Flupigil 100mg Hartkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.03.2018
Hersteller: Meda GmbH
Wirkstoff: Flupirtin
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Flupigil 100mg Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Flupirtin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Flupigil 100mg Hartkapseln.

Flupirtin ist ein Schmerzmittel, das bei akuten und chronischen Schmerzen zum Einsatz kommt. Die Schmerzskala, die der Wirkstoff abdeckt, reicht dabei von von leichten bis mäßig starken Schmerzen bis hin zu starken bis sehr starken Schmerzen. Flupirtin darf nur bei Erwachsenen gegen akute Schmerzen eingesetzt werden und das nur, wenn eine Behandlung mit anderen Schmerzmitteln (zum Beispiel nicht-steroidale Antirheumatika, schwache opioide Schmerzmittel) nicht möglich ist.

Da es eine muskelentspannende Wirkung hat, ist es besonders gut wirksam bei Schmerzen, die mit Verspannungen der Muskulatur einhergehen. Daher wird Flupirtin bei akuten und chronischen Muskelschmerzen als Mittel der ersten Wahl angesehen.

Aber auch viele andere Schmerzzustände nach Verletzungen, Verbrennungen oder Verätzungen sowie Regelschmerzen, Zahnschmerzen oder Kopfschmerzen können mit Flupirtin behandelt werden.

Zur Linderung von starken bis sehr starken Schmerzen wie beispielsweise bei Arthrose, Migräne oder auch Krebserkrankungen werden höhere Dosierungen des Wirkstoffs verabreicht.

Die Therapie sollte von wöchentlichen ärztlichen Kontrollen der Leberwerte begleitet und bei Anzeichen von Leberschädigungen beendet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Flupirtin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Flupirtin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • akute und chronische Schmerzen bei Muskelverspannungen der Halte- und Bewegungsmuskulatur
  • Kopfschmerzen, die durch Verspannungen der Hals- oder Schultermuskulatur hervorgerufen werden
  • Schmerzen bei Krebserkrankungen
  • Regelschmerzen
  • Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen

Dosierung

Die Dosierung wird vom Arzt entsprechend der Stärke der Schmerzen und dem Behandlungserfolg angepasst. Soweit nicht anders verordnet, nehmen Sie drei- bis viermal täglich eine Hartkapsel in möglichst gleichen Zeitabständen ein. Bei schweren Schmerzen ist eine Dosiserhöhung auf zwei Hartkapseln dreimal täglich möglich, was auch die Tageshöchstdosis darstellt. Bei Patienten mit deutlich eingeschränkter Nierenfunktion oder Eiweißmangel im Blut sollte eine Tagesdosis von drei Hartkapseln nicht
überschritten werden.

Nehmen Sie die Hartkapseln unzerkaut mit einem Glas Wasser ein. Sofern möglich, sollte die Einnahme mit dem Oberkörper in aufrechter Position erfolgen. In Ausnahmefällen kann die Hartkapsel geöffnet und nur deren Inhalt eingenommen oder über eine Ernährungssonde verabreicht werden. Der sehr bittere Geschmack kann bei Einnahme des Kapselinhaltes beispielsweise durch Beigabe einer Banane gemildert werden.

Die Anwendungsdauer wird individuell vom Arzt festgelegt, darf aber zwei Wochen nicht überschreiten.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Eisen(III)-oxid (E 172)
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Titandioxid (E 171)
  • Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat
  • Copovidon
  • Gelatine
  • pflanzliches Magnesiumstearat

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit (insbesondere zu Therapiebeginn), Erhöhung der Leberwerte (ALAT, ASAT).

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Depressionen, Unruhe, Nervosität, Schwindel, Zittern, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen, Magenbeschwerden, Sodbrennen, Verstopfung, Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Schweißausbrüche,

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen (in Einzelfällen mit erhöhter Körpertemperatur einhergehend), Verwirrtheit, Sehstörungen, Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Leberentzündungen, Leberversagen.

Besonderheiten:
Möglicherweise sind Leberschäden durch Flupirtin häufiger als bisher angenommen. Etwa ein Drittel aller erfassten Nebenwirkungen beziehen sich auf die Leber. Beschwerden wie Ermüdung und Schwindel sind in diesem Zusammenhang als Warnzeichen zu werten. Die Therapie sollte von wöchentlichen ärztlichen Kontrollen der Leberwerte begleitet und bei Anzeichen von Leberschädigungen beendet werden.

Zwar wird Flupirtin praktisch kein Abhängigkeitspotential zugesprochen, es haben sich aber in der breiten Anwendung einige Fälle einer Suchtentwicklung und eines Wirkungsverlustes ereignet. Sollte der Wirkstoff die Schmerzen bei Langzeitanwendung in der gewohnten Dosierung nicht mehr so gut dämpfen, ist deshalb der Arzt zu verständigen.


Gelegentlich: Ausschlag, Nesselsucht, Juckreiz
Allgemeine Erkrankungen und Beschwer- den am Verabreichungsort
Sehr häufig: Müdigkeit (ca. 15% der Pa- tienten), insbesondere zu Therapiebeginn

Wechselwirkungen

Flupirtin darf keinesfalls zusammen mit anderen Wirkstoffen verabreicht werden, die ebenfalls eine leberschädigende Wirkung haben.

Die Wirkung von muskelentspannenden Mitteln (Muskelrelaxanzien), beruhigenden Mitteln wie Benzodiazepine und gerinnungshemmenden Mitteln (Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmer) sowie Alkohol kann bei gleichzeitiger Verwendung verstärkt werden.

Die gleichzeitige Einnahme von Paracetamol kann den Anstieg der Leberwerte verstärken.

Auf Grund der hohen Eiweißbindung von Flupirtin ist mit einer Verdrängung anderer gleichzeitig verabreichter stark eiweißgebundener Wirkstoffe wie Diazepam, Warfarin, Acetylsalicylsäure, Benzylpenicillin, Digitoxin, Glibenclamid, Propranolol und Clonidin zu rechnen. Bei gleichzeitiger Gabe von Flupirtin kann eine Wirkverstärkung dieser Mittel nicht ausgeschlossen werden.

Gegenanzeigen

Flupirtin darf nicht gegeben werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen Flupirtin
  • Patienten mit vorbestehenden Lebererkrankungen
  • Gallenabflussstörungen
  • Muskelschwäche, auch angeborene Störung des Muskelstoffwechsels bei Myasthenia gravis
  • Anwendung von ebenfalls leberschädlichen Wirkstoffen
  • Alkoholmissbrauch.
Ärztliche Überwachung der Anwendung ist wichtig bei:
  • eingeschränkter Leberfunktion
  • eingeschränkter Nierenfunktion.
  • Für Patienten über 65 Jahre oder mit deutlich eingeschränkter Nierenfunktion sowie einem verminderten Albumingehalt des Blutes (Hypoalbuminämie) wie bei einigen Lebererkrankungen ist eine Dosisanpassung durch den Arzt erforderlich.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeit darf Flupirtin eingenommen werden.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Flupirtin ist nicht für die Anwendung bei Kindern geeignet.

    Warnhinweise

    • Das Reaktionsvermögen kann durch den Wirkstoff so weit beeinträchtigt werden, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.
    • Flupirtin täuscht manchmal falsch positive Befunde für Bilirubin in Urin und Blut, für Urobilinogen und Harnprotein in Harntests vor.
    • Bei Menschen über 65 Jahren oder mit eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis eventuell angepasst werden.
    • Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind ärztliche Kontrollen der Kreatininwerte während der Behandlung notwendig.
    • Während der Behandlung mit dem Medikament sollte der Arzt die Leberfunktion regelmäßig überprüfen.
    • Möglicherweise hat das Medikament bei Langzeitanwendung ein gewisses Suchtrisiko. Deshalb ist insbesondere bei Wirkungsverlust der Arzt zu verständigen.
    • Eine Grünfärbung des Urins während der Anwendung des Medikaments ist unbedenklich.
    • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Alkohol getrunken werden.
    • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad gelagert werden.
    • Das Medikament darf nicht länger als zwei Wochen angewendet werden.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


    Vergleichbare Medikamente

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Flupigil 100mg Hartkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Flupirtin (ggf. auch Generika).

    Medikament
    Darreichungsform
    Kapseln
    Zäpfchen (Suppositorien)
    Retardtabletten
    Zäpfchen (Suppositorien)

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.