Eine Frau reibt ihren rechten Fuß.
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Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Ob Kribbeln, Brennen oder ein taubes, pelziges Gefühl – Sensibilitätsstörungen können sich auf unter­schiedliche Weise äußern und werden oft als sehr störend empfunden. Solche Wahrnehmungen können harmlos sein, aber auch auf Erkrankungen hinweisen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen): Symptome

Sensibilitätsstörungen liegen vor, wenn Sinnesreize nicht richtig oder verändert wahrgenommen werden. Sensibilitätsstörungen bezeichnet man auch als Missempfindungen oder Empfindungsstörungen.

Sensibilitätsstörungen äußern sich oft durch Symptome wie

Manchmal treten auch Wärme- oder Kältemissempfindungen auf. Dabei haben Betroffene das Gefühl, dass eine bestimmte Körperstelle ungewöhnlich warm oder kalt ist. Bei Berührung fühlt sich diese Körperstelle jedoch normal an. Auch ein gesteigertes Schmerzempfinden zählt zu den Sensibilitätsstörungen.

In manchen Fällen äußern sich Sensibilitätsstörungen als Taubheitsgefühle. Der betroffene Hautbereich fühlt sich dann an, als ob er – ähnlich wie bei einem ärztlichen Eingriff – örtlich betäubt ist. Die Schmerzempfindung ist hierbei eingeschränkt oder ausgeschaltet. Menschen mit Sensibilitätsstörungen an den Füßen merken deshalb manchmal nicht, wenn sie sich am Fuß verletzen. Insbesondere bei Diabetikern mit Polyneuropathie, deren Füße oft vermindert schmerzempfindlich und häufig auch schlecht durchblutet sind, kann das mitunter zu schweren Infektionen führen.

Je nach Art der Missempfindung, den Vorerkrankungen und eventuell zusätzlich auftretenden Symptomen sollte man Sensibilitätsstörungen zeitnah von einem Arzt abklären lassen. Plötzlich aufgetretene Taubheitsgefühle können unter Umständen auf einen Schlaganfall hindeuten, insbesondere wenn diese einseitig auftreten und mit Lähmungen einhergehen. Aber auch wenn Sensibilitätsstörungen bereits über längere Zeit bestehen, ist ein Arztbesuch zu empfehlen.

Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen): Ursachen

Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen, Empfindungsstörungen) können zahlreiche Ursachen haben. Manche sind harmlos und führen nur zu vorübergehenden Missempfindungen. Zum Beispiel ein Kribbeln in den Fingern, wenn man sich am Ellenbogen stößt. Oder ein Nerv, der durch eine ungünstige Körperhaltung wie zum Beispiel überkreuzte Beine etwas eingeklemmt wurde und zu einem "eingeschlafenen" Fuß oder Bein führt. Sensibilitätsstörungen können jedoch auch auf Erkrankungen hindeuten.

Wie kommt es zu Missempfindungen?

Zahlreiche Nervenendigungen in der Haut und im ganzen Körper nehmen Reize wahr und leiten sie über die Nerven ans Gehirn weiter. Erst das Gehirn verarbeitet die Signale zu Eindrücken und Empfindungen. Mediziner unterscheiden bei der Wahrnehmung von Reizen unter anderem

  • mechanische Reize (z. B. Druck, Vibration),
  • Temperaturempfindungen,
  • Schmerzempfindungen sowie
  • Bewegungs- und Lageempfinden.

Im Falle einer Sensibilitätsstörung funktioniert die Verarbeitung der Sinnesreize jedoch nicht richtig. Als Folge kommt das Signal möglicherweise stärker, schwächer oder gar nicht im Gehirn an – der nur verzerrt, ähnlich wie ein rauschendes Bild im Fernsehgerät. Solche Veränderungen können unterschiedliche Gründe haben.

Unter Umständen verändert sich auch die Qualität der Sinneswahrnehmung, sodass der Reiz als merkwürdig oder fremd empfunden wird und möglicherweis schwer zu beschreiben ist. Oder der Reiz löst eine nicht passende Wahrnehmung aus, etwa wenn einem schon ein leichtes Streichen über die Haut schmerzhaft vorkommt.

Mögliche Ursachen für Sensibilitätsstörungen sind unter anderem:

Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen): Diagnose

Um die Ursache für Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen, Empfindungsstörungen) herauszufinden, benötigt der Arzt zunächst einige Informationen. Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Wo spüren Sie die Missempfindungen?
  • Wann sind die Beschwerden erstmals aufgetreten?
  • Gab es ein auslösendes Ereignis (z. B. eine Untersuchung oder eine Verletzung)?
  • Bestehen weitere Beschwerden (wie Lähmungen, Sprachstörungen)?
  • Sind Vorerkrankungen bekannt (wie koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus, Bandscheibenvorfall)?
  • Nehmen Sie Medikamente ein?
  • Trinken Sie Alkohol?

Es folgen eine körperliche und eine neurologische Untersuchung. Mithilfe einer Sensibilitätsprüfung kann der Arzt das Reizempfinden und das Ausmaß der Empfindungsstörung testen.

Eine häufige Untersuchung zur Diagnose einer Sensibilitätsstörung ist der Monofilament-Test. Hierbei setzt der Arzt einen relativ steifen Kunststofffaden, der bei einem bestimmten Druck einknickt, mehrfach hintereinander auf der Haut auf. Spürt der Betroffene bei einem Druck, der zum Abknicken führt, nichts, hat er eine verringerte Schmerzempfindlichkeit. Ähnlich funktioniert die Nadelstichprobe, bei der der Arzt mit einem zahnstocherartigen Holzstäbchen mehrere kleine Pikser hintereinander auf die Haut setzt.

Je nach Befund können weitere Untersuchungen notwendig sein, zum Beispiel:

Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen): Therapie

Bei Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen, Empfindungsstörungen) richtet sich die Therapie nach der zugrundeliegenden Ursache.

In manchen Fällen verschwinden Sensibilitätsstörungen von selbst, etwa wenn ein eingeklemmter oder gereizter Nerv sich einfach über die Zeit etwas "beruhigen" muss.

In anderen Fällen kann bei Nerveneinklemmungen zum Beispiel Physiotherapie oder manuelle Therapie hilfreich sein (etwa bei Wirbelblockaden).

Bei Ursachen wie einem Bandscheibenvorfall kann ebenfalls Physiotherapie helfen oder in schweren Fällen auch ein operativer Eingriff.

Andere Erkrankungen des Nervensystems erfordern unter Umständen eine dauerhafte Behandlung mit Medikamenten, zum Beispiel bei multipler Sklerose .

Haben Sie den Verdacht, dass bestimmte Arzneimittel die Sensibilitätsstörungen als Nebenwirkung auslösen oder diese begünstigen, sollten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache halten. Er kann entscheiden, ob ein anderes Medikament infrage kommt. Keinesfalls sollten Sie Ihre Medikamente eigenmächtig absetzen.

Haben Sie den Verdacht, dass ein Schlaganfall die Sensibilitätsstörungen verursacht, rufen Sie den Notarzt (112)! Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall und erfordert so rasch wie möglich eine fachgerechte Behandlung.