Verschiedene Blutproben und ein Mikroskop
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Blutbestandteile

Von: Onmeda-Redaktion, Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 19.05.2020

Rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen, Blutplasma: Das Blut setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Jeder einzelne trägt dazu bei, dass der Körper reibungslos funktioniert. Ist das Verhältnis der Blutbestandteile verändert, kann dies auf eine Erkrankung hinweisen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Blutbestandteile: Was ist im Blut enthalten?

4 bis 6 Liter – so viel Blut fließt in einem erwachsenen Menschen. Bei Normalgewichtigen macht das Blut etwa 6 bis 8 Prozent des Körpergewichts aus.

Blut hat feste und flüssige Bestandteile:

  • Der flüssige Anteil ist das Blutplasma. Es macht mit rund 55 Prozent den größten Anteil des Blutes aus. Blutplasma besteht hauptsächlich aus Wasser. Darin sind unter anderem viele verschiedene Eiweiße gelöst. Außerdem enthält Blutplasma zum Beispiel Calcium-, Kalium- und Magnesium-Ionen.
  • Die festen, sog. zellulären Anteile bezeichnen Mediziner als korpuskuläre Blutbestandteile. Dazu zählen rote und weiße Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten).

Blutbestandteile auf einen Blick

Das Blut setzt sich zusammen aus:

  • flüssigem Blutplasma; darin enthalten sind vor allem
  • festen (zellulären) Anteilen; dazu zählen
    • rote Blutkörperchen (Erythrozyten),
    • weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und
    • Blutplättchen (Thrombozyten).

Bestimmt die Dicke des Bluts: der Hämatokrit-Wert

Wie hoch der Anteil fester und flüssiger Bestandteile im Blut einer Person ist, kann der Arzt mithilfe des Hämatokrit-Werts bestimmen. Je mehr feste Bestandteile im Blut sind, desto höher ist der Wert – und desto "dicker" das Blut. Ein niedrigerer Wert hingegen bedeutet, dass das Blut besonders flüssig ist.

Rote Blutkörperchen: Die Sauerstofflieferanten

Die roten Blutkörperchen heißen auch Erythrozyten. Sie sind die einzigen kernlosen Zellen des menschlichen Körpers.

Sie haben die Form eines runden Scheibchens mit einer beidseitigen mittigen Eindellung. Zu erkennen sind sie nur unter dem Mikroskop: Sie haben einen Durchmesser von ungefähr sieben Mikrometern und sind etwa zwei Mikrometer dick. Im Vergleich dazu beträgt der Durchmesser eines Haars etwa 100 Mikrometer.

Die Hauptaufgabe der roten Blutkörperchen ist, vor allem Sauerstoff (O2) und in geringen Mengen Kohlendioxid (CO2) zwischen der Lunge und den Organen beziehungsweise Geweben zu transportieren.

Wie und wo entstehen rote Blutkörperchen?

Erythrozyten reifen im roten Knochenmark heran. Ausnahme: Beim ungeborenen Kind (Fötus) bilden sich die roten Blutkörperchen in Leber und Milz.

Ist zu wenig Sauerstoff im Blut, bilden die Nieren vermehrt ein bestimmtes Hormon: das Erythropoetin (kurz: EPO). Es regt die Produktion weiterer roter Blutkörperchen im Knochenmark an, damit mehr Sauerstoff transportiert werden kann. Hat sich der Sauerstoffgehalt wieder normalisiert, sinkt auch der Erythropoetin-Spiegel und es bilden sich entsprechend weniger rote Blutkörperchen.

Die Lebensdauer der roten Blutkörperchen beträgt etwa 120 Tage. Während sie im Körper zirkulieren, durchströmen sie regelmäßig die Milz. Hier werden gealterte Erythrozyten ausgesondert und abgebaut. Diesen Vorgang nennt man Blutmauserung. Dabei werden Stoffe frei, die der Körper entweder weiter abbaut, ausscheidet (z.B. Bilirubin) oder wiederverwertet (z.B. Eisen).

Wichtiger Bestandteil: Der Blutfarbstoff Hämoglobin

Die roten Blutkörperchen enthalten Hämoglobin (Hb). Dies ist ein eisenhaltiges Protein, das den Erythrozyten ihre charakteristische rote Färbung gibt. Daher ist Hämoglobin als Blutfarbstoff bekannt.

Hämoglobin ist lebenswichtig: Ohne Hämoglobin wären die roten Blutkörperchen nicht in der Lage, ihre Hauptaufgabe – den Sauerstofftransport – zu erfüllen. Damit der Sauerstoff im Körper verteilt werden kann, bindet er an die Eisenmoleküle des Hämoglobins.

Damit der Körper Hämoglobin bilden kann, benötigt er Eisen, Vitamin B12 und Folsäure in ausreichenden Mengen.

Welche Werte sind normal?

GeschlechtErythrozytenHämoglobin (Hb)
männlich4,3 bis 5,6 x 106 pro 1 µl13-17 g/dl
weiblich4,0 bis 5,4 x 106 pro 1 µl12-16 g/dl

Bitte beachten Sie: Die Normalwerte (Referenzwerte) können von Labor zu Labor leicht voneinander abweichen. Entscheidend für die Interpretation der Blutwerte sind immer die Referenzwerte das Labors, welches die Untersuchung vorgenommen hat.

Weiße Blutkörperchen: Teil der Immunabwehr

Weiße Blutkörperchen (medizinisch: Leukozyten) sind unter dem Mikroskop leicht von den roten Blutkörperchen zu unterscheiden. Der Grund: Sie enthalten keinen roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) und sind somit weitgehend farblos.

Wozu sind weiße Blutkörperchen da?

Leukozyten sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Sie erfüllen eine Art "Polizeifunktion": Die unterschiedlichen Arten von weißen Blutzellen sind in der Lage, Krankheitserreger anhand ihrer Stoffwechselprodukte aufzuspüren. Sie können die Blutgefäße durch Spalten in den Gefäßwänden verlassen (Diapedese) und Erreger aufnehmen, zerstören und verdauen (sog. Phagozytose).

Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten

Es gibt verschiedene Arten von weißen Blutkörperchen, die bei der Immunabwehr verschiedene Aufgaben erfüllen:

  • Granulozyten: Sie machen den größten Anteil der weißen Blutkörperchen aus und können verschiedene Krankheitserreger bekämpfen.
  • Monozyten: Sie können sich zu "Fresszellen" entwickeln und körperfremde Stoffe regelrecht auffressen.
  • Lymphozyten: Es gibt B- und T-Lymphozyten. B-Lymphozyten sind in der Lage, Antikörper gegen einen ganz bestimmten Erreger zu bilden. T-Lymphozyten können vereinfacht gesagt infizierte Körperzellen erkennen und zerstören lassen.

Granulozyten und Monozyten entstehen im Knochenmark, während die Lymphozyten auch in den Organen und Geweben des sogenannten lymphatischen Systems (Milz, Lymphknoten, Thymus) gebildet werden. Die Größe der Leukozyten liegt zwischen 7 Mikrometern (Lymphozyten) und 20 Mikrometern (Monozyten).

Welche Werte sind normal?

Bei Männern und Frauen sollten die Leukozytenwerte zwischen 4.800 bis 10.000 pro Mikroliter Blut liegen.

Bitte beachten Sie: Die Normalwerte (Referenzwerte) können von Labor zu Labor leicht voneinander abweichen. Entscheidend für die Interpretation der Blutwerte sind immer die Referenzwerte das Labors, welches die Untersuchung vorgenommen hat.

Blutplättchen: Wichtig für die Blutgerinnung

Blutplättchen heißen auch Thrombozyten. Die dünnen, farblosen Scheibchen haben einen Durchmesser von etwa drei Mikrometern. Sie entstehen im Knochenmark aus sogenannten Knochenmarksriesenzellen (Megakaryozyten).

Thrombozyten tragen hauptsächlich zur Blutgerinnung bei.

Welche Werte sind normal?

Bei Männern und Frauen sollte der Thrombozytenwert zwischen 100.000 bis 345.000 pro Mikroliter Blut liegen.

Bitte beachten Sie: Die Normalwerte (Referenzwerte) können von Labor zu Labor leicht voneinander abweichen. Entscheidend für die Interpretation der Blutwerte sind immer die Referenzwerte das Labors, welches die Untersuchung vorgenommen hat.

Flüssige Blutbestandteile: Das Blutplasma

Als Blutplasma bezeichnen Ärzte die flüssigen Bestandteile des Bluts. Blutplasma besteht zu 90 Prozent aus Wasser und enthält keine Blutzellen.

Im Plasma befinden sich unter anderem Eiweiße, Elektrolyte wie Salze, Nährstoffe wie Fett und Traubenzucker sowie Hormone.

Plasmaeiweiße

Blutplasma enthält sogenannte Plasmaeiweiße (ca. 70g Eiweiß/l). Dazu gehören unter anderem Fibrinogen, Albumin und Globuline.

Fibrinogen ist für die Blutgerinnung verantwortlich. Wird es bei der Gerinnung verbraucht, bezeichnet man die verbleibende Flüssigkeit als Blutserum.

Es gilt: Blutplasma ohne Fibrinogen = Blutserum.

Die Plasmaeiweiße erfüllen im Körper vielfältige Funktionen. Sie tragen zum sogenannten kolloidosmotischen Druck bei. Das heißt: Sie verhindern, dass zu viel Flüssigkeit aus der Blutbahn in die Gewebe gerät. Sinkt der Eiweißgehalt des Blutes, zum Beispiel bei eiweißarmer Ernährung, entstehen Wasseransammlungen im Gewebe.

Eine weitere wichtige Funktion der Plasmaeiweiße ist ihre Fähigkeit, verschiedene Stoffe zu binden. Auf diese Weise kann das Blut auch wasserunlösliche Substanzen transportieren.

Elektrolyte

Im Blutplasma sind verschiedene Elektrolyte enthalten, unter anderem in Form von Salzen. Neben Natriumchlorid (Kochsalz), das den Großteil des Salzgehalts ausmacht, sind KaliumCalcium- und Magnesium-Salze in kleineren Mengen vorhanden. Als Bikarbonate und Phosphonate erhalten die Salze den leicht alkalischen pH-Wert des Bluts von 7,4 aufrecht (Pufferwirkung). Kalium und Calcium, die nur in geringen Mengen im Blut vorliegen, sind für die Erregbarkeit von Nerven und der Kontraktion von Muskeln unbedingt notwendig.