Melneurin Lösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.10.2007
Hersteller: HEXAL AG
Wirkstoff: Melperon
Darreichnungsform: Lösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Melneurin Lösung enthält den Wirkstoff Melperon. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Melneurin Lösung.

Melperon wird bei Schlafstörungen, Verwirrtheit, Unruhezuständen und Erregungszuständen eingesetzt. Besonders häufig wird Melperon-HCL bei psychisch kranken und älteren Patienten verwendet. Weitere Einsatzgebiete sind Demenz, Alkoholkrankheit und Psychosen.

Erwartet man eine leichte angstlösende oder beruhigende Wirkung, werden täglich 20 bis 75 Milligramm Melperon-Hydrochlorid als Tablette oder in Form eines Saftes gegeben. Bei stärker verwirrten und unruhigen Patienten sind 50 bis 100 Milligramm pro Tag üblich. Die Dosis kann bei schwerem Wahn und Halluzinationen bis auf 400 Milligramm täglich gesteigert werden.

Benötigt man eine stärkere Beruhigung zum Abend oder eine Einschlaf- und Durchschlafhilfe, wird der größte Anteil der Tagesdosis abends gegeben.

Die Gabe von Melperon in den Muskel als Spritze eignet sich vorrangig zum Behandlungsbeginn und bei plötzlich auftretenden, akuten Krankheitsereignissen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Melperon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Neuroleptika, zu welcher der Wirkstoff Melperon gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schlafstörungen
  • Verwirrtheitszustände
  • dauernde Bewegungsunruhe
  • Erregungszustände
  • Psychosen
  • Schwachsinn
  • organisch bedingter Verfall der geistigen Fähigkeiten (Demenz)
  • Behandlung von Psychoneurosen bei bestehender Unverträglichkeit oder Abhängigkeitsgefahr von bestimmten Beruhigungsmitteln
  • Alkoholkrankheit

Dosierung

Die Dosierung hängt von Art und Schwere der Erkrankung ab und sollte entsprechend der Empfehlung des Arztes erfolgen.

Fünf Milliliter der Lösung (entspricht einem Messbecher) enthalten 25 Milligramm Melperon-Hydrochlorid. Eine milde angstlösende, beruhigende Wirkung wird mit 25 bis 75 Milligramm (fünf bis 15 Milliliter) pro Tag erreicht. Bei Unruhe und Verwirrtheit kann die Dosis auf bis zu 200 Milligramm (bis 40 Milliliter) täglich, bei schweren Wahnvorstellungen oder Verwirrtheit mit Aggressivität bis auf 400 Milligramm Melperon-Hydrochlorid (bis 80 Milliliter) täglich erhöht werden.

Die Dosis wird auf mehrere Einzelgaben verteilt, abends kann als Ein- und Durchschlafhilfe die höchste Dosis gegeben werden. Das Medikament sollte nach den Mahlzeiten und nicht gleichzeitig mit Tee, Kaffee oder Milch eingenommen werden.

Die Anwendungsdauer ist nicht begrenzt, sollte aber so kurz wie möglich sein. Die gewünschte Wirkung tritt erst nach einiger Zeit (in einigen Fällen bis zu drei Wochen) ein. Dann ist eventuell eine Verringerung der Dosis möglich (Erhaltungsdosis).

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Citronensäure
  • Aromastoff
  • Carmellose-Natrium
  • gereiniges Wasser
  • Methyl-4-hydroxybenzoat
  • Propyl-4-hydroxybenzoat
  • Sorbitol

Nebenwirkungen

Seltene Nebenwirkungen (besonders zu Beginn):
Blutdruckerniedrigung; Kreislaufbeschwerden; Müdigkeit; Herzrasen; Leberwerterhöhung; Gallenstau (intrahepatische Cholestase); Gelbsucht; Hautreaktionen.

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Blutbildstörungen (Leukopenie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, Agranulozytose); malignes neuroleptisches Syndrom; parkinsonähnliche Störungen (Parkinsonkrankheit); Bewegungsunruhe (Akathisie); Gewichtszunahme; Milchfluss; Menstruationsbeschwerden; Brustwachstum (Gynäkomastie).

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Magen-Darm-Beschwerden; Herz-Erregungsleitungsstörungen.

Besonderes:
Bei Verdacht auf ein lebensbedrohliches malignes neuroleptisches Syndrom (mit Fieber, Muskelversteifung, Bewegungsunfähigkeit, Bewusstseinstrübung bis zum Koma und anderen Symptomen) muss das Arzneimittel sofort abgesetzt und der Arzt aufgesucht werden.
Bei bettlägerigen Patienten oder Patienten mit der Anlage dazu besteht die Gefahr der Blutgerinnselbildung (Thrombose). Nicht ausgeschlossen werden kann das Auftreten von anticholinergen Effekten, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall oder Appetitverlust.

Wechselwirkungen

Zusätzlich zu Melperon sollte kein Alkohol und auch keine weiteren beruhigenden oder das Gehirn dämpfenden Medikamente (Schlafmittel, opioide Schmerzmittel, andere Psychopharmaka, Antihistaminika) genommen werden. Dabei kann es zu gegenseitiger Wirkungsverstärkung bis hin zu plötzlichen Vergiftungserscheinungen kommen.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Blutdruckmitteln kann es zu einer übermäßigen Blutdrucksenkung kommen.

Auch bei der Einnahme von Anticholinergika wird deren Wirkung verstärkt.

Abgeschwächt wird dagegen die Wirkung von Stoffen, die ähnlich wie der Botenstoff Dopamin wirken. So genannte Dopaminagonisten sind zum Beispiel die Parkinsonmittel Bromocriptin, Amantadin und Levodopa.

Stoffe, die den Botenstoff Dopamin hemmen (wie Metoclopramid, Alizaprid und Bromoprid gegen Erbrechen), verstärken die Bewegungsstörungen (extrapyramidale Nebenwirkungen) des Melperons.

Coffein in Schmerzmitteln, aber auch in Kaffee und Tee verringert die Aufnahme von Melperon aus dem Darm in den Körper und sollte daher nicht zusammen mit dem Wirkstoff eingenommen werden. Außerdem können Kaffee, Tee und Milch mit dem Wirkstoff unlösliche und daher unwirksame Komplexe bilden.

Die Wirkung von Sympathomimetika wie Phenylephrin (in Nasentropfen) wird durch Melperon verringert. Mit Adrenalin, einem Notfallmedikament, das zum Beispiel bei einem Schock verabreicht wird, kommt es in Kombination mit Melperon zum Blutdruckabfall (so genannte Adrenalinumkehr).

Tri- und tetrazyklische Antidepressiva und Melperon verstärken sich gegenseitig in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Melperon oder den chemisch verwandten Butyrophenonen (etwa Haloperidol) darf das Arzneimittel nicht angewendet werden.

Bei schweren Lebererkrankungen oder akuten Vergiftungen durch Alkohol, Schlafmittel, opioide Schmerzmittel oder andere das Gehirn dämpfende Arzneimittel sollte das Medikament nicht eingenommen werden.

Nur unter besonderer Vorsicht und ärztlicher Kontrolle darf Melperon angewendet werden bei:
  • Schädigungen des Herzens
  • nicht durch Arzneimittel bedingter Parkinsonkrankheit
  • stark erniedrigtem Blutdruck mit Kreislaufstörungen
  • Veränderungen des Blutbilds (Leukopenie, Thrombozytopenie)
  • Tumoren, die vom Hormon Prolaktin abhängig sind, wie der Brustkrebs.
Die Injektion von Melperon-HCL in den Muskel darf nicht erfolgen bei Patienten mit schweren Blutgerinnungsstörungen oder bei Patienten, die blutgerinnungshemmende Mittel (Antikoagulanzien) einnehmen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Melperon sollte nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Bisher gibt es zu wenig Erfahrungen mit diesem Wirkstoff in der Schwangerschaft beim Menschen. Allerdings zeigen Tierversuche keine Hinweise auf eine Schädigung des Ungeborenen.

Mütter, die im letzten Schwangerschaftsdrittel den Wirkstoff einnehmen, gefährden ihre Neugeborenen durch Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen und Entzugserscheinungen. Diese können sich in Aufregung, Muskelverspannungen oder -schlaffheit, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme äußern. Solche Neugeborene müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Zwar geht die Substanz in die Muttermilch über, aber über eine Schädigung der Säuglinge ist bisher nichts bekannt. Sicherheitshalber sollte bei Anwendung von Melperon abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter zwölf Jahren sollten diesen Wirkstoff nicht einnehmen, da keine Erfahrungen in dieser Altersgruppe vorliegen.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen wird beeinträchtigt, so dass die Verkehrstüchtigkeit sowie die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen verringert sein kann.
  • Vor Beginn der Behandlung sollte eine ärztliche Kontrolle des Blutbilds erfolgen.
  • Während der ersten drei Monate der Behandlung darf keine Selbstmedikation mit Schmerzmitteln erfolgen.
  • Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Werte ist bei Nieren-, Leber- und Kreislauffunktionsstörungen erforderlich.
  • Das Medikament sollte nicht mit Kaffee, Milch und Tee eingenommen werden, weil sich sonst die Wirkung des Medikaments verringert.
  • Während der Behandlung ist auf Alkohol zu verzichten.
  • Die als Konservierungsstoffe enthaltenen Benzoate (Parabene) können Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen.
  • Das Präparat enthält Sorbitol, der bei Empfindlichen Durchfall verursachen kann und für Patienten mit Zuckerunverträglichkeit nicht geeignet ist.
  • Während der Behandlung kann ein malignes neuroleptisches Syndrom (gekennzeichnet durch Muskelstarre, hohes Fieber, Bewusstseinstrübung und Kreislaufkollaps) auftreten; betroffen sind vorwiegend junge Menschen und Parkinson-Patienten. In diesem Fall muss die Behandlung unverzüglich abgebrochen werden.
  • Ein Milliliter des Saftes enthält Kohlenhydrate im Wert von 0,01 Broteinheiten(BE).

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Lösung)
300 Milliliter Lösung
4,39 Milligramm Melperon
200 Milliliter Lösung
4,39 Milligramm Melperon

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Melneurin Lösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Melperon (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.