Mücke überträgt das West-Nil-Fieber.
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West-Nil-Fieber: Übertragung, Symptome und Behandlung

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 07.11.2022

Das West-Nil-Fieber ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Für die Übertragung der Krankheit auf den Menschen sind Stechmücken verantwortlich. Seit 2019 treten zunehmend auch Fälle der Erkrankung in Deutschland auf. Wie kann man sich schützen, welche Symptome zeigen sich und wie sieht die Therapie aus?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist das West-Nil-Fieber?

Die Bezeichnung West-Nil-Fieber erhielt die Erkrankung im Jahr 1937, als man den bis dahin unbekannten Erreger erstmals im West-Nil-Distrikt von Uganda entdeckte. Da das West-Nil-Virus vom Tier auf den Menschen übertragbar ist, gilt die Erkrankung als sogenannte Zoonose.

Durch Zugvögel hat sich das West-Nil-Virus (WNV) mittlerweile weit verbreitet. In Europa trat das West-Nil-Fieber in den letzten Jahren vermehrt in ost- und südeuropäischen Ländern auf (v.a. in Südrussland und Griechenland, aber auch z.B. in Rumänien, Ungarn und Italien) – besonders in Gegenden, in denen es im Spätsommer und Frühherbst viele Mücken gibt.

Auch in Deutschland werden seit 2019 zunehmend Fälle registriert. Fachleute vermuten, dass das West-Nil-Virus in Deutschland überwintert und heimisch wird, sodass es durch die klimatischen Veränderungen zukünftig häufiger Erkrankungen mit dem West-Nil-Fieber geben wird. 

Die meisten Infektionen des Menschen mit dem West-Nil-Virus verlaufen ohne Symptome: Nur jeder fünfte Infizierte entwickelt ein West-Nil-Fieber mit typischerweise leichten grippeähnlichen Beschwerden. Nur einer von 100 Infizierten erkrankt schwer.

Das West-Nil-Virus ist vom Tier auf den Menschen übertragbar – dementsprechend ist das West-Nil-Fieber eine sogenannte Zoonose.

Ansteckung mit dem West-Nil-Fieber

Das West-Nil-Fieber entsteht durch eine Infektion mit dem West-Nil-Virus (WNV), einem sogenannten Flavivirus: Namensgebend für die Flaviviren war der Erreger des Gelbfiebers (lateinisch flavus = gelb).

Flaviviren zählen zur Gruppe der sogenannten Arboviren: Diese Bezeichnung steht für den englischen Begriff arthropod-borne viruses, was durch Arthropoden übertragbare Viren bedeutet. Arthropoden sind Gliederfüßer, zu denen unter anderem die Insekten gehören – und somit auch die Stechmücken (vor allem Culex-Mücken), die das West-Nil-Virus durch ihre Stiche übertragen.

Häufigste Ursache für das West-Nil-Fieber beim Menschen ist die Übertragung vom Tier zum Menschen über Stechmücken: Das West-Nil-Virus kommt hauptsächlich in wild lebenden Vögeln vor – wenn eine Mücke zuerst bei einem infizierten Vogel Blut saugt und dann einen Menschen sticht, kann das Virus in den menschlichen Körper gelangen.

Statt über Mückenstiche können Menschen sich auch direkt bei einem Tier anstecken: So kann sich das West-Nil-Virus zum Beispiel bei einer Autopsie eines infizierten Tieres (z.B. Vogel, Pferd) auf den Menschen übertragen.

Außerdem kann sich das West-Nil-Fieber von Mensch zu Mensch verbreiten: So ist das Virus in der Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragbar. Auch eine Übertragung durch Muttermilch ist nicht auszuschließen. Weitere mögliche Übertragungswege von Mensch zu Mensch sind:

Inkubationszeit

Beim West-Nil-Fieber beträgt die Inkubationszeit (d. h. die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Erkrankung) 2 bis 14 Tage.

Symptome beim West-Nil-Fieber

Die meisten Infektionen mit dem Virus verlaufen symptomlos. Nur jede*r fünfte Infizierte entwickelt ein West-Nil-Fieber.

Die beim Menschen typischen Symptome ähneln denen einer leichten Grippe – es kommt zu:

Oft verursacht die Infektion mit dem West-Nil-Virus weitere Symptome:

Nach wenigen (meist nach drei bis sechs) Tagen heilt das West-Nil-Fieber ohne Behandlung ab. In jedem zweiten Fall ist ab diesem Zeitpunkt ein Hautausschlag (Exanthem) sichtbar.

In seltenen Fällen kann sich ein schwerer Verlauf entwickeln: Insgesamt ist etwa 1 von 100 Infizierten betroffen. Vor allem bei älteren Menschen und bei geschwächtem Immunsystem (z.B. durch Diabetes mellitus, Lebererkrankungen, Krebs, AIDS oder eine Transplantation) kann die Infektion mit dem West-Nil-Virus schwerwiegende Symptome auslösen, wie beispielsweise:

Im Extremfall können diese seltenen Komplikationen bei einem West-Nil-Fieber zum Tod führen.

Diagnose des WNV

Um das West-Nil-Fieber sicher diagnostizieren zu können, muss der Erreger, das West-Nil-Virus nachgewiesen werden. In der ersten Woche nach Ausbruch der Viruserkrankung ist es möglich, das Virus im Blut nachzuweisen. Dafür ist es allerdings notwendig, die Blutprobe rechtzeitig zu entnehmen und schnell und fachgerecht zu transportieren.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, das WNV durch einen indirekten Erregernachweis festzustellen: Sobald das Immunsystem spezifische Antikörper gegen das Virus gebildet hat, finden sich diese Antikörper im Blut oder in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor). In 90 Prozent der Fälle trifft dies etwa acht Tage nach Auftreten der ersten Beschwerden zu.

Behandlung des West-Nil-Fiebers

Meistens heilt das West-Nil-Fieber ohne Therapie von selbst aus. Ein Medikament gegen das WNV, vergleichbar mit Antibiotika gegen bestimmte Bakterien, steht bisher nicht zur Verfügung. Die Behandlung beschränkt sich daher darauf, bestehende Symptome zu lindern – das bedeutet zum Beispiel:

  • für Bettruhe sorgen
  • Fieber senken
  • Flüssigkeit zuführen

In seltenen, schweren Fällen der Infektion ist es ratsam, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen: Dort kann eine ständige Überwachung gewährleisten, dass medizinische Fachkräfte bei eventuellen Komplikationen – wie zum Beispiel einer Enzephalitis (neuroinvasiver Verlauf) – sofort eingreifen können.

Verlauf und Prognose beim West-Nil-Fieber

In den meisten Fällen heilt das West-Nil-Fieber ohne Komplikationen aus. Die Aussichten hängen jedoch – wie bei jeder anderen Erkrankung – stark von den einzelnen Gegebenheiten wie dem Alter, der körperlichen und seelischen Verfassung sowie dem Zustand des Immunsystems ab.

Daneben kann auch ein überstandenes West-Nil-Fieber Spätfolgen haben: Auch wenn während der Infektion keine Komplikationen auftreten, können noch Monate später Beschwerden – wie Müdigkeit, Muskelschmerzen, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisstörungen – bestehen.

Die Sterblichkeit durch das WNV ist äußerst gering. Nur wenn die Infektion mit dem West-Nil-Virus schwer verläuft, ist vereinzelt mit Todesfällen zu rechnen.

West-Nil-Fieber vorbeugen

Die Möglichkeiten, mit denen einem West-Nil-Fieber vorgebeugt werden können, sind begrenzt: Eine Impfung für Menschen gegen das West-Nil-Virus steht bislang noch nicht zur Verfügung.

Vorbeugende Maßnahmen bestehen beim West-Nil-Fieber daher in der sogenannten Expositionsprophylaxe – dies bedeutet: Mückenstiche vermeiden. Dies gilt besonders bei Reisen in betroffene Gebiete. Um sich vor einer Übertragung des West-Nil-Virus durch Mücken zu schützen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Tragen von langärmeligen Oberteilen und lange Hosen
  • Anti-Mücken-Spray auftragen