Aurorix 300

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.02.2009
Hersteller: Meda GmbH
Wirkstoff: Moclobemid
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Aurorix 300 enthält den Wirkstoff Moclobemid.

Moclobemid wird bei schweren Depressionen (Major-Depression) und zur Behandlung von depressiven Syndromen und Angststörungen (sozialen Phobien) bei Psychosen eingesetzt.

Es wirkt antriebssteigernd und findet daher oft zudem bei "gehemmten" Depressionen, die sich durch besonders starke Hemmung des Antriebs, Lustlosigkeit und quälende innere Unruhe auszeichnen, Anwendung.

Auch wenn andere Antidepressiva nicht oder nicht ausreichend wirken, wird Moclobemid unter anderem zur Linderung der Begleitsymptome bei Depressionen verabreicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Moclobemid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen MAO-Hemmer, Antidepressiva, zu welcher der Wirkstoff Moclobemid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Depressionen
  • Angststörungen, insbesondere beim Umgang mit anderen Menschen

Dosierung

Die Filmtabletten werden nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Die Tabletten sind mit 150 und 300 Milligramm des Wirkstoffs Moclobemid erhältlich. Um die gewünschte Dosierung zu erreichen, können auch mehrere niedriger dosierte Tabletten zusammen eingenommen werden.

Beim depressiven Syndrom werden in der ersten Woche der Behandlung zwei Tabletten zu 150 Milligramm Moclobemid pro Tag eingenommen. Danach ist eine Steigerung auf bis zu 600 Milligramm pro Tag möglich. Die Behandlung sollte mindestens vier bis sechs Wochen durchgeführt werden. Erst dann kann man die Wirksamkeit des Medikaments abschätzen.

Bei sozialer Phobie wird empfohlen, anfänglich für vier Tage 300 Milligramm Moclobemid pro Tag einzunehmen, ab dem vierten Tag kann eine Dosissteigerung auf 600 Milligramm täglich erfolgen. Die Behandlung sollte in diesem Fall mindestens acht bis zehn Wochen fortgeführt werden. Erst dann kann die Wirksamkeit des Medikaments beurteilt werden.

Ältere Patienten und solche mit eingeschränkter Nierenfunktion bedürfen keiner besonderen Dosisanpassung. Im Fall einer Beeinträchtigung der Leber sollte die Tagesdosis lediglich die Hälfte oder ein Drittel der herkömmlich verabreichten Dosis betragen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • Ethylcellulose
  • Lactose-Monohydrat
  • Macrogol 6000
  • Natriumsalz
  • Poly(0-carboxymethyl)stärke
  • Povidon K 30

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Schlafstörungen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautreaktionen (einschließlich örtlicher Hautveränderungen, Juckreiz, Nesselsucht, Hautrötung), Angstzustände, Erregung, Reizbarkeit.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Störungen wie Durchfall, Verstopfung und Erbrechen, Sehstörungen, nervliche Missempfindungen in Armen und Beinen, Wasseransammlungen im Gewebe, krankhafter Milchfluss.

Besonderheiten:
Die Nebenwirkungen von Moclobemid sind besonders zu Beginn der Behandlung am ausgeprägtesten und lassen nach, wenn sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnt hat.

In Einzelfällen wurde ein Anstieg der Leberwerte oder ein Anstieg der Menge des milchbildenden Hormons Prolaktin im Blut beobachtet.

Bei Patienten mit Schizophrenie ist eine Verschlimmerung der schizophrenen Symptome möglich. Diese Patienten sollten daher unbedingt ihre Langzeitbehandlung mit Neuroleptika weiterführen.

Bei Blutdruckkrisen kann es zu Blutungen in der Schädelhöhle, bei einer Überdosierung zu einer so genannten malignen Hyperthermie (einer Komplikation, die bei Narkosen auftreten kann) kommen.

Bei Auftreten einer extrem übersteigerten Stimmung (manischen Verstimmung) oder bei zusätzlichen depressiven Symptomen im Verlauf der Behandlung muss Moclobemid sofort abgesetzt werden.

Nach Beendigung der Therapie mit Moclobemid können Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Halluzinationen oder Verwirrheitszustände auftreten. Daher muss die Dosis schrittweise vermindert ("ausgeschlichen") werden.

Wechselwirkungen

Moclobemid zeigt nur geringe Wechselwirkungen mit tyraminhaltigen Lebensmitteln wie Käse, Rotwein und weißen Bohnen. Eine spezielle Diät ist daher nicht erforderlich, übermäßiger Genuss der genannten Lebensmittel sollte jedoch vermieden werden.

Verboten ist die gleichzeitige Anwendung von Moclobemid mit Selegilin (gegen Parkinson-Krankheit) und dem AntibiotikumLinezolid sowie dem Hustenmittel Dextromethorphan. Gleiches gilt für Triptane wie Sumatriptan, Rizatriptan, Zolmitriptan, Almotriptan, Naratriptan, Frovatriptan und Eletriptan. Sie werden in Wirkungen und Nebenwirkungen unvorhersehbar gesteigert.

Auch darf Moclobemid nicht zusammen mit den opioiden SchmerzmittelnTramadol und Pethidin verwendet werden. Bei Morphin, Fentanyl und Codein muss der Arzt in einem solchen Fall die Dosis möglicherweise verändern. Auch bei dem Husten- und Schmerzmittel Dextropropoxyphen sollte die gemeinsame Anwendung vermieden werden, da die Wirkung von Dextropropoxyphen verstärkt werden kann.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, die bestimmte Leberenzyme in ihrer Aktivität hemmen (beispielsweise das Magenmittel Cimetidin), wird der Arzt die Tagesdosis von Moclobemid auf die Hälfte bis auf ein Drittel vermindern.

Moclobemid selbst hemmt ein wichtiges Enzym, das Arzneimittel abbaut. Dadurch können manche Wirkstoffe wie die Protonenpumpen-Hemmer (Omeprazol, Pantoprazol) sowie die Psychopharmaka Fluoxetin und Fluvoxamin in Wirkung und Nebenwirkungen gesteigert werden. Eine Kombination wird der Arzt daher nur mit Vorsicht angehen. Vorsicht wird ebenfalls bei der Anwendung zusammen mit den MAO-HemmernTrimipramin und Maprotilin empfohlen. Auch ihre Blutkonzentration steigt bei gleichzeitiger Gabe von Moclobemid.

Es besteht die Möglichkeit, dass die Wirkung von Alpha-Sympathomimetika während der gleichzeitigen Behandlung mit Moclobemid verstärkt und verlängert sein kann.

Der Wirkstoff sollte auch nicht zusammen mit Wirkstoffen verabreicht werden, die die Serotonin-Ausschüttung fördern. Das ist der Fall bei verschiedenen anderen Antidepressiva wie Venlafaxin, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Clomipramin, Citalopram, Escitalopram, Sertralin und Bupropion, aber auch Johanniskraut (besonders in Kombination). In Einzelfällen kann es zu von schweren Nebenwirkungen wie Überhitzung, Verwirrtheit, gesteigerten Reflexen und Muskelkrämpfen kommen. Wenn diese auftreten, muss der Patient ärztlich (bei Bedarf auch im Krankenhaus) behandelt werden.

Die Behandlung mit trizyklischen Antidepressiva oder anderen kann nach dem Ende einer Moclobemid-Therapie am folgenden Tag begonnen werden. Bei der Umstellung anderer Antidepressiva auf Moclobemid wird ein zeitlicher Abstand empfohlen, der von dem zuvor verabreichten Antidepressivum abhängt.

Da Sibutramin, das zur Gewichtsabnahme genutzt wird, die Wiederaufnahme der Nervenbotenstoffe Serotonin und Noradrenalin hemmt, wird eine gleichzeitige Gabe mit Moclobemid nicht empfohlen.

Gegenanzeigen

Moclobemid darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • akuten Verwirrtheitszuständen
  • Schilddrüsenüberfunktion und einem Nebennierenrindentumor (Phaeochromozytom). In beiden Fällen kann es durch Moclobemid zu starkem Blutdruckanstieg kommen.
  • gleichzeitiger Behandlung mit Selegilin oder selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (5-HT-Wiederaufnahme-Hemmern) und anderen Antidepressiva wie beispielsweise Clomipramin sowie dem Hustenmittel Dextromethorphan, den Schmerzmitteln Pethidin und Tramadol oder Triptanen (gegen Migräne), da schwere Nebenwirkungen auftreten können.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und regelmäßigen ärztlichen Kontrollen darf der Wirkstoff verabreicht werden bei:
  • gleichzeitiger Einnahme großer Mengen tyraminhaltiger Lebensmittel (zum Beispiel reifem Käse oder Rotwein)
  • Patienten mit der seelischen Erkrankung Schizophrenie oder Störungen des Gefühlslebens aufgrund einer Schizophrenie (schizoaffektive Störungen). Sie sollten nur bei gleichzeitiger Gabe von Neuroleptika mit Moclobemid behandelt werden.
  • Patienten mit Bluthochdruck
  • schwer depressiven Patienten und jungen Erwachsenen unter 30 Jahren. Diese Patienten sind vor allem zu Behandlungbeginn selbstmordgefährdet und müssen daher besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • gleichzeitiger Einnahme von Alpha-Sympathomimetika wie Ephedrin, Pseudoephedrin und Phenylpropanolamin
  • gleichzeitiger Behandlung mit Buspiron
  • Patienten mit Leberfunktionsstörungen. Gegebenenfalls muss der Arzt hier die Moclobemid-Dosis vermindern.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es liegen bisher keine ausreichenden Untersuchungen über die Auswirkungen von Moclobemid bei Schwangeren vor. Im Tierversuch wurden keine schädigenden Wirkungen auf das Ungeborene beobachtet. Dennoch sollte der Wirkstoff während der Schwangerschaft, insbesondere in den ersten drei Monaten, nur aus wirklich zwingenden Gründen und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt angewendet werden.

Da Moclobemid in geringen Mengen in die Muttermilch übergehen kann, sollte die Anwendung in der Stillzeit ebenfalls nur nach gründlicher ärztlicher Abwägung aller Risiken erfolgen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da es für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bisher keine ausreichenden Studien und Behandlungserfahrungen gibt, sollte Moclobemid nicht bei dieser Patientengruppe angewendet werden.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann so weit eingeschränkt sein, dass Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt insbesondere bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.
  • Durch die Antriebssteigerung besteht besonders in den ersten Behandlungswochen erhöhte Selbstmordgefahr. Patienten mit entsprechender Neigung und vor allem junge Erwachsene unter 30 Jahren müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • Vorsorglich sollten während der Therapie mit dem Medikament tyraminhaltige Lebensmittel (beispielsweise Käse) in größeren Mengen gemieden werden. Eine spezielle Diät ist dagegen nicht erforderlich.
  • Das Medikament darf nicht plötzlich abgesetzt werden, vielmehr sollte die Dosis über einen Zeitraum von zwei Wochen stufenweise vermindert werden.
  • Während der Therapie mit dem Medikament werden regelmäßige ärztliche Kontrollen von Blutbild und Gerinnungswerten empfohlen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtablette)
50 Stück Filmtabletten
300 Milligramm Moclobemid
100 Stück Filmtabletten
300 Milligramm Moclobemid

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Aurorix 300 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Moclobemid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten
Filmtabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.