Junge Frau hat Nierenschmerzen
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Nierenschmerzen: Was tun?

Von: Jenni Graf (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 18.07.2023

Nierenschmerzen können rechts, links oder auf beiden Seiten auftreten. Häufig gehen sie mit weiteren Symptomen wie Fieber und Blut im Urin einher. Welche Ursachen bei Nierenschmerzen möglich sind und wie die Behandlung erfolgt, lesen Sie hier.

Was sind Nierenschmerzen?

Nierenschmerzen können darauf hindeuten, dass die Nieren nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten. Aus diesem Grund ist immer eine ärztliche Abklärung der Beschwerden erforderlich. Abzuwarten oder Symptome auf eigene Faust zu behandeln, kann langfristige Schäden an den Nieren zur Folge haben.

Welche Aufgaben haben die Nieren?

Die Nieren befinden sich auf Höhe der untersten Rippenpaare zu beiden Seiten der Wirbelsäule. Machen sie durch Schmerzen auf sich aufmerksam, sollten Betroffene das Warnsignal ernst nehmen. Denn die Nieren erfüllen mehrere essenzielle Aufgaben: 

  • Sie filtern überschüssige Flüssigkeit, Abfallstoffe und saure Anteile aus dem Blut – so produzieren sie den Urin und sorgen für eine Balance im Säure-Basen-Haushalt.
  • Durch die exakte Menge an Flüssigkeit, die sie aus dem Organismus leiten, tragen sie zur Regulierung des Blutdrucks bei.
  • Zudem bilden die Nieren Hormone, die der Körper zur Steuerung des Blutdrucks, zur Herstellung roter Blutkörperchen und zur Abstimmung des Knochenstoffwechsels benötigt. 

Symptome: Wie äußern sich Nierenschmerzen?

Wie sich Nierenschmerzen genau anfühlen, ist sehr individuell. Typischerweise treten sie dumpf oder stechend auf, mitunter auch krampfartig oder wellenartig. Sie können dabei entweder durchgehend bestehen oder anfallsartig aufkommen. Oft bleiben die Schmerzen außerdem nicht nur auf die Flanken beschränkt, sondern strahlen bis in den Bauchraum oder entlang der Wirbelsäule und in Bereiche des unteren Rückens aus.

Nierenschmerzen können rechts, links oder beidseitig auftreten. Die genaue Ausprägung hängt von der Ursache ab. 

Gut zu wissen: Bedingt durch ihre Lage im Körper werden Nierenschmerzen schnell mit Rückenschmerzen verwechselt. Wer sich unsicher ist, ob auftretende Schmerzen tatsächlich von den Nieren herrühren, kann zwei Tests durchführen: Bleiben die Schmerzen unabhängig von Bewegungen bestehen und werden sie beim Abklopfen spürbar stärker, gehen sie sehr wahrscheinlich auf die Nieren zurück.

Begleitend zu den Flankenschmerzen entwickeln sich unter Umständen einige zusätzliche Symptome, zum Beispiel:

Ursachen von Nierenschmerzen

Nierenschmerzen können auf verschiedene Ursachen zurückgehen. Die meisten von ihnen lassen sich gut behandeln, sollten aber möglichst frühzeitig erkannt werden. Mögliche Gründe sind mitunter:

  • Nierensteine: Sie entstehen, wenn sich Bestandteile des Urins (meist kalziumhaltige Stoffe) zu Kristallen zusammenlagern. Sie können so groß werden, dass sie im Nierenbecken oder in den Harnleitern stecken bleiben. Folgen sind starke wellenförmige Schmerzen (Nierenkoliken).
  • Nierenbeckenentzündung: Wird eine Blasenentzündung beziehungsweise Infektion der Harnwege nicht oder nicht passend behandelt, können die auslösenden Bakterien entlang der Harnleiter bis zu den Nieren wandern und dort eine Nierenbeckenentzündung verursachen.
  • Entzündung der Nierenkörperchen: Im Fall einer Nierenkörperchenentzündung (Glomerulonephritis) entzünden sich die Bestandteile der Nieren, die den Primärharn aus dem Blut filtern. Der Primärharn, also eine Vorstufe des eigentlichen Urins, wird anschließend weiter konzentriert, bis er über die Harnleiter an die Blase weitergegeben wird. 
  • Entzündung der Nierenkanälchen: Grund für eine Entzündung der Nierenkanälchen (tubulo-interstitielle Nephritis) ist oft eine allergische Reaktion auf Arzneistoffe, seltener kommen Infektionen oder Störungen des Immunsystems infrage.
  • Nierenzyste: Wenn sich innerhalb der Niere ein Hohlraum bildet, der sich mit Flüssigkeit anfüllt, ist in der Medizin die Rede von einer Zyste.
  • Nierenversagen: Ein Nierenversagen kann sich akut oder chronisch entwickeln. Es führt dazu, dass sich die Filterarbeit der Nieren stark verschlechtert.

Nierentumor eher seltene Ursache

Sehr selten ist für Schmerzen im Nierenbereich eine Tumorerkrankung verantwortlich. In den meisten Fällen handelt es sich dann um ein sogenanntes Nierenzellkarzinom: Dabei entsteht der Krebs, wenn Epithelzellen der Nephronen, also der kleinen, funktionellen Bausteine der Niere, zu wuchern beginnen. Typischer ist gerade für den Beginn von Nierenkrebs allerdings ein symptomfreier Verlauf – die Diagnose wird oft durch Zufall gestellt.

Diagnose: Tests bei Nierenschmerzen

Nierenschmerzen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Spätestens wenn die Schmerzen in der Flanke mehrere Tage lang anhalten, ist ein ärztlicher Termin unbedingt angeraten.

Dann stellt der*die Ärzt*in einige Fragen zu den Beschwerden und erkundigt sich nach bereits bekannten Erkrankungen, die Nierenprobleme verursachen könnten. Außerdem gehört es zu den Tests bei Nierenschmerzen, die Region vorsichtig abzuklopfen. Gerade bei Nierensteinen oder Entzündungen im Nierengewebe flammen die Schmerzen schon bei kleinen Erschütterungen auf.

Laboruntersuchungen und bildgebende Maßnahmen

Die Untersuchung von Urin dient dazu, mögliche Erreger nachzuweisen und zu überprüfen, ob zusammen mit dem Harn Blut oder Eiweiß ausgeschieden wird. Bei Bedarf ergänzen eine Blut- und Ultraschalluntersuchung die Ergebnisse. Muss das Nierengewebe genauer untersucht werden, kommen weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz, etwa

  • Röntgen,
  • ein MRT (Magnetresonanztomographie)
  • oder ein CT (Computertomographie).

Eine Nierenbiopsie oder Nierenpunktion ist nur selten notwendig. Dabei werden Gewebeproben aus dem Organ entnommen und im Labor untersucht.

Nierenschmerzen: Was tun?

Was bei Nierenschmerzen zu tun ist, kann je nach diagnostizierter Ursache unterschiedlich ausfallen.

Verursacht eine Infektion mit Bakterien die Nierenschmerzen – wie beispielsweise bei einer Nierenbeckenentzündung –, müssen Betroffene ein Antibiotikum einnehmen, das die Krankheitserreger beseitigt. Krampflösende Arzneimittel können zusätzlich Erleichterung verschaffen. Sollte das verordnete Antibiotikum keine Wirkung zeigen, ist unter Umständen eine Behandlung im Krankenhaus und die Gabe eines Antibiotikums per Infusion notwendig.

Löst das Immunsystem Entzündungen von Nierengewebe aus oder bewirken andere Krankheiten Schäden an den Nieren, erfolgt eine symptomatische Behandlung ebenso wie die Behandlung der Grunderkrankung. Medikamente mit Kortikosteroiden oder mit Wirkstoffen, die die Tätigkeit des Immunsystems regulieren, können die Schmerzen lindern und ein weiteres Fortschreiten verhindern. 

Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Nierenschmerzen

Darüber hinaus kommen je nach Auslöser der Nierenschmerzen weitere Optionen infrage:

  • bei Nierensteinen: Gelingt es nicht, sie zusammen mit dem Urin auszuspülen, werden sie mithilfe von Ultraschallwellen zerstört oder operativ entfernt.
  • bei Nierenzysten: Machen Nierenzysten eine Therapie erforderlich, kann der*die Ärzt*in die enthaltene Flüssigkeit über eine dünne Hohlnadel abführen.
  • bei Nierenkrebs: Nach der Diagnose von Nierenkrebs wird ein individueller Behandlungsplan ausgearbeitet. Dazu können zum Beispiel operative Maßnahmen, Medikamente, Immun- und Strahlentherapie gehören. 

Ziel der Behandlung von Nierenschmerzen ist es immer, die Nierenfunktion wiederherzustellen oder so lange wie möglich zu erhalten.

Hausmittel bei Nierenschmerzen

Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung können die Betroffenen auch selbst dazu beitragen, ihre Nierenschmerzen zu lindern. Zu Omas Hausmitteln bei Nierenschmerzen zählen beispielsweise:

  • viel trinken: Mindestens zwei Liter täglich zu trinken, spült die Nieren durch und kann Bakterien oder kleine Steine ausschwemmen. Besonders gut geeignet sind Wasser und Kräutertees (zum Beispiel mit Brennnessel, Birkenblättern oder Löwenzahn).
  • Wärme: Mit einer Decke, einem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche lassen sich die Beschwerden oft lindern. Die Wärme entspannt auch das umliegende Gewebe.
  • Wickel: Manchen Betroffenen helfen Wickel mit Leinsamen oder warmem Kohl. Sie sollen die Durchblutung in der Nierengegend steigern und so Schmerzen reduzieren. 

Bei Nierensteinen machen einige Personen außerdem gute Erfahrungen mit Bewegung. So können Treppensteigen oder auf der Stelle hüpfen den feststeckenden Nierenstein dazu bringen, sich zu lösen und abzugehen.

Die Wirkung derartiger Maßnahmen sollten immer ärztlich kontrolliert werden. Bei Erkrankungen ist es zudem entscheidend, sich richtig auszukurieren und dem Immunsystem ausreichend Möglichkeit geben, die Infektion zu bekämpfen.