Das Bild zeigt eine Frau und einen Mann, die im Bett liegen.
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Verhütungsring (Vaginalring)

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022 - 13:02 Uhr

Der Verhütungsring ist eine hormonelle Verhütungsmethode. Der Verhütungsring – auch Vaginalring genannt – besteht aus einem biegsamen Kunststoff und wird einmal im Monat in die Vagina eingeführt. Er bietet eine Alternative zu anderen Verhütungsmethoden, die auf Hormonen basieren – zum Beispiel zu der Antibabypille oder der Dreimonatsspritze.

Allgemeines

Die Verhütung mit einem Vaginalring ist als sehr sicher anzusehen. Der Pearl-Index des Verhütungsrings beträgt 0,4 bis 0,65. Das heißt: Weniger als 1 von 100 Frauen, die ausschließlich mit einem Vaginalring verhüten, werden im Laufe eines Jahres ungewollt schwanger.

Der Verhütungsring wirkt prinzipiell wie die Antibabypille. Nachdem Sie den Vaginalring, ähnlich wie ein Tampon, in die Scheide eingeführt haben, setzt der Verhütungsring pro Tag eine konstante Menge an Östrogen und Gestagen frei. Für die empfängnisverhütende Wirkung spielt es keine Rolle, wie tief Sie den Verhütungsring eingeführt haben.

Die abgegebenen Hormone verhindern, dass bei der Frau der Eisprung eintritt beziehungsweise dass die Spermien bis in die Gebärmutter vordringen können. Bleibt der Eisprung aus, kann die Eizelle nicht befruchtet werden – schwanger werden ist dadurch unmöglich.

Normalerweise verhindert die Beckenmuskulatur, dass der Verhütungsring herausfallen kann. Sollte dies dennoch passieren, können Sie ihn mit kaltem Wasser abspülen und innerhalb der nächsten drei Stunden wieder einsetzen. Die empfängnisverhütende Wirkung des Rings wird dadurch nicht beeinflusst.

Keinesfalls sollten Sie den Verhütungsring mit Seifenlösungen oder Desinfektionsmittel reinigen.

Der Verhütungsring besteht aus einem durchsichtigen, flexiblen Material mit einem Durchmesser von 54 Millimeter. Es gibt ihn nur in einer Universalgröße – er passt sich der Anatomie jeder Frau an. Einmal im Monat kann die Frau den Vaginalring selbst in die Scheide (Vagina) einführen beziehungsweise wieder entfernen. Dabei ist es nicht so wichtig, wo genau er in der Scheide liegt: Die Wirkung des Verhütungsrings wird über die abgegebenen Hormone sichergestellt.

Während der folgenden drei Wochen verbleibt der Verhütungsring in der Scheide. Dort schützt er vor einer Schwangerschaft, indem er fortwährend Hormone abgibt und den Eisprung und die fruchtbaren Tage verhindert.

Nach diesen drei Wochen können Sie den Vaginalring entfernen. Es folgt eine einwöchige, ringfreie Pause, in der die Regelblutung eintritt. Der Empfängnisschutz bleibt auch während dieser Woche erhalten. Danach können Sie den nächsten Verhütungsring einsetzen.

Ähnlich wie bei der Antibabypille sollten Sie den Verhütungsring immer am gleichen Wochentag einsetzen. Wenn Sie beispielsweise an einem Sonntag den Vaginalring einführen, sollten Sie ihn drei Wochen später am Sonntag auch wieder entfernen. Der nächste Verhütungsring wird am darauf folgenden Sonntag eingesetzt.

Einen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten bietet der Verhütungsring jedoch nicht – genauso wie andere hormonelle Verhütungsmethoden. Hierfür sollte man zusätzlich Kondome oder das Frauenkondom verwenden.

Der Verhütungsring ist Deutschland, der Schweiz und in Österreich rezeptpflichtig und wird vom Frauenarzt oder von der Frauenärztin ausgestellt. Eine Dreimonatspackung kostet etwa 47 €, das heißt circa 15 € pro Ring.

Im Idealfall lagern Sie den Vaginalring im Kühlschrank (2 bis 8 Grad Celsius). Sie können den Verhütungsring auch außerhalb des Kühlschranks bei Zimmertemperatur aufbewahren – dort ist er allerdings nur vier Monate haltbar!

Achten Sie darauf, den Verhütungsring nicht allzu großer Hitze auszusetzen: Raumtemperaturen über 30 Grad Celsius beeinträchtigen die empfängnisverhütende Wirkung des Vaginalrings.

Wenn der Verhütungsring vergessen wird

Entfernen vergessen

Vergessen Sie einmal, den Verhütungsring (Vaginalring) zum vorgesehenen Zeitpunkt aus der Scheide zu entfernen, ist das zunächst kein Problem. Der Ring kann maximal bis zu vier Wochen in der Scheide verbleiben, ohne dass die Verhütung beeinträchtigt wird.

In einem solchen Fall entfernen Sie den Vaginalring, sobald Sie das Versäumnis bemerkt haben. Wie gewohnt schließt sich nun eine ringfreie Woche an, ehe ein neuer Verhütungsring eingelegt wird. Verbleibt der Verhütungsring länger als vier Wochen in der Scheide, kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine Schwangerschaft besteht. In diesem Fall sollten Sie den Ring entfernen und einen Frauenarzt aufsuchen.

Einsetzen vergessen

Wenn Sie vergessen haben, den Verhütungsring nach der ringfreien Pause von einer Woche wieder einzuführen, ist dies so bald wie möglich wieder nachzuholen. Außerdem müssen Sie für die nächsten sieben Tage zusätzlich verhüten (z.B. mit Kondomen).

Auch wenn Sie den Vaginalring verspätet einführen, muss er für 21 Tage in der Scheide verbleiben. Der Wochentag, an dem Sie den Ring einführen beziehungsweise wieder entfernen, verschiebt sich somit um einige Tage nach hinten.

Wirkungsweise

Der Verhütungsring (Vaginalring) wirkt prinzipiell wie die Antibabypille. Pro Tag setzt der Verhütungsring eine bestimmte Menge an Östrogen (in Form von Ethinylestradiol) und Gestagen (in Form von Etonogestrel) frei. Über die Scheidenwand gelangen diese beiden Hormone in den Blutkreislauf.

Die Freisetzung der Hormone Ethinylestradiol und Etonogestrel aus dem Verhütungsring verhindert zum einen den Eisprung. Zusätzlich machen die Hormone den natürlichen Schleim im Gebärmutterhals zäh. Den Spermien wird der Weg in die Gebärmutter so erschwert. Die Hormone beeinflussen außerdem die Gebärmutterschleimhaut und verhindern, dass eine befruchtete Eizelle sich dort einnisten kann.

Dank der regelmäßigen und kontinuierlichen Wirkstoffabgabe sind die Hormonspiegel, anders als bei der täglichen Einnahme einer Pille, gleichmäßig. Dies hat den Vorteil, dass der Verhütungsring gut verträglich ist. Zwischenblutungen, die durch Hormonschwankungen ausgelöst werden könnten, kommen nur selten vor. Auch die Dauer und der Beginn der Monatsblutungen in der ringfreien Woche verlaufen sehr regelmäßig.

Anders als bei der Antibabypille bleibt die Wirksamkeit des Vaginalrings bei Magenverstimmungen, Erbrechen und Durchfall gewährleistet.

Anwendung

Der Verhütungsring (Vaginalring) besteht aus dem silikon- und latexfreien medizinischen Kunststoff EVA (Ethylenvinylacetat). Dieser Kunststoff macht den Verhütungsring weich und flexibel, sodass Sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zusammendrücken können. Der Verhütungsring hat einen äußeren Durchmesser von 54 Millimeter und ist 4 Millimeter stark.

So führen Sie den Verhütungsring ein

Die Anwendung beziehungsweise das Einsetzen des Verhütungsrings ist ganz einfach. Drücken Sie den Verhütungsring zusammen und führen Sie ihn ähnlich wie ein Tampon in die Scheide (Vagina) ein, bis er nicht mehr spürbar ist.

Der flexible Ring passt sich nach dem Einführen individuell an die Scheide an. Die Beckenmuskulatur verhindert, dass der Ring herausfallen kann. Dabei ist es nicht so wichtig, wo genau der Verhütungsring in der Scheide sitzt, denn die Wirkung des Verhütungsrings wird über die abgegebenen Hormone sichergestellt. Die Hormone werden unabhängig von der Position des Rings zuverlässig freigesetzt und über die Scheidenwand aufgenommen.

Wenn Sie bislang keine hormonellen Verhütungsmittel verwendet haben und den Verhütungsring zum ersten Mal anwenden, sollten Sie ihn am ersten Tag der Regelblutung einführen (danach können Sie auch Tampons verwenden). Auch ein späterer Beginn von Tag 2 bis Tag 5 nach Blutungsbeginn ist möglich – der Empfängnisschutz bleibt hier gewährleistet.

Setzen Sie den Verhütungsring erst nach dem fünften Tag nach Beginn der Monatsblutung zum ersten Mal ein, sollte sie während der folgenden sieben Tage eine zusätzliche, mechanische Verhütungsmethode anwenden (z.B. Kondome).

Beim Wechsel von der Antibabypille auf den Vaginalring führen Sie den Verhütungsring an dem Tag in die Scheide ein, an dem Sie mit einer neuen Pillenpackung begonnen hätten. So bleibt der Empfängnisschutz über den gesamten Zeitraum bestehen – zusätzliche Verhütungsmaßnahmen sind dann nicht nötig.

Der Verhütungsring ist bei richtiger Lage nicht zu spüren, da im hinteren Teil der Scheide nur sehr wenig Nerven enden. Wenn der Ring nach dem Einführen noch zu spüren ist, hilft es deshalb, ihn ein wenig tiefer in die Scheide hineinzuschieben. Dabei kann nichts passieren: Ein Schieben bis in die Gebärmutter ist anatomisch nicht möglich, da die Öffnung der Gebärmutter zur Scheide (der Muttermund) nur punktgroß ist.

Während des Geschlechtsverkehrs bleibt der Ring in der Scheide. In seltenen Fällen spüren Männer den Verhütungsring während des Geschlechtsverkehrs, empfinden das aber meist nicht als störend.

Der Vaginalring kann für bis zu drei Stunden herausgenommen werden. Die empfängnisverhütende Sicherheit ist dabei weiterhin gegeben, sofern er anschließend wieder 24 Stunden ununterbrochen eingesetzt bleibt.

Der Verhütungsring fällt normalerweise nicht einfach wieder heraus. Sollte dies dennoch passieren, können Sie ihn mit kaltem Wasser abspülen und innerhalb der nächsten drei Stunden wieder einsetzen. Seifenlösungen oder Desinfektionsmittel sollten Sie nicht verwenden – sie können die empfängnisverhütende Wirkung des Vaginalrings negativ beeinflussen.

So entfernen Sie den Verhütungsring

Nach drei Wochen müssen Sie den Verhütungsring wieder entfernen und sieben Tage später einen neuen Verhütungsring einsetzen. In dieser Pause setzt die Monatsblutung ein, der Empfängnisschutz besteht weiter. Der neue Vaginalring wird auch dann in die Scheide eingeführt, wenn die Monatsblutung noch nicht beendet ist. Auch Tampons können Sie zusammen mit dem Verhütungsring benutzen.

Zum Entfernen des Vaginalrings ertasten Sie den Verhütungsring mit dem Zeigefinger und fassen ihn mit der Zeigefingerspitze. Auf diese Weise können Sie den Ring aus der Scheide herausziehen.

Nebenwirkungen

Da der Vaginalring Hormone in niedriger Dosis abgibt, treten hormonbedingte Nebenwirkungen bei dem Verhütungsring seltener auf als bei der Pille. So bleiben zum Beispiel Blutungsunregelmäßigkeiten meist aus.

Die häufigsten Nebenwirkungen des Verhütungsrings sind:

Auch Akne, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Brustspannen wurden gelegentlich beobachtet. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber vorkommen, denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente.

Das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) wird durch den Verhütungsring erhöht. Frauen mit Gerinnungsstörungen und der Neigung zu Thrombosen sollte daher vor einer Anwendung unbedingt ihren Frauenarzt zurate ziehen.

Wechselwirkungen und Gegenanzeigen

Wechselwirkungen

Die Wirkung des Verhütungsrings (Vaginalring) wird durch die Antibiotika Doxycyclin und Amoxicillin nicht beeinträchtigt. Bei der Verwendung von Scheidenzäpfchen, -cremes oder -tabletten zur Behandlung von Pilzerkrankungen sollten Sie im Vorfeld Rücksprache mit einem Gynäkologen halten. Bestimmte Wirkstoffe des angewandten Medikaments können eventuell die Wirksamkeit des Rings herabsetzen.

Manche Medikamente können allerdings die empfängnisverhütende Wirkung des Vaginalrings reduzieren. Zu diesen Medikamenten gehören bestimmte:

Um auszuschließen, dass es mit gleichzeitig angewendeten Medikamenten zu Wechselwirkungen kommt, sollten Sie Ihren Arzt über alle eingenommenen Medikamente informieren.

Frauen, die älter als 30 Jahre sind und rauchen, haben bei Verwendung des Verhütungsrings ein erhöhtes Thromboserisiko, insbesondere, wenn weitere Risikofaktoren wie Übergewicht und Bluthochdruck bestehen.

Gegenanzeigen

Unter bestimmten Bedingungen sollten Sie den Verhütungsring nicht angewenden. Mögliche Gegenanzeigen für eine Verwendung des Verhütungsrings sind zum Beispiel:

Frauen mit Thromboseneigung, Blutgerinnungsstörungen oder Diabetes mellitus (insbesondere wenn Gefäßveränderungen vorliegen) sollten vorher mit ihrem Arzt abklären, ob der Verhütungsring für sie infrage kommt.

Gelegentlich kommt es bei bestimmten anatomischen Verhältnissen in der Scheide dazu, dass der Verhütungsring nicht in der Scheide liegen bliebt. In solch einem Fall empfiehlt es sich, die Verhütungsmethode zu wechseln.

Sicherheit

Korrekt angewendet gilt die Verhütung mit einem Vaginalring als sehr sícher: Der Pearl-Index des Verhütungsrings beträgt 0,4 bis 0,65. Das heißt: Weniger als 1 von 100 Frauen, die ausschließlich mit einem Vaginalring verhüten, werden im Laufe eines Jahres ungewollt schwanger.

So erhalten Sie das Verhütungsmittel

Der Verhütungsring ist verschreibungs- und damit apothekenpflichtig. Eine Dreimonatspackung kostet etwa 47 €, das heißt circa 15 € pro Ring. Bei Interesse an dieser Verhütungsmethode sollten Sie sich an Ihren Frauenarzt wenden. Dieser stellt unter anderem fest, ob sie prinzipiell hormonell verhüten darf oder etwas dagegen spricht.

Grundsätzlich gilt: Der Verhütungsring ist ein verordnungspflichtiges Arzneimittel und darf nur von einem Arzt verschrieben werden. Auch Probepackungen des Verhütungsrings dürfen nur von Ärzten ausgegeben werden.