Dilzem 180 uno/-240 uno

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.06.2008
Hersteller: Gödecke GmbH / Pfizer-Gruppe
Wirkstoff: Diltiazem
Darreichnungsform: Retardkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Dilzem 180 uno/-240 uno enthält den Wirkstoff Diltiazem. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Dilzem 180 uno/-240 uno.

Diltiazem wird angewandt bei der Behandlung des Bluthochdrucks, der keine organischen Ursachen hat (essentieller Bluthochdruck).

Daneben wird Diltiazem bei Herzerkrankungen, die mit einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Herzmuskels (Herzmuskelschwäche) einhergehen, und Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) verordnet. In diesem Zusammenhang wird Diltiazem bei stabiler Angina Pectoris, bei instabiler Angina Pectoris und insbesondere bei vasospastischer Angina Pectoris (Prinzmetal-Angina) eingesetzt.

Als Antiarrhythmikum zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen kann der Wirkstoff vorbeugend gegen paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien und bei Patienten ohne WPW-Syndrom zur Verlangsamung der Pulsfrequenz bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern angewandt werden.

In seltenen Fällen kommt der Wirkstoff auch zur Vorbeugung einer Transplantatabstoßung nach Nierentransplantationen oder zur Verminderung der Ciclosporin-A-Giftigkeit im Rahmen einer immununterdrückenden (immunsuppressiven) Therapie nach Nierentransplantationen zur Anwendung.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Diltiazem sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Calciumkanalblocker, Blutdrucksenker, zu welcher der Wirkstoff Diltiazem gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • koronare Herzkrankheit
  • stabile und instabile Angina Pectoris
  • Verkrampfungen der Herzkranzgefäße, die zu einer Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff führen.
  • Bluthochdruck.

Dosierung

Die Dosierung des Medikaments sollte einschleichend, das heißt langsam begonnen und je nach Bedarf aufgebaut werden. Auch das Absetzen des Medikaments ist insbesondere bei Patienten mit Angina Pectoris nicht abrupt, sondern ausschleichend vorzunehmen.

Die Tabletten sind mit 180 Milligramm und mit 240 Milligramm des Wirkstoffs Diltiazem erhältlich. Um die gewünschte Dosierung zu erreichen, können auch mehrere niedriger dosierte Tabletten zusammen eingenommen werden.

Die Therapie erfolgt mit einmal täglich 180 Milligramm. Bei Bedarf kann die maximale Tagesdosis auf 360 Milligramm erhöht werden, die dann auf zwei Einzeldosen (morgens und abends) verteilt werden.
Die Menge von einmal täglich 240 Milligramm dürfen nur die Patienten einnehmen, die mit niedrigeren Einzeldosen und Tagesdosen nicht ausreichend behandelbar sind. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt ist zuvor notwendig.

Die Retardkapseln werden am besten nach den Mahlzeiten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit geschluckt.

Eine vorsichtige Dosierung ist bei Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen sowie älteren Patienten geboten.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • Titandioxid (E 171)
  • Dimeticon
  • Eisen(II,III)-oxid (E 172)
  • Gelatine
  • gereinigtes Wasser
  • Phospholipide aus Sojabohnen
  • Poly[ethylacrylat-co-methylmethacrylat-co-(2-trimethylammonioethyl)methacrylatchlorid] (1:2:0,1 u. 1:2:0,2)
  • Povidon K 30
  • Schellack
  • Sucrose
  • Talkum

Nebenwirkungen

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Schwächegefühl, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Knöchel-Ödeme, Beinödeme, allergische Hautreaktionen wie Hautrötungen, Juckreiz, Exantheme.

Seltene Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit und Erbrechen, Sodbrennen, Durchfall oder Verstopfung, Leberenzyme-Anstieg sowie Zeichen akuter Leberschädigungen, Schlaflosigkeit, Halluzinationen, depressive Verstimmungszustände (Depressionen).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen wie Erythema exsudativum multiforme, Hautreaktionen (Erytheme), Autoimmunerkrankungen wie Lupus-erythematodes, Lymphknotenschwellungen (Lymphadenopathie) oder Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Eosinophilie) und Zahnfleischwucherungen (Gingivahyperplasie).

Besonderheiten:
Besonders im höheren Dosisbereich und/oder bei entsprechender Vorschädigung des Herzens können Nebenwirkungen wie Bradykardien, Erregungsleitungsstörungen des Herzens, stärkerer Blutdruckabfall (Hypotonie), Herzklopfen, Ohnmachten, Herzminutenvolumenabnahme oder Herzmuskelschwäche sowie bei Männern Potenzstörungen aufreten.

In Einzelfällen verursacht Diltiazem einen erhöhten Blutzuckergehalt (Hyperglykämie). Dies sollte vor allem bei Patienten mit einem Diabetes mellitus beachtet werden.

Wechselwirkungen

Durch die gleichzeitige Gabe von Inhalationsanästhetika kann es in seltenen Fällen zu einem Herzstillstand durch eine AV-Blockierung und einer verstärkten blutdrucksenkenden Wirkung kommen (kardiodepressiver Effekt).

In Kombination mit Wirkstoffen, die das Herz regelmäßiger schlagen lassen wie Antiarrhythmika (beispielsweise Chinidin) oder langsamer schlagen lassen wie Betablocker und/oder die Erregungsleitung im Herzen (AV-Überleitung) hemmen wie zum Beispiel Herzglykoside ist eine Wirkungsverstärkung möglich. Es kann zu einem Herzstillstand, einer verstärkten blutdrucksenkenden Wirkung (Hypotonie) oder in Einzelfällen zu einem Lungenödem bei Vorliegen einer Kardiomyopathie kommen.

Wirkstoffe, die die Herzkraft verbessern, wie Digoxin, werden in ihrer Wirkung bei gleichzeitiger Anwendung von Diltiazem verstärkt.

Gefäßerweiternde und damit blutdrucksenkende Wirkstoffe wie Vasodilatatoren oder Entwässerungsmittel (Diuretika) verstärken den blutdrucksenkenden Effekt von Diltiazem.

Die Plasmaspiegel und damit die Wirkstärke von Carbamazepin, Midazolam, Triazolam, Alfentanil, Theophyllin und Cyclosporin können bei gleichzeitiger Behandlung mit Diltiazem ansteigen.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Enzyminduktoren wie zum Beispiel Rifampicin, Phenytoin oder Phenobarbital kommt es zu einem verstärkten Abbau von Diltiazem und damit zu einer Wirkungsminderung.

Wird Lithium gleichzeitig angewendet, wird dessen Wirkstärke durch Diltiazem erniedrigt.

Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxanzien) werden hingegen in ihrer Wirkung bei gleichzeitiger Gabe verstärkt.

Magensäurehemmende Mittel (Antiazida) wie Cimetidin oder Ranitidin können den Plasmaspiegel von Diltiazem und damit dessen Wirkung erhöhen.

Unverträglichkeiten mit Diltiazem bestehen bei alkalischen Injektions- und Infusionslösungen. Diese dürfen nicht mit dem Wirkstoff gemischt werden, weil es dadurch zu Ausflockungen von Diltiazem in der Lösung kommen kann.

Die gleichzeitige intravenöse Gabe von Beta-Rezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Diltiazem unterbleiben.

Diltiazem vermindert bei gleichzeitiger Gabe von Nifedipin die Fähigkeit, diesen Wirkstoff in den Nieren zu filtrieren (Clearance). Daher ist bei gleichzeitiger Behandlung eine sorgfältige ärztliche Überwachung der Patienten und eventuell eine Verminderung der Dosis von Nifedipin notwendig.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht verwendet werden bei einer Überempfindlichkeit gegen Diltiazem, Herzmuskelschwäche bei leichter Belastung oder Ruhe (Herzinsuffizienz NYHA III und IV), Reizüberleitungsstörungen zum Herzen (Sinusknotensyndrom), schnellem und langsamem Herzschlag im Wechsel (Bradykardie-Tachykardie-Syndrom), einer Reizunterbrechung im Bereich des Sinusknotens (sinuatrialer Block), schweren Reizüberleitungsstörungen zum Herzmuskel (AV-Block II. und III. Grades), speziellen Herzrhythmusstörungen mit sehr hoher Herzschlagfrequenz (Vorhofflimmern, Vorhofflattern mit WPW-Syndrom), bei Schock oder akutem Herzinfarkt (Myokardinfarkt innerhalb der ersten vier Wochen).

Die gleichzeitige intravenöse Gabe von Beta-Rezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Diltiazem unterbleiben.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollte der Wirkstoff angewandt werden bei Patienten mit Reizüberleitungsstörungen zum Herzmuskel (AV-Block I. Grades), niedriger Pulsfrequenz (Bradykardie unter 50 Schläge pro Minute) oder wenn bereits ein erheblich erniedrigter Blutdruck (Hypotonie) mit einem Systolenwert unter 90 mmHg vorliegt.

Bei eingeschränkter Leberfunktion und bei ventrikulären Tachykardien sollte Diltiazem besonders vorsichtig vom Arzt dosiert werden. Bei der Gabe in die Venen ist dabei zu beachten, dass es zu einer Schlagzahlerhöhung in den Herzkammern (Kammertachykardie) oder zu einer Verstärkung des Muskelabbaus (progressive Muskeldystrophie) kommen kann.

Wird der Wirkstoff bei einer akuten Schwäche der Herzkranzgefäße gegeben, sollte ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) zuvor ärztlich ausgeschlossen sein.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf Diltiazem nicht eingenommen werden.

Bei Frauen im gebärfähigen Alter muss vor der Behandlung eine mögliche Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Während der Behandlung sollten geeignete Maßnahmen zur Schwangerschaftsverhütung getroffen werden.

Da Diltiazem in die Muttermilch übergeht, muss bei Anwendung des Wirkstoffes vorher abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff darf bei Kindern nicht angewendet werden, weil die Wirkungsweisen von Diltiazem bei dieser Patientengruppe nicht ausreichend erforscht sind.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann die Reaktionsfähigkeit so weit beeinträchtigen, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies ist besonders bei Behandlungsbeginn, bei einer Dosiserhöhung oder im Zusammenwirken mit Alkohol zu beachten.
  • Bei gleichzeitiger Behandlung mit Antidepressiva, Beruhigungs- oder Schlafmitteln sowie Asthmamitteln muss auf die Symptome einer Überdosierung geachtet werden.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Mitteln zur Verhinderung einer Organabstoßung (Ciclosporin A) oder bei Mitteln zur Behandlung einer Herzschwäche (Digoxin, Digitoxin) können starke Nebenwirkungen auftreten.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retardkapsel)
30 Stück Retardkapseln
165,45 Milligramm Diltiazem
100 Stück Retardkapseln
165,45 Milligramm Diltiazem
100 Stück Retardkapseln
240 Milligramm Diltiazem

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Dilzem 180 uno/-240 uno sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Diltiazem (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.