Enoxor 200mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.04.2019
Hersteller: PIERRE FABRE PHARMA GmbH
Wirkstoff: Enoxacin
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Enoxor 200mg enthält den Wirkstoff Enoxacin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Enoxor 200mg.

Enoxacin wird bei Infektionen der Niere, der Harnwege und der Vorsteherdrüse (Prostata) eingesetzt. Bei Geschlechtskrankheiten wie dem Tripper ist es ebenfalls wirksam.

Enoxacin unterstützt außerdem den Heilungsprozess bei Infektionen der Haut und der Hautanhangsgebilde wie Haare, Nägel, Schweiß- und Talgdrüsen.

Weiterhin wird dieser Wirkstoff bei bakteriellen Infektionen der oberen und unteren Atemwege und des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs angewendet.

Bei Lungenentzündungen, die außerhalb des Krankenhauses meist durch Pneumokokken hervorgerufen werden, ist Enoxacin nicht als Mittel der ersten Wahl einzusetzen. Bei Infektionen, die durch Streptokokken (beispielsweise Erreger von akuter Mandelentzündung) hervorgerufen werden, wird dieser Wirkstoff wegen fehlender Wirksamkeit gar nicht verabreicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Enoxacin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Gyrasehemmer (Chinolone), Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Enoxacin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Infektionen der Niere, der Harnwege sowie der Prostata
  • Tripper (eine Geschlechtskrankheit)
  • Infektionen der Atemwege einschließlich des Halsbereichs, Nasenbereichs und Ohrenbereichs
  • Infektionen der Haut und Hautanhangsgebilde (wie beispielsweise Haare, Nägel, Schweiß- und Talgdrüsen)

Dosierung

Die Tabletten sollten unzerkaut zu den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.
Bei einer unkomplizierten Infektion der Harnwege bei der Frau sollten zweimal täglich eine Filmtablette drei Tage lang eingenommen werden.
Bei wiederholten Blasenentzündungen oder komplizierten Harnwegsinfektionen sollten zweimal täglich zwei Filmtabletten über 7 bis 14 Tage verabreicht werden. Gleiches gilt bei Infektion der Atemwege.

Bei der Geschlechtskrankheit Tripper müssen einmalig zwei Filmtabletten genommen werden. Beim weicher Schanker sollen dreimal je zwei Filmtabletten im Abstand von zwölf Stunden genommen werden.

Bei Infektionen der Atemwege werden zweimal täglich zwei Filmtabletten über 7 bis 14 Tage eingenommen, Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich sollten mit zweimal täglich zwei Filmtabletten über 14 Tage hinweg therapiert werden. Im Bedarfsfall ist hier auch eine längere Behandlung möglich.

Patienten mit Hauterkrankungen sollten zweimal täglich zwei Filmtabletten einnehmen und dies über einen Zeitraum von bis zu 14 Tagen.

Liegt eine Einschränkung der Nierenfunktion vor oder sind die Patienten betagt, wird der Arzt die Dosierung vermindern.

Die Gesamtbehandlungsdauer sollte vier Wochen nicht überschreiten.

Nehmen Sie die Tabletten zu den Mahlzeiten ein.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hyprolose
  • Hypromellose
  • Indigocarmin (E 132)
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Titandioxid (E 171)
  • Croscarmellose-Natrium
  • Macrogol 400
  • Macrogol 4000
  • Polysorbat 80

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Durchfall, Hautreaktionen wie Hautausschläge und Rötungen, Erhöhung von Leberenzymen (Transaminasen, alkalische Phosphatase).

Häufige Nebenwirkungen:
Mangel an weißen Blutkörperchen, Überschuss unreifer Blutzellen, Mangel an Blutplättchen, allergische Reaktionen (Gesichtsschwellungen, Zungenschwellung, Kehlkopfschwellung, Atemnot bis hin zum Auftreten eines bedrohlichen Schocks, teilweise schon nach Ersteinnahme), Schwindel, Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, Zittern (Bewegungsstörungen der Muskeln), Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Veränderung des Geschmacksempfindens, Juckreiz, Lichempfindlichkeit, Lichtallergie (blasige Ausschläge an belichteten Stellen), Arzneimittelfieber, Erhöhung der Konzentration an Bilirubin und Kreatinin im Blut.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutarmut, Sehstörungen (wie Doppeltsehen, Farbsehen), Geruchsstörungen, Bauchschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Unruhe, Lichtscheu, schwere Hautreaktionen (einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom), Sehnenentzündung, Sehnenrisse.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Unterzuckerung, Halluzinationen, Depressionen, psychotische Reaktionen, Albträume, Schläfrigkeit, Krampfanfälle, Empfindungsstörungen in Armen und Beinen, Verwirrtheitszustände, Gangunsicherheit, Herzjagen, Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen (vereinzelt), Blähungen, flohstichartige Blutungen (Petechien), Blasenbildungen mit Einblutungen, kleine Knötchen (Papeln) mit Krustenbildung als Ausdruck einer Blutgefäßentzündung, Muskelschmerzen, Gelenkbeschwerden, Nierenschädigung (an den Harnkanälchen).

Besonderheiten:
Im Falle allergischer Reaktionen ist die Behandlung mit Enoxacin sofort zu beenden und die Beschwerden müssen therapiert werden.

Kommt es (teilweise schon nach Ersteinnahme) zu Krampfanfällen, Gangunsicherheit, Verwirrtheit und Empfindungsstörungen in Armen und Beinen ist sofort der behandelnde Arzt zu verständigen.

Beim Auftreten von schweren und anhaltenden Durchfällen während oder nach der Therapie sollte der Arzt befragt werden, weil sich dahinter eine ernstzunehmende Darmerkrankung (pseudomembranöse Colitis) verbergen kann, die sofort behandelt werden muss. Durchfallhemmende Mittel wie Loperamid dürfen nicht eingenommen werden.

Bei Verdacht auf eine Sehnenentzündung muss die Behandlung mit Enoxacin sofort beendet und unter Umständen ärztliche Behandlung erfolgen.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Theophyllin und Aminophyllin (erweitert unter anderem die Bronchien) muss der behandelnde Arzt die Theophyllin-Dosis auf circa ein Viertel der regulären Dosis reduzieren.

Durch Enoxacin kann es bei der Gabe von koffeinhaltigen Präparaten und Produkten zu einer erhöhten Coffein-Konzentration im Blut kommen. Dies kann zu Erregung und Halluzinationen führen. Deshalb sollte während der Behandlung die Einnahme koffeinhaltiger Medikamente (zum Beispiel bestimmter Scherzmittel-Kombinationen) und der Genuss koffeinhaltiger Getränke möglichst vermieden werden.

Selten kann die gleichzeitige Einnahme von Enoxacin und Fenbufen (Schmerzmittel) zu Krampfanfällen führen. Darum sollten diese beiden Wirkstoffe nicht gleichzeitig gegeben werden.

Bei kombinierter Gabe von Ranitidin (eingesetzt bei Magenschleimhautentzündung) oder mineralischen Antazida (säurehemmende Mittel) kann die Aufnahme von Enoxacin aus dem Magen-Darm-Kanal in den Körperkreislauf stark vermindert werden. Die Einnahme der Antazida sollte deshalb möglichst vier Stunden nach Enoxacingabe erfolgen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Eisen- oder Zink-Salzen (über 30 mg pro Tag) kann die Aufnahme von Gyrasehemmern wie Enoxacin aus dem Magen-Darm-Kanal vermindert werden. Die Eisen- und Zinksalze sollten deshalb mit einem zeitlichen Abstand von möglichst mehr als zwei Stunden nach Enoxacineinnahme genommen werden. Das gleiche Zeitintervall ist bei der Gabe von Didanosin (bei der AIDS-Therapie eingesetzt) einzuhalten.

Ropinirol (bei der Parkinsonkrankheit eingesetzt) wird in der Gegenwart von Enoxacin in der Leber weniger schnell abgebaut. Die dadurch erhöhte Blutkonzentration von Ropinirol kann Anzeichen einer Überdosierung hervorrufen. Solche Patienten sind während und nach der Behandlung mit Enoxacin regelmäßig ärztlich zu überwachen, gegebenenfalls wird der Arzt die Dosis vermindern.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulanzien (gerinnungshemmende Substanzen) ist eine verstärkte Wirkung dieser Gerinnungshemmer möglich. Damit erhöht sich die Gefahr von Blutungen. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnungszeit nötig. Eine Dosierungsanpassung des Gerinnungshemmers durch den behandelnden Arzt kann vor und nach der Behandlung mit Enoxacin notwendig sein.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Enoxacin oder andere Gyrasehemmer wie zum Beispiel Ciprofloxacin, Norfloxacin oder Levofloxacin sollte keine Einnahme erfolgen. Gleiches gilt für Patienten, die an Krampfanfällen (Epilepsie) leiden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Enoxacin angewendet werden bei
  • Patienten im hohen Alter
  • vorhandenen Schädigungen des Gehirns, verminderter Gehirndurchblutung, Veränderung der Gehirnstruktur oder Schlaganfall
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • schweren Nierenfunktionsstörungen mit einer Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute oder Dialyse-Patienten
  • Patienten, die schon einmal durch Gyrasehemmer Probleme mit den Sehnen hatten
  • Mangel an dem Enzym Glucose-6-phosphat-dehydrogenase
  • Muskelschwäche (Myasthenie).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Enoxacin sollte weder während der Schwangerschaft noch in der Stillzeit verabreicht werden. Es liegen in dieser Zeit keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen vor.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsperiode sollte der Wirkstoff Enoxacin nicht verabreicht werden. Für diese Altersgruppe liegen keine Erfahrungen über die Sicherheit der Anwendung vor.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich ist. Dies gilt vor allem im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Der Koffeinkonsum sollte während der Behandlung eingeschränkt oder nach Möglichkeit ganz vermieden werden, sonst kann es vermehrt zu Erregungszuständen kommen.
  • Treten starke Durchfälle auf, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Die Haut ist während der Behandlung vor Sonneneinstrahlung zu schützen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Enoxor 200mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Enoxacin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.