Das Bild zeigt eine Ratte.
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Yersinia pestis

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 10.03.2021

Yersinia pestis ist der Erreger der Pest. Die Bakterienart hatte vor allem im Mittelalter als Erreger von Pestpandemien große Bedeutung, als Millionen von Menschen dem sogenannten "schwarzen Tod" zum Opfer fielen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Im Mittelalter verstarben infolge der zweiten großen Pestpandemie (1347-1351) um die 25 Millionen Menschen – im Vergleich dazu sind die heutigen Pestzahlen gering: Pro Jahr kommt es weltweit zu circa 2.500 Pestfällen und 200 Todesfällen, gut 99 Prozent der Erkrankungs- und Todesfälle ereignen sich hierbei in Afrika.

Bei Yersinia pestis handelt sich um kurze Stäbchenbakterien, die einzeln, in kurzen Ketten oder in Haufen vorkommen. Yersinia-pestis-Bakterien sind von einer Kapsel umgeben, die ihnen einen gewissen Schutz vor den Fresszellen des Immunsystems bietet.

Yersinia pestis befällt vor allem Nagetiere, insbesondere Ratten. Über Flöhe, die Blut von infizierten Nagern saugen und danach versehentlich auf einem Menschen landen, kann die Pest auch auf den Menschen übertragen werden.

Im Vormagen der Flöhe findet der Pesterreger Umweltbedingungen vor, in denen sie sich in großer Zahl vermehren können. Teilweise werden dabei so große Bakterienmengen erreicht, dass der Zugang zum Floh-Vormagen blockiert wird. Sticht der Floh das nächste Mal zu, würgt er die Pestbakterien zuerst in die Blutbahn des neuen Opfers, um wieder Blut saugen zu können. Auf diese Weise können auf einen Schlag recht hohe Bakterienzahlen in den Blutkreislauf gelangen: teilweise mehr als 10.000 Yersinia-pestis-Bakterien.

Normalerweise gehen Rattenflöhe erst auf den Menschen über, wenn es keinen anderen passenden Wirt gibt – also zum Beispiel bereits viele Ratten einer Nagerpest zum Opfer gefallen sind. Dies war vor allem bei den früheren großen Pestpandemien der Fall. Kommt es heutzutage zu Übertragungen von Yersinia pestis von Nagetieren auf den Menschen, geschieht dies jedoch eher versehentlich und nur vereinzelt.

Beim Menschen führt Yersinia pestis zur beulenartigen Anschwellung von Lymphknoten und damit zur sogenannten Beulenpest. Über die Blutbahn können sich die Bakterien jedoch weiter im Körper verbreiten und so auch zu Lungenpest führen. Während die Beulenpest in der Regel gut mit Antibiotika zu behandeln ist, endet die Lungenpest rasch tödlich, wenn nicht rechtzeitig eine Therapie eingeleitet wird. Die Lungenpest ist zudem auch für andere Menschen sehr gefährlich, da die Patienten beim Husten hochinfektiöse Tröpfchen abgeben, die andere infizieren können. Auf diesem Weg infizierte Personen entwickeln direkt die Lungenpest und keine Beulenpest.

Die Pest zählt zu den sogenannten Zoonosen, also Erkrankungen, die normalerweise bei Tieren vorkommen, aber auch auf den Menschen übertragbar sind.

Krankheiten

Yersinia pestis, der Pesterreger, kommt auch heute noch vor. Man findet ihn hauptsächlich bei Nagetieren, insbesondere bei Ratten. Diese stecken sich untereinander über direkten Kontakt an oder indirekt über Rattenflöhe, die zuvor ein mit Pest infiziertes Tier gestochen haben und danach auf ein gesundes Tier übergehen.

Menschen stecken sich vor allem über den Kontakt zu erkrankten oder toten infizierten Tieren beziehungsweise durch deren Flöhe an. Yersinia-pestis-Bakterien gelangen dabei durch Flohstiche oder Wunden in den Körper. In den Lymphknoten beginnt der Pesterreger sich zu vermehren. Die für die Pest typischen schmerzhaften, blutunterlaufenen und geschwollenen Lymphknoten entstehen nach circa zwei bis sechs Tagen. Man bezeichnet sie als Bubonen oder Beulen (Beulenpest). Mit dem Befall der Lymphknoten gehen schwere Allgemeinreaktionen einher, wie Fieber, ein schweres Krankheitsgefühl sowie Zustände von Benommenheit und Verwirrtheit. Die sogenannte Beulenpest ist die häufigste Verlaufsform der Erkrankung. Bei rechtzeitiger Behandlung mit Antibiotika überleben 95 bis 99 Prozent der Betroffenen. Ohne Therapie sinkt die Überlebensrate auf 40 bis 70 Prozent.

Bei etwa der Hälfte der Pest-Erkrankten gehen die Bakterien von den befallenen Lymphknoten ins Blut über und können zu einer Blutvergiftung führen: der sogenannten Pestsepsis. Sie tritt bei einem besonders schweren Pestverlauf auf, der unbehandelt tödlich endet.

Über das Blut können auch alle anderen Organe mit dem Pesterreger infiziert werden. Erreicht Yersinia pestis auf diesem Weg auch die Lunge (sog. Lungenpest), husten Betroffene winzige, infektiöse Tröpfchen mit Pestbakterien ab. Die Lungenpest ist hoch ansteckend und endet unbehandelt tödlich.

Epidemiologie und Prophylaxe

Erkrankungen durch Yersinia pestis kommen auch heute noch vereinzelt vor. Pestfälle treten immer wieder vor allem in Zentral- und Südafrika, aber auch in Südost- und Nordasien, Teilen der früheren Sowjetunion, Südamerika und in den südwestlichen Staaten der USA (v.a. in Nord-New-Mexico, Nord-Arizona und Süd-Colorado sowie in Kalifornien, Süd-Oregon und äußeres West-Nevada) auf. Das Erregerreservoir sind Pest-infizierte Nagetiere (wie Ratten, aber auch andere Nager) und deren Flöhe.

Aus diesem Grund wird in den US-amerikanischen Nationalparks in den betroffenen Gebieten auch davor gewarnt, Nagetieren aus der Familie der Hörnchen wie zum Beispiel dem Felsenziesel (engl. rock squirrel) zu nahe zu kommen. Aber auch vor Kontakt zu anderen Nagern wie Präriehunden (engl. prairie dogs) oder Streifenhörnchen (engl. chipmunks) wird gewarnt.

Pest-Erkrankte und deren Kontaktpersonen müssen isoliert werden. Dies gilt besonders für Lungenpestkranke, weil die beim Husten freiwerdenden Tröpfchen besonders ansteckend sind. Pestfälle sind in Deutschland meldepflichtig.

Es gibt Impfstoffe gegen Yersinia pestis, die aber nur für einen kurzen Zeitraum schützen und auch nur gegen Beulenpest. Wird die Pest rasch erkannt, ist eine Behandlung durch Antibiotika möglich und die Heilungschancen sind gut.