Timonil Saft

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.09.2007
Hersteller: Desitin Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Carbamazepin
Darreichnungsform: Saft
Rezeptpflichtig

Wirkung

Timonil Saft enthält den Wirkstoff Carbamazepin.

Carbamazepin hat bei Epilepsien eine breite Wirksamkeit. So lassen sich einfache fokale Anfälle, komplexe psychomotorische Anfälle, das so genannte Grand mal in verschiedenen Ausprägungen und gemischte Epilepsieformen mit Carbamazepin gut behandeln.

Weiterhin wirkt Carbamazepin bei bestimmten Nervenschmerzen (Neuralgien), wie beispielsweise einer Trigeminus-Neuralgie oder Glossopharyngeus-Neuralgie. Hier sowie bei diabetischer Neuropathie wird der Wirkstoff angewandt, um leichte bis mäßig starke Schmerzen, aber auch starke bis sehr starke Schmerzen, zu lindern. Bei der diabetischen Neuropathie handelt es sich um eine Nervenschädigung (Polyneuropathie), die mehr als die Hälfte aller Diabetiker (Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Diabetes mellitus vom Typ 2) entwickeln, wenn sie länger als zehn Jahre an Diabetes erkrankt sind. Diese Nervenschädigung beeinträchtigt die Wahrnehmung von Reizen und die Funktion von Organen. Die wesentliche Ursache ist ein schlecht eingestellter Diabetes mit langfristig erhöhten Blutzuckerwerten.

Bei multipler Sklerose vorkommende nicht-epileptische Anfälle (wie Anfälle mit Versteifung der Muskulatur, Anfälle mit Sprachstörungen, Bewegungskoordinationsstörungen, Missempfindungen und Schmerzanfälle) können ebenfalls mit Carbamazepin behandelt werden.

Daneben ist Carbamazepin zur Anfallsverhütung bei Alkoholentzug (nach Alkoholabhängigkeit) geeignet. Diese Anwendung darf allerdings nur stationär in einer Klinik erfolgen.

Bei Psychosen und Depressionen kann Carbamazepin zur Vorbeugung so genannter manisch-depressiver Phasen eingesetzt werden, wenn die Therapie mit Lithium versagt hat oder wenn Patienten mit Lithium nicht behandelt werden dürfen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Carbamazepin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antiepileptika, Antidepressiva, zu welcher der Wirkstoff Carbamazepin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • einfache partielle Anfälle (fokale Anfälle, die nur einen Teil des Gehirns betreffen) und komplexe partielle Anfälle (psychomotorische Anfälle)
  • Grand mal (großer epileptischer Anfall mit Bewusstseinsverlust, Hinstürzen, heftigen Zuckungen von Armen und Beinen), insbesondere mit einen bestimmten Hirnbereich betreffendem Ursprung (Schlaf-Grand mal, diffuses Grand mal) sowie gemischte Epilepsieformen
  • Linderung von Nervenschmerzen, beispielsweise bei einer Trigeminus-Neuralgie (ein nervenbedingter ein Gesichtsschmerz), Glossopharyngeus-Neuralgie (anfallsartige Schmerzen unbekannter Ursache im Rachenraum) oder diabetischer Neuropathie (Nervenschädigungen durch Zuckerkrankheit)
  • nichtepileptische Anfälle bei Multipler Sklerose, wie zum Beispiel Trigeminus-Neuralgie (ein nervenbedingter ein Gesichtsschmerz), tonische Anfälle (Anfall mit Muskelzuckungen), paroxysmale Dysarthrie (eine anfallsweise auftrende Sprechstörung) und Ataxie (eine Störung der Bewegungsabläufe), paroxysmale Parästhesien (Missempfindungen) und Schmerzanfälle
  • Anfallsverhütung beim Alkoholentzugssyndrom
  • Vorbeugung von manisch-depressiven Phasen, wenn die Therapie mit Lithium versagt hat oder mit Lithium nicht behandelt werden darf (200 Milligramm zusätzlich)

Dosierung

Das Arzneimittel wird mit beiliegendem Messlöffel dosiert. Ein Messlöffel entspricht 5 Millilitern und enthält 100 Milligramm des Wirkstoffs Carbamazepin. Um die gewünschte Dosierung zu erhalten, können mehrere Messlöffel des Saftes zusammen eingenommen werden. Ab größeren Mengen empfiehlt sich jedoch der Umstieg auf die höher dosierten Retardtabletten.

Das Arzneimittel wird individuell dosiert. Zu Beginn der Behandlung wird die Dosis langsam und schrittweise gesteigert ("einschleichen"), bis die erforderliche Dosis ermittelt ist.

Bei Epilepsie erhalten Erwachsene normalerweise 400 bis 1200 Milligramm des Wirkstoffs Carbamazepin (vier bis zwölf Messlöffel) täglich auf zwei bis drei Einzelgaben verteilt. Die tägliche Menge von 1600 Milligramm (16 Messlöffel) sollte nicht überschritten werden. Bei Kindern wird je nach Größe und Alter dosiert, üblicherweise erhalten sie 10 bis 20 Milligramm Carbamazepin pro Kilogramm Körpergewicht und pro Tag.

Für gewöhnlich kann man hier das folgende Dosierungsschema berücksichtigen:

Hierbei bekommen Kinder unter einem Jahr eine Startdosis von einmal 100 Milligramm des Wirkstoffs Carbamazepin pro Tag und im weiteren Verlauf einmal täglich 100 bis 200 Milligramm.

Kinder von einem bis fünf Jahren bekommen als Anfangsdosis einmal bis zweimal pro Tag 100 Milligramm und als Erhaltungsgabe zweimal täglich 100 bis 200 Milligramm oder einmal bis zweimal täglich 200 Milligramm Carbamazepin.

Kinder von sechs bis zehn Jahren bekommen eine Anfangsdosis von zweimal täglich jeweils 100 Milligramm. Als Erhaltungsdosis werden dreimal täglich 100 bis 200 Milligramm gegeben.

Solchen von elf bis 15 Jahren wird als Anfangsdosis zweimal bis dreimal pro Tag je 100 Milligramm des Wirkstoffs Carbamazepin gegeben. Im weiteren Verlauf werden dreimal täglich 200 bis 300 Milligramm gegeben oder dreimal bis fünfmal täglich je 200 Milligramm.

Bei heftigen umschriebenen Schmerzattacken im Gesicht- und Kopfbereich, der so genannten Trigeminusneuralgie oder auch der so genannten genuinen Glossopharyngeus-Neuralgie erhalten Erwachsene anfangs 200 bis 400 Milligramm (zwei bis vier Messlöffel), danach kann auf 400 bis 800 Milligramm (vier bis acht Messlöffel) gesteigert werden. In einigen Fällen kann der schmerzfreie Zustand im Verlauf mit einer Tagesdosis von 400 Milligramm beibehalten werden. Diese wird in zwei Einzelgaben verabreicht. Älteren und empfindlichen Personen reichen in der Regel 200 Milligramm als Anfangsdosis.

Schmerzzustände bei zuckerkrankheitsbedingter Nervenschädigung (diabetische Neuropathie) werden üblicherweise mit 600 Milligramm (dreimal je zwei Messlöffel) behandelt, es kann bei Bedarf auf 1200 Milligramm (dreimal je vier Messlöffel) gesteigert werden.

Nicht-epileptische Anfälle bei Multipler Sklerose dosiert man mit 400 bis 800 Milligramm pro Tag (zweimal bis viermal pro Tag je zwei Messlöffel).

Zur Anfallverhütung beim Alkoholentzug werden normalerweise 600 Milligramm in drei Einzelgaben, in schweren Fällen auch 1200 Milligramm pro Tag gegeben, wiederum in drei Einzelgaben.

Zur Vorbeugung manisch-depressiver Phasen sollte man die Tablettenform verwenden.

Ältere Patienten kommen oft mit einer geringeren Dosis aus. Über die Dauer der Anwendung entscheidet der Arzt, normalerweise ist eine langfristige Einnahme erforderlich. Bei Beendigung der Behandlung ist langsames Absetzen ("ausschleichen") vonnöten.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Aroma
  • Docusat-Natrium
  • gereinigtes Wasser
  • Kaliumdihydrogenphosphat
  • Methyl-4-hydroxybenzoat (E 218)
  • Natriumcyclamat
  • Natriummonohydrogenphosphat
  • Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216)
  • Xanthan Gummi (E 415)

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Doppeltsehen, Augenzittern, Blickstarre, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Teilnahmslosigkeit, Müdigkeit, Wahrnehmungsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Durchfall, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Koordinationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Schüttelkrämfe, Schwindel, zunehmende Erregbarkeit, Zittern, Sprachstörungen, Abgeschlagenheit, Merkfähigkeitsstörungen, Denkstörungen.

Häufige Nebenwirkungen:
Zahnfleischwucherungen, allergische Hautreaktionen mit Fieber, Nesselsucht, Juckreiz oder Hautveränderungen wie Exantheme, vorrübergehende Blutbildveränderungen.

Gelegentliche und seltene Nebenwirkungen:
Unwillkürliche Bewegungsstörungen wie Muskelzittern, Muskelzuckungen und Tics, Verstopfung, Gelbsucht, verminderte Natrium-Konzentrationen im Blut, Nierenfunktionsstörungen wie Eiweißurin, Bluturin oder Harnmengenverminderung, Herzfrequenzverlangsamung, Herzrhythmusstörungen, Erregungsleitungsstörungen am Herzen (AV-Block), Bluthochdruck, Venenentzündungen, Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel, Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge, Gefäßentzündungen, Lymphknotenschwellungen und Gelenkschmerzen, Lebervergrößerung, Milzvergrößerung, Leberwerteveränderungen.

Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Herzrhythmusstörungen (Auslösung eines Kammerflimmerns), Muskulaturermüdung, schwere allergische Reaktionen wie Hautentzündungen mit großblättriger Schuppung (exfoliative Dermatitis), Lymphdrüsenschwellungen, Blutbildveränderungen wie Neutropenie, Leukopenie, Blutarmut, Thrombozytopenie oder Panzytopenie, Leberfunktionsstörungen, Depressionen, aggressives Verhalten, Denkerschwernis, Antriebsminderung, Halluzinationen, Ohrgeräusche, Aktivierung verborgener Psychosen, Sprechstörungen, Missempfindungen, Muskelschwäche, Nervenentzündungen, Beinlähmungen, Geschmacksstörungen, Bindehautentzündungen, Linsentrübung, allergische Hautreaktionen wie Lichtempfindlichkeit, Hautrötungen, bestimmte Hauterkrankungen wie Stevens-Johnson-Syndrom oder Lyell-Syndrom, lebensbedrohliche Blutbildschäden, Mundschleimhautentzündungen, Leberentzündungen, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Gewichtszunahme, Knochenerweichung, Blutkalziumkonzentrations-Senkung, Brustdrüsenvergrößerung beim Mann, Milchfluss, Lungenüberempfindlichkeit mit Atemnot, Lungenentzündungen oder Lungengewebsvernarbung, Nierenversagen, Harnverhaltung, Harnmengenverringerung, Sexualfunktionsstörungen (wie Impotenz, verminderte Lust), Hirnhautentzündungen mit Muskelkrämpfen.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Verstärkungen von Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand, Blutbildungsstörungen wie megaloblastäre Anämie oder akute Porphyrie-Attacken, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, veränderte Schilddrüsenfunktionswerte.

Besonderheiten:
Bei älteren und hirngeschädigten Patienten können vermehrt Bewegungsstörungen wie Veitstanz und Gesichtsmuskelstörungen auftreten.

Bei hoher Carbamazepin-Dosierung kann es zu einem Blutdruckabfall kommen.

Anscheinend erhöht die Einnahme von Carbamazepin die Selbstmordneigung.

Eine Langzeitbehandlung mit Antiepileptika wie Carbamazepin erhöht das Risiko für eine Osteoporose. Sollte diese Krankheit schon bestehen oder werden gleichzeitig Hydrocortison oder andere Glukokortikoide eingenommen, sollte ein Arzt befragt werden.

Patienten mit einer besonderen erblichen Veranlagung des Immunsystems haben ein erhöhtes Risiko für schwere und sonst sehr seltene Hautreaktionen. Träger dieser Veranlagung sind vor allem Han-Chinesen, Thailänder, Japaner und andere asiatische Bevölkerungsgruppen, aber auch bis zu 5% der Europäer.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Gabe von Lithium ist nicht erlaubt. Dies gilt auch für eine Kombination mit MAO-Hemmern (Antidepressiva). MAO-Hemmer müssen mindestens 14 Tage vor Behandlungsbeginn mit Carbamazepin abgesetzt werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Antiepileptika (Ethosuximid, Valproinsäure, Lamotrigin, Primidon, Felbamat, Tiagabin oder Topiramat), Benzodiazepinen (Clonazepam, Alprazolam oder Clobazam), Glukokortikoiden, Ciclosporin (zur Unterdrückung von Immunabwehrreaktionen), Digoxin aus der Gruppe der Herzglykoside, Tetrazyklinen (bestimmten Antibiotika), dem KalziumkanalblockerFelodipin, Imipramin (Antidepressivum), Methadon (Drogenersatzmittel), dem Asthma-Mittel Theophyllin, blutgerinnungshemmenden Mitteln (oralen Antikoagulanzien) wie Dicumarol, hormonalen Kontrazeptiva ("Pille") sowie Haloperidol oder Clozapin vermindert Carbamazepin die Wirkung dieser Wirkstoffe oder hebt deren Wirkung sogar ganz auf.

Andererseits verringern Antiepileptika wie Phenytoin, Valproinsäure, Phenobarbital oder Primidon bei gleichzeitiger Gabe die Wirkung von Carbamazepin. Allerdings verstärken Valproinsäure und Primidon in Kombination mit Carbamazepin die Wirkung eines Abbauprodukts von Carbamazepin. Dadurch kann sich das Nebenwirkungsrisiko (insbesondere einer Hirnschädigung) erhöhen.

Bei gleichzeitiger Gabe von Rifampicin erhöht sich möglicherweise die Wirkung dieses Wirkstoffs, während die Wirkung von Carbamazepin ebenfalls vermindert wird.

Die Wirkung von Carbamazepin wird hingegen gesteigert durch Makrolid-Antibiotika (Chloramphenicol, Erythromycin, Isoniazid), Sulfonamide und Mittel gegen Pilzerkrankungen wie Amphotericin B, Fluconazol, Ketoconazol, Miconazol oder Itraconazol.
Isoniazid erhöht bei gleichzeitiger Gabe insbesondere die leberschädigenden Nebenwirkungen von Carbamazepin.

Auch zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzte Kalziumkanalblocker (beispielsweise Amiodaron, Diltiazem oder Nifedipin), Allergie-Mittel wie Terfenadin und Loratadin, Mittel gegen Depressionen wie Nefazodon, Viloxazin und Desipramin, Acetazolamid, Cimetidin (gegen Magensäure) sowie nicht-opioide Schmerzmittel wie Dextropropoxyphen und Propoxyphen, Danazol oder das Vitamin Nicotinamid verstärken bei gleichzeitiger Anwendung die Carbamazepin-Wirkung.

Das HIV-Mittel Ritonavir blockiert den Abbau von Carbamazepin im Körper. Zusammen eingenommen, können sich so hohe Blutkonzentrationen von Carbamazepin aufbauen, dass es zu Vergiftungserscheinungen kommt. Vorsicht ist daher geboten bei allen Behandlungen, bei denen Carbamazepin gleichzeitig mit Ritonavir und Kombinationen dieses Virus-Mittels gegeben wird.

Das nicht-opioide SchmerzmittelParacetamol wird in Kombination mit Carbamazepin schlechter vom Körper aufgenommen und wirkt deshalb geringer.

Neuroleptika und Metoclopramid (gegen Erbrechen) scheinen die Nebenwirkungen von Carbamazepin an den Nerven zu verstärken.

Eine gleichzeitige Gabe von Lithium (Antidepressivum) ist nicht erlaubt, da sich die nervenschädigenden Wirkungen beider Wirkstoffe gegenseitig verstärken.

Die Kombination mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (Fluoxetin, Fluvoxamin, Sertralin) kann ein lebensbedrohliches Serotonin-Syndrom mit Verwirrtheit, Zittern, Schwitzen, Fieber und Blutdruckabfall bis hin zum Koma auslösen. Daher sollten diese Wirkstoffe nicht gemeinsam mit Carbamazepin eingenommen werden.

Bei gleichzeitiger Gabe von Entwässerungsmitteln (Diuretika) wie Hydrochlorothiazid oder Furosemid verrringert sich die Natrium- Konzentration im Blut. In der Folge kann es zu Muskelschmerzen und -krämpfen kommen.

Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxanzien) wie Pancuronium und Schilddrüsenhormone werden in Kombination mit Carbamazepin schneller aus dem Körper ausgeschieden und wirken daher kürzer.

Wird gleichzeitig Isotretinoin (gegen Akne) eingenommen, muss der Arzt die Carbamazepin-Konzentration im Blut regelmäßig kontrollieren.

Gegenanzeigen

Carbamazepin darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder chemisch verwandte trizyklische Antidepressiva
  • Knochenmarksschädigungen
  • Störungen der Erregungsleitung am Herzen (AV-Block)
  • bestimmten Blutbildungsstörungen wie der Porphyrie
  • Patienten, die unter bestimmten epileptischen Anfallsformen (Absencen) leiden, weil der Wirkstoff diese hervorrufen beziehungsweise bereits bestehende verstärken kann.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und bei regelmäßiger ärztlicher Kontrolle darf Carbamazepin verabreicht werden bei
  • Erkrankungen des Blutbilds (hämatologischen Erkrankungen)
  • gestörtem Natrium-Stoffwechsel
  • schweren Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
  • Patienten mit der Augenkrankheit grüner Star (Glaukom); bei diesen muss der Augeninnendruck regelmäßig ärztlich kontrolliert werden
  • Patienten mit bestimmten humanen Leukozyten Antigenen (HLA-A*3101). Diese Antigene haben eine wesentliche Bedeutung für die Regulation von Immunreaktionen und befinden sich auf der Oberfläche von Zellen, die an der körpereigenen Abwehr beteiligt sind. Menschen mit der HLA-Form HLA-A*3101 haben ein besonderes Risiko, dass Carbamazepin bei ihnen schwere Hautreaktionen wie das Stevens-Johnson-Syndrom oder die toxisch epidermale Nekrolyse hervorruft. Ist das Antigen HLA-A*3101 vorhanden, steigert es das Risiko für Hautreaktionen von 5,0% in der Allgemeinbevölkerung auf 26,0%.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt auf die Notwendigkeit von Planung und Überwachung einer möglichen Schwangerschaft vom behandelnden Arzt hingewiesen werden.

Schwangere sollten nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung mit Carbamazepin behandelt werden. Wenn eine Behandlung in der Schwangerschaft erforderlich ist, sollte sie mit der niedrigsten therapeutisch wirksamen Dosierung und nicht in Kombination mit weiteren Antiepileptika durchgeführt werden. Dies ist besonders zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag sehr wichtig. Die täglich anzuwendende Dosis sollte dabei auf mehrere kleine Dosen verteilt werden. Eine Kombination mit anderen Antiepileptika oder anderen Wirkstoffen sollte während dieser Zeit vermieden werden, da sich das Risiko einer Fehlbildung bei einer Kombinationstherapie erhöht.

Wird während einer Schwangerschaft Carbamazepin eingesetzt, so kann die Gabe von Folsäure vor Beginn und während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen bei Neugeborenen wird außerdem die vorbeugende Gabe von Vitamin K1 in den letzten Wochen der Schwangerschaft an die Mutter beziehungsweise anschließend an das Neugeborene empfohlen.

Carbamazepin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Ein Abstillen ist aber in der Regel nicht unbedingt erforderlich, jedoch sollte der Säugling hinsichtlich einer fehlenden Gewichtszunahme und überhöhtem Schlafbedürfnis ärztlich überwacht werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Carbamazepin darf zur Behandlung von Epilepsien bei Kindern unter sechs Jahren nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und regelmäßiger ärztlicher Kontrolle angewendet werden.

Zur Behandlung von Nervenschmerzen wird Carbamazepin nur bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren, nicht aber bei kleineren Kindern eingesetzt.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann so weit eingeschränkt sein, dass Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt insbesondere bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.
  • Bei Auftreten von Unverträglichkeitsreaktionen oder grippeähnlichen Beschwerden wie zum Beispiel Hautausschlägen, Fieber, Lymphknotenerkrankungen, Wassereinlagerungen im Gesicht muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Während der Therapie sind Blutbild, Gerinnungswerte, Leber- und Nierenfunktion regelmäßig ärztlich zu kontrollieren.
  • Da eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit durch das Medikament möglich ist, sollte während der Behandlung eine starke Sonneneinstrahlung (auch Solarium) gemieden werden.
  • Das Medikament darf nicht plötzlich abgesetzt werden, vielmehr sollte die Dosis über einen Zeitraum von zwei Wochen stufenweise vermindert ("ausgeschlichen") werden.
  • Anscheinend erhöht die Einnahme des Medikaments die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten vom Arzt und den Angehörigen sorgfältig zu überwachen.
  • Die Blutkonzentration des Medikaments muss regelmäßig ärztlich überwacht werden.
  • Das Medikament erhöht bei Langzeitbehandlung das Risiko für eine Osteoporose. Dies gilt besonders bei Vorbestehen der Erkrankung oder gleichzeitiger Einnahme von Kortison.
  • Das Mittel ist nicht anzuwenden bei einer Allergie gegen Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat (Parabene) und bei der so genannten Paragruppenallergie.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Saft)
250 Milliliter Saft
20 Milligramm Carbamazepin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Timonil Saft sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Carbamazepin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.