Atomoxe - 1 A Pharma 10 mg, 25 mg, 40 mg Hartkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.06.2019
Hersteller: 1A Pharma GmbH
Wirkstoff: Atomoxetin
Rezeptpflichtig

Wirkung

Atomoxe - 1 A Pharma 10 mg, 25 mg, 40 mg Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Atomoxetin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Atomoxe - 1 A Pharma 10 mg, 25 mg, 40 mg Hartkapseln.

Der Wirkstoff wird zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern ab sechs Jahren, Jugendlichen und bei Erwachsenen eingesetzt. Er darf nur als Teil eines umfassenden Behandlungsprogramms verwendet werden. Die Behandlung muss von einem Arzt begonnen werden, der über ein entsprechendes Fachwissen in der Behandlung von ADHS verfügt. Solche sind Kinderärzte, Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder ein Psychiater.

Bei Erwachsenen muss bestätigt werden, dass ADHS-Symptome bereits in der Kindheit vorhanden waren. Eine Bestätigung durch Angehörige oder den Hausarzt ist wünschenswert. Eine Behandlung darf nicht begonnen werden, wenn nicht sicher ist, dass schon in der Kindheit ADHS-Beschwerden vorhanden waren. Die Diagnose kann nicht aufgrund des ausschließlichen aktuellen Vorhandenseins von nur einem oder mehreren ADHS-Anzeichen gestellt werden. Zudem müssen die ADHS-Beschwerden zumindest mittelschwer sein, sodaß sie mindestens zwei unterschiedliche Bereiche des täglichen Lebens (Beruf, Ausbildung, Beziehungen) mittelgradig beeinträchtigen.

Vor der Verschreibung ist es notwendig, den Patienten auf Beschwerden an Herz und Blutgefäßen hin zu untersuchen einschließlich der Erfassung von Blutdruck und Puls.

Ein umfassendes Behandlungsprogramm schließt typischerweise psychologische,
pädagogische und soziale Maßnahmen ein. Es dient der Stabilisierung von Kindern mit Verhaltensstörungen wie kurze Aufmerksamkeitsspanne, Ablenkbarkeit, Gefühlsschwankungen, Sprunghaftigkeit, mäßige bis starke Überaktivität, gering ausgeprägte nervliche Störungen und unnormale Befunde der Hirntätigkeit (mittels EEG belegt). Das Lernen kann, muss aber nicht, beeinträchtigt sein.

Eine Therapie ist nicht bei allen Patienten mit ADHS notwendig. Zur Entscheidung über die Anwendung des Wirkstoffs wird der Arzt den Schweregrad sowie die Beeinträchtigung im Verhältnis zum Alter und der Beschwerdedauer des Patienten sehr sorgfältig abwägen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Atomoxetin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Alpha-Sympathomimetika, zu welcher der Wirkstoff Atomoxetin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • ADHS bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren - als Teil eines umfassenden Behandlungsprogramms
  • mindestens mittelschweres ADHS bei Erwachsenen, die bereits als Kind ADHS-Symptome hatten - als Teil eines umfassenden Behandlungsprogramms

Dosierung

Die Notwendigkeit einer Behandlung mit dem Medikament und die richtige Dosierung muss von einem Spezialisten für ADHS festgelegt werden.

Die tägliche Gesamtdosis kann als Einzeldosis am Morgen mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Patienten, die mit Verträglichkeit und Wirksamkeit bei einmal täglicher Einnahme der Gesamttagesdosis nicht zufrieden sind, kann der Arzt anordnen, jeweils die halbe Gesamtdosis am Morgen und am späten Nachmittag oder frühen Abend einzunehmen.

Kinder und Jugendliche bis zu 70 Kilogramm Körpergewicht erhalten zu Beginn der Behandlung eine Gesamttagesdosis von etwa 0,5 Milligramm Atomoxetin/Kilogramm Körpergewicht. Diese Dosierung sollte für mindestens sieben Tage beibehalten werden, bevor die Dosis vom Arzt entsprechend der Wirksamkeit und Verträglichkeit gesteigert wird. Die empfohlene Dosis für die Dauertherapie (unter 70 Kilogramm Körpergewicht) beträgt etwa 1,2 Milligramm Atomoxetin/Kilogramm und sollte nicht überschritten werden.

Liegt das Körpergewicht über 70 Kilogramm, sollte in der ersten Behandlungswoche mit einer Gesamttagesdosis von 40 Milligramm Atomoxetin begonnen werden. Diese Dosis kann dann auf 80 Milligramm/Tag gesteigert werden; als maximale Tagesdosis werden 100 Milligramm empfohlen.

Die Behandlung Erwachsener beginnt mit einer Gesamttagesdosis von 40 Milligramm Atomoxetin, die über sieben Tage beibehalten wird. Dann kann der Arzt die Dosis entsprechend der Wirksamkeit und Verträglichkeit steigern. Die empfohlene Dosis für die Dauerbehandlung beträgt 80 bis 100 Milligramm täglich; auch hier liegt die Tageshöchstdosis bei 100 Milligramm.

Für die individuelle Dosierung stehen entsprechende Varianten des Medikaments zur Verfügung.

Wenn Patienten über ein Jahr hinaus behandelt werden, wird eine erneute Überprüfung der Behandlungsnotwendigkeit durch einen Arzt empfohlen, der über ein entsprechendes Fachwissen in der Behandlung von ADHS verfügt.

Im Falle starker Nebenwirkungen kann das Medikament sofort abgesetzt werden; ansonsten sollte die Dosierung über einen angemessenen Zeitraum lagsam vermindert (ausschleichend) gegeben werden.

Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung (Child-Pugh Class B) sollten jeweils nur die Hälfte der angegebenen Dosierungen erhalten; Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh Class C) nur ein Viertel.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Dimeticon
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Indigocarmin (E 132)
  • Titandioxid (E 171)
  • vorverkleisterte Maisstärke
  • Gelatine
  • gereiniges Wasser
  • Natriumdodecylsulfat
  • Propylenglycol
  • Schellack

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Appetitverminderung, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Schwindel, Verstopfung, Verdauungsstörungen, Hautentzündung, Hautausschlag, Müdigkeit, Antriebsarmut, Gewichtsverlust, Blutdruckerhöhung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Selbstmordneigung, Selbstmordversuche, Aggression, Feindseligkeit, Gefühlsschwankungen, Schlafstörungen, Ohnmacht, Zittern, Migräne, Pupillenerweiterung, Herzklopfen, Herzrasen (Sinustachykardie), Juckreiz, vermehrte Schweißabsonderung, allergische Reaktionen, Kraftlosigkeit.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Psychosen (einschließlich Wahnvorstellungen), Aufregung, Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen (QT-Intervall-Verlängerung), Durchblutungsstörungen von Fingern und Zehen (Raynaud-Syndrom), Blut-Leberwert-Erhöhung, Gelbsucht, Leberentzündung, Harnverzögerung, Harnverhalt, krankhafte Penissteifigkeit (Priapismus), Penisschmerzen, Hodenschmerzen.

Besonderheiten:
In Studien mit Kindern und Erwachsenen zeigten Atomoxetin-Patienten im Vergleich zu Placebo eine Erhöhung des Pulsschlages sowie Anstiege des Blutdrucks. Der Zustand von Herz und Blutgefäßen muss daher regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Die Werte von Blutdruck und Puls sind nach jeder Dosisveränderung und dann mindestens alle sechs Monate zu erfassen und auszuwerten. Bei Patienten, die während ihrer Atomoxetin-Behandlung Beschwerden bekommen, die auf eine Herzerkrankung hindeuten, muss umgehend eine Untersuchung durch einen Herzspezialisten erfolgen.

Wechselwirkungen

Atomoxetin darf nicht in Kombination mit Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer angewendet werden. Die Therapie mit einem MAO-Hemmer muss seit mindestens zwei Wochen beendet sein, bevor Atomoxetin angewendet werden darf. Auch Atomoxetin muss mindestens zwei Wochen lang abgesetzt sein, bevor die Behandlung mit einem MAO-Hemmer begonnen wird.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Fluoxetin und Paroxetin (gegen Depressionen), das Herzmittel Chinidin und das Pilzmittel Terbinafin behindern den Abbau von Atomoxetin, steigern seine Wirkung und verstärken das Risiko von Herzrhythmusstörungen. Bei Kombination mit solchen Wirkstoffen muss der Arzt eine Dosisanpassung vornehmen und Dosissteigerungen besonders langsam angehen. Dies gilt besonders für Menschen, die Atomoxetin sowieso schon verzögert verstoffwechseln.

Werden Asthma-Patienten mit hohen Dosen von Beta-2-Sympathomimetika (besonders Salbutamol) in Form von Asthma-Spray, zum Einnehmen oder als Spritzen behandelt, ist Atomoxetin vorsichtig anzuwenden, da es die Wirkung von Salbutamol auf das Herzkreislaufsystem verstärkt. Es kann zu Herzklopfen und Bluthochdruck kommen.

Alle Wirkstoffe mit Effekten auf den Herzrhythmus sind zusammen mit Atomoxetin riskant. Neuroleptika, Antiarrhythmika der Klassen IA und III, die AntibiotikaMoxifloxacin und Erythromycin, das Drogen-Ersatzmittel Methadon, Mefloquin (gegen Malaria), Trizyklische Antidepressiva und Lithium (gegen Depressionen) oder das Magenmittel Cisaprid können zusammen mit Atomoxetin Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Gleiches gilt für Wirkstoffe wie Entwässerungsmittel aus der Gruppe der Thiazide, die den Mineralhaushalt im Blut stören.

Direkt oder indirekt blutdrucksteigernde Wirkstoffe (wie beispielsweise Salbutamol) dürfen in Kombination mit Atomoxetin nur mit Vorsicht eingesetzt werden, da sich ein übermäßiger Blutdruckansteig ergeben kann. Umgekehrt kann Atomoxetin den Effekt von Blutdrucksenkern aufheben.

Atomoxetin kann schon alleine Krampfanfälle des Gehirns hervorrufen. Bei Kombination mit Antidepressiva, Neuroleptika, Mefloquin, Bupropion (zur Raucherentwöhnung und gegen Depressionen) oder Tramadol (opioides Schmerzmittel) steigt dieses Risiko zusätzlich.

Substanzen mit einer Wirkung auf den Nervenbotenstoff Noradrenalin sollten bei gleichzeitiger Anwendung von Atomoxetin nur vorsichtig eingesetzt werden. Die Wirkungen können sich nämlich nachteilig ergänzen. Beispiele sind hier Antidepressiva wie Imipramin, Venlafaxin und Mirtazapin oder schleimhautabschwellende Mittel wie Pseudoephedrin oder Phenylephrin.

Gegenanzeigen

Atomoxetin darf nicht eingesetzt werden bei
  • einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • schwerwiegenden Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (schwerer Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, Angina pectoris, angeborenen Herzfehler, Erkrankungen des Herzmuskels, Herzinfarkt, möglicherweise lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen), der Blutgefäße (arterielle Durchblutungsstörungen) oder bei einer Störung der Durchblutung des Gehirns (Blutgefäßriss, Schlaganfall), die durch einen Anstieg von Blutdruck oder Puls verschlimmert werden können
  • Anwendung eines Antidepressivums aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer
  • Patienten mit einer Sonderform des grünen Stars, dem Engwinkelglaukom, da Atomoxetin bei ihnen in klinischen Studien eine krankhafte Pupillenerweiterung verursachte
  • Entwicklung einer Gelbsucht oder durch Laborwerte belegter Leberschädigung. Hier muss der Wirkstoff sofort abgesetzt und die Behandlung darf nicht wieder aufgenommen werden.
Nur mit besonderer ärztlicher Vorsicht sollte Atomoxetin eingesetzt werden bei
  • Patienten mit Neigung zu niedrigem Blutdruck wegen der Gefahr eines weiteren Blutdruckabfalls
  • EKG-Veränderungen wie einer angeborenem langen QT-Zeit oder einer Verlängerung derselben in der Familie
  • Patienten, die nicht ausreichend wachsen oder nicht ausreichend an Gewicht zunehmen. Hier ist besonders eine Langzeitbehandlung mit dem Wirkstoff riskant
  • Selbstmordgedanken oder -neigung, weil sich diese durch die Behandlung verstärken können
  • Psychosen und Übersteigung (Manie), ebenso wie Aggressionen, Gefühlsschwankungen und Epilepsie, da die Krankheitszeichen durch Atomoxetin verschlimmert werden können.
Hinweis:
Atomoxetin ist nicht zur Behandlung von Depressionen (Episoden einer Major Depression) und/oder Angststörungen geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Atomoxetin darf während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, es sei denn, der Arzt sieht einen Nutzen, der das Risiko für das Kind rechtfertigt.

Atomoxetin und/oder seine Abbauprodukte werden bei Ratten in die Milch ausgeschieden. Es ist nicht bekannt, ob Atomoxetin beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der unzureichenden Studien dazu dürfen stillende Mütter Atomoxetin nicht anwenden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Atomoxetin darf bei Kindern unter sechs Jahren nicht angewendet werden, da die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit in dieser Altersgruppe nicht nachgewiesen wurden.

Warnhinweise

  • Autofahren oder Maschinenbedienung kann durch die Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch das Medikament gefährlich sein.
  • Die Entscheidung über die Anwendung des Medikaments darf nur nach einer sehr sorgfältigen ärztlichen Beurteilung des Kindes oder Jugendlichen erfolgen.
  • Das Medikament darf nur im Rahmen einer Behandlung mit zusätzlichen nicht-medikamentösen Methoden eingesetzt werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von einem Arzt begonnen und überwacht werden, der mit ADHS Erfahrung hat.
  • Bei Leberfunktionsstörungen muss die Dosierung je nach Krankheitsstärke auf die Hälfte oder ein Viertel vermindert werden.
  • Blutdruck und Puls müssen regelmäßig kontrolliert werden. Die Werte sind nach jeder Dosisveränderung und dann mindestens alle sechs Monate zu erfassen und dem Arzt zu zeigen.
  • Bei Anzeichen von Herzbeschwerden ist sofort ein Herzspezialist zu befragen.
  • Das Medikament darf bei Erwachsenen nur dann zum Einsatz kommen, wenn diese nachweislich schon in der Jugend an ADHs litten und die Krankheit mindestens mittelgradig die Lebensqualität einschränkt.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Atomoxe - 1 A Pharma 10 mg, 25 mg, 40 mg Hartkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Atomoxetin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.