Vier Schwangerschaftsbäuche.
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Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Von: Onmeda-Redaktion, Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft beginnt etwa mit dem vierten Monat, also um die 13. Schwangerschaftswoche. Aber wie viele Extra-Pfunde sind normal?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Dass eine Frau während der Schwangerschaft zunimmt, ist völlig normal. Zum einen wächst das Kind im Bauch heran und wiegt von Tag zu Tag etwas mehr. Zum anderen verändert sich der Körper der werdenden Mutter und stellt sich darauf ein, das Kind ausreichend mit Energie und Nährstoffen zu versorgen. Zu viele Kilos sollten es jedoch nicht sein. Und auch Untergewicht kann der Gesundheit von Mutter und Kind schaden.

Als Faustregel gilt: Eine normalgewichtige Frau nimmt in der Schwangerschaft zwischen 10 und 16 Kilogramm zu. Wie groß die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft tatsächlich ist, hängt nicht nur von Ihrer Ernährung ab, sondern von vielen weiteren Faktoren. So nehmen schlankere Frauen für gewöhnlich in der Schwangerschaft mehr zu als fülligere.

Zu Beginn der Schwangerschaft ist es aufgrund der Hormonumstellung und der häufig auftretenden Schwangerschaftsübelkeit möglich, dass die Schwangere zunächst sogar abnimmt. Andere Frauen bemerken schon vor dem vierten Monat ein Bäuchlein, das jedoch meist hormonell bedingt ist.

Wichtig ist, dass Sie gleichmäßig zunehmen beziehungsweise sich die Gewichtszunahme zum Ende der Schwangerschaft hin steigert:

  • Nehmen Sie plötzlich sehr viel Gewicht zu (über 0,5 Kilo pro Woche über mehrere Wochen), kann das Hinweis auf eine sogenannte Präeklampsie oder einen Schwangerschaftsdiabetessein.
  • Nehmen Sie über einen längeren Zeitraum hinweg gar nicht zu, kann das auf eine Mangelernährung bei Ihnen oder auf ein verzögertes Wachstum Ihres Kindes hinweisen.

Wie viel Sie bis zur Geburt zugenommen haben, lässt jedoch keinen Schluss auf das Gewicht des ungeborenen Kindes zu. Dieses kann während der Schwangerschaft mithilfe von Ultraschalluntersuchungen lediglich geschätzt werden.

Achtung! Es gilt nicht: "Du musst doch jetzt für zwei essen." Schwangere benötigen lediglich zwischen 250 kcal und 500 kcal mehr pro Tag.

Warum nimmt man zu?

Woher kommt die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, warum nimmt man in einer Schwangerschaft überhaupt zu? Natürlich wächst das Kind heran, wird größer und schwerer. Doch bei einem durchschnittlichen Geburtsgewicht von 3.500 Gramm bleiben noch bis zu 14,5 Kilogramm zusätzliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft übrig. Diese ergeben sich durch:

  • die Plazenta (Mutterkuchen),
  • ein erhöhtes Blutvolumen der Mutter,
  • das Brustwachstum,
  • das Fruchtwasser,
  • Wassereinlagerungen der Mutter sowie
  • die vergrößerte Gebärmutter.

Außerdem lagert der Körper vieler Frauen Fett ein, um während der Stillzeit optimal versorgt zu sein.

Video: Fünf Krankheiten, die durch ungesunde Ernährung entstehen können

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: Welches Gewicht ist normal?

Normalgewichtige Frauen nehmen während der Schwangerschaft ungefähr zwischen 10 und 16 Kilogramm zu.

Bei Unter- und Übergewichtigen können diese Zahlen entsprechend nach oben oder unten abweichen: Schlanke Frauen nehmen in der Regel eher mehr zu, übergewichtige Frauen eher weniger. Als Richtwert gilt hier der BMI, den die Frau vor der Schwangerschaft hatte:

  • BMI unter 18,5 (= Untergewicht): Zunahme in der Schwangerschaft 12,5 bis 18 kg
  • BMI 18,5 bis 24,9 (= Normalgewicht): Zunahme in der Schwangerschaft 11,5 bis 16 kg
  • BMI 25 bis 29,9 (= Übergewicht): Zunahme in der Schwangerschaft 7 bis 11,5 kg
  • BMI über 30 (starkes Übergewicht, Adipositas): Zunahme in der Schwangerschaft 5 bis 9 kg

Im Durchschnitt nehmen Schwangere wöchentlich etwa 0,5 Kilogramm zu, wobei die größte Gewichtszunahme meist im mittleren Drittel der Schwangerschaft (2. Trimester ) liegt. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft muss die werdende Mutter entsprechend mehr an Gewicht zunehmen.

Wenn Ihre Gewichtszunahme in der Schwangerschaft nicht genau in diese Werte fällt, müssen Sie sich nicht gleich Sorgen machen. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Hebamme, wenn Sie unsicher sind. Diese können Ihr Gewicht und Ihre Gesundheit überwachen und Ihnen signalisieren, wenn die Gewichtszunahme aus dem Ruder läuft.

Für schwangere Teenager gelten andere Empfehlungen, da sie häufig selbst noch im Wachstum sind und daher in einer Schwangerschaft mehr zunehmen müssen als ältere Frauen.

Für eine gesunde und angemessene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sollten Sie sich ausgewogen ernähren und viel bewegen. Als Richtwert gilt, dass Sie nun täglich etwa 250 bis 500 Kilokalorien mehr benötigen als vor der Schwangerschaft.

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: Ist Übergewicht ein Problem?

Leichtes Übergewicht in der Schwangerschaft ist in der Regel kein Problem. Auch einer Neigung zu leichtem Übergewicht noch vor der Schwangerschaft ist nichts entgegenzusetzen. Ihr Körper wird sich auf die Schwangerschaft einstellen und später ein gesundes Kind austragen.

Ein zu hohes Gewicht kann jedoch zu Problemen führen. Wenn der BMI 30 oder mehr beträgt, spricht man von einer adipösen Veranlagung. Adipositas (Fettsucht) kann den Verlauf einer Schwangerschaft erheblich beeinflussen und gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für Frühgeburten. Außerdem führt Übergewicht häufiger zu einer sogenannten Übertragung. Das bedeutet: Die Schwangerschaft dauert länger als 40 Wochen. Damit das Baby nicht zu lange in der Gebärmutter verbleibt, leiten die Ärzte in diesem Fall die Wehen künstlich ein oder führen einen Kaiserschnitt durch.

Aber nicht nur kurz vor der Entbindung können durch zu starkes Übergewicht Probleme auftreten. Auch während der Schwangerschaft erschwert sich für stark übergewichtige Frauen der Alltag:

  • Das zusätzliche Gewicht drückt auf die ohnehin schon überlasteten Gelenke.
  • Auch Routineuntersuchungen wie der Ultraschall können zum Problem werden, da das eingelagerte Bauchfett das Bild beeinträchtigt und so wichtige Daten des Kindes nicht vollständig erfasst werden können.
  • Außerdem ist u.a. das Risiko erhöht, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken.

Diese Komplikationen betreffen allerdings nur eine geringe Anzahl von werdenden Müttern. Ein paar Pölsterchen richten bei der Schwangeren und ihrem Kind keinen Schaden an und sollten nicht den Appetit auf die eine oder andere Leckerei nehmen. Sie können also ohne Sorge ab und an ein wenig Nervennahrung genießen, um sich und das Baby zu verwöhnen – solange Sie es nicht übertreiben.

Vorsicht bei rascher Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Eine besonders schnelle Gewichtszunahme in der Schwangerschaft (mehr als 1 kg pro Woche) ist meist einer falschen Ernährung geschuldet. Sie kann aber auch ein Risiko beziehungsweise Anzeichen für bestimmte Erkrankungen sein. Dazu zählen vor allem:

  • Präeklampsie: Eine Präeklampsie kann für die Mutter und das Ungeborene lebensgefährlich sein. Mögliche Symptome sind Bluthochdruck und eine vermehrte Eiweißausscheidung im Urin
  • Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes): Der Blutzuckerspiegel ist während der Schwangerschaft krankhaft erhöht. Damit steigt das Risiko für Komplikationen wie z.B. eine Präeklampsie, Harnwegsinfekte, aber auch für gesundheitliche Beeinträchtigungen beim Kind; das Ungeborene kann sehr groß und schwer werden, was die Geburt erschwert.

Abnehmen in der Schwangerschaft?

Ob übergewichtig oder nicht: Schwangere sollten dringend von Fastentagen und Diäten absehen, die nicht medizinisch notwendig sind. Die werdende Mutter entzieht ihrem Körper mit Fastenkuren oder Diäten wichtige Vitamine, Nährstoffe und Spurenelemente.

Vor Obst- oder Reistagen wird ebenfalls gewarnt. Während der Schwangerschaft sind diese beliebten Entwässerungsdiäten nicht nur wirkungslos, sie schädigen schlimmstenfalls Mutter und Kind. Allerdings dürfen und sollten Sie in der Schwangerschaft in gesunden Grenzen Sport treiben.

Abnehmen in der Schwangerschaft kann die Entwicklung des Babys stören, denn es wird dann unter Umständen nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Dies kann zu nicht vorhersehbaren gesundheitlichen Schäden führen.

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: Was tun bei Untergewicht?

Untergewicht in der Schwangerschaft kann ebenso schädlich für das Ungeborene sein wie starkes Übergewicht. Nimmt die werdende Mutter über längere Zeit wenig oder gar nicht zu, kann dies zum Beispiel auf eine Mangelernährung der Schwangeren oder eine Wachstumsstörung des Kindes hinweisen. Bei Essstörungen wie Magersucht und Bulimie müssen Mutter und Kind ärztlich überwacht werden.

Wenn eine Schwangere zu wenig zunimmt oder gar abnimmt, steigt das Risiko für eine Frühgeburt. Auch kann es sein, dass das Baby bei der Geburt zu wenig wiegt.

Nach der Schwangerschaft: Pfunde loswerden

Einige Frauen verlieren das zugenommene Gewicht nach der Geburt relativ schnell. Bei den meisten dauert es jedoch einige Zeit, bis sie wieder in die alte Kleidung passen. Im Schnitt dauert es sechs Monate, bis das alte Gewicht nach der Geburt wieder erreicht wurde – oft hört man auch die Aussage "Neun Monate kommt's, neun Monate geht's".

Bei der Geburt verliert man zunächst das Gewicht des Neugeborenen, also im Schnitt 3,5 Kilogramm, sowie das Gewicht der Plazenta und des Fruchtwassers. In den folgenden Tagen und Wochen wird das Blutvolumen der Mutter auf den normalen Stand zurückgehen und eingelagertes Wasser ausgeschwemmt. Häufig purzeln die Pfunde während der Stillzeit, da die junge Mutter nun besonders viele Kalorien benötigt.

Wenn Sie nicht abnehmen oder sogar noch zunehmen, sollten Sie versuchen, die überschüssigen Kilos loszuwerden. Am besten geht das mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung, am besten an der frischen Luft. Auf eine Diät sollten Sie hingegen während der Stillzeit verzichten, da dies die Qualität und Menge der Muttermilch beeinträchtigen kann.