Empagliflozin + Linagliptin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.06.2019

Allgemeines

Erwachsene ab 18 Jahren mit Diabetes mellitus vom Typ 2 erhalten die Kombination zur Verbesserung des Blutzuckerspiegels, wenn Metformin und/oder Sulfonylharnstoff und Empagliflozin oder Linagliptin alleine nicht ausreichen. Die Kombination kann außerdem eine Behandlung mit Empagliflozin und Linagliptin als Einzelwirkstoffe ersetzen.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Zuckerausscheidung mit dem Urin fördern
  • Insulinfreisetzung fördern
  • Tätigkeit der Inkretin-Hormone verlängern
  • Blutzucker senken
  • Rücktransport von Zucker aus dem Urin blockieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Empagliflozin + Linagliptin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Empagliflozin + Linagliptin nicht verwendet werden?

Bei Diabetes mellitus Typ 1 und Überempfindlichkeit gegen Empagliflozin oder Linagliptin oder einen anderen Hemmstoff von SGLT2 oder der Dipeptidyl-Peptidase darf die Kombination nicht angewendet werden.

Im Falle einer diabetischen Ketoazidose (Übersäuerung des Körpers infolge des Diabetes) darf die Kombination ebenfalls nicht eingesetzt werden. Gleiches gilt für Nierenfunktionsstörungen mit einer Filtrationsrate unter 60 Millilitern pro Minute.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination angewendet werden bei
  • Patienten mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung in der Vorgeschichte, weil sie wieder aufflammen kann
  • Einschränkungen der Nierenfunktion mit einer Filtrationsrate, die noch über 60 Milliliter pro Minute liegt
  • Patienten mit Neigung zu einem zu geringen Blutvolumen und Erkrankungen, die zu Flüssigkeitsverlust führen können
  • schwerer Herzmuskelschwäche, weil es dazu keine klinischen Studien mit der Kombination gibt
  • Patienten im Alter von über 75 Jahren, weil bei diesen mehr Nebenwirkungen auftreten

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher gibt es keine Erfahrungen mit der Anwendung von Empagliflozin + Linagliptin bei Schwangeren. Tierexperimente zeigen, dass beide Wirkstoffe in der Spätschwangerschaft in sehr geringem Ausmaß den Mutterkuchen durchdringen, sie ergaben jedoch keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen beim Ungeborenen. Nach der Geburt aber zeigten sich unerwünschte Wirkungen auf die Entwicklung der Jungen. Aus Vorsichtsgründen wird der Arzt eine Anwendung der Kombination während der Schwangerschaft vermeiden.

Man weiß nicht, ob die Kombination in die menschliche Muttermilch übergeht, wie es im Tierversuch der Fall ist. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen und der Wirkstoff darf daher während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombination bei Kindern und Jugendlichen wurde bisher noch nicht in klinischen Studien erwiesen. Eine Anwendung bei dieser Altersgruppe ist nicht erlaubt.

Welche Nebenwirkungen können Empagliflozin + Linagliptin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Empagliflozin + Linagliptin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Harnwegsinfektionen (einschließlich Nierenbeckenentzündung und dadurch bedingte Blutvergiftungen), Pilzinfektionen der Scheide, Scheidenentzündungen, Eichelentzündungen, andere Infektionen der Geschlechtsteile, Nasen-Rachen-Entzündung, Unterzuckerung (bei Anwendung zusammen mit einem Sulfonylharnstoff oder Insulin), Durst, Husten, Juckreiz, Ausschlag, verstärkte Harnausscheidung, erhöhte Amylase-Werte im Blut, erhöhte Lipase-Werte im Blut

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeit, Gesichtsschwellung, Nesselsucht, Bauchspeicheldrüsenentzündung, verringertes Blutvolumen, Störungen der Harnausscheidung, Verdickung des Blutes, Fettstoffwechselstörungen, erhöhter Kreatinin-Wert im Blut, verminderte Nierenleistung

Seltene Nebenwirkungen:
Diabetische Ketoazidose, Geschwüre im Mund

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Weichteilinfektion im Bereich des Dammes mit Absterben von Gewebe, blasige Hautentzündung

Besonderheiten:
Anzeichen einer Ketoazidose (Übersäuerung des Körpers) sind Übelkeit und Erbrechen, Essensverweigerung, Bauchschmerzen, übermäßiger Durst, Schwierigkeiten beim Atmen, Verwirrtheit, ungewöhnliche Müdigkeit oder Schläfrigkeit. Unabhängig vom Blutzuckerspiegel sollten Patienten beim Auftreten dieser Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Die Therapie mit Empagliflozin muss sofort unterbrochen werden.

Der Arzt wird die Nierenfunktion vor Beginn einer Therapie mit Empagliflozin und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung - mindestens einmal jährlich - kontrollieren.

Kommt es zu einem erheblichen Verlust an Blutvolumen, muss dieser Mangel vom Arzt behoben werden, ehe die Therapie mit dem Wirkstoff fortgesetzt werden kann.

Bei Patienten mit komplizierten Harnwegsinfektionen wird der Arzt eine Unterbrechung der Behandlung mit Empagliflozin in Erwägung ziehen.

Bei Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Rötung oder Schwellungen im Bereich des Damms (gleichzeitig mit Fieber oder Unwohlsein) muss sofort ein Arzt befragt werden.

Zeigen sich blasige Hautbeschwerden, muss die Behandlung mit der Kombination sofort beendet und ein Arzt befragt werden.

Welche Wechselwirkungen zeigen Empagliflozin + Linagliptin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Empagliflozin kann den wasserausscheidenden Effekt von Diuretika verstärken und das Risiko einer Austrocknung und von niedrigem Blutdruck erhöhen.

Insuline und orale Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffe können das Risiko einer Unterzuckerung erhöhen. Bei Anwendung in Kombination mit Empagliflozin wird der Arzt daher unter Umständen die Dosierung dieser Medikamente vermindern, um das Risiko einer Unterzuckerung zu senken.

Empagliflozin wie auch Linagliptin werden von einem Enzymsystem verstoffwechselt, das durch die TuberkulosemittelRifampicin und Rifamycin sowie durch Antiepileptika wie Phenobarbital und andere aktiviert wird. Dabei kann es möglicherweise zu verminderter Wirksamkeit kommen. Dies gilt besonders für Linagliptin.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Übelkeit und Erbrechen, Essensverweigerung, Bauchschmerzen, übermäßigem Durst, Schwierigkeiten beim Atmen, Verwirrtheit, ungewöhnlicher Müdigkeit oder Schläfrigkeit muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Die Therapie mit dem Medikament ist sofort zu unterbrechen.
  • Bei Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Rötung oder Schwellungen im Bereich des Damms, gleichzeitig mit Fieber oder Unwohlsein, muss sofort ein Arzt befragt werden.
  • Bei Patienten mit komplizierten Harnwegsinfektionen wird der Arzt eine Unterbrechung der Behandlung in Erwägung ziehen.
  • Kommt es zu einem erheblichen Verlust an Blutvolumen, muss dieser Mangel vom Arzt behoben werden, ehe die Therapie mit dem Medikament fortgesetzt werden kann.
  • Der Arzt wird die Nierenfunktion vor Beginn einer Therapie mit dem Medikament und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung, mindestens einmal jährlich kontrollieren.
  • Kommt es zu blasigen Hautbeschwerden, ist die Therapie sofort zu unterbrechen und ein Arzt zu befragen.
  • Das Medikament lässt Urintests auf Glukose positiv ausfallen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Empagliflozin + Linagliptin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Empagliflozin + Linagliptin enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Empagliflozin + Linagliptin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Empagliflozin + Linagliptin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe orale Antidiabetika, zu welcher die Wirkstoffkombination Empagliflozin + Linagliptin gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Empagliflozin + Linagliptin

Erwachsene ab 18 Jahren mit Diabetes mellitus vom Typ 2 erhalten die Kombination zur Verbesserung des Blutzuckerspiegels, wenn Metformin und/oder Sulfonylharnstoff und Empagliflozin oder Linagliptin alleine nicht ausreichen. Die Kombination kann außerdem eine Behandlung mit Empagliflozin und Linagliptin als Einzelwirkstoffe ersetzen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Empagliflozin + Linagliptin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Empagliflozin + Linagliptin

In der Kombination ergänzen sich die zwei blutzuckersenkenden Wirkstoffe in ihren Wirkmechanismen:

Empagliflozin hemmt die Transportfunktion des SGLT2-Eiweißes. Dieses sorgt dafür, dass mit dem Urin ausgeschiedene Glukose wieder in den Körper aufgenommen wird. Die Blockade des Eiweißes führt zu einer gesteigerten Zuckerausscheidung und senkt somit die Zuckerkonzentration im Blut.

Linagliptin hingegen wirkt auf die Insulinfreisetzung. Der Blutzuckerspiegel (die Konzentration an Glukose im Blut) wird durch einen Regelkreis gesteuert, in dem Inkretinhormone eine große Rolle spielen. Inkretinhormone werden vom Darm über den Tag hinweg in die Blutbahn freigesetzt und ihre Konzentration steigt als Reaktion auf eine Mahlzeit an. Ist die Blutzuckerkonzentration normal oder erhöht, fördern die Inkretinhormone die Produktion und Freisetzung von Insulin aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Mehr Insulin aber sorgt für eine Glukoseaufnahme in das Gewebe. Gleichzeitig drosseln die Inkretine die Glukose-Produktion der Leber. Alle Effekte zusammengenommen lassen den Blutzuckerspiegel absinken. Die Aktivität der Inkretinhormone wird durch das Enzym Dipeptidyl-Peptidase begrenzt. Es baut die Inkretine rasch zu inaktiven Produkten ab. Hemmstoffe für dieses Enzym wie Linagliptin verhindern den Abbau der Inkretine. So steigt die Konzentration der aktiven Inkretinhormone, was jeweils glukoseabhängig die Freisetzung von Insulin fördert und den Blutzuckerspiegel senkt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.