Gabrilen N i.m.

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.07.2009
Hersteller: MIBE GmbH Arzneimittel
Wirkstoff: Ketoprofen
Darreichnungsform: Ampulle
Rezeptpflichtig

Wirkung

Gabrilen N i.m. enthält den Wirkstoff Ketoprofen.

Ketoprofen wird in Form von Tabletten, Kapseln oder Zäpfchen gegen Schmerzen (stark bis sehr stark) bei akuten und chronischen Formen der Gelenkentzündung (Arthritis), bei Morbus Bechterew und anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Gicht oder Arthrose eingesetzt.

Auch bei Weichteilrheumatismus Fibromyalgie sowie Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen ist Ketoprofen wirksam.

Wenn ein besonders schneller Wirkungseintritt erwünscht ist, kann Ketoprofen auch gespritzt werden. Dies sollte allerdings nur einmalig zu Beginn der Therapie mit Ketoprofen erfolgen. Alle Darreichungsformen, bei denen sich der Wirkstoff nur langsam freisetzt (retardierend), sind jedoch zu Beginn der Therapie nicht geeignet.

Zur äußerlichen Behandlung wird der Wirkstoff auch als Gel bei Schmerzen (leicht bis mäßig stark) eingesetzt, insbesondere bei Sportverletzungen wie Prellungen, Verstauchungen oder Zerrungen. Auch zur Behandlung schmerzhafter Schwellungen und Entzündungen vor allem der Schulter und des Ellbogens wird Ketoprofen-Gel genutzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ketoprofen sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-steroidale Antirheumatika, Entzündungshemmer, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Ketoprofen gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Therapieeinleitung und Therapie akuter und chronischer entzündlicher Gelenkerkrankungen, einschließlich Gichtanfall
  • Therapieeinleitung und Therapie von Morbus Bechterew (eine chronische, rheumatisch bedingte, entzündliche Erkrankung mit Fehlstellung und Versteifung der Wirbelsäule)
  • Therapieeinleitung und Therapie abnutzungsbedingter Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule
  • Therapieeinleitung und Therapie von Weichteilrheumatismus
  • Therapieeinleitung und Therapie schmerzhafter Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen

Dosierung

Gabrilen i.m. wird tief in den Gesäßmuskel (intraglutäal) gespritzt. Eine Injektion enthält 100 Milligramm Ketoprofen (entspricht einer Ampulle) und ist gleichzeitig die empfohlene Tagesdosis.

Wegen möglicher allergischer Reaktionen sollte eine Beobachtungszeit von mindestens einer Stunde nach der Injektion eingehalten werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Arginin
  • Benzylalkohol 50 mg
  • Citronensäuremonohydrat
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Sodbrennen, Magenschmerzen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall und geringfügige Blutverluste im Magen-Darm-Trakt, eventuell mit Blutarmut.

Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Erregung, Reizbarkeit, Müdigkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautausschlägen, Rötungen, Brennen und Juckreiz, Wassereinlagerungen (Ödeme) an Armen und Beinen, besonders bei Patienten mit Bluthochdruck.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, unter Umständen mit Blutung und Durchbruch, Erbrechen von Blut (Hämatemesis), schwarzer Stuhlgang (Melaena), Entzündung der Mundschleimhaut, Leberfunktionsstörungen, Einschränkung der Nierenfunktion, erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut, schwere blasenbildende Hautreaktionen (Lyell-Syndrom), Sehstörungen, Hörstörungen (Tinnitus), Verminderung der Harnausscheidung, Wasseransammlung im Gewebe (Ödeme), allgemeines Unwohlsein.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Lichtüberempfindlichkeit der Haut mit Rötung, Juckreiz, Bläschen- oder Knötchenbildung auf Hautpartien, die Sonnenlicht oder künstlichem UV-Licht (zum Beispiel Solarium) ausgesetzt waren, schwere Hautreaktionen (Hautausschlag mit Rötung und Blasenbildung, Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom), Störungen der Blutbildung (aplastische Anämie, Weiße Blutkörperchen-Mangel, Blutplättchen-Mangel, Blutzellen-Mangel, Granulozyten-Fehlen), hämolytische Anämie (Blutarmut durch beschleunigten Abbau von roten Blutkörperchen), Leber- und Nierenschäden (Papillennekrosen), insbesondere bei Langzeittherapie, erhöhte Harnsäurekonzentration, Haarausfall (hört meistens mit dem Absetzen von Ketoprofen wieder auf), schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit Anschwellen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Ödeme), Atemnot (Asthma), Herzjagen, schwere Kreislaufstörungen bis zum lebensbedrohlichen Schock.

Besonderheiten:
Bei der Einnahme von Tabletten oder Kapseln gilt zusätzlich:
Es wurde sehr selten über Darmverengungen berichtet.

Die Einnahme von Ketoprofen steigert möglicherweise geringfügig das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden. Dieses Risiko steigt, je höher die Dosis ist und je länger die Behandlung dauert. Die empfohlene Dosis oder Behandlungsdauer ist daher nicht zu überschreiten. Alle Nebenwirkungen verringern sich, wenn die niedrigste wirksame Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum angewendet wird.

Besonders bei älteren Patienten kommt es durch die Einnahme von Ketoprofen häufiger zu unerwünschten Wirkungen im Verdauungstrakt, vor allem zu Blutungen und Durchbrüchen, die auch tödlich enden können.

Bei der Anwendung von Zäpfchen kann es häufig zu lokalen Reizerscheinungen, blutigen Schleimabsonderungen oder schmerzhaftem Stuhlgang kommen.

Die genannten Nebenwirkungen können in seltenen Fällen auch nach der äußerlichen Anwendung von Ketoprofen auftreten. Wichtig bei Salben oder Gelen mit Ketoprofen ist die gründliche Reinigung der Hände nach dem Auftragen und der Schutz vor UV-Bestrahlung der behandelten Hautstellen. Bei Hautreaktionen jeglicher Art ist die Therapie sofort abzubrechen.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Digoxin (Mittel zur Stärkung der Herzkraft), Phenytoin (Mittel zur Behandlung von Krampfanfällen) oder Lithium (Mittel zur Behandlung geistig-seelischer Störungen) kann Ketoprofen deren Wirkung verstärken.

Die Wirkung von Diuretika (Entwässerungsmittel) und Antihypertonika (Mittel gegen Bluthochdruck) kann Ketoprofen abschwächen.

Die Wirkung von ACE-Hemmern (Mittel zur Behandlung von Herzmuskelschwäche und Bluthochdruck) wird durch Ketoprofen vermindert. Bei gleichzeitiger Anwendung kann das Risiko für das Auftreten einer Nierenfunktionsstörung erhöht sein. Nierenfunktionsstörungen treten auch gehäuft bei gleichzeitiger Behandlung mit stark entwässernden Medikamenten (Schleifendiuretika) auf.

Ketoprofen kann bei gleichzeitiger Einnahme von kaliumsparenden Diuretika (bestimmte Entwässerungsmittel) zu einer Erhöhung des Blutkaliumspiegels und damit zu Herzrhythmusstörungen führen.

Wird Ketoprofen zusammen mit anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (einschließlich der so genannten Coxibe oder selektiven COX 2-Hemmer) oder Glukokortikoiden eingenommen, ist das Risiko von Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt erhöht. Die Kombination der genannten Wirkstoffe sollte deshalb vermieden werden.

Die Blutkonzentration von Methotrexat (Mittel gegen schwere Formen der Poliarthritis) kann erhöht werden, wenn Ketoprofen 24 Stunden vor oder nach der Methotrexat-Gabe eingenommen wird. Eine Zunahme der unerwünschten Wirkungen von Methotrexat wäre zu befürchten.

Probenecid oder Sulfinpyrazon (Mittel zur Behandlung von Gicht) verzögern die Ausscheidung von Ketoprofen und verlängern so dessen Wirkung.

Antacida (Mittel gegen Magenübersäuerung) verringern die Aufnahme von Ketoprofen ins Blut, wenn der Wirkstoff als Tablette oder Kapsel eingenommen wird. So wird die Wirkung von Ketoprofen abgeschwächt.

Obwohl bisher keine Wechselwirkungen zwischen Ketoprofen und blutgerinnungshemmenden Mitteln (Antikoagulanzien) bekannt sind, wird bei gleichzeitiger Behandlung die Kontrolle der Blutgerinnung empfohlen.

Auch für orale Antidiabetika (Mittel zur Behandlung der Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus vom Typ 2) sind keine Wechselwirkungen mit Ketoprofen bekannt. Dennoch sollten unter der Behandlung mit Ketoprofen die Blutzuckerwerte sorgfältig kontrolliert werden.

Während der Therapie mit Ketoprofen sollte Alkoholgenuss möglichst vermieden werden.

Bei äußerlicher Anwendung als Gel sind bislang keine Wechselwirkungen bekannt.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht eingenommen oder äußerlich angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit oder Lichtreaktionen der Haut (Allergie) auf Wirkstoff, auf Tiaprofen, Fenofibrat (Cholesterinsenker), UV-Blocker (Sonnencremes) oder ­Parfüme in der Vorgeschichte
  • Blutbildungsstörungen unbekannter Ursache
  • schwerer Herzmuskelschwäche
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren
  • Blutungen, besonders im Magen-Darm-Trakt oder in den Gehirngefäßen
  • bereits während der Behandlung mit Ketoprofen oder den fettsenkenden Fibraten aufgetretener verstärkter Lichtempfindlichkeit der Haut
  • offenen Wunden, entzündeter oder infizierter Haut (äußerliche Anwendung). Auch auf Schleimhäute darf Ketoprofen-Gel nicht aufgetragen werden.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung durch einen Arzt darf der Wirkstoff angewendet werden bei:
  • Schwangeren im ersten und zweiten Drittel der Schwangerschaft
  • Porphyrien, einer seltenen Gruppe von angeborenen Stoffwechselstörungen
  • Magen-Darm-Beschwerden, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) in der Vorgeschichte
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • leichter bis mitelschwerer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
  • vorgeschädigter Niere
  • schweren Leberfunktionsstörungen und
  • nach größeren chirurgischen Eingriffen.
Für alle Darreichungsformen gilt: Bei Kindern darf Ketoprofen nicht angewandt werden. Sie dürfen auch nicht mit Hautpartien in Kontakt kommen, die mit Ketoprofen-Gel behandelt wurden. Bei älteren Patienten ist eine strenge ärztliche Überwachung erforderlich.

Patienten mit Heuschnupfen, Nasenpolypen oder chronisch verengten Atemwegen (COPD, chronisch obstruktive Atemwegserkrankung) sowie Patienten mit anderen Allergien, besonders auch auf andere nicht-steroidale Antirheumatika, dürfen nur unter strenger ärztlicher Kontrolle Ketoprofen anwenden. Bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen, die sich in einem Asthmaanfall (so genanntes Analgetika-Asthma), juckenden Hautquaddeln (Urtikaria) oder Quincke-Ödem äußern können.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen für die Sicherheit der Anwendung von Ketoprofen in der Schwangerschaft vor. Deshalb sollte es in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft nur nach ärztlicher Anordnung angewandt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel darf Ketoprofen auf keinen Fall eingesetzt werden. Es könnte die Wehentätigkeit hemmen, den Kurzschluss zwischen Lungenarterie und Aorta beim ungeborenen Kind vorzeitig verschließen, die Blutungsneigung von Mutter und Kind erhöhen und die Ödembildung (Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum) bei der Mutter verstärken.

Es liegen keine Erfahrungen vor, ob Ketoprofen in die Muttermilch übergeht und den Säugling schädigt. Deshalb darf Ketoprofen in der Stillzeit nicht angewandt werden.

Auch die äußerliche Anwendung als Gel sollte sicherheitshalber in Schwangerschaft und Stillzeit unterbleiben.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kindern dürfen Ketoprofen nicht einnehmen. Für die äußerliche Anwendung bestehen unterschiedliche Einschätzungen, hier sind die Angaben der Packungsbeilage, des Apothekers oder Arztes zu befolgen.

Die Injektionslösung ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet.

Warnhinweise

  • Da bei der Einnahme höherer Dosierungen Müdigkeit und Schwindel auftreten können, kann die Verkehrstüchtigkeit und/oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt sein. Deshalb sind auch Arbeiten ohne sicheren Halt zu vermeiden.
  • Die Einschränkung des Reaktionsvermögens verstärkt sich bei Einnahme zusammen mit Alkohol.
  • Wenn während der Anwendung des Medikaments Zeichen einer Infektion (zum Beispiel Rötung, Schwellung, Überwärmung, Schmerz, Fieber) neu auftreten oder sich verschlimmern, sollte unverzüglich der Arzt zu Rate gezogen werden.
  • Sollten stärkere Schmerzen im Oberbauch und/oder eine Schwarzfärbung des Stuhls auftreten, muss das Medikament abgesetzt und sofort der Arzt informiert werden.
  • Bei Auftreten erhöhter Lichtempfindlichkeit der Haut oder jeglichen anderen Hautreaktionen, auch nach dem UV-Blocker Octocrylen, ist das Medikament sofort abzusetzen.
  • Bei langfristiger Anwendung sollten regelmäßig ärztliche Kontrollen des Blutbildes erfolgen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament können Leber- und Nierenschäden auftreten, die Leber- und Nierenwerte sind daher regelmäßig ärztlich zu kontrollieren.
  • Fieber, Halsschmerzen, oberflächliche Wunden im Mund, grippeartige Beschwerden, starke Abgeschlagenheit, Nasenbluten und Hautblutungen können Zeichen einer schweren Blutbildungsstörung sein.
  • Bei längerem Gebrauch des Medikaments können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen behandelt werden dürfen.
  • Bei Bluthochdruck und/oder leichter bis mittelschwerer Herzmuskelschwäche in der Vorgeschichte ist eine besondere ärztliche Kontrolle nötig, da das Medikament Wassereinlagerungen in das Gewebe verursachen kann.
  • Bei äußerlicher Anwendung des Medikaments sind die Hände nach dem Auftragen gründlich zu reinigen.
  • Behandelte Hautregionen sollten für zwei bis drei Wochen mit Kleidung vor UV-Bestrahlung geschützt werden.
  • Die Ampullen sind lichtgeschützt aufzubewahren.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Ampulle)
20 Stück Ampullen
100 Milligramm Ketoprofen
1 Stück Ampullen
100 Milligramm Ketoprofen

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Gabrilen N i.m. sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Ketoprofen (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.