Dapson

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 09.10.2019

Allgemeines

Dapson wird angewendet zur Behandlung

  • aller Formen von Lepra; zur Behandlung im Rahmen einer Kombinationstherapie
  • Lungenentzündung, die bei Menschen mit geschwächter körpereigener Abwehr (insbesondere AIDS-Patienten) durch den Keim Pneumocystis jirovecii hervorgerufen wird; der Einsatz erfolgt vorbeugend
  • blasenbildenden Hauterkrankungen wie der bei Zöliakie-Betroffenen häufigen Dermatitis herpetiformis (eine Autoimmunerkrankung der Haut mit Gruppen von kleinen heftig juckenden Blasen und nesselsuchtähnlichen Schwellungen), aber auch bei Pemphigus vulgaris, Pemphigus herpetiformis, chronisch erblichem Pemphigus, Schleimhautpemphigoid
  • blasenbildendem Pemphigoid (allein oder in Kombination mit Glukokortikortikoiden und Immunsuppressiva) - wenn risikoärmere Behandlungsmöglichkeiten fehlen
  • seltenen Erkrankungen, wie Hautpusteln aus tieferen Hautschichten, Erythema elevatum diutinum, Granuloma annulare, Granuloma faciale, Prurigo pigmentosa und der Knorpelerkrankung rezidivierende Polychondritis; außerdem bei pusteliger Schuppenflechte (Psoriasis pustulosa) und Lupus erythematodes mit Blasenbildung, Nesselsucht und Geschwüren - wenn risikoärmere Behandlungsmöglichkeiten fehlen
  • Blutgefäßentzündungen, wenn Glukokortikoide nicht wirken
  • chronischem Gelenkrheuma, wenn andere starke Antirheumatika nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden.

In Einzelfällen wird auch von Therapieerfolgen bei Akne, der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, der Blutgefäßentzündung Morbus Behcet und Kaposi-Sarkom (Krebsform besonders bei AIDS-Kranken) berichtet.
 

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Lepra-Erreger am Wachstum hindern
  • Lepra-Erreger abtöten
  • Erreger von Lungenentzündung wie Pneumocystis jirovecii am Wachstum hindern
  • Erreger von Lungenentzündung wie Pneumocystis jirovecii abtöten
  • bei Entzündungen gebildete Sauerstoffradikale abfangen
  • Gewebeschäden verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Dapson im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Dapson nicht verwendet werden?

Dapson darf nicht eingesetzt werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen Sulfonamide, da Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide in der Regel auch gegen Dapson überempfindlich sind
  • schwerer Blutarmut, weil sie sich verschlimmern kann
  • der Stoffwechselerkrankung Porphyrie
  • Patienten mit erblichem Mangel an dem Enzym Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase, weil das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen dann deutlich erhöht ist. Ist die Therapie nicht zu vermeiden, wird der Arzt die Hälfte der sonst üblichen Dosis verschreiben.
  • schweren Lebererkrankungen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Dapson angewendet werden bei

  • leichter Blutarmut
  • Herzerkrankungen
  • Lungenerkrankungen
  • AIDS-Patienten, die Zidovudin erhalten; sie müssen hinsichtlich des Blutbildes häufig ärztlich kontrolliert werden.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher gibt es keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Dapson bei Schwangeren. Die Anwendung von Dapson wird während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, nicht empfohlen. Bei Lepra herrscht mittlerweile weitgehend die Ansicht, dass bei der Behandlung mit Dapson der Nutzen die möglichen Risiken bei schwangeren Patientinnen überwiegt. Einige Lepra-Ärzte empfehlen die tägliche Gabe von 5 Milligramm Folsäure bei Lepra-Patientinnen, die während der Schwangerschaft Dapson erhalten.

Dapson tritt in die Muttermilch über und Auswirkungen auf das gestillte Neugeborene/Kind können nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt muss entscheiden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit dem Wirkstoff verzichtet werden soll. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen. Im Falle von Lepra wird im Allgemeinen die Behandlung der Erkrankung bei stillenden Patientinnen fortgesetzt.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Auch Kinder ab sechs Jahren können schon mit Dapson behandelt werden. Die Dosierung richtet sich nach Krankheitsbild, Alter und/oder Körpergewicht. Für Kinder unter sechs Jahren gibt es keine Therapie-Erfahrungen, sie sollten den Wirkstoff nicht erhalten.

Welche Nebenwirkungen kann Dapson haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Dapson. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Auflösung von Blutzellen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Übelkeit.

Seltene Nebenwirkungen:
Bildung von funktionslosem Blutfarbstoff (Methämoglobin), Überempfindlichkeit (soegnanntes Dapson-Syndrom mit Fieber, Unwohlsein, Hautausschlägen, Gelbsucht, Lymphdrüsenschwellung, Blutarmut), Störungen der Bewegungsnerven, verminderte Konzentration des Bluteiweißes Albumin.
In Einzelfällen:
Gallengangsentzündung, Entzündung der Nierenblutgefäße, Leberentzündung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Fehlen von Granulozyten im Blut.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Blutplättchenüberschuss, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Hautausschläge, Lichtempfindlichkeit der Haut, Lungenentzündung, Erhöhung der Leberwerte.

Besonderheiten:
Während der Behandlung mit dem Wirkstoff ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Blutbildes (zu Beginn der Therapie wöchentlich, nach einigen Monaten einmal monatlich) erforderlich. Dies ist beosnders bei Patienten mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel nötig, weil sie bei Dosierungen von mehr als etwa 50 Milligramm täglich häufiger von der Methämoglobinbildung betroffen sind. Anzeichen für die Bildung von Methämoglobin ist eine bläuliche Verfärbung der Haut.

Die Nebenwirkungen auf die roten Blutkörperchen sind bei Kindern und älteren Patienten oft stärker ausgeprägt.

Kopfschmerzen und Störungen der Magen-Darm-Funktion treten zu Beginn der Behandlung auf und verschwinden im Allgemeinen im Verlauf der weiteren Dapson-Anwendung.

Kommt es im Verlauf der Therapie mit Dapson zu Hautausschlägen, ist sofort ein Arzt zu verständigen und die Einnahme abzubrechen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Dapson?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Der Magensäureblocker Omeprazol verringert die Ausscheidung von Dapson. Dies wurde bei weißhäutigen Menschen beobachtet, jedoch nicht bei Asiaten. Insofern kann es bei Weißen eher zu Nebenwirkungen kommen.

Die gleichzeitige Anwendung von Dapson und und dem Gichtmittel Probenecid hemmt ebenfalls die Ausscheidung von Dapson.

Das Antibiotikum Trimethoprim erhöht die Konzentration von Dapson im Blut und damit die unerwünschten Arzneimittelwirkungen.

Das Tuberkulose-Mittel Rifabutin und Ursodeoxycholsäure (gegen Gallensteine) beschleunigen die Verstoffwechselung von Dapson bedeutend und können dadurch seine Wirkung abschwächen.

Stoffe, die den Blutfarbstoff Hämoglobin in unwirksames Methämoglobin verändern wie Nitrate, Nitrite, Sulfonamide, Nitroglycerin, Nitroprussid-Natrium, Stickstoffmonoxid und Mittel zur örtlichen Betäubung wie Prilocain) hemmen gleichzeitig das Enzym Methämoglobin-Reduktase, das Methämoglobin wieder zu Hämoglobin zurückverwandelt. Vor chirurgischen Eingriffen unter Verwendung von Mitteln zur örtlichen Betäubung sollten Sie den Arzt über die Einnahme von Dapson in Kenntnis setzen. Er wird vor dem Eingriff den Methämoglobingehalt im Blut bestimmen. Bei länger geplanten Eingriffen empfiehlt es sich, die Dapson-Einnahme zwei bis drei Tage davor zu beenden.

In einer Studie konnte gezeigt werden, dass das Pilzmittel Fluconazol die Bildung des giftigen Abbauproduktes Hydroxylamin-Dapson bei AIDS-Patienten vermindert, Dapson also verträglicher macht.

Bei Langzeitanwendung von Dapson bei AIDS-Patienten, die mit Zidovudin behandelt werden, wird das Arzt das Blutbild besonders sorgfältig überwachen. Es kann nämlich zu einer Verstärkung der durch Zidovudin verursachten Blutarmut kommen.

Vor einer Schluckimpfung gegen Typhus sollte die Behandlung mit Dapson seit mindestens drei Tagen beendet sein, da die Wirksamkeit des Impfstoffes durch Dapson herabgesetzt werden kann.

Saquinavir sollte wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen nicht in Kombination mit Dapson verwendet werden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Beim Auftreten von Hautausschlägen ist sofort der Arzt zu informieren und die Behandlung mit dem Medikament zu beenden.
  • Die Dosierung des Medikaments sollte bei älteren Patienten, bei denen eine Beeinträchtigung der Leberfunktion vorliegt, verringert werden.
  • Bei länger geplanten Operationen unter örtlicher Betäubung sollte die Dapson-Einnahme zwei bis drei Tage davor beendet werden.
  • Bei Diabetikern können gemessene Langzeitblutzuckerwerte fälschlich zu niedrig ausfallen.
  • Das Medikament kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktions- vermögen soweit verändern, dass Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Dapson?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Dapson enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Tabletten

 

So wirkt Dapson

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Dapson. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Sulfonamide und Trimethoprim, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Dapson gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Dapson

Dapson wird angewendet zur Behandlung

  • aller Formen von Lepra; zur Behandlung im Rahmen einer Kombinationstherapie
  • Lungenentzündung, die bei Menschen mit geschwächter körpereigener Abwehr (insbesondere AIDS-Patienten) durch den Keim Pneumocystis jirovecii hervorgerufen wird; der Einsatz erfolgt vorbeugend
  • blasenbildenden Hauterkrankungen wie der bei Zöliakie-Betroffenen häufigen Dermatitis herpetiformis (eine Autoimmunerkrankung der Haut mit Gruppen von kleinen heftig juckenden Blasen und nesselsuchtähnlichen Schwellungen), aber auch bei Pemphigus vulgaris, Pemphigus herpetiformis, chronisch erblichem Pemphigus, Schleimhautpemphigoid
  • blasenbildendem Pemphigoid (allein oder in Kombination mit Glukokortikortikoiden und Immunsuppressiva) - wenn risikoärmere Behandlungsmöglichkeiten fehlen
  • seltenen Erkrankungen, wie Hautpusteln aus tieferen Hautschichten, Erythema elevatum diutinum, Granuloma annulare, Granuloma faciale, Prurigo pigmentosa und der Knorpelerkrankung rezidivierende Polychondritis; außerdem bei pusteliger Schuppenflechte (Psoriasis pustulosa) und Lupus erythematodes mit Blasenbildung, Nesselsucht und Geschwüren - wenn risikoärmere Behandlungsmöglichkeiten fehlen
  • Blutgefäßentzündungen, wenn Glukokortikoide nicht wirken
  • chronischem Gelenkrheuma, wenn andere starke Antirheumatika nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden.

In Einzelfällen wird auch von Therapieerfolgen bei Akne, der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, der Blutgefäßentzündung Morbus Behcet und Kaposi-Sarkom (Krebsform besonders bei AIDS-Kranken) berichtet.
 

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Dapson sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Dapson

    Dapson gehört zur Wirkstoffgruppe der Antibiotika. Es ist gegen eine große Bandbreite von Bakterien wirksam und hat darüber hinaus entzündungshemmende Eigenschaften.

    Der Wirkmechanismus von Dapson ähnelt wahrscheinlich dem von Sulfonamiden. Es hemmt bei empfindlichen Keimen die Bioproduktion der lebensnotwendigen Folsäure und damit des zur Vermehrung unerlässlichen Erbguts. Normalerweise hat der Wirkstoff bei Mykobacterium leprae (den Erreger der Lepra) eine wachstumshemmende Wirkung, doch scheint es auch schwach abtötend zu sein. Gegen den Lungenentzündungs-Erreger Pneumocystis jirovecii (carinii) ist es ebenfalls wirksam.

    Bei der Autoimmunerkrankung Dermatitis herpetiformis kommt es örtlich zu einer Ansammlung von weißen Blutkörperchen mit verändertem Zellkern. Die Rolle dieser Zellen bei der Entstehung der Entzündung, insbesondere durch Freisetzung hochgiftiger Sauerstoffverbindungen, ist bekannt. Diese gegen Krankheitserreger freigesetzten Wirkstoffe können erhebliche Schäden in verschiedenen Geweben anrichten, wie etwa Blasen und nesselsuchtähnliche Schwellungen auf der Haut. Dapson verhindert oder mildert die Freisetzung dieser aggressiven Biomoleküle.

    Der Wirkstoff greift darüber hinaus noch in andere biologische Entzündungsvorgänge ein; außerdem bindet er Sauerstoffradikale und kann eine antioxidative Wirkung haben.

     

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.