Paractol-flüssig

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 13.12.2007
Hersteller: Temmler Pharma GmbH & Co. KG
Wirkstoffkombination: Algeldrat + Simeticon + Magnesiumhydroxid
Rezeptfrei

Wirkung

Paractol-flüssig enthält die Wirkstoffkombination Algeldrat + Simeticon + Magnesiumhydroxid.

Die Wirkstoffkombination wird eingesetzt bei Blähungen, Völlegefühl und Luftschlucken. Weiterhin werden mit ihr Sodbrennen und Entzündung der Speiseröhre, eine Magenschleimhautentzündung sowie Erkrankungen der Leber, der Galle und der Bauchspeicheldrüse behandelt.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist das Roemheld-Syndrom, eine Darmerkrankung, bei der das Zwerchfell nach oben gedrückt wird und Herzbeklemmungen verursacht. Vor Röntgen- oder Ultraschallaufnahmen eingenommen, dient die Wirkstoffkombination zur Vermeidung von Gasschatten.

Zur unterstützenden Behandlung zusammen mit anderen Wirkstoffen wird die Kombination bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie Gallenbeschwerden und -steinen eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Algeldrat + Simeticon + Magnesiumhydroxid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antazida, Mittel gegen zu viel Magensäure, zu welchen die Wirkstoffkombination Algeldrat + Simeticon + Magnesiumhydroxid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Blähungen, Völlegefühl
  • krankhaftes Luft(ver)schlucken
  • Herzbeschwerden bei geblähtem Bauch ohne Hinweis auf eine andere ursächliche Erkrankung
  • Sodbrennen und Begleitbeschwerden bei Magenschleimhautentzündung, Lebererkrankungen, Galle-Erkrankungen und Bauchspeicheldrüsen-Erkrankungen, bei durch Medikamente verursachter Magenschleimhautentzündung sowie bei Speiseröhrenentzündung durch Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre
  • Vorbereitung zur Ultraschalluntersuchung und Röntgenvorbereitung

Dosierung

Erwachsene nehmen viermal täglich 10 Milliliter der Suspension ein, Kinder ab sechs Jahren viermal täglich 5 Milliliter - jeweils vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Kinder zwischen zwei und sechs Jahren erhalten dreimal täglich 5 Milliliter vor den Mahlzeiten. Die genaue Anwendungsdauer sollte mit einem Arzt abgesprochen werden.

Zur Röntgenvorbereitung für Galle-, Darm- und Nierenaufnahmen nimmt man zwei Tage vorher bis zu sechsmal täglich 10 Milliliter zu sich. Vor einer Ultraschalluntersuchung empfehlen sich am Vorabend sowie etwa eine Stunde zuvor jeweils 20 Milliliter.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Chlorhexidindigluconatlsg. als Konservierungsmittel
  • Kaliumsorbat
  • Methyl-4-hydroxybenzoat Natriumsalz
  • Propyl-4-hydroxybenzoat Natriumsalz

Nebenwirkungen

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautschwellungen und -rötungen, Juckreiz.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Darmverschluss.

Besonderheiten:
Algeldrat kann zu Verstopfung führen, vor allem bei hoher Dosierung.

Bei langfristiger Anwendung in höheren Dosen und eingeschränkter Nierenfunktion können die Aluminiumwerte im Blut ansteigen. So kann sich nach und nach immer mehr Aluminium in Nervenzellen und Knochen einlagern. Das kann Vergiftungserscheinungen mit sich bringen wie Gehirnleiden mit Sprach-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die Knochen können erweichen, besonders bei Kindern. Außerdem kann es zu einem Phosphatmangel kommen. Eine Blutarmut mit extrem kleinen roten Blutkörperchen kann sich entwickeln.

Wird über lange Zeit zu viel Magnesiumhydroxid eingenommen, kann dies folgende Nebenwirkungen haben, vor allem bei eingeschränkter Nierenfunktion: Muskelschwäche, Störungen im zentralen Nervensystem mit Müdigkeit, Lähmungen, flacher Atmung, Bewusstlosigkeit, Reflexausfällen, Herzrhythmusstörungen, ferner breiiger Stuhlgang, Verstopfung, Durchfall, Blähungen und Völlegefühl.

Wechselwirkungen

Die Wirkstoffkombination enthält Aluminium und Magnesium – beides Stoffe, die die Aufnahme anderer, gleichzeitig eingenommener Mittel einschränken oder auch erhöhen. Zusätzliche Medikamente sollten also immer mit einem zeitlichen Abstand von ein bis zwei Stunden angewandt werden.

Das gilt vor allem für Antibiotika wie Tetrazykline, Ciprofloxazin, Ofloxazin, weiterhin für Chenodesoxycholsäure (Mittel gegen Gallensteine) und Natriumfluorid. Die Aufnahme dieser Mittel wird durch Algeldrat stark vermindert. Auch säurehaltige Getränke wie Obstsäfte oder Wein sollten mit Abstand getrunken werden, da sie die unerwünschte Aluminiumaufnahme in den Körper erhöhen.

Magnesiumhydroxid verändert besonders die Aufnahme folgender, gleichzeitig eingenommener Substanzen: Eisenpräparate, Tetrazykline, Natriumfluorid, Isoniazid (gegen Tuberkulose), Chlorpromazin (Neuroleptikum), Digoxin (Herzmittel).

Gegenanzeigen

Die Kombination darf nicht eingenommen werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe
  • einem langsamen Puls von weniger als 60 Schlägen pro Minute
  • einem krankhaft verringerten Phosphatgehalt im Blut
  • Verstopfung sowie bei einer Verengung des Dickdarms.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten die Kombination nur in Absprache mit einem Arzt einnehmen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Schwangere und Stillende sollten auf diese Kombination verzichten, da es für ihre Anwendung unter diesen Umständen keine ausreichenden Erfahrungen beim Menschen gibt. Aluminiumverbindungen können sich schädlich auf das Ungeborene auswirken und sie gehen auch in die Muttermilch über.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter zwei Jahren sollten diese Wirkstoffkombination nicht erhalten.

Warnhinweise

  • Bei häufiger Einnahme sollte der Arzt halbjährlich Untersuchungen der Nerven und der Knochen vornehmen, um Vergiftungserscheinungen durch Aluminium frühzeitig festzustellen.
  • Bei Überempfindlichkeit gegen Alkyl-4-hydroxybenzoate darf dieses Medikament nicht eingenommen werden.
  • Bei längeren und unklaren Bauchbeschwerden einen Arzt hinzuziehen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Paractol-flüssig sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Algeldrat + Simeticon + Magnesiumhydroxid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.