Neurontin 300mg/ -400mg Kapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.05.2008
Hersteller: PFIZER GmbH
Wirkstoff: Gabapentin
Darreichnungsform: Kapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Neurontin 300mg/ -400mg Kapseln enthalten den Wirkstoff Gabapentin.

Gabapentin wird bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren eingesetzt, welche unter Epilepsien leiden, die nur einen Teil des Gehirns betreffen, also einen sogenannten fokalen Ursprung haben (auch fokale Anfälle genannt). Anfälle, die sich von einem Punkt im Gehirn ("Fokus") später noch auf das gesamte Gehirn ausbreiten (so genannte sekundär generalisierte Anfälle) können ebenfalls mit Gabapentin behandelt werden. Hierfür kann Gabapentin auch mit anderen Antiepileptika kombiniert werden. Diese Kombinationen sind auch schon zum Einsatz bei Kindern ab drei Jahren geeignet.

Gabapentin ist auch gegen bestimmte Nervenschmerzen im Erwachsenenalter wie diabetische Neuropathie, postherpetische Neuropathie und andere wirksam.

Einige weitere Krankheiten werden ebenfalls gelegentlich mit Gabapentin behandelt. Allerdings sind diese Anwendungsgebiete nicht durch klinische Studien abgesichert und der Wirkstoff ist dafür nicht zugelassen. Dazu gehören bestimmte Schmerzen (zum Beispiel Gesichtsmuskelschmerzen), Entartung und Schädigung von Nerven (amyotrophe Lateralsklerose), Komplikationen bei multipler Sklerose (Trigeminusneuralgie, schmerzhaft versteifte Krämpfe und anderes), Gleichgewichtsstörungen mit Zittern, Augenzittern, Zittern ohne organische Ursache (essenzieller Tremor) oder der Status epilepticus, der nicht auf andere Antiepileptika anspricht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Gabapentin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Gabapentin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Monotherapie (einschließlich Erstbehandlung) bei Erwachsenen und Kindern über zwölf Jahren mit einfachen und komplexen partiellen (nur einen Teil des Gehirns betreffenden) Anfällen mit späterer und ohne spätere Ausbreitung auf das gesamte Gehirn
  • Zusatztherapie bei Erwachsenen und Kindern ab drei Jahren mit Anfällen, die nur einen Teil des Gehirns betreffen, mit späterer und ohne spätere Ausbreitung auf das gesamte Gehirn

Dosierung

Die Dosis wird vom Arzt individuell nach Verträglichkeit und Wirkung bestimmt.

Behandlung Erwachsener:
Bei Epilepsie sind 900 bis 3600 Milligramm Gabapentin pro Tag gebräuchlich. Die erste Dosierung von 900 Milligramm pro Tag sollte innerhalb von drei Tagen stetig aufgebaut werden. Das heißt, am ersten Tag nimmt man 300 Milligramm, am zweiten Tag 600 Milligramm und am dritten Tag 900 Milligramm ein. Oder es werden ab dem ersten Tag 900 Milligramm, verteilt auf drei Einzeldosierungen, eingenommen.

Zusatztherapie bei Kindern zwischen dem dritten und zwölften Lebensjahr:
Hier erfolgt eine schrittweise gesteigerte Dosierung auf 30 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb von drei Tagen. Das heißt, am ersten Tag zehn Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, am zweiten Tag 20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und am dritten Tag 30 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine Maximaldosis von 35 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag sollte nicht überschritten werden.

Behandlung von Nervenschmerzen
Bei Nervenschmerzen erfolgt an drei aufeinander folgenden Tagen eine Aufdosierung auf 900 Milligramm (je 300 Milligramm pro Tag). Wenn erforderlich, kann die Tagesdosis innerhalb der ersten Woche auf 1800 Milligramm erhöht werden. Eine maximale Tagesdosis von 3600 Milligramm, verteilt auf drei Einzelgaben, sollte nicht überschritten werden.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion wird der Arzt die Dosierung der Ausprägung des Leidens anpassen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • Titandioxid (E 171)
  • Drucktinte
  • Eisenoxide und -hydroxide (E172)
  • Gelatine
  • gereinigtes Wasser
  • Lactosemonohydrat
  • Natriumdodecylsulfat
  • Talkum

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtszunahme, Nervosität, Schlafstörungen, unsicherer Gang, Augenzittern, Missempfindungen und Kribbeln (Parästhesien), Appetitlosigkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Schwächegefühl, Sehstörungen (Schwachsichtigkeit, Doppeltsehen), Zittern der Hände, Zuckungen, Gelenkschmerzen (Arthralgie), Schmerzen, Reflexveränderungen (Verstärkung, Abschwächung, Fehlen), Durchfall, Sprechstörungen, Denkstörungen, Gedächtnisstörungen, trockener Mund, depressive Verstimmungen, Verwirrung, Gefühlsschwankungen, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Blasenschwäche, Appetitsteigerung, Schnupfen, Rachenentzündungen, Husten, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Ödeme (im Gesichtsbereich, an Extremitäten oder am ganzen Körper), Impotenz, Zahnanomalien, Zahnfleischentzündungen, Hautjucken, Mangel an weißen Blutkörperchen, Knochenbrüche, Blutgefäßerweiterung, Blutdruckerhöhung, Halstrockenheit, Fieber, Akne, Hautausschlag, Blähungen, Sensibilitätsstörungen, Atemnot.

Bei Kindern von drei bis zwölf Jahren:
gereiztes Verhalten, Atemwegsinfekte, Bronchitis, übermäßige und unkontrollierte Bewegungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel, Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen, Ohrgeräusche, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberentzündung, Gelbsucht, allergische Reaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme), Hautreaktionen, Brustschmerzen, allergische Reaktionen, Nesselsucht, erhöhte Leberenzymwerte, Bewegungsstörungen (wie Veitstanz, fehlende Muskelspannung), Wahnvorstellungen, Haarausfall, Hautschwellungen im Gesichtsbereich (Angioödem), akutes Nierenversagen.

Bei abruptem Therapieabbruch:
Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Schmerzen, Schwitzen.

Besonderheiten:
In Kombination mit anderen Antiepileptika kann es zu einer Erhöhung der Leberenzymwerte kommen.

Anscheinend erhöht die Einnahme des Wirkstoffes die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten sorgfältig zu überwachen.

Wechselwirkungen

Die Wirkung von Gabapentin wird vielfältig durch andere Wirkstoffe beeinflusst:
  • Die gleichzeitige Einnahme von Morphin (opioides Schmerzmittel) kann die Blutkonzentration und die Wirkung von Gabapentin steigern. Hier müssen in der Regel die Dosierungen von Gabapentin und/oder Morphin angepasst werden.
  • Säurebindende Mittel (Magnesium- oder Aluminium-haltige Antazida) verringern die Aufnahme von Gabapentin in den Körper und damit seine Wirksamkeit. Daher darf Gabapentin erst frühestens zwei Stunden nach solchen Wirkstoffen eingenommen werden.
  • Die gleichzeitige Gabe von Cimetidin (gegen zuviel Magensäure) vermindert leicht die Ausscheidung von Gabapentin, was zu einer verlängerten Wirkdauer führen kann.
  • Alkohol oder Wirkstoffe, die auf das Gehirn wirken, können manche Nebenwirkungen des Gabapentins auf das Nervensystem (wie Schläfrigkeit oder Bewegungskoordinationsstörungen) verstärken.
Obwohl Gabapentin nicht die Wirkung oraler Kontrazeptiva ("Pille") beeinträchtigt, kann es bei Kombination mit anderen Antiepileptika, von denen eine Wirkungsabschwächung der Pille bekannt ist, zu einem Versagen der empfängnisverhütenden Wirkung kommen. Für die Zeit einer Behandlung mit Gabapentin sollten daher mechanische Verhütungsmittel wie Kondome verwendet werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Antiepileptika zeigt Gabapentin keine Wechselwirkungen mit Phenytoin, Valproinsäure, Carbamazepin und Phenobarbital (alle gegen Epilepsien, zum Teil in Kombination mit Gabapentin eingesetzt).

Manche Harntests (zum Beispiel Eiweiß im Urin) können durch Gabapentin falsch-positiv beeinflusst werden.

Gegenanzeigen

Gabapentin darf nicht verwendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung. Treten währen der Behandlung Beschwerden auf, die auf eine beginnende Bauchspeicheldrüsenentzündung hinweisen können (wie Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen), muss der Arzt in der Regel die Behandlung mit Gabapentin abbrechen.
Nur unter strenger ärztlicher Kontrolle darf Gabapentin eingesetzt werden bei:
  • verminderter Nierenfunktion
  • chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Psychosen in der Vorgeschichte des Patienten
  • gemischten (allgemeinen und herdförmigen) epileptischen Anfällen einschließlich Absencen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Gabapentin sollte in Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt verabreicht werden. In Tierversuchen verursachte Gabapentin Schädigungen der Ungeborenen.

Gabapentin geht in die Muttermilch über. Bisher sind aber keine Schädigungen von Säuglingen bekannt geworden. Trotzdem sollte sicherheitshalber abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter drei Jahren dürfen Gabapentin nicht erhalten. Im Alter von drei bis zwölf Jahren darf Gabapentin bei Kindern nur als Zusatztherapie in Kombination mit anderen Antiepileptika verwendet werden. Allerdings machen die Hersteller zu diesem Punkt unterschiedliche Angaben, sodass zunächst die Packungsbeilage zu lesen und der Arzt zu befragen ist.

Kinder ab zwölf Jahren dürfen auch alleine mit Gabapentin (als Einzeltherapie) behandelt werden.

Die Behandlung von Nervenschmerzen mit Gabapentin ist bei Kindern nicht erlaubt.

Warnhinweise

  • Die Reaktionsfähigkeit kann durch den Wirkstoff so weit beeinträchtigt sein, dass die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und das Bedienen von Maschinen gefährlich werden.
  • Gewisse Harntests (beispielsweise auf Eiweiß im Urin) können durch die Einnahme des Medikaments falsch-positiv ausfallen.
  • In Kombination mit anderen Antiepileptika kann die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel ("Pille") beeinträchtigt sein. Es sind zusätzliche mechanische Verhütungsmethoden (Kondome) erforderlich.
  • Bei Oberbauchbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen besteht Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenentzündung und es ist unverzüglich der Arzt aufzusuchen.
  • Dosisverminderungen, Absetzen oder der Ersatz anderer Antiepileptika durch das Medikament sollte schrittweise über mindestens eine Woche hinweg erfolgen.
  • Anscheinend erhöht die Einnahme des Medikaments die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten vom Arzt und den Angehörigen sorgfältig zu überwachen.
  • Das Medikament ist nicht wirksam bei primär generalisierten Anfällen, wie Absencen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Kapseln)
50 Stück Kapseln
300 Milligramm Gabapentin
100 Stück Kapseln
300 Milligramm Gabapentin
100 Stück Kapseln
400 Milligramm Gabapentin
200 Stück Kapseln
300 Milligramm Gabapentin
200 Stück Kapseln
400 Milligramm Gabapentin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Neurontin 300mg/ -400mg Kapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Gabapentin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.