Jemand läuft barfuß über feuchten Erdboden.
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Necator americanus (Hakenwurm der Neuen Welt)

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2021

Necator americanus, der sogenannte „Hakenwurm der Neuen Welt“ oder auch „Todeswurm“ (lat. necator = Töter), wirkt beim Menschen als Krankheitserreger: Der Wurm kann sich nur im Menschen entwickeln, wo er als Parasit im Dünndarm lebt und die sogenannte Hakenwurmkrankheit verursachen kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Damit hat Necator americanus viel mit dem sogenannten Hakenwurm der Alten Welt namens Ancylostoma duodenale gemeinsam: Beide Hakenwürmer, die eng miteinander verwandt sind, haben sich auf den Befall des Menschen spezialisiert und rufen die gleichen Krankheitszeichen hervor. Zudem sind sie sich in ihrer Gestalt sehr ähnlich und ihre Eier sind nicht unterscheidbar. Jedoch hatten die Würmer ursprünglich verschiedene klimatische Verbreitungsgebiete. Heute kommen beide Arten allerdings in vielen Gebieten nebeneinander vor:

  • Necator americanus braucht eine warme und feuchte Umgebung und ist entsprechend in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet – vor allem in Westafrika, Süd- und Südostasien, Mittel- und Südamerika.
  • Ancylostoma duodenale lebt ebenfalls überwiegend in den Tropen und Subtropen, ist aber ebenso (wenn auch seltener) in gemäßigten Klimazonen zu finden.

Hakenwürmer gehören zur Gruppe der Nematoden (Fadenwürmer bzw. Rundwürmer). Neben den beiden für den Menschen wichtigsten Arten Necator americanus und Ancylostoma duodenale gibt es auch viele Hakenwürmer, die vorzugsweise Tiere (z.B. Hunde oder Katzen) befallen: Von den Tieren können die Wurmlarven zwar auf den Menschen übergehen, sich dort aber nicht weiterentwickeln – der Mensch ist also ein Fehlwirt. Die Larven bleiben dann nach der Infektion in der Haut, in der sie sich bis zu ihrem Tod fortbewegen. Dabei können sie geschlängelt aussehende entzündliche Hautveränderungen verursachen (sog. Hautmaulwurf bzw. Larva migrans kutanea).

Weltweit sind etwa 900 Millionen Menschen mit Hakenwürmern der Art Necator americanus oder Ancylostoma duodenale infiziert. Feuchte, schattige, warme Plätze mit sandigem Untergrund begünstigen das Vorkommen der Parasiten.

Der Entwicklungszyklus von Necator americanus

  • Ein mit Necator americanus infizierter Mensch scheidet mit dem Stuhl Wurmeier aus.
  • Aus den Eiern schlüpfen dann nach spätestens zwei Tagen nicht-infektiöse beziehungsweise rhabditiforme Larven (= Erststadium).
  • Innerhalb der folgenden fünf bis acht Tage wachsen die Larven, wobei sie sich zweimal häuten (Larven nach der ersten Häutung = Zweitstadium). Mit der zweiten Häutung entstehen infektiöse beziehungsweise filariforme Larven (= Drittstadium).
  • Zur Infektion des Menschen kommt es, wenn die Larven Kontakt zu unbedeckter Haut haben: Dann bohren sie sich aktiv in die Haut ein. In der Regel passiert dies an den Füßen (beim Barfußlaufen). Infektionen über den Mund – also durch den Verzehr von Nahrungsmitteln, die mit den Larven verseucht sind – können ebenfalls vorkommen.
  • Es folgt die Larvenwanderung, die über mehrere Monate ablaufen kann:
    • Die über die Haut eingedrungenen filariformen Larven gelangen über den Blutweg durch die rechte Herzkammer in die Lunge.
    • Von dort wandern sie durch das Bronchialsystem zum Kehlkopf und gelangen dann über Schluckvorgänge in den Verdauungstrakt.
    • Wenn die Larven den Dünndarm erreichen, bleiben sie dort.
  • Im Dünndarm entwickeln sich die Larven zum geschlechtsreifen Wurm weiter. Die weiblichen Würmer geben im Darm täglich etwa 10.000 Eier ab, die mit dem Stuhl nach draußen gelangen – und der Entwicklungszyklus beginnt von vorn. Die Zeit von der Infektion bis zum Ausscheiden der ersten Eier (sog. Präpatenzzeit) beträgt 5 bis 8 Wochen.

Die infektiösen Larven von Necator americanus können in feuchtwarmer Erde einige Wochen überleben und sich durch feuchtes Erdreich fortbewegen. An der Erdoberfläche richten sie sich – in aus mehreren Larven bestehenden Büscheln – auf. Dabei bewegen sie sich hin und her, um zu einem Wirt zu gelangen. Das Risiko, sich mit Necator americanus zu infizieren, besteht besonders dort, wo der Boden mit menschlichen Fäkalien kontaminiert ist – zum Beispiel weil ordentliche Toiletten und Abwassersysteme fehlen und weil Menschen Stuhl wahllos im Freien absetzen oder menschliche Ausscheidungen als Dünger verwenden.


Die ausgewachsenen Würmer von Necator americanus sind rötlich gefärbt. Die Männchen werden rund 7 Millimeter lang, die Weibchen sind mit rund 10 Millimetern Länge etwas größer. In der Mundkapsel der Hakenwürmer befinden sich zwei sichelförmige Schneideplatten, mit deren Hilfe sich die Würmer an der Darmwand festsetzen. Sie leben einige Jahre hauptsächlich im mittleren (und längsten) Abschnitt des Dünndarms – dem Jejunum – als Parasiten, wo sie sich von Darmzotten ernähren und dabei auch Blut aufnehmen.

Der tägliche Blutverlust eines von Necator americanus befallenen Menschen entspricht pro Wurm bis zu 0,03 Milliliter (bei starkem Wurmbefall kann das einen Blutverlust von rund 50 ml pro Tag ergeben). Die Lebensdauer der geschlechtsreifen Würmer beträgt etwa vier bis fünf Jahre.

Hakenwurmkrankheit

Wenn Necator americanus (sog. Hakenwurm der Neuen Welt) einen Menschen infiziert, kann dieser eine Hakenwurmkrankheit entwickeln. Der sogenannte altweltliche Hakenwurm namens Ancylostoma duodenale kann ebenfalls hinter der Erkrankung stecken: Beide Hakenwürmer gehören zur Gruppe der Fadenwürmer und verursachen die gleichen Symptome. Entsprechend heißt die Hakenwurmkrankheit auch Necatoriasis beziehungsweise Ancylostomiasis.

Wie die Hakenwurmkrankheit verläuft, hängt davon ab, wie viele Würmer sich im Darm befinden und wie der individuelle Gesundheitszustand des infizierten Menschen ist. Als Anzeichen der Infektion mit Necator americanus können an der Infektionsstelle (dort, wo die Larven in die Haut eingedrungen sind) juckende, allergischeHautreaktionen auftreten – vor allem, wenn es sich nicht um den ersten Wurmbefall durch Necator americanus handelt und der Körper bereits Antikörper gegen den Parasiten gebildet hat.

Da die Larven von Necator americanus bei ihrer Wanderung über den Blutweg in der ersten Woche nach der Infektion in die Lunge gelangen, kann sich die Hakenwurmkrankheit zunächst durch Symptome des Lungenbefalls bemerkbar machen. Zu den möglichen Anzeichen für diese sogenannte pulmonale Phase gehören:

Ausschlaggebend für die Hakenwurmkrankheit sind aber die Auswirkungen des Dünndarmbefalls durch Necator americanus: Wenn die Larven auf ihrer weiteren Wanderung den Darm erreichen, siedeln sie sich im Dünndarm an und entwickeln sich dort zu geschlechtsreifen Würmern. Die ausgewachsenen Würmer im Darm haken sich in der Darmschleimhaut fest und saugen Blut: Die Folgen sind Schleimhautschäden und -verluste sowie Blutungen. Die ersten Symptome für diese sogenannte intestinale Phase treten vier bis sechs Wochen nach der Infektion auf. Typisch sind:

Die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch einer Krankheit nennt man Inkubationszeit. Bei der Hakenwurmkrankheit vergehen ...

  • ca. 1 Woche, bis sich der Befall der Lungen zeigt, und
  • ca. 4 bis 6 Wochen, bis die Parasiten im Darm Beschwerden bereiten.

Bei starkem Wurmbefall kann die Hakenwurmkrankheit mit entsprechend großen Blutverlusten verbunden sein – was gleichzeitig einen Eiweißverlust bedeutet, denn: Hämoglobin, der Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen, ist ein Eiweiß. Wer länger mit Necator americanus infiziert ist, entwickelt darum häufig eine ausgeprägte Eisenmangelanämie. Durch den Eiweißverlust können Infizierte zudem abmagern, besonders anfällig für Infekte sein sowie (im Kindesalter) Wachstums- und Entwicklungsstörungen zeigen.

Stark mit Necator americanus infizierte Kinder sind mangelernährt sowie körperlich und geistig beeinträchtigt. Eine schwere Hakenwurmkrankheit kann auch tödlich verlaufen.

Diagnose

Die Hakenwurmkrankheit lässt sich mithilfe einer Stuhlprobe sicher diagnostizieren: Bei Befall mit Necator americanus sind unter dem Mikroskop Hakenwurmeier im Stuhl nachweisbar – allerdings frühestens fünf bis sechs Wochen nach der Infektion. Um festzustellen, welcher Hakenwurm hinter der Erkrankung steckt, ist es nötig, die Larven bis zum infektiösen Stadium anzuzüchten: Die Eier von Necator americanus und von Ancylostoma duodenale sind mikroskopisch nicht zu unterscheiden.

Therapie

Bei der Hakenwurmkrankheit gilt es zum einen, gegen die Symptome anzugehen – also die Blutarmut durch Eisenpräparate (evtl. auch durch Bluttransfusionen) zu behandeln. Zum anderen kommen Wurmmittel (sog. Anthelminthika) zum Einsatz, die gegen Fadenwürmer (Nematoden) wirken: also Benzimidazole wie Mebendazol oder Albendazol, die Sie über den Mund einnehmen können. Gegen Necator americanus ist auch Pyrantelembonat wirksam. Die Mittel bekämpfen die geschlechtsreifen Würmer, nicht die Larven oder Eier. Meist dauert die Behandlung ein bis drei Tage. In der Schwangerschaft sind Nutzen und Risiken der Behandlung sorgfältig abzuwägen, weil die möglichen Auswirkungen auf das ungeborene Kind nicht ausreichend untersucht sind.

Vorbeugen

Anders als viele andere Infektionskrankheiten macht eine durchgemachte Hakenwurmkrankheit nicht immun gegen erneute Infektionen. Ein Impfstoff gegen Necator americanus steht auch nicht zur Verfügung. Wenn Sie sich in einem Verbreitungsgebiet menschlicher Hakenwürmer aufhalten, können Sie sich aber gut vor einer Infektion schützen, indem Sie im Freien immer feste Schuhe tragen und es zum Beispiel möglichst vermeiden, sich auf den Boden zu setzen.

Allgemein ist zum Schutz vor Necator americanus vor allemToiletten- und Abwasserhygiene wichtig. Dazu ist es auch unerlässlich, die (in vielen Verbreitungsgebieten häufig arme) Bevölkerung über die Verbreitungswege der Hakenwürmer aufzuklären, damit sie Latrinen bauen, statt ihren Stuhl verstreut abzusetzen, und Pflanzen während der Wachstumszeit nicht mit menschlichen Ausscheidungen düngen. Unter Umständen kann eine Wurmkur als sogenannte Massenprophylaxe sinnvoll sein.