eileiterentnahme ausgleichen
  • Östrogenmangel infolge Strahlentherapie ausgleichen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Estradiol + Prasteronenantat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Estradiol + Prasteronenantat nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe der Kombination
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • bestehenden oder früheren bösartigen Tumoren, die durch Gabe von Ostradiol weiter wachsen würden (wie etwa Brustkrebs oder Tumore der Gebärmutter)
  • bestimmten Virusinfektionen während der Schwangerschaft (Herpes gestationis)
  • unbehandelten Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut
  • diagnostisch nicht abgeklärten Blutungen aus der Scheide
  • akuten oder früheren schweren Lebererkrankungen (wie Leberentzündungen, Gelbsucht, Dubin-Johnson-Syndrom, Rotor-Syndrom oder Porphyrie), zumindest solange sich bestimmte Leberwerte (Transaminasen) nicht normalisiert haben
  • Sichelzellenanämie
  • bestehenden oder früheren Blutgefäßerkrankungen, die zu Gefäßverschlüssen (Thrombosen) von Arterien oder Venen geführt haben, wie etwa schweren Venenerkrankungen, Venenthrombosen, Venenentzündungen (Thrombophlebitis), einer ausgeprägten Neigung zu Krampfadern, Störungen der Blutgerinnung, Lungenembolie, Schlaganfall, Angina Pectoris, Herzinfarkt und Herzklappenfehler
  • schweren Fettstoffwechselstörungen oder Fettsucht
  • Mittelohrschwerhörigkeit, die sich während vorangegangener Schwangerschaften verschlimmert hat.
Bei den folgenden Erkrankungen kann die Wirkstoffkombination zwar angewendet werden, der Arzt muss jedoch durch laufende Kontrolle der entsprechenden Laborwerte die Entwicklung der Behandlung überprüfen und gegebenenfalls die Therapie abbrechen:
  • Brustkrebs in der Familie (Verwandte ersten Grades)
  • Durchblutungsstörungen an Armen, Händen und Beinen
  • Blutdruckanstieg
  • Nierenfunktionsstörungen
  • vorausgegangene leichtere Leber- und Gallenblasenerkrankungen
  • Migräne oder schwere Kopfschmerzen
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Epilepsie
  • Chorea minor (Veitstanz)
  • Asthma
  • Endometriose
  • längere Ruhigstellung (etwa durch Bettlägerigkeit)
  • erniedrigter Kalzium-Spiegel im Blut
  • Lupus erythematodes (schwere Allergieerkrankung)
  • Erkrankungen des Auges, die auf einen erhöhten Blutdruck zurückzuführen sind (Verschluss der zentralen Netzhautvene, plötzlicher Sehverlust, Hervortreten des Augapfels, Doppelbilder-Sehen oder Papillenödem).
Die Kombination muss außerdem sechs Wochen vor einer Operation abgesetzt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination darf nicht während der Schwangerschaft angewendet werden. Vor einer Anwendung ist eine Schwangerschaft deshalb unbedingt auszuschließen. Während der Anwendung der Wirkstoffkombination sind entsprechende Maßnahmen zur Schwangerschaftsverhütung zu ergreifen. Sollte die Patientin unter der Behandlung mit der Kombination dennoch schwanger werden, so sollte die Wirkstoffkombination sofort abgesetzt werden, um Schädigungen des Embryos zu vermeiden.

Durch die Anwendung der Kombination kann die Milchproduktion verringert werden. Außerdem können kleine Wirkstoffmengen in die Muttermilch und damit in den Säugling übergehen. Um Schädigungen des Kindes zu vermeiden, sollte vor einer Behandlung mit der Wirkstoffkombination abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Das Anwendungsgebiet schließt eine Behandlung von Kindern mit der Kombination aus.

Welche Nebenwirkungen können Estradiol + Prasteronenantat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Estradiol + Prasteronenantat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Brustspannen, Brustschmerzen, prämenstruelles Syndrom, Durchbruchblutung, Zwischenblutungen, Regelstörungen (Dysmenorrhoe), Veränderungen des Scheidenausflusses, Gebärmutterschleimhautwucherungen, Brustkrebs,
depressive Verstimmungen oder Depressionen, Angstzustände, Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Müdigkeit, Sehstörungen, Kontaktlinsenunverträglichkeit,
Verdauungsstörungen, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen,
Haarausfall, Akne, Körperbehaarungszunahme, Ekzeme, Juckreiz, punktförmige Hauteinblutungen (Purpura), Nesselsucht, schwere allergische Hauterkrankungen wie Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom, Herzklopfen, Gewichtsveränderungen, Wassereinlagerung (Ödeme), Appetitzunahme, Veränderungen der Libido, Verstärkung der Blutgerinnung, Muskelkrämpfe.

Besonderheiten:
Bei einer Langzeit-Anwendung kann das Brustkrebs-Risiko geringfügig zunehmen.

Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung einer Demenz.

Welche Wechselwirkungen zeigen Estradiol + Prasteronenantat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Verschiedene Wirkstoffe, die den biologischen Abbau von Sexualhormonen beschleunigen, führen zu einer Abschwächung der Wirkung der Kombination. Infolgedessen kann es beispielsweise zu Zwischenblutungen kommen. Zu diesen Wirkstoffen zählen
  • Schlafmittel aus der Gruppe der Barbiturate
  • die Antibiotika Rifampicin, Griseofulvin, Ampicillin und Tetracycline
  • Johanniskraut
  • virenhemmende Mittel wie Ritonavir und Nelfinavir
  • Antiepileptika wie Barbexaclon, Hydantoin, Carbamazepin, Phenytoin, Primidon, Oxcarbazepin, Topiramat und Felbamat
  • das GichtmittelPhenylbutazon
  • Aktivkohle.
Da die Kombination den Blutzuckerspiegel beeinflusst, ist bei Insulin und oralen Antidiabetika eventuell eine Dosisanpassung erforderlich.

Estradiol kann zu einem erhöhten Blutspiegel von Schilddrüsenhormonen führen. Dies muss bei Untersuchungen der Schilddrüse berücksichtigt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Therapie mit dem Medikament ist bei einer Schwangerschaft oder fehlender Monatsblutung sofort zu unterbrechen.
  • Das Medikament hat keine schwangerschaftsverhütende Eigenschaften.
  • Die Messung verschiedener Laborwerte kann durch die Einnahme des Medikaments gestört werden.
  • Bei Anzeichen einer Leberfunktionsstörung (Gelbsucht, allgemeiner Juckreiz) ist das Medikament sofort abzusetzen.
  • Bei langfristiger Behandlung mit dem Medikament besteht ein gewisses Risiko für die Entstehung von Brustkrebs. Die Brust muss daher regelmäßig auf Knoten abgetastet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Estradiol + Prasteronenantat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Estradiol + Prasteronenantat enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Estradiol + Prasteronenantat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Estradiol + Prasteronenantat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Östrogen-Gestagen-Kombinationen bei Wechseljahrsbeschwerden, Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden, Sexualhormone, zu welcher die Wirkstoffkombination Estradiol + Prasteronenantat gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Estradiol + Prasteronenantat

Die Kombination aus Estradiol und Prasteronenantat wird zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, wie beispielsweise Hitzewallungen, Schlafstörungen, mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit oder depressive Verstimmungen, eingesetzt.

Auch Patientinnen, die nach einer Eileiter-Entnahme oder Strahlentherapie der Eileiter an einem Mangel an Östrogenen leiden, können mit der Wirkstoffkombination behandelt werden.

Sofern die Gebärmutter noch nicht operativ entfernt wurde, ist darauf zu achten, dass die Kombination nur zusammen mit Gestagenen verabreicht werden. Auf diese Weise kann der wachstumsfördernde Effekt von Östrogenen auf die Gebärmutterschleimhaut eingedämmt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Estradiol + Prasteronenantat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Estradiol + Prasteronenantat

Die Kombination aus Estradiol und Prasteronenantat gleichen den Mangel an weiblichen Sexualhormonen aus, der natürlicherweise am Ende der fruchtbaren Jahre einer Frau auftritt und für Symptome wie Stimmungsschwankungen oder einen unregelmäßigen Monatszyklus verantwortlich ist. Auch ein Mangel an Östrogenen, der durch eine Strahlentherapie der Eileiter oder eine Entfernung der Eierstöcke bedingt ist, kann so behoben werden.

Estradiol ist dem körpereigenen Östrogen Estradiol gleich. Es reguliert den weiblichen Zyklus, soweit in den Wechseljahren noch vorhanden, beeinflusst aber auch die Gemütsverfassung. Deshalb normalisiert Estradiolvalerat wechseljahrsbedingte Zyklusstörungen ebenso wie depressive Verstimmungen und Schlafstörungen.

Neben diesen vorteilhaften Wirkungen hat Estradiol aber auch Nachteile: es fördert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und die Entstehung bestimmter Krebsarten (Brust- und Gebärmutterkrebs). Aus diesem Grund sollte die Wirkstoffkombination Estradiolvalerat und Prasteronenantat stets mit Gestagenen zusammen verabreicht werden. Diese dämmen die negativen Wirkungen von Estradiol ein.

Prasteronenantat entspricht dem natürlichen Steroidhormon Dehydroepiandrosteron (DHEA), aus dem der Körper sowohl Östrogene als auch Testosteron bilden kann. Im Alter, vor allem mit Beginn der Wechseljahre, nimmt die Konzentration an DHEA im Körper ab. Durch die nun verringerte Testosteronmenge kommt es bei Frauen häufig zu Verlust der Libido oder mangelnder körperlicher Leistungsfähigkeit. Prasteronenantat erhöht die Konzentration an Testosteron im Körper der Frau und behebt damit diese typischen Wechseljahrsbeschwerden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.