Doxylamin: Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 30.10.2023 - 09:30 Uhr

Anwendung von Doxylamin

Doxylamin (Doxylaminsuccinat) ist ein Wirkstoff, der vorrangig zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt wird. Da er zu den Antihistaminika der 1. Generation zählt und sehr stark einschläfernd (sedierend) wirkt, wird er nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen zur Behandlung von allergischen Reaktionen (Allergie) der oberen und unteren Atemwege eingesetzt.

In der Kombination mit Pyridoxin (Vitamin B6) wird Doxylamin gegen Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft eingesetzt.

Auch in verschiedenen Erkältungsmitteln ist Doxylamin in Kombination mit weiteren Wirkstoffen enthalten.

Schlafmittel mit Doxylamin sind als Tabletten, Saft, Tropfen oder Brausetabletten erhältlich. Sie werden alle etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Zubettgehen eingenommen. Da sie das Reaktionsvermögen beeinträchtigen können, ist darauf zu achten, ausreichend Schlaf einzuplanen, bevor am nächsten Morgen beispielsweise Auto gefahren werden muss. 

Die Kapseln mit Doxylamin und Pyridoxin gegen Schwangerschaftsübelkeit sollten auf nüchternen Magen, unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einzgenommen werden.

Dosierung von Doxylamin

Die Dosierung für Erwachsene liegt bei 25 mg täglich, die Höchstdosis beträgt 50 mg. Kinder bekommen je nach Körpergewicht geringere Dosierungen.

Dauer der Anwendung

Mittel mit Doxylamin sollten nur wenige Tage eingenommen werden und die Anwendung sollte die Dauer von zwei Wochen nicht überschreiten.

Wann darf Doxylamin nicht eingenommen werden?

Doxylamin darf in bestimmten Fällen nicht angewendet werden:

  • Überempfindlichkeit gegen Doxylamin
  • Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung bei Prostatahyperplasie
  • Grüner Star (Engwinkelglaukom)
  • einem akuten Asthmaanfall
  • Epilepsie
  • akute Vergiftung durch Psychopharmaka, Alkohol, Schlaf- oder Schmerzmittel
  • Einnahme von MAO-Hemmern gegen Depressionen
  • Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom)
  • während der Stillzeit

Eine angepasste Dosis und besondere ärztliche Überwachung ist erforderlich bei Menschen mit:

  • Nierenfunktionsstörungen (Niereninsuffizienz)
  • eingeschränkter Leberfunktion

Doxylamin in Schwangerschaft und Stillzeit

Doxylamin schädigt das Ungeborene nicht. Der Wirkstoff sollte in der Schwangerschaft dennoch nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abschätzung eingesetzt werden.

In der Stillzeit sollte der Wirkstoff nicht angewendet werden, da er in sehr geringen Mengen in die Muttermilch übergeht. Säuglinge reagieren jedoch empfindlich auf die Wirkung von Antihistaminika. Krampfanfälle und Spätfolgen für die Entwicklung des Gehirns sind bei ihnen nicht auszuschließen.

Welche Nebenwirkungen kann Doxylamin haben?

Doxylamin ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und kann zu verschiedenen Nebenwirkungen führen. Nicht in jedem Fall muss es zu Nebenwirkungen kommen. Zudem können sich die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform des Medikaments (beispielsweise Tablette, Saft, Brausetablette) unterscheiden.

Bei Menschen mit Epilepsie können schon geringe Mengen zu Krampfanfällen führen.

Mögliche Nebenwirkungen sind:

Besonderheiten:
Nach längerfristiger täglicher Anwendung können durch plötzliches Absetzen des Wirkstoffs die Schlafstörungen wieder verstärkt auftreten.

Die während der Behandlung möglicherweise auftretenden Beschwerden wie Unruhe, Erregung, Spannung, Schlaflosigkeit, Alpträume, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen und Zittern werden als paradox bezeichnet, weil der Wirkstoff als Schlafmittel eigentlich gegenteilige Wirkungen haben sollte.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Doxylamin?

Wechselwirkungen können unter anderem mit diesen Medikamenten auftreten:

  • Neuroleptika, Tranquilizern, Antidepressiva, Hypnotika, Schmerzmittel, Narkosemittel, Alkohol oder Antiepileptika (Verstärkung der Wirkung)
  • Antiepileptikum Phenytoin (Abschwächung der Wirkung)
  • Atropin, Biperiden, MAO-Hemmer oder trizyklischen Antidepressiva (Verstärkung ihrer Wirkung, die zu lebensbedrohlichen Darmlähmungen, Harnverhalten und einer Erhöhung des Augeninnendrucks führen können. MAO-Hemmer können zudem in Wechselwirkung mit Doxylamin zu niedrigem Blutdruck und einer Unterdrückung der Gehirnfunktion sowie der Atemfunktion führen.)
  • Blutdrucksenker, die am ZNS wirken (Müdigkeit und Mattigkeit können verstärkt auftreten)
  • Epinephrin (Mittel zur Steigerung des Blutdrucks, kann gegenteiligerweise zu einem weiteren Blutdruckabfall führen)
  • Neuroleptika (Abschwächung ihrer Wirkung, die zu Krampfanfällen führen kann)

Die Symptome einer beginnenden Innenohrschädigung, hervorgerufen durch Aminoglykosid-Antibiotika, können durch Doxylamin unterdrückt werden und damit unerkannt bleiben. Doxylamin führt außerdem manchmal zu verfälschten Ergebnissen von Hauttests.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei länger anhaltenden Schlafstörungen sollte keine Dauerbehandlung mit dem Medikament erfolgen, sondern der*die behandelnde Arzt*Ärztin aufgesucht werden.
  • Die Einnahme des Medikaments kann bei älteren Menschen die Sturzgefahr erhöhen.
  • Bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern muss besonders genau auf die Einhaltung der Dosierungsangaben geachtet werden.
  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren oder die Bedienung von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, suchen Sie umgehend ärztlichen Rat.

Schlafstörungen bedürfen nicht immer einer medikamentösen Behandlung. Oftmals sind sie Ausdruck einer körperlichen oder seelischen Erkrankung und können durch andere Maßnahmen oder die Behandlung der Grunderkrankung beeinflusst werden. Bei länger anhaltenden Schlafstörungen sollte deshalb keine Dauerbehandlung mit dem Arzneimittel erfolgen, sondern der*die behandelnde Arzt*Ärztin aufgesucht werden.

 

Welche Medikamente beinhalten Doxylamin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Doxylamin enthalten ist.

MedikamentDarreichungsform
CaribanHartkapseln
Gittalun TrinktablettenBrausetabletten
Hoggar NightTabletten
Hoggar Night 25 mg SchmelztablettenSchmelztabletten
RapiSomPulver
SchlafsterneTabletten
SchlafTabsTabletten
Sedaplus

Saft

Valocordin-DoxylaminTropfen
WICK MediNaitSirup
XonveaTabletten
 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Doxylamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche können mit Doxylamin grundsätzlich behandelt werden. Der Einsatz des Wirkstoffes als Schlafmittel ist bei einigen Herstellern verboten, bei anderen ab dem sechsten Lebensmonat erlaubt, sofern die Ein- und Durchschlafstörungen nicht Folgeerscheinungen anderer behandlungsbedürftiger Grunderkrankungen sind.

Es gibt Hinweise, dass besonders Kleinkinder und Säuglinge bei Behandlung von Schlafstörungen mit Doxylamin ein erhöhtes Risiko für unregelmäßiges Atmen und Atemstillstand haben. Ebenfalls erhöht ist in dieser Patientengruppe das Risiko für gegenteilige Effekte wie Unruhe, Erregung, Schlaflosigkeit und Angstzustände. Im Fall von Überdosierungen besteht ein erhöhtes Risiko für Bewusstseinstrübungen und Krampfanfälle. Dabei kann es schlimmstenfalls zum Atemstillstand kommen. Den Dosierungsempfehlungen ist daher genau zu folgen und Überdosierungen sind unbedingt zu vermeiden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.