Das Bild zeigt Hände, die eine Konservendose in der Hand halten.
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Clostridium botulinum

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022 - 14:46 Uhr

Clostridium botulinum ist eine Bakterienart, die über verunreinigte Lebensmittel in den menschlichen Körper gelangen kann. Das Gefährliche an Clostridium botulinum: Es produziert das stärkste aller bisher bekannten Bakteriengifte – das auf das Nervensystem wirkende Botulinumtoxin. Schon kleinste Mengen Botulinumtoxin lösen eine Vergiftung aus, den sogenannten Botulismus.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Es war der Belgier Emile van Ermengem, welcher 1896 erstmals das giftbildende Bakterium isolierte und es Clostridium botulinum (lat. botulus = Wurst) nannte. Ermengem hatte einen Schinken untersucht, dessen Genuss für drei Menschen tödlich gewesen war. Bereits 1820 hatte Justinus Kerner eine Vergiftung durch Wurstwaren beschrieben, welcher er den Namen Botulismus gegeben hatte – erst 76 Jahre später konnte Clostridium botulinum als Auslöser ermittelt werden.

Clostridium botulinum ist weltweit zu finden und kommt natürlicherweise im Boden vor. Es ist ein anaerobes Bakterium, das heißt, es wächst nur dort, wo kein Sauerstoff vorhanden ist. Daher kann sich Clostridium botulinum zum Beispiel gut in vakuumverpackten Lebensmitteln vermehren und dort das Botulinumtoxin entwickeln. Nach dem Verzehr eines verunreinigten Nahrungsmittels treten Stunden bis Tage später Vergiftungserscheinungen auf. Dieser sogenannte Botulismus äußert sich unter anderem durch neurologische Ausfälle und kann im schlimmsten Fall zum Tod durch Atemlähmung führen. Die gute Nachricht: Botulismus tritt in Deutschland nur selten auf (unter zehn Fälle pro Jahr). Zudem können Sie vorbeugen, indem Sie zum Beispiel Gerichte lange genug erhitzen beziehungsweise kochen – denn das Nervengift ist hitzeempfindlich.

Das von Clostridium botulinum produzierte Botulinumtoxin kann – in sehr geringen Dosen – auch für medizinische Zwecke zum Einsatz kommen, so zum Beispiel zur Verringerung der Schweißbildung im Rahmen der sogenannten Hyperhidrose. Bekannt ist es außerdem in der kosmetischen Chirurgie als faltenglättendes Mittel. Botulinumtoxin ist so stark, dass es sogar als Biowaffe verwendet werden könnte.

Morphologie und Kultur

Clostridium botulinumist ein dickes, stäbchenförmiges Bakterium, das widerstandsfähige Dauerformen (Sporen) bilden kann. Die Sporen dienen dazu, das Bakterium zu verbreiten und vor ungünstigen Umweltbedingungen zu schützen. Clostridium botulinum ist rundum mit Geißeln besetzt, die der Fortbewegung dienen. Die Bakterien können nur unter Sauerstoffausschluss wachsen (sog. anaerobes Wachstum) – daher können sie sich in vakuumverpackten Lebensmitteln besonders gut vermehren, wenn sie einmal dort hineingeraten sind.

Die Art Clostridium botulinum gehört zur Gattung Clostridium aus der Familie der Clostridiaceae.

Botulinumtoxin

Das Bakterium Clostridium botulinum bildet einen Giftstoff: das auf die Nervenzellen wirkende Botulinumtoxin. Botulinumtoxin bildet das Bakterium in insgesamt sieben Varianten, davon wirken vier (die Typen A, B, E und selten F) auf den Menschen hochgiftig.

Botulinumtoxin ist das stärkste aller bekannten Bakteriengifte (insbesondere Botulinumtoxin A) – etwa 0,01 Milligramm reichen aus, um einen Menschen zu töten.

Das Botulinumtoxin verhindert, dass der Botenstoff (Neurotransmitter) Acetylcholin im Gehirn freigesetzt wird. Ohne diesen Botenstoff können jedoch bestimmte Informationen nicht von Nervenzelle zu Nervenzelle übertragen werden – es kommt zu Lähmungen in den Muskeln.

Während die Sporen von Clostridium botulinum Hitze überdauern können, ist das von den Bakterien produzierte Botulinumtoxin hitzeempfindlich und verliert seine Wirkung, wenn es lange genug Hitze ausgesetzt wird.

Krankheiten

Die BakterienartClostridium botulinum nimmt der Mensch über verdorbene Lebensmittel (z.B. aus Konservendosen oder Räucherfisch) in den Körper auf. Unter den dort herrschenden sauerstoffarmen Bedingungen können sich die Bakterien vermehren und das Nervengift (Neurotoxin) namens Botulinumtoxin bilden. Gelangt das Gift über die Nahrung in den Körper, kommt es bei der Person zum sogenannten Botulismus, einer lebensbedrohlichen Form der Lebensmittelvergiftung. Über den Magen-Darm-Trakt gerät Botulinumtoxin in das periphere Nervensystem und führt dort unter anderem zu Lähmungserscheinungen.

Clostridium botulinum ist also nicht der eigentliche Verursacher der Beschwerden – für einen erwachsenen Menschen sind die Sporen, also die Dauerformen des Bakteriums, zum Beispiel harmlos –, sondern das von den Bakterien produzierte Botulinumtoxin. Das Bakterium Clostridium botulinum befindet sich demnach nicht zwangsläufig im Körper, wenn eine Person etwas Verdorbenes gegessen hat. Allein das Botulinumtoxin führt zu den Vergiftungserscheinungen.

Etwa zwölf Stunden bis wenige Tage nach dem Verzehr eines mit Clostridium botulinum verunreinigten Lebensmittels zeigen sich Symptome wie:

Bei höheren Dosen schreiten die Lähmungen weiter fort – im schlimmsten Fall ist auch die Atemmuskulatur betroffen, was tödlich sein kann. Bei Verdacht auf Botulismus gehört die betroffene Person in jedem Fall in ärztliche Behandlung.

Botulismus kommt in Deutschland nur selten vor; 2010 wurden drei Fälle gemeldet. Dies ist vor allem den guten hygienischen Bedingungen in der Lebensmitteltechnologie zu verdanken. Da Clostridium botulinum jedoch sehr verbreitet ist, besteht die Möglichkeit, die Bakterienart in fertige Nahrungsmittel gelangt und dort das Botulinumtoxin bildet.

Säuglings- und Wundbotulismus

Eine Sonderform des Botulismus ist der Säuglingsbotulismus, der vor allem im ersten Lebensjahr auftritt. Das Bakterium Clostridium botulinum gelangt über die Nahrung – vor allem nach dem Verzehr von Honig – in den empfindlichen Darm des Babys und bildet dort das Gift Botulinumtoxin. Säuglingsbotulismus kommt in Deutschland selten vor. Es wird empfohlen, Kindern unter einem Jahr vorsichtshalber keinen Honig zu geben. Beim sehr seltenen Wundbotulismus gelangt Clostridium botulinum über eine offene Wunde in den Körper und produziert dort Botulinumtoxin.

Vorbeugen

Die BakterienartClostridium botulinum ist in der Natur allgegenwärtig. In die Nahrungsmittelkette des Menschen gelangen diese Bakterien und ihr Giftstoff Botulinumtoxin normalerweise nur durch eine unsachgemäße Herstellung von Lebensmitteln und sind vor allem in Konservendosen zu finden. Durch einen sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln kann man einer möglichen Vergiftung vorbeugen.

Das von Clostridium botulinum produzierte Botulinumtoxin ist sehr hitzeempfindlich. Daher sollte man Lebensmittel möglichst kochen. Wer etwa Gemüse selbst einweckt, sollte es anschließend nochmals aufkochen.

Auch wenn Botulismus in Deutschland sehr selten vorkommt: Achten Sie bei Konservendosen darauf, dass diese nicht aufgebläht sind – sie könnten durch Bakterien verunreinigt sein, deren Gase die Dosen ausbeulen. Solche Konserven sollten Sie in jedem Fall entsorgen. Die Sporen von Clostridium botulinum können aber auch in geräuchertem Fisch enthalten sein, so zum Beispiel in Lachs. Speisen mit einem unangenehmen Geruch sollten Sie keinesfalls probieren. Achten Sie bei vakuumverpackten Lebensmitteln wie zum Beispiel Wurstwaren auf eine gute Kühlung. So können sich eventuelle Keime nicht so schnell vermehren.

Das das Botulinumtoxin hitzeempfindlich ist, kann man die Giftstoffe durch einfaches Abkochen der Lebensmittel bei 100 Grad Celsius innerhalb von 15 Minuten (oder 30 Minuten auf 80 Grad Celsius erhitzen) inaktivieren.

Um dem bei Kleinkindern vorkommendem Säuglingsbotulismus vorzubeugen, sollten Sie Babys keinen Honig verabreichen; dieser kann Bakterien der Art Clostridium botulinum enthalten. Gelangen die Bakterien in den empfindlichen Darm der Kinder, können sie dort das Gift Botulinumtoxin bilden und so zum Botulismus führen.