Budesonid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2015

Allgemeines

Budesonid wirkt entzündungshemmend und damit abschwellend auf die Schleimhäute der Bronchien. Daher wird es als Aerosol zum Einatmen insbesondere zur Langzeittherapie bei Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis und bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen wie COPD verwendet.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Beschwerden bei Atemwegserkrankungen behandeln
  • Beschwerden bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa mindern
  • Beschwerden bei chronischer Bronchitis, Asthma bronchiale und COPD mindern
  • Beschwerden bei Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung lindern
  • Allergie und Heuschnupfen behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Budesonid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Budesonid nicht verwendet werden?

Bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und bei Infektionen, insbesondere des Darms, durch Bakterien, Viren oder Pilze sowie bei Windpocken und Masern darf Budesonid nicht angewendet werden.

Als Nasenspray (intranasal) darf der Wirkstoff bei Lungentuberkulose, Pilzerkrankungen (Mykosen) im Bereich der Atemwege (Lungenmykose) sowie bei bakteriellen und viralen Infektionen der Atemwege nur in Kombination mit einer antibakteriellen oder antimykotischen Behandlung (Mittel gegen Pilzerkrankungen) eingesetzt werden.

Auch bei Anwendung im Darm darf der Wirkstoff im Falle örtlicher Infektionen mit Bakterien, Pilze, Kleinstlebewesen (Amöben) und Viren nicht eingesetzt werden. Eine Anwendung im Darm verbietet sich auch bei Schrumpfleber (Leberzirrhose) und Zeichen eines Bluthochdrucks in der Leberpfortader, das heißt im Spätstadium einer Zerstörung der kleinen Gallengänge (primäre biliäre Zirrhose).

Budesonid ist aufgrund des verzögerten Wirkungseintritts nicht zur Behandlung eines akuten Asthmaanfalls geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff Budesonid sollte während der Schwangerschaft nur nach ärztlicher Anweisung und sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Da bei Neugeborenen, deren Mütter in der Schwangerschaft Budesonid erhielten, Schäden der Nebennierenfunktion beobachtet wurden, wird geraten, während einer Therapie mit Budesonid eine Schwangerschaft möglichst auszuschließen.

Da Budesonid wie alle Glukokortikoide in die Muttermilch übergehen kann, wird empfohlen, bei einer Langzeitbehandlung oder bei der Anwendung höherer Dosen vorher abzustillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Für die Anwendung des Wirkstoffes Budesonid bei Kindern geben die Hersteller unterschiedliche Hinweise. Daher ist die Gebrauchsinformation des jeweiligen Medikaments aufmerksam zu lesen oder der Arzt zu befragen.

Durch die Unterdrückung der körpereigenen Glukokortikoid-Bildung kann es bei Kindern zu Störungen des Wachstums kommen. Bei Kindern, die längerfristig mit inhalativen Glukokortikoiden behandelt werden, müssen daher regelmäßige ärztliche Kontrollen stattfinden.

Die Behandlung mit Budesonid in Tablettenform kann zu schweren Krankheitsverläufen bei Windpocken und Masern führen. Budesonid darf als Tablette oder Zäpfchen bei Kindern und Säuglingen daher nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Budesonid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Budesonid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen bei Inhalation:
Häufig:
Heiserkeit, Husten, Reizungen des Mund- und Rachenraumes, Pilzbefall des Mund- und Rachenraumes.

Selten:
Bronchialkrämpfe, Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz, Hautrötung, Gesichtsschwellung, Kontaktdermatitis, Unterfunktion der Nebenniere, Überfunktion der Nebenniere, Wachstumsverzögerung, Überempfindlichkeitsreaktionen, allergischer Schock, depressive Verstimmungen, Aggressivität, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Psychosen, Verhaltensauffälligkeiten (insbesondere
bei Kindern), Ruhelosigkeit, Nervosität.

Sehr selten und vereinzelt auftretend:
Augenerkrankungen wie Grüner Star, Grauer Star (Katarakt), Unterdrückung der Nebennierenfunktion, Minderung der Knochendichte.

Nebenwirkungen bei Anwendung in der Nase:
Häufig:
örtliche Reizungen der Schleimhaut, blutiges Sekret, Nasenbluten (unmittelbar nach Anwendung).

Gelegentlich:
sofortige oder verzögerte Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich Nesselsucht, Hautausschlag, Juckreiz, Hautentzündung, Gesichtsschwellung).

Selten:
Anzeichen einer ganzheitlichen Glukokortikoid-Wirkung (Akne, Unterfunktion der Nebenniere).
Bei langdauernder Anwendung: Osteoporose, erhöhter Augeninnendruck (Glaukom), Linsentrübung (Katarakt).

Sehr seltene und vereinzelt auftretend:
Löcher in der Nasenscheidewand, Geschwüre der Nasenschleimhaut, Sprechstörungen.

Nebenwirkungen bei Anwendung im Enddarm:
Häufig:
Blähungen; Übelkeit; Durchfall, Nesselsucht, Hautausschlag.

Gelegentlich:
Unruhe, Schlaflosigkeit.

Sehr selten und vereinzelt auftretend:
Allergische Reaktion.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Grüner Star.

Nebenwirkungen bei Einnahme:
Häufig:
Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Stimmungsveränderungen, Abnahme der Cortisol-Konzentration im Blut, Grippe, Virusinfektion der oberen Atemwege.

Gelegentlich:
aufgeblähter Bauch, Bauchschmerzen, Durchfall, Verdauungsstörung, Schläfrigkeit, Akne, fehlende Arzneimittelwirkung, Schmerzen in Armen und Beinen, Cushing-Syndrom, Blutarmut.

Selten:
Juckreiz, Müdigkeit (Fatigue), Wasseransammlungen in Armen und Beinen.

Besonderheiten:
Bei der Umstellung einer Behandlung von Budesonid in Tablettenform auf eine Inhalationsbehandlung kann es zu allergischen Reaktionen kommen, die durch die vorherige Behandlung unterdrückt wurden. In diesem Fall muss die Dosierung vom Arzt neu angepasst werden.

Bei der Anwendung von Budesonid als Inhalation können Infektionen mit Bakterien und Pilzen insbesondere im Bereich des Mund-Rachen-Raums (Pilzinfektionen im Mund) auftreten. Diese müssen nach Rücksprache mit dem Arzt entsprechend behandelt werden.

Alle örtlichen Anwendungen von Budesonid können bei besonderer Empfindlichkeit des Patienten und/oder längerer Anwendung auch Auswirkungen auf den ganzen Körper haben. Es können dann Nebenwirkungen auftreten, die man von der Einnahme des Wirkstoffes kennt.

Welche Wechselwirkungen zeigt Budesonid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Der Wirkstoff Budesonid verstärkt die Wirkung von den bei Asthma eingesetzten Beta-2-Sympathomimetika wie beispielsweise Salbutamol, Fenoterol, Salmeterol oder Formoterol. Auch diese Wirkstoffe weiten die Bronchien und unterstützen damit den Effekt von Budesonid.

Wirkstoffe wie die Pilzmittel Itraconazol, Ketoconazol, die Mittel gegen AIDSRitonavir und Nelfinavir, die AntibiotikaTroleandromycin und Erythromycin sowie Ciclosporin gegen die Astoßungsreaktion nach Organverpflanzungen, aber auch Grapefruitsaft hemmen den Abbau von Budesonid im Körper und können daher zu einer Verstärkung von Wirkungen und auch der Nebenwirkungen von Budesonid führen.

Wirkstoffe wie das Antiepileptikum Carbamazepin und das Antibiotikum Rifampicin fördern den Abbau von Budesonid und können so die allgemeine wie auch die örtliche Wirkung von Budesonid an der Darmschleimhaut vermindern. Eine Anpassung der Budesonid-Dosierung durch den Arzt kann erforderlich sein.

Budesonid wird von dem gleichen Enzym abgebaut wie das Hormon Ethinylestradiol. Bei Frauen, die gleichzeitig weibliche Sexualhormone (Östrogene) oder Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung ("Pille") erhalten haben, ergaben sich zum Teil erhöhte Blutkonzentrationen an Budesonid und eine verstärkte Wirkung desselben. Diese Wechselwirkung trat bei gleichzeitiger Einnahme mit niedrig dosierten Kombinationen zur Verhütung ("Minipille") nicht ein.

Da alle Glukokortikoide - also auch Budesonid - die Ausscheidung von Kalium fördern, sind folgende Wechselwirkungen zu beachten: Ein möglicher Kaliummangel fördert die Wirkung (und Nebenwirkungen) von Herzglycosiden und die durch bestimmte Entwässerungsmittel verursachte Kaliumausscheidung kann verstärkt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Anwendung gegen Asthma ist das Medikament nicht zur Behandlung des akuten Anfalls geeignet.
  • Bei Anwendung gegen Asthma muss das Medikament bei akuter Verschlechterung der Atemnot sofort abgesetzt werden.
  • Das Medikament kann die körperliche Anpassung an Stresssituationen vermindern.
  • Die Anwendung des Medikaments kann bei Dopingkontrollen ein positives Ergebnis verursachen.
  • Nach einer längeren Behandlung mit dem Medikament in Tablettenform stellt sich die normale Nebennierenrindenfunktion erst langsam wieder ein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Budesonid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Budesonid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Budesonid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Budesonid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Glukokortikoide, Entzündungshemmer, Antiasthmatika, zu welcher der Wirkstoff Budesonid gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Budesonid

Budesonid wirkt entzündungshemmend und damit abschwellend auf die Schleimhäute der Bronchien. Daher wird es als Aerosol zum Einatmen insbesondere zur Langzeittherapie bei Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis und bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen wie COPD verwendet.

Als Nasenspray bewirkt der Wirkstoff das Abschwellen der Nasenschleimhaut und vermindert die Sekretbildung bei Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündungen oder Heuschnupfen, wenn diese durch eine Allergie hervorgerufen sind. Daneben kann die Nasenatmung bei vorhandenen Polypen durch Budesonid erheblich verbessert werden.

Wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung kann Budesonid als Tablette, Zäpfchen oder sogenannter Rektalschaum auch zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Budesonid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Budesonid

Der Wirkstoff Budesonid ist ein stark wirksames Glukokortikoid. Budesonid wird am Ort der Anwendung sehr schnell aufgenommen und verstoffwechselt. Daher treten fast ausschließlich örtliche Wirkungen und Nebenwirkungen auf. Insbesondere an der Lunge und am Bronchialsystem sowie an der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts entfaltet es alle für diese Wirkstoffgruppe typischen Eigenschaften wie Entzündungshemmung, Verminderung von Schleimproduktion und Wassereinlagerung sowie Verminderung von allergischen Reaktionen.

Der Wirkstoff Budesonid wird in die Zelle aufgenommen und an einen Rezeptor gebunden. So wird die Bildung (Biosynthese) bestimmter Proteine eingeleitet, die die Bildung von entzündlich wirkenden Substanzen verringern. Die volle therapeutische Wirkung tritt daher mit einer Verzögerung ein. Budesonid ist deshalb nicht zur Behandlung von akuter Atemnot bei einem Asthmaanfall geeignet. Aufgrund seiner lang anhaltenden antientzündlichen Wirkung wird es jedoch häufig zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege wie Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis und COPD eingesetzt. Denn der Wirkstoff bewirkt, dass die Schleimhäute im Bronchialbereich abschwellen und die verengten Atemwege erweitert werden. Zusätzlich wird die Bildung des Bronchialschleims verringert und dessen Zähigkeit gemindert sowie die Bronchialmuskulatur entkrampft.

Aufgrund seiner schleimhautabschwellenden Wirkung kann Budesonid in Form von Nasensprays zudem bei Nasenschleimhautschwellungen, wie sie bei allergischem Schnupfen vorkommen, eingesetzt werden. Auch hier vermindert der Wirkstoff die Sekretbildung und verbessert auf diese Weise die Nasenatmung.

Seine stark entzündungshemmende Wirkung zeichnet den Wirkstoff ebenfalls zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa aus. In Form eines Rektalschaumes in den Darm eingebracht, hemmt Budesonid die Entzündungsvorgänge in der Darmschleimhaut. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Gesichert scheint nur, dass Budesonid in dieser Anwendungsform rein örtlich wirksam ist. Entsprechende Tabletten haben einen magensaftresistenten Überzug, der sie nach der Einnahme bis in den Dickdarm vor den Verdauungssäften schützt. Nach Auflösen dieses Überzugs bilden die Verdauungssäfte mit dem Überzug ein zähes Gel. Dadurch wird Budesonid im gesamten Dickdarm langsam verteilt und kann dort gezielt örtlich wirken.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.