Azulfidine Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.12.2007
Hersteller: Pharmacia GmbH (Pfizer)
Wirkstoff: Sulfasalazin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Azulfidine Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Sulfasalazin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Azulfidine Filmtabletten.

Sulfasalazin wird bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt, um über eine Entzündungshemmung die Beschwerden zu lindern. Sulfasalazin eignet sich dabei besonders zur Therapie der Colitis ulcerosa. Der Wirkstoff wird sowohl bei akuten Krankheitsschüben als auch bei der Langzeitbehandlung angewendet.

Sulfasalazin gilt außerdem als Basistherapeutikum in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis, die zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehört, da es auch hier die entzündungsbedingten Beschwerden lindern kann.

Sulfasalazin kann in Form von Tabletten aber auch als Zäpfchen oder Klysma angewendet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sulfasalazin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Entzündungshemmer, Aminosalicylate, zu welcher der Wirkstoff Sulfasalazin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • bestimmte chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Strahlencolitis und kollagene Colitis.

Dosierung

Die Tabletten sind individuell zu dosieren. Am Anfang wird eine niedrige Dosis empfohlen, die langsam gesteigert werden kann.

Je nach Schweregrad der Erkrankung bekommen Erwachsene im akuten Schub 3 bis 4 Gramm Sulfasalazin täglich, dies entspricht sechs bis acht Filmtabletten. Sie sollten möglichst in drei gleich große Dosen aufgeteilt werden. Zur Verhinderung erneut auftretender Krankheitsschübe oder bei Dauertherapie beträgt die Dosis 2 bis 3 Gramm täglich. Dies entspricht jeweils morgens und abends je zwei bis drei Filmtabletten.

Kindern werden anfangs 40 bis 60 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht verabreicht, danach beträgt die Dosis 30 bis 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Die Tabletten sollten jeweils zu den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit im Ganzen geschluckt werden.
Das Medikament sollte nur unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Macrogol 20000
  • Maisstärke
  • Carnaubawachs
  • Cellacefat
  • gebleichtes Wachs
  • Glycerolmonostearat
  • Magnesiumstearat
  • Povidon
  • Propylenglycol
  • Siliciumdioxid
  • Talkum

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Durchfall, Juckreiz, Hautausschläge, Nesselsucht, allgemeines Schwächegefühl, Kopfschmerzen, Fieber, Mangel an weißen Blutkörperchen, Blutarmut, vergrößerte rote Blutkörperchen (Makrozytose), erhöhte Leberwerte.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Depressionen, Schlafstörungen, Psychosen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Benommenheit, Schwindel, Blutdrucksteigerungen, Asthma, Kribbeln und "Ameisenlaufen" in der Haut, Agranulozytose innerhalb der ersten drei Monate nach Therapiebeginn.

Seltene Nebenwirkungen:
Nervenschädigungen, Hirnhautentzündung, Veränderungen der Blutzellen bei Langzeitbehandlung, Lungenfibrose, Lungenentzündung, Atemnot, Husten, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gelbsucht, Blausucht, Lyell-Sydrom, Stevens-Johnson-Syndrom und andere Hautreaktionen, erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut, Gelenkschmerzen, Nierenfunktionsstörungen, anaphylaktischer Schock, Quincke-Ödem, Lupus erythematodes, Geschmacks- und Geruchsveränderungen, Haarausfall.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Herzbeutelentzündung, Verschlimmerung eines nachlassenden Krankheitsschubs bei Colitis ulcerosa, Muskelschmerzen, Nierenentzündung.

Besonderheiten:
Das Risiko für das Auftreten schwerer Hautreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom und der toxisch epidermalen Nekrolyse ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten. Treten zunehmender Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautwunden auf, muss die Therapie mit Sulfasalazin beendet werden. Der Patient darf in der Folge nie wieder mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Während der Anwendung von Sulfasalazin kann es zu einem Folsäuremangel kommen, was zu Störungen bei der Blutbildung führen kann. Folsäure ist ein lebenswichtiges Vitamin. Deshalb wird eine begleitende Folsäureeinnahme – insbesondere vor und während einer Schwangerschaft – empfohlen.

Sulfasalazin kann bei Männern zu einer Einschränkung der Zeugungsfähigkeit führen, ohne die sexuelle Potenz zu beeinflussen.

Einige Nebenwirkungen wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen sind dosisabhängig. Sie lassen sich oft durch eine einschleichende Dosierung zu Therapiebeginn oder durch Verringerung der Tagesdosen vermeiden. Eventuell sollte die Einnahme von Sulfasalazin auch für einige Zeit ausgesetzt werden.

Wenn an Stelle der Tabletten Zäpfchen eingenommen werden, entfällt die Reizung des oberen Magen-Darm-Traktes und der Wirkstoff kann weniger leicht in den Blutkreislauf übertreten. Trotzdem kann es auch bei der Verwendung von Zäpfchen zu Nebenwirkungen kommen.

Der Urin kann sich gelb verfärben. In ganz seltenen Fällen kann es auch zu einer vorübergehenden, harmlosen Gelbfärbung der Haut kommen.

Wechselwirkungen

Jedes Antibiotikum kann durch eine Störung der Darmflora dazu führen, dass Sulfasalazin durch Darmbakterien nicht oder nur noch vermindert in seine aktiven Bestandteile zerlegt wird. Nachgewiesen ist dies bisher für die Antibiotika Ampicillin, Neomycin, Rifampicin und Ethambutol.

Wenn gleichzeitig Eisensulfate (gegen Eisenmangel) eingenommen werden, wird die Aufnahme von Sulfasalazin im Darm gehemmt.

Lipidsenker wie Cholestipol und Cholestyramin (gegen Fettstoffwechselstörungen) binden Sulfasalzin und seine Bestandteile im Darm und vermindern so dessen Wirksamkeit.

Sulfasalazin kann die Aufnahme von Digoxin (bei Herzmuskelschwäche) hemmen, daher sollten diese beiden Wirkstoffe zeitversetzt mit einem Abstand von zwei bis drei Stunden eingenommen werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Sulfonylharnstoffen (bei Typ-2-Diabetes) kann sich deren blutzuckerspiegelsenkende Wirkung verstärken.

Gegenanzeigen

Bei folgenden Erkrankungen darf Sulfasalazin nicht eingenommen werden:
  • Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide und Salicylate
  • Darmverschluss
  • schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
  • angeborener Störung bei der Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin (Porphyrie)
  • Erkrankungen der blutbildenden Organe
  • Erythema exsudativum multiforme (entzündlicher Hauterkrankung)
  • Mangel an weißen Blutkörperchen und Bluttplättchen.
Bei folgenden Erkrankungen darf Sulfasalazin nur unter sorgfältiger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiken eingenommen werden:
  • leichte Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
  • Neigung zu Allergien oder Asthma
  • Überempfindlichkeit gegen Sulfonylharnstoffe (zur Blutzuckerspiegelsenkung bei Diabetes)
  • Mangel an dem Enzym Glukose-6-Phoshat-Dehydrogenase (Gefahr einer Blutarmut durch Schädigung roter Blutkörperchen).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Im ersten Schwangerschaftsdrittel sollte Sulfazalasin nicht eingenommen werden, da Schädigungen des Kindes möglich sind.

Frauen mit Kinderwunsch sollten nach Möglichkeit für den Beginn der Schwangerschaft eine krankheitsfreie Phase abwarten, in der keine oder möglichst wenig Arzneimittel erforderlich sind. Bei entzündlichen Darmerkrankungen sollte besser auf das ähnlich wirkende Mesalazin ausgewichen werden, das nur aus der aktiven Komponente des Sulfasalzin (5-Aminosalicylsäure) besteht.

Sulfasalzin kann zu einem Mangel an dem Vitamin Folsäure führen, der mit schweren Fehlbildungen des Kindes in Verbindung gebracht wird. Frauen mit Kinderwunsch sollten während der Einnahme von Sulfasalazin deshalb regelmäßig Folsäure einnehmen.

Männer mit Zeugungswunsch sollten Sulfasalazin nach Rücksprache mit dem Arzt vorübergehend absetzen, da es die Reifung der Spermien beeinträchtigt. Es dauert dann etwa drei Monate, bis sich die Spermienreifung normalisiert hat.

Sulfasalazin und seine Bestandteile Sulfapyridin und 5-Aminosalicylsäure treten in die Muttermilch über. Sulfasalazin sollte nur unter strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiken während der Stillzeit eingenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Sulfasalazin darf bei Kindern unter zwei Jahren nicht angewendet werden.

Warnhinweise

  • Magensaftresistente Tabletten dürfen vor dem Schlucken nicht zerstoßen oder zerbrochen werden.
  • Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.
  • Treten zunehmende Hautausschläge, auch mit Blasenbildung auf, muss die Behandlung sofort beendet und darf nie wieder begonnen werden.
  • Patienten mit verzögertem Wirkstoffabbau müssen mit stärkerer Ausprägung möglicher Nebenwirkungen rechnen.
  • Regelmäßige Urin- und Blutbildkontrollen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
100 Stück Filmtabletten
500 Milligramm Sulfasalazin
300 Stück Filmtabletten
500 Milligramm Sulfasalazin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Azulfidine Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Sulfasalazin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten
Filmtabletten
Filmtabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.