Eine Frau sitzt mit Decke und Tee auf dem Sofa
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Schweinegrippe

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Als Schweinegrippe bezeichnet man eine Infektion mit dem Influenzavirus-Typ A/H1N1. Im Vergleich zur saisonalen Influenza verursacht sie zusätzlich Magen-Darm-Symptome. Die Schweinegrippe trat erstmals im April 2009 in Mexiko auf und entwickelte sich zu einer Pandemie, die weltweit zu Erkrankungen führte. Im August 2010 wurde die Pandemie offiziell für beendet erklärt. Das Virus existiert jedoch noch immer und löst Erkrankungen aus.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Schweinegrippe überträgt sich vor allem über virushaltige Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten, Niesen oder Küssen leicht kurze Wege überwinden. Aber auch über Schmierinfektionen kann man sich anstecken – etwa beim Händeschütteln oder beim Berühren von virusbehafteten Oberflächen wie zum Beispiel Türklinken oder Telefonen.

Bis nach der Ansteckung die ersten Schweinegrippe-Symptome ausbrechen, vergehen durchschnittlich ein bis vier Tage. Die Symptome ähneln dabei denen einer saisonalen Grippe ("Wintergrippe"): plötzliches Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl. Hin und wieder treten aber auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Besonders häufig erkranken junge Menschen zwischen 5 und 19 Jahren an der Schweinegrippe.

Im Allgemeinen verläuft die Neue Grippe in der Mehrzahl der Fälle mild und ist nach etwa 7 bis 14 Tagen überstanden. Es gibt jedoch auch schwere Verläufe, die in seltenen Fällen auch eine lebensbedrohliche Wendung nehmen können. Zur Therapie der Schweinegrippe stehen die virushemmenden Wirkstoffe Oseltamivir und Zanamivir zur Verfügung.

Sie können einer Schweinegrippe vorbeugen, indem Sie an der jährlichen Grippeimpfung teilnehmen. Der Impfstoff enthält neben Komponenten gegen die saisonale Grippe auch Komponenten des Schweinegrippe-Virus. Die normale Grippeimpfung kann daher auch vor der Schweinegrippe schützen. Indirekt lässt sich das Risiko einer Infektion zudem durch Einhaltung einfacher Hygieneregeln – wie regelmäßigem Händewaschen – verringern.

Was ist das?

Die Schweinegrippe (Neue Grippe, Neue Influenza A/H1N1) ist eine Viruserkrankung, die erstmals im April 2009 in Mexiko auftrat. In den darauffolgenden Monaten entwickelt sie sich zu einer ansteckenden Erkrankung, die sich weltweit verbreitete – einer sogenannten Pandemie, die erst im August 2010 für beendet erklärt wurde. Das heißt jedoch nicht, dass das Schweinegrippe-Virus endgültig verschwunden ist. Vielmehr zirkuliert es zusammen mit den Viren der saisonalen Grippe weiter.

Grippeviren unterteilen Mediziner in drei Typen: A, B und C. Insbesondere die Typen A und B können zu Atemwegserkrankungen führen – das Schweinegrippe-Virus gehört zum Typ A. Außerdem lassen sich die Grippeviren nach ihrer Oberflächenstruktur in Untergruppen (Subtypen) unterscheiden. Auf der Oberfläche der Viren finden sich bestimmte Eiweiße – Hämaglutinin (H) und Neuraminidase (N) –, die bei den verschiedenen Virusarten ganz unterschiedlich kombiniert sind und über die man sie im Labor identifizieren kann. Die Schweinegrippe gehört dem Subtyp H1N1 an – das ist derselbe Virustyp, zu dem auch die Spanische Grippe gehört, die 1918 zu einer Pandemie geführt hat.

Woher kommt der Name Schweinegrippe?

Woher genau das neue H1N1-Virus stammt, ist nicht klar. Man weiß jedoch, dass ähnliche H1N1-Viren seit längerem bei Schweinen in den USA auftreten. Diese älteren Virenstämme enthalten genetische Anteile verschiedener Lebewesen: von Mensch, Vogel und Schwein. Schweine können sich mit Grippeviren von Vögeln, Menschen und Schweinen anstecken. Für Wissenschaftler gelten sie daher als Mischgefäße, in denen Viren Erbmaterial austauschen können, wenn sie gleichzeitig im Körper des Schweins vorkommen. Durch diesen Austausch kann ein neuer Virusstamm entstehen. Man vermutet, dass dies auch im Fall der Schweinegrippe passiert ist: Aus verschiedenen Virusanteilen ist ein neuer Virustyp entstanden, der auf den Menschen und vor allen Dingen auch von einem Menschen zum anderen übertragbar ist.

Ursachen

Ursache der Schweinegrippe ist eine Infektion mit dem Schweinegrippe-Virus A/H1N1. Die Schweinegrippe-Viren übertragen sich hauptsächlich über die sogenannte Tröpfcheninfektion – also winzige Speicheltröpfchen, die während des Sprechens, Hustens oder Niesens entstehen und so kurze Wege überwinden können. Auch beim Küssen können Viren übertragen werden. Auf diese Weise gelangen virushaltige Tröpfchen auf die Schleimhäute der Atemwege anderer Menschen. Wissenschaftlichen Hinweisen zufolge gibt es außerdem winzigste "Tröpfchenkerne", die möglicherweise sogar länger in der Luft verbleiben können.

Auch glatte Oberflächen können das Virus übertragen, wenn sie zuvor mit dem Schweinegrippe-Virus verunreinigt wurden. Das geschieht etwa, wenn infizierte Personen sich ins Gesicht fassen oder in die ungeschützte Hand niesen und danach zum Beispiel Türklinken, Haltestangen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Ähnliches berühren. Berührt danach jemand diese Flächen und fasst sich dann an Mund, Nase oder Augen, kann dies zu einer Neuinfektion führen.

Typische Symptome

Bei der Schweinegrippe ähneln die Symptome prinzipiell denen der saisonalen Grippe ("Wintergrippe"):

Bei leichtem Verlauf kann die Schweinegrippe auch eher einer normalen Erkältung ähneln.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit – also die Zeit von der Ansteckung bis zu den ersten Beschwerden – beträgt durchschnittlich ein bis zwei Tage, vereinzelt auch bis zu vier Tage, und ähnelt damit ebenfalls der saisonalen Grippe.

Ansteckungsgefahr

In Einzelfällen ist es möglich, dass man bereits etwa 24 Stunden vor dem Auftreten der ersten Symptome andere mit dem Schweinegrippe-Virus anstecken kann. Eine Ansteckungsgefahr ist durchschnittlich auch die folgenden 3 bis 7 Tage gegeben, unabhängig davon, ob Symptome auftreten oder nicht.

Diagnose

Ob bei einem Betroffenen die Schweinegrippe vorliegt, lässt sich mithilfe einer Laboruntersuchung feststellen. Besteht der Verdacht auf Schweinegrippe, nimmt der Arzt einen Nasen- oder Rachenabstrich des Betroffenen und schickt ihn ins Labor. Hier lässt sich mithilfe der PCR-Methode nachweisen, ob es sich um die Schweinegrippe handelt oder nicht.

Bestätigt der Arzt, dass es sich um Schweinegrippe handelt, sollte der Betroffene nach seiner Diagnose zu Hause bleiben (Quarantäne), bis er wieder gesund ist. Die Ruhe fördert die Heilung und verhindert, dass andere sich anstecken. Für Verdachts- und Erkrankungsfälle besteht keine Meldepflicht mehr.

Therapie

Steht fest, dass es sich um eine Schweinegrippe handelt, verschreibt der Arzt nicht zwangsläufig Medikamente. Bei einem leichten Verlauf ist das Immunsystem normalerweise in der Lage, die Krankheit selbst zu bekämpfen. Gönnen Sie sich daher am besten ausreichend Ruhe und bleiben Sie zuhause. So unterstützen Sie die körpereigenen Heilungsprozesse und stecken andere nicht an.

Gegebenenfalls – etwa wenn die Erkrankung sehr schwer verläuft – entscheidet sich Ihr Arzt, Ihnen bei nachgewiesener Schweinegrippe virushemmende Mittel zu verschreiben, sogenannte Neuraminidasehemmer. Hier gibt es zwei Wirkstoffe: Oseltamivir und Zanamivir. Neuraminidasehemmer behandeln die Ursache der Schweinegrippe: das Virus A/H1N1. Sie wirken, indem sie ein bestimmtes Virusenzym blockieren – die Neuraminidase. Da dieses Enzym für die Freisetzung neuer Viren aus befallenen Körperzellen verantwortlich ist, stoppen die Wirkstoffe effektiv eine weitere Ausbreitung der Viren im Körper.

Es ist jedoch nicht notwendig, sich mit diesen Medikamenten zu bevorraten. Abgesehen davon, dass diese Wirkstoffe verschreibungspflichtig sind, dürfen diese auch nur unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden – denn die richtige Dosierung ist für eine wirksame Behandlung ausschlaggebend. Eine falsche, zu niedrige Dosierung kann zum Beispiel dazu führen, dass die Viren im Körper resistent gegen das Mittel werden. Auch sollte man die beiden Wirkstoffe nicht auf Verdacht beziehungsweise ohne ärztliche Diagnose einnehmen. Nur der Arzt kann beurteilen, ob es sich wirklich um eine Schweinegrippe handelt. Eine Eigendiagnose birgt eine hohe Fehlergefahr, da die Symptome der Schweinegrippe auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden können.

Verlauf

Der Verlauf einer Schweinegrippe kann individuell sehr unterschiedlich sein. Überwiegend verläuft die Erkrankung eher mild. Es sind jedoch auch schwere Verläufe möglich.

Die ersten Schweinegrippe-Symptome treten durchschnittlich nach 1 bis 4 Tagen auf. Ähnlich wie bei einer saisonalen Grippe ("Wintergrippe") zählt plötzliches hohes Fieber häufig zu den ersten Anzeichen. Gleichzeitig kommt es bei vielen Betroffenen zu Husten, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Während das Fieber meist nach wenigen Tagen wieder sinkt, halten sich Husten oder andere Atemwegsbeschwerden möglicherweise noch für 7 bis 14 Tage. Vereinzelt ist auch ein Verlauf mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall möglich. Ohne Komplikationen ist eine Schweinegrippe ungefähr nach zwei Wochen ausgeheilt.

Komplikationen

Kommt es im Verlauf der Schweinegrippe zu Komplikationen, kann die Erkrankung in seltenen Fällen auch lebensbedrohlich werden. Die Virusinfektion schädigt vorübergehend die Schleimhaut der Atemwege und bietet so anderen Krankheitserregern eine Eintrittspforte in den Körper. Dadurch können sich bakterielle Zweitinfektionen bilden, wie zum Beispiel:

Wie stark solch eine Zweitinfektion den Betroffenen beeinträchtigt, hängt von dessen allgemeinem Gesundheitszustand ab. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischer Grunderkrankung (z.B. Diabetes mellitus, HIV-Infektion, Asthma bronchiale) sowie Kleinkinder, Ältere oder Schwangere ist eine Zweitinfektion riskant und erschwert den Krankheitsverlauf.

Vorbeugen und Impfung

Einer Schweinegrippe können Sie vorbeugen, indem Sie einfache Hygieneregeln befolgen. Das Risiko einer Infektion können Sie dadurch deutlich verringern:

  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände, insbesondere, wenn Sie Kontakt zu anderen Menschen hatten, nach dem Toilettengang oder wenn Sie in die Hände geniest oder gehustet haben.
  • Vermeiden Sie es, anderen die Hand zu geben.
  • Husten oder niesen Sie andere Menschen nicht an.
  • Husten oder niesen Sie in Einmaltaschentücher und entsorgen Sie diese danach. Haben Sie kein Taschentuch zur Hand, husten oder niesen Sie in die Ellenbeuge.
  • Vermeiden Sie es, Augen, Nase oder Mund zu berühren.
  • Sind Sie an Schweinegrippe erkrankt, bleiben Sie zuhause: So stecken Sie andere nicht an.

Impfschutz

Einen direkten Schutz vor Schweinegrippe bietet die ganz normale Grippeschutzimpfung. Der Grippeimpfstoff enthält inzwischen auch eine Komponente, die vor der Schweinegrippe schützt. Daher reicht es aus, sich gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen; eine gesonderte Impfung gegen Schweinegrippe ist nicht notwendig.

Insbesondere Schwangere im zweiten Schwangerschaftsdrittel (bei besonderer gesundheitlicher Gefährdung auch bereits im ersten Drittel) und Personen über 60 Jahre sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Menschen mit Grunderkrankungen wie zum Beispiel chronischen Lungen-, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus und einer HIV-Infektion wird ebenfalls eine Impfung empfohlen. Auch Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinisches und pflegendes Personal und Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sollten an eine Impfung denken.

Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere vor einer Infektion. Denn die Impfung verhindert, dass man selbst unbemerkt Träger des Erregers wird und ihn an andere weitergibt. Mediziner nennen das Herdenimmunität. Dieser Schutz ist umso größer, je mehr Menschen sich impfen lassen und dadurch kein Erregerreservoir mehr darstellen.

Schweinegrippe: Pandemie 2009/2010

In Deutschland sind Schätzungen zufolge während der Pandemie 2009/2010 mehr als 226.000 Personen an Schweinegrippe erkrankt. Dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden zwischen Mai 2009 und April 2010 insgesamt 252 Todesfälle im Zusammenhang mit einer bestätigten Schweinegrippe-Infektion gemeldet. Wissenschaftler*innen des RKI schätzen, dass pandemiebedingt rund 350 Menschen starben.

Im Vergleich zu früheren Pandemien und zur Corona-Pandemie verlief die Schweinegrippen-Pandemie sehr moderat.

Anfangs hatten sich viele der Erkrankten vor allem im Urlaub angesteckt, im weiteren Verlauf der Pandemie infizierten sich jedoch die meisten Menschen innerhalb des Landes (sog. autochthone Infektion) mit der Schweinegrippe.

Schweinegrippen-Impfung

Im Oktober 2009 wurden Impfstoffe speziell für eine Schweinegrippe-Impfung hergestellt. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat seine Impfempfehlung für eine spezielle Schweinegrippe-Impfung jedoch mittlerweile aufgehoben. Der Grund: Im aktuellen Impfstoff gegen Influenza (Grippe) ist nun auch eine Komponente enthalten, die gegen die Schweinegrippe schützt. Daher reicht es aus, an der jährlichen Grippeschutzimpfung teilzunehmen; eine gesonderte Impfung gegen Schweinegrippe ist nicht notwendig.