Amilorid HCT AL

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.09.2007
Hersteller: ALIUD Pharma GmbH & Co. KG
Wirkstoffkombination: Amilorid + Hydrochlorothiazid
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Amilorid HCT AL enthält die Wirkstoffkombination Amilorid + Hydrochlorothiazid. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Amilorid HCT AL.

Die Wirkstoffkombination wird zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Außerdem hilft sie beim Ausschwemmen von Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme). Amilorid + Hydrochlorothiazid wird insbesondere Patienten gegeben, bei denen während der angestrebten Flüssigkeitsausscheidung ein Kaliumverlust vermieden werden muss.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Amilorid + Hydrochlorothiazid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Thiazide und thiazidartige Entwässerungsmittel, kaliumsparende Entwässerungsmittel, Diuretika, zu welchen die Wirkstoffkombination Amilorid + Hydrochlorothiazid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Bluthochdruck
  • Wassereinlagerungen aufgrund von Herzmuskelschwäche

Dosierung

Die Dosierung und Dauer der Behandlung richtet sich nach der Art und Schwere der Erkrankung.

Bei einem Bluthochdruck wird in der Regel mit einer halben Tablette täglich begonnen. Zur Dauertherapie reicht dann meist eine viertel Tablette pro Tag. Bei herzschwächebedingten Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) wird zu Beginn mit einer halben bis einer Tablette pro Tag behandelt. Falls notwendig, kann die Dosis bis auf maximal zwei Tabletten pro Tag gesteigert werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Magnesiumstearat
  • Cellulose
  • Farbstoff E 110
  • Hypromellose
  • Laktose
  • Maisstärke
  • Natriumcarboxymethylstärke
  • Stärke
  • Talkum

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Störungen (bei Einnahme vor dem Essen) wie Übelkeit und Erbrechen, Essensverweigerung, Durchfall, Verstopfung, Darmlähmung, Darmverschluss, Teilnahmslosigkeit, Herzrhythmusstörungen, gesteigerte Empfindlichkeit gegen Herzglykoside, Urinmagnesiumüberschuss, Blutzuckerüberschuss, Urinzuckerüberschuss, Blut-Cholesterinspiegelerhöhung, Blut-Triglyceridspiegelerhöhung, Blut-Harnsäurespiegelerhöhung, Gichtanfälle (bei Vorbelastung), Blutkaliumüberschuss, Blutkaliummangel, Blutchloridmangel, Blutkalziumüberschuss, Mundtrockenheit, Durst, Muskelverspannungen, Muskelkrämpfe, Nervosität, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Müdigkeit, Benommenheit, Schläfrigkeit, Schwäche, Schwindel, niedriger Blutdruck, Schwindel durch Blutdruckabfall beim Aufrichten oder Aufstehen, metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung des Körpers), Blutverdickung bei starker Ausschwemmung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Azotämie (Erhöhung der stickstoffhaltigen Stoffwechselprodukte im Blut), Bauchspeicheldrüsenenzymerhöhung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gallenblasenentzündung (bei Gallenbeschwerden und -steinen).

Seltene Nebenwirkungen:
Krämpfe, Benommenheit, Verwirrtheitszustände, Kreislaufkollaps, Nierenversagen, arterielle und venöse Gefäßverschlüsse, allergische Hauterscheinungen wie Juckreiz, Rötung, Ausschlag, Nesselsucht, Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte), Lichtempfindlichkeit, Arzneimittelfieber, Gelbsucht, Gefäßentzündung, verminderte Bildung der Tränenflüssigkeit.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Veränderungen im Blutbild wie aplastische Anämie (Blutarmut als Folge einer angeborenen oder erworbenen Blutbildungsstörung), Mangel an weißen Blutkörperchen, Fehlen von Granulozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen), Blutplättchenmangel, Blutarmut durch Rote-Blutkörperchen-Zerfall, schwere allergische Reaktionen, Verschlimmerung von akutem Nierenversagen, nicht-infektiöse Nierenentzündung, allergische Wasseransammlung in der Lunge, Sehstörungen (geringgradig), Potenzstörungen (hauptsächlich in Verbindung mit Betablockern).

Besonderheiten:
Bei chronischem Missbrauch von Entwässerungsmitteln kann die hormonelle Regelung der Wasserausscheidung gestört werden und es kommt zu Wasseransammlungen im Gewebe.

Der Wirkstoff scheint das Risiko bestimmter Formen von Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom) zu erhöhen, wenn er langfristig in höheren Dosen eingenommen wird.

Wechselwirkungen

Die blutdrucksenkende Wirkung der Wirkstoffkombination kann durch andere Entwässerungsmittel und blutdrucksenkende Arzneimittel wie Betablocker oder gefäßerweiternde Mittel auf Nitro-Basis sowie allgemein gefäßerweiternde Mittel verstärkt werden. Barbiturate (beruhigende Wirkung), Phenothiazine (Wirkstoffgruppe mit Einsatzgebiet Psychosebehandlung) und tri- und tetrazyklische Antidepressiva verstärken ebenfalls die Blutdrucksenkung. Das Gleiche gilt bei Alkoholgenuss. Deshalb sollte während der Behandlung kein Alkohol getrunken werden.

Durch eine zusätzliche Gabe von ACE-Hemmern (blutdrucksenkende Wirkung) kann es zu einem plötzlich überschießenden Blutdruckabfall kommen. Diese Patienten müssen sehr sorgfältig überwacht werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Glukokortikoiden (zur Entzündungshemmung) oder Abführmitteln können vermehrt Kaliumverluste auftreten. Eine zusätzliche Kaliumgabe ist möglicherweise erforderlich.

Die Wirkung von Amilorid + Hydrochlorothiazid kann durch Salicylate oder andere nicht-steroidale Antitheumatika (entzündungshemmende, abschwellende Wirkung) vermindert werden. Hierauf ist bei der Dosierung zu achten.

Werden Salicylate wie beispielsweise Acetylsalicylsäure hochdosiert gegeben, kann sich deren schädigende Wirkung auf das zentrale Nervensystem verstärken. Die schädigende Wirkung auf Nerven und Herz durch Lithium (Psychopharmaka) wird ebenfalls erhöht. Der behandelnde Arzt wird individuell über eine Alternativtherapie entscheiden.

Colestyramin und Colestipol, die beide zur Senkung der Blutfettwerte gegeben werden, vermindern die Aufnahme von Hydrochlorothiazid in den Körper. Darauf muss der Arzt bei der Dosierung achten.

Die Ausscheidung von Chinidin, das zur Malariabehandlung und gegen Herzrhythmusstörungen verwendet wird, kann vermindert sein. Auch bei diesen Patienten ist eine Dosisanpassung erforderlich.

Die Wirkung von eingenommenen Mitteln gegen Zuckerkrankheit (oraleAntidiabetika), blutharnsäuresenkenden Arzneimitteln in der Gichtbehandlung sowie Noradrenalin und Adrenalin (Stresshormone) kann abgeschwächt werden. Das muss bei der Behandlung und Dosierung berücksichtigt werden.

Muskelrelaxanzien vom Curare-Typ (bei Narkosen verwendet) können bei gleichzeitiger Gabe eine verstärkte und verlängerte Wirkung aufweisen. Eine Dosisanpassung und engmaschige Kontrollen durch den behandelnden Arzt sind hierbei erforderlich.

Bei gleichzeitiger Anwendung mit Methyldopa (Mittel gegen Symptome der Parkinson-Krankheit) haben sich in Einzelfällen Immunreaktionen mit Antikörperbildung gegen Hydrochlorothiazid ergeben. Diese Reaktionen führten zur Zerstörung von roten Blutkörperchen. Darum ist eine regelmäßige Blutbildkontrolle nötig.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Amilorid, Hydrochlorothiazid oder andere Thiaziden sowie gegen Sulfonamide darf die Wirkstoffkombination auf keinen Fall angewendet werden.

Weitere Behandlungseinschränkungen sind schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance kleiner als 30 Milliliter pro Minute oder Blutkreatininwert über 1,8 Milligramm pro 100 Milliliter), akute Nierenentzündungen oder auch Nierenschäden aufgrund von Zuckerkrankheit. Patienten im Komazustand infolge einer Leberfunktionsstörung sind ebenfalls von einer Behandlung auszuschließen. Das Gleiche gilt bei Blutkalziumerhöhung, Blutkaliumerhöhung, Blutkaliumerniedrigung, Blutnatriumerniedrigung, allgemeinem Flüssigkeitsmangel und erhöhten Blutharnsäurekonzentrationen (wie beispielsweise bei Gicht). In allen diesen Fällen darf die Wirkstoffkombination nicht gegeben werden.

Ein Therapieabbruch wird beim Auftreten von nicht regulierbaren Elektrolytstörungen, Überempfindlichkeitsreaktionen sowie starken Beschwerden oder Störungen durch niedrigen Blutdruck notwendig. Die Behandlung sollte ebenfalls bei einer Magen-Darm-Störung, Störung des zentralen Nervensystems, bei Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutbildveränderungen, Gallenblasenentzündung, Gefäßentzündung und Verschlechterung einer Kurzsichtigkeit abgebrochen werden. Der behandelnde Arzt wird über eine Ersatztherapie entscheiden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Hydrochlorothiazid eingesetzt werden bei Patienten, die schon einmal Hautkrebs ((Basalzellkarzinome oder Plattenepithelkarzinome) hatten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination sollte nicht in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Das hat folgende Gründe:

Für Amilorid liegen keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung bei schwangeren Frauen vor. Es ist aber anzunehmen, dass das Wachstum des Ungeborenen durch eine Abnahme der Durchblutung in Gebärmutter und Mutterkuchen gestört wird. Bei schwangeren Frauen besteht zudem ein erhöhtes Komplikationsrisiko während der Geburt.

Hydrochlorothiazid geht in den Mutterkuchen über. Im Fruchtwasser sind erhöhte Harnsäure- und Kreatininkonzentrationen nachweisbar. Auswirkungen von Störungen des Mineralhaushaltes der Schwangeren auf das Ungeborene sowie eine verminderte Durchblutung des Mutterkuchens sind möglich. Bei einer Anwendung von Hydrochlorothiazid in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft kann bei Neugeborenen ein Blutplättchenmangel ausgelöst werden.

Während der Stillzeit ist die Kombination ebenfalls nicht anzuwenden, denn Hydrochlorothiazid geht in die Muttermilch über. Zusätzlich wird die Milchbildung gehemmt. In Abhängigkeit von Dosis, Art und Dauer der Anwendung kann der Säugling ernsthaft geschädigt werden. Weiterhin sind Blutkaliummangel und Blutplättchenmangel möglich. Für Amilorid ist nicht bekannt, ob es in die Muttermilch übergeht.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung bei Kindern vor. Kinder sollten darum nicht mit dieser Wirkstoffkombination behandelt werden.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein.
  • Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr kann beeinträchtigt sein.
  • Die Maschinenbedienung kann eingeschränkt sein.
  • Die Therapieabbruchkriterien sind zu beachten.
  • Eine verstärkte Reaktionsbeeinträchtigung tritt bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol auf.
  • Bei Langzeitanwendung sind am Anfang regelmäßige Blutkaliumkontrollen notwendig.
  • Bei Langzeitanwendung müssen Kreatinin und Blutzucker regelmäßig kontrolliert werden.
  • Möglicherweise besteht ein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Untersuchen Sie sich regelmäßig auf neue Hautveränderungen sowie Veränderungen bestehender Muttermale. Es ist ein angemessener Schutz gegenüber Sonnenlicht und UV-Strahlen zu verwenden.
  • Nicht anwenden bei Galaktose-Unverträglichkeit, Lactase-Mangel oder Glukose-Galaktose-Unverträglichkeit.
  • Die Tabletten sind lichtgeschützt zu lagern.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
50 Stück Tablette
100 Stück Tablette
30 Stück Tablette

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Amilorid HCT AL sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Amilorid + Hydrochlorothiazid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.