Piroxicam AL 20 Brausetabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 01.11.2007
Hersteller: ALIUD Pharma GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Piroxicam
Darreichnungsform: Brausetablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Piroxicam AL 20 Brausetabletten enthalten den Wirkstoff Piroxicam.

Der Wirkstoff Piroxicam wird zur Behandlung von Beschwerden aufgrund von Gelenkverschleiß (Arthrose) sowie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie zum Beispiel rheumatoider Arthritis oder versteifender Wirbelentzündung (Morbus Bechtereff) eingesetzt.

Wenn der Arzt den Einsatz eines nicht-steroidalen Antirheumatikums befürwortet, sollte Piroxicam nicht der Wirkstoff der ersten Wahl sein. Vor der Entscheidung zur Verschreibung von Piroxicam muss der Arzt das gesamte Risiko und den Nutzen für den einzelnen Patienten abschätzen.

Piroxicam wird in Form von Tabletten, Zäpfchen, Granulat und als Injektionslösung angeboten. Die Injektionslösung wird jedoch nur bei schweren Krankheitsfällen, die einer schnellen Schmerzlinderung bedürfen, und einmalig zur Therapieeinleitung verwendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Piroxicam sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-steroidale Antirheumatika, Entzündungshemmer, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Piroxicam gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schmerzen und Entzündungen an Knochen und Gelenken
  • Schmerzen und Entzündungen bei rheumatischer Gelenksentzündung
  • Schmerzen und Entzündungen bei versteifender Wirbelsäulenentzündung (Morbus Bechterew)

Dosierung

Ein Erwachsener kann eine Brausetablette pro Tag nach den Mahlzeiten einnehmen. Dazu wird die Brausetablette in einem Glas Wasser aufgelöst.
In besonders schweren Fällen kann die Tagesdosis an den ersten beiden Behandlungstagen verdoppelt werden.
Die angegebenen Tagesdosen dürfen nicht überschritten werden.
Die Behandlungsdauer wird vom behandelnden Arzt festgelegt und ist abhängig von der Art, der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Citronensäure
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Lactose
  • Aspartam
  • Dimeticon
  • Docusat-Natrium
  • Macrogol 6000
  • Methylcellulose
  • Natriumhydrogencarbonat
  • Natriumsulfat
  • Povidon
  • Saccharin-Natrium
  • Sorbinsäure
  • Zitronenaroma

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfung, Bauchschmerzen, Durchfall, Magen-Darm-Blutungen (dadurch manchmal Blutarmut), Mundschleimhautentzündung.

Häufige Nebenwirkungen
Transaminase-Anstieg, alkalische Phosphatase-Anstieg, Gelbsucht, Leberentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Depression, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Alpträume, Empfindungstörungen, Wahnvorstellungen, Verwirrtheit, Blutharnstoffgehaltanstieg, Kreatinin-Wertanstieg.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Erbrechen, Magenentzündung, Bluterbrechen, Magen-
Darm-Geschwüre (unter Umständen mit Blutung und Durchbruch), Lichtüberempfindlichkeit der Haut mit Juckreiz, Rötung und fleckigen bis blasigen Ausschlägen, allergische Wasseransammlungen im Gewebe, Hörstörungen, Ohrenklingen, Sehstörungen (Augenschwellung, Verschwommensehen), Blutzuckerüberschuss, Blutzuckermangel, Blutarmut (aplastische Anämie oder hämolytische Anämie), Weiße-Blutkörperchen-Mangel, Blutplättchenmangel, Mangel an allen Blutzellen, Fehlen von Granulozyten, Eosinophilen-Überschuss,
Knochenmarksfunktionsstörung, Hämoglobin-Mangel, Hämatokrit-Werterniedrigung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Harnausscheidungsverminderung, Blasenbeschwerden, Blutnatriumüberschuss, Blutkaliumüberschuss, Wassereinlagerungen im Gewebe der Unterschenkel, Unwohlsein, Nierengewebsschädigungen, Nierenversagen, Eiweiß im Harn (Proteinurie), Blut im Harn (Hämaturie), schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit Anschwellen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf, Atemnot, Asthmaanfälle, Herzjagen, Serumkrankheit, schwere Kreislaufstörungen bis zum lebensbedrohlichen Schock, Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, Haarausfall, Nagelwachstumsstörungen, Nagelablösung, Mundblutungen, Schleimhautblutungen, Schleimhautentzündung, Hautblutungen, Blutgefäßentzündung, Blutdruckanstieg, Kreislaufüberlastung, akute Herzschwäche, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme, antinukleäre Antikörper, Krämpfe, Unterbauchbeschwerden (Darmentzündungen oder Verstärkung eines Morbus Crohn/einer Colitis ulcerosa oder Bluterbrechen), Leberversagen, tödliche Magen-Darm-Blutungen, Darmverengung, Muskelhautentzündungsverschlechterung, Blutungszeitverlängerung.

Besonderheiten:
Das Risiko für das Auftreten schwerer Hautreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom und der toxisch epidermalen Nekrolyse ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten. Treten zunehmender Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautwunden auf, muss die Therapie mit Piroxicam beendet werden. Der Patient darf in der Folge nie wieder mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Digoxin, Lithium, Methotrexat oder Phenytoin und Piroxicam erhöht die Konzentration dieser Wirkstoffe im Blut. Es kann zu Vergiftungen kommen.

Bei gleichzeitiger Gabe von Mitteln gegen Diabetes mellitus (orale Antidiabetika) wird deren blutzuckerspiegelsenkende Wirkung verstärkt. Es wird daher eine ärztliche Kontrolle der Blutzuckerwerte empfohlen. Bei Diabetikern muss eventuell die Dosis der Antidiabetika durch den Arzt angepasst werden.

Die gleichzeitige Einnahme von kaliumsparenden Entwässerungsmitteln (Diuretika) erhöht die Gefahr einer zu hohen Kaliumkonzentration im Blut mit der Folge möglicher Herzrhythmusstörungen.

Mittel gegen Bluthochdruck (Antihypertonika) und Entwässerungsmittel (Diuretika) werden in ihrer Wirkung durch Piroxicam abgeschwächt.

Piroxicam kann die Wirkung von ACE-Hemmern abschwächen, gleichzeitig erhöht sich die Gefahr von Nierenschädigungen.

Probenecid und Sulfinpyrazon verringern die Piroxicam-Ausscheidung und erhöhen damit die Gefahr unerwünschter Wirkungen.

Außerdem erhöht sich durch die Einnahme von anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (einschließlich der so genannten Coxibe oder selektixen COX2-Hemmer) oder von Glukokortikoiden die Gefahr von Nebenwirkungen, insbesondere das Risiko von Magen-Darm-Blutungen und -Geschwüren ist erhöht.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Piroxicam und Antikoagulanzien besteht eine erhöhte Blutungsgefahr.

Die nierenschädigende Wirkung von Ciclosporin wird durch Piroxicam verstärkt.

In Kombination mit Acetylsalicylsäure kann die Wirkung von Piroxicam abgeschwächt werden, während sich bei gleichzeitiger Gabe von Phenobarbital dessen Wirkung verringert.

Gegenanzeigen

Piroxicam darf nicht bei Überempfindlichkeit (Allergie) gegen den Wirkstoff verabreicht werden. Patienten, die auf die Einnahme von ähnlich wirkenden Wirkstoffen (wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure oder andere nicht-steroidale Antirheumatika) mit Asthma-Anfällen, Verengung der Atemwege (Bronchospasmen), akutem Schnupfen (Rhinitis) oder roten, juckenden Hautausschlägen (Urtikaria) reagieren, dürfen den Wirkstoff ebenfalls nicht einnehmen.

Piroxicam beeinflusst auch das Blutgerinnungssystem, daher kann es während einer Behandlung mit Piroxicam-Tabletten häufiger zu Blutungen kommen. Patienten, die eine erhöhte Blutungsneigung haben, sollten deshalb kein Piroxicam einnehmen. Hiervon sind zum Beispiel Patienten betroffen, die einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitten haben und nun blutverdünnende Wirkstoffe einnehmen. Auch Patienten mit Blutbildungs- oder Blutgerinnungsstörungen sollten Piroxicam nicht ohne ärztliche Beratung anwenden.

Piroxicam kann selbst Magen- und Darmgeschwüre hervorrufen. Patienten, die schon Magen-Darm-Geschwüre, Blutungen oder Durchbrüche im Verdauungstrakt erlitten oder die aktuell an Magen-Darm-Beschwerden, entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leiden, sollten den Wirkstoff deshalb nicht einnehmen.

Patienten, die schon einmal schwerwiegende allergische (Haut-)Reaktionen auf Medikamente zeigten wie Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom oder Toxische Epidermale Nekrolyse, dürfen kein Piroxicam einnehmen. Bei Asthma bronchiale , Heuschnupfen (Allergie), Nasenpolypen oder chronischen Atemwegsinfektionen ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle bei der Piroxicam-Behandlung notwendig.

Patienten mit einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), akuten Stoffwechselstörungen wie hepatischen Porphyrien, Leberfunktionsstörungen oder Bluthochdruck sollten sich vor der Anwendung ebenfalls mit ihrem Arzt beraten. Das betrifft auch ältere Menschen, Kinder, Alkoholiker und Patienten mit bestimmten Immunerkrankungen wie systemischem Lupus erythematodes oder Mischkollagenosen.

Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (Niereninsuffizienz) kann es zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion durch Piroxicam kommen. Eine besondere ärztliche Beobachtung ist hier erforderlich. Dies gilt auch bei der Einnahme von Piroxicam direkt nach größeren chirurgischen Eingriffen.

Die Injektionslösung ist nicht geeignet für Kinder unter 18 Jahren. Bei der Verabreichung von Piroxicam als Injektion sollten zusätzlich keine blutgerinnungshemmenden Wirkstoffe (Antikoagulantien) gegeben werden, da dies die Blutungsneigung erhöht.

Für Patienten mit Entzündungen oder Blutungen am After und am Enddarm ist die Anwendung von Piroxicam als Zäpfchen nicht geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Da für die Anwendung des Wirkstoffs während der Schwangerschaft über die Auswirkungen auf das Ungeborene keine weitergehenden Untersuchungsergebnisse vorliegen, wird von einer Anwendung während dieser Zeit abgeraten. Im letzten Drittel der Schwangerschaft darf Piroxicam nicht eingesetzt werden, da es wehenhemmend wirkt und die Blutungsneigung fördert. Weiterhin kann es zum vorzeitigen Schluss des Ductus arteriosus botalli, zu schweren Nierenfunktionsstörungen, zu Blutungen im Magen-Darm-Trakt und zu Herzmuskelveränderungen beim Säugling führen. Auch eine verstärkte Wassereinlagerung bei der Mutter ist möglich.

Piroxicam geht in die Muttermilch über. Um den Säugling nicht zu schädigen, sollte während der Anwendung des Wirkstoffs nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Piroxicam darf bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewandt werden.

Warnhinweise

  • Durch ein verringertes Reaktionsvermögen kann die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und das Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein. Dies gilt besonders im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Bei Einnahme des Wirkstoffs kann es zu Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel kommen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament wird eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Blutgerinnungswerte empfohlen.
  • Eine Dunkelfärbung des Stuhls und Oberbauchbeschwerden während der Einnahme sollten ärztlich abgeklärt werden.
  • Während der Behandlung sollte kein Alkohol getrunken werden.
  • Wird das Medikament länger als 14 Tage angewendet, ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Blutbildes, der Leberwerte und der Nierenfunktion erforderlich.
  • Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung der Therapie ist bei älteren Patienten notwendig. Sie benötigen möglicherweise eine Magen-schützende Begleitbehandlung.
  • Bei Sehstörungen ist eine augenärztliche Kontrolle erforderlich.
  • Bei Fieber, blutigem Erbrechen, Blutstuhl oder blutigem Durchfall ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Patienten mit Hämorrhoiden sollten das Medikament nicht in Zäpfchenform nehmen.
  • Da der Wirkstoff den Blutzuckerspiegel beeinflusst, muss bei Diabetikern eventuell die Dosis ihrer antidiabetischen Medikamente angepasst werden.
  • Nur Ärzte mit Erfahrung in der Behandlung entzündlicher oder abnutzungsbedingter rheumatischer Erkrankungen sollten eine Therapie mit mit dem Medikament beginnen.
  • Die tägliche Höchstdosis des Medikaments sollte vom Arzt auf 20 Milligramm Piroxicam begrenzt werden.
  • Sobald erste Beschwerden im Verdauungstrakt oder Hautreaktionen auftreten, ist die Behandlung mit dem Medikament sofort abzubrechen.
  • Patienten im Alter von über 80 Jahren sollten nicht mit dem Medikament behandelt werden.
  • Treten zunehmende Hautausschläge, auch mit Blasenbildung auf, ist die Behandlung sofort abzubrechen und darf nie wieder begonnen werden.
  • Diabetiker müssen beachten, dass eine Brausetablette weniger als 0,04 Broteinheiten entspricht.
  • Während der Behandlungsdauer sollte der Patient sich keiner übermäßigen UV-Strahlung aussetzen, das heißt Solarien und ausgedehnte Sonnenbäder sollten gemieden werden.
  • Das Medikament enthält Aspartam, das zu Phenylalanin abgebaut wird, und darf daher bei Phenylketonurie nicht angewendet werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Brausetabletten)
20 Stück Brausetabletten
20 Milligramm Piroxicam
50 Stück Brausetabletten
20 Milligramm Piroxicam

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Piroxicam AL 20 Brausetabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Piroxicam (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.