Eine Frau mit einem älteren Herrn auf dem Wochenmarkt.
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Essen und Trinken im Alter: Wenn es Oma oder Opa nicht mehr schmecken will

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 27.12.2021

"Du musst mehr essen!" Diesen Satz hat schon der eine oder andere zu seinen betagten Eltern oder Großeltern gesagt. Doch an der Umsetzung hapert es oft, denn mit dem Alter nehmen Hunger- und Durstgefühl ab. In manchen Fällen kann der Spaß am Essen sogar ganz verloren gehen, etwa wenn das Kauen mit Schmerzen verbunden ist. Doch es gibt einige Möglichkeiten, um den Appetit ein Stück weit wieder anzuregen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Essen und Trinken im Alter: Wenn es Oma oder Opa nicht mehr schmecken will

Wenn der Körper Energie benötigt, bekommt der Mensch Hunger und möchte etwas essen – so sollte es sein. Und auch der Anblick eines lecker aussehenden, verführerisch duftenden Mahls weckt das Bedürfnis zur Nahrungsaufnahme. Bei betagten Personen sind Hunger beziehungsweise Appetit hingegen mitunter stark vermindert. Im Alter sind Menschen schneller satt, schmecken und riechen schlechter als in jungen Jahren und haben möglicherweise auch Beschwerden beim Kauen. Viele trinken zudem zu wenig, weil sie keinen Durst empfinden und die Flüssigkeitsaufnahme schlichtweg vergessen.

Drohende Mangelernährung

Der Energiebedarf ist bei älteren Menschen niedriger als bei jüngeren, der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen ist hingegen ebenso hoch oder sogar höher. Viele Ältere nehmen zu wenig Nährstoffe auf. Hinter manchen Beschwerden, die als Symptome einer allgemeinen "Altersschwäche" angesehen werden, kann in Wahrheit eine Unterversorgung stecken. Mögliche Anzeichen sind zum Beispiel Müdigkeit, Schwächegefühl, Gewichtsverlust und ein verminderter Antrieb.

Den Appetit gezielt anregen

Was für jüngere Menschen gilt, sollte auch bei der älteren Generation Berücksichtigung finden: Das Auge isst mit. Ein lieblos aufgetischtes Mahl wird sicherlich weniger zum Appetit anregen als ein Essen, das ansehnlich auf dem Teller angerichtet wurde.

Nicht nur mit einer appetitlich aussehenden Speise können Sie etwas bewirken. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, um die Lust auf etwas Essbares zu wecken. Sorgen Sie zum Beispiel für Abwechslung und bieten Sie eine möglichst große Vielfalt unterschiedlicher Nahrungsmittel an. Auch wenn die Resonanz zunächst etwas mager ausfallen sollte, sollten Sie an dieser Idee festhalten.

Unsere Tipps:

  • Richten Sie jede Speise geschmackvoll und appetitlich an, auch wenn der Angehörige keinen Hunger signalisiert.
  • Setzen Sie dabei auf starke Kontraste, da das Sehvermögen im Alter oft nachlässt.
  • Bieten Sie lieber jeden Tag mehrere kleine Portionen an als wenige große.
  • Das Essen sollte in einer ruhigen, angenehmen Atmosphäre stattfinden.
  • Wenn möglich, gehen Sie regelmäßig gemeinsam ein paar Schritte an der frischen Luft.
  • Ballaststoffe in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse regen die bei Älteren oft verlangsamte Darmtätigkeit an und wirken so Verstopfung und übermäßigem Sättigungsgefühl entgegen.
  • Kräuter oder Gewürze regen den Geschmackssinn an und wecken den Appetit.

Behalten Sie die Trinkmenge im Auge

Mangelndes Durstgefühl ist ein häufiges Problem bei älteren Menschen. Viele bemerken gar nicht, dass sie tagsüber kaum etwas getrunken haben. Andere wiederum vermeiden absichtlich, viel zu trinken, weil sie befürchten, nachts zu oft auf die Toilette zu müssen.

Unsere Tipps:

  • Reichen Sie zu jeder Mahlzeit ein Getränk, vorzugsweise Wasser, Kräuter- oder Früchtetee oder Saftschorle.
  • Fragen Sie den Angehörigen, welches Getränk ihm besonders gut schmeckt. Bieten Sie ggf. mehrere Getränke zur Auswahl an.
  • Wenn Sie nicht sicher sind, ob die Person ausreichend trinkt, kann ein Trinkprotokoll hilfreich sein. Notieren Sie, wann und wie viel getrunken wurde (z.B. mit einer "Strichliste" für jedes Getränk). 1,5 bis 2 Liter sollten es normalerweise sein. Fragen Sie im Zweifelsfall vorher den behandelnden Arzt.
  • Sorgen Sie für Routine, etwa, indem Sie ein leergetrunkenes Glas direkt wieder auffüllen oder direkt nach dem Aufstehen ein Getränk anbieten.
  • Stellen Sie Ihrem Angehörigen die "tägliche Ration" gut sichtbar bereit.

Das Essen erleichtern

Schlecht sitzende Prothesen, Entzündungen im Mundraum oder bestimmte Erkrankungen können das Essen beschwerlich machen. Versuchen Sie in diesem Fall, die Nahrungsaufnahme so angenehm wie möglich zu machen, indem Sie Speisen entsprechend zubereiten.

Unsere Tipps:

  • Schneiden Sie harte Bestandteile ab, z. B. Brotrinde oder die Schale von Äpfeln.
  • Schneiden Sie Fleisch in mundgerechte kleine Stücke.
  • Ggf. ist es sinnvoll, dass Sie Speisen pürieren oder Gekochtes mit der Gabel zerdrücken. Rohkost (z. B. Möhren) können Sie in geraspelter Form anbieten.
  • Ersetzen Sie harte Speisen durch weichere Alternativen. Zum Beispiel können Sie statt eines Steaks ein Fischfilet zubereiten.