Frau mit Vulvakarzinom wird ärztlich aufgeklärt.
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Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Ursachen, Symptome & Therapie

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 17.11.2023

Das Vulvakarzinom ist eine seltene Krebserkrankung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, die vor allem bei älteren Frauen auftritt. Erfahren Sie mehr über Ursachen, mögliche Symptome und Behandlung bei Vulvakrebs.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Vulvakarzinom

Symptome entstehen meist erst im fortgeschrittenen Stadium. Anzeichen sind oft Juckreiz im genitalen Bereich, vermehrter Ausfluss aus der Scheide und Probleme beim Wasserlassen. Zudem bilden sich häufig kleine, erhabene und rote Knötchen, die an Warzen erinnern.

In der Regel wird Krebs der Vulva operativ behandelt. In seltenen Fällen kommen zusätzlich eine Bestrahlung oder Chemotherapie zum Einsatz. 

Wird der Tumor der Vulva frühzeitig erkannt und vollständig entfernt, lässt sich die Erkrankung in den meisten Fällen vollständig heilen.

Was ist ein Vulvakarzinom?

Vulvakrebs ist ein bösartiger Tumor der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva). In den meisten Fällen sind die großen Schamlippen betroffen, seltener die kleinen Schamlippen und die Region um die Klitoris

Die Bezeichnung Vulvakrebs stellt einen Oberbegriff für eine Vielzahl von Tumoren dar, die von verschiedenen Zellen der Vulva ausgehen. Circa 90 von 100 bösartigen (malignen) Vulvatumoren sind sogenannte Plattenepithelkarzinome. Sie entwickeln sich aus der obersten Schicht der Schleimhautzellen. Bei den restlichen Tumoren handelt es sich um

  • maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs),
  • Basalzellkarzinome,
  • Adenokarzinome,
  • Sarkome und
  • Karzinome der bartholinischen Drüsen.

Häufigkeit

Vulvakrebs ist zwar die vierthäufigste Krebserkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane, kommt insgesamt dennoch eher selten vor. In Deutschland erkranken rund 8 von 100.000 Frauen jährlich daran. Patientinnen sind meist höheren Alters und im Mittel 72 Jahre alt.

Vulvakarzinom: Mögliche Ursachen von Vulvakrebs

Warum ein Karzinom der Vulva im Einzelfall entsteht, lässt sich nicht genau sagen. Die Ursachen sind bislang ungeklärt. Sicher ist jedoch, dass bestimmte Risikofaktoren die Entstehung begünstigen.

Zu den Risikofaktoren zählen insbesondere: 

  • HPV-Infektion: Infektionen mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV). Problematisch ist vor allem ein Befall mit sogenannten Hochrisikotypen, wie Typ 16 und 18. Humane Papillomaviren sind weltweit die häufigsten Erreger sexuell übertragbarer Viruserkrankungen und führen zu warzenähnlichen Veränderungen der Haut und Schleimhaut – unter anderem an der Vulva.

  • Immunschwäche: Ein erhöhtes Risiko besteht auch für Frauen mit stark geschwächtem Immunsystem. Das kann etwa nach einer Organtransplantation sein. Auch eine HIV-Infektion beeinträchtigt das Immunsystem und kann das Risiko für ein Vulvakarzinom steigern.

  • Rauchen: Ein weiterer Risikofaktor ist Rauchen. Frauen, die rauchen, erkranken im Durchschnitt häufiger an Vulvakrebs.

  • Hautkrankheiten: Daneben können verschiedene chronische Hauterkrankungen im Bereich der Vulva das Risiko für ein Vulvakarzinom steigern. Hierzu zählen etwa Lichen sclerosus oder Leukoplakie.

Vulvakarzinom: Welche Symptome kann Vulvakrebs verursachen?

Ein Vulvakarzinom bleibt meist lange unbemerkt. Symptome treten oft erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Meist handelt es sich dabei um eher allgemeine Symptome, sodass es kein typisches Beschwerdebild gibt. 

Relativ häufig kommt es zu einem ständig wiederkehrenden, unangenehmen Juckreiz. Manchmal tritt dieser auch schon bei Vorstufen der Krebserkrankung auf.

Weitere mögliche Vulvakrebs-Symptome sind:

  • vermehrter Scheidenausfluss, in manchen Fällen mit beigemischtem Blut
  • Schmerzen, Gefühl des Wundseins
  • Probleme beim Wasserlassen

Wichtig: Derartigen allgemeinen Symptomen können jedoch viele andere, teils harmlose Ursachen zugrunde liegen. Halten sie jedoch länger an, sollte Betroffene die Beschwerden ärztlich abklären lassen.

Vulvakrebs kann sich außerdem durch Veränderungen im Genitalbereich bemerkbar machen, die tastbar oder mit bloßem Auge erkennbar sind. In frühen Stadien zeigen sich im Bereich der Schamlippen mitunter kleine rötliche, leicht erhabene Flecken oder Verhärtungen, die an Narben oder Warzen erinnern. Fortgeschrittene Vulvatumoren bilden entweder Geschwüre oder größere Knoten mit einer blumenkohlartigen Oberfläche.

Wie erfolgt die Diagnose bei einem Vulvakarzinom?

Veränderungen der Vulva fallen in den meisten Fällen entweder den Frauen selbst oder bei der gynäkologischen Krebsfrüherkennung auf. Besteht der Verdacht auf Vulvakrebs, nimmt die*der Frauenärztin*Frauenarzt ein sogenanntes Kolposkop zu Hilfe: Damit lassen sich die Schleimhaut der weiblichen Geschlechtsorgane in mehrfacher Vergrößerung betrachten und auffällige Veränderungen beurteilen (Kolposkopie). Bei verdächtigen Befunden wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen, um diese unter dem Mikroskop zu untersuchen.

Bildgebende Verfahren zur Diagnose bei Vulvakrebs

Zudem ist es wichtig zu prüfen, ob sich der Tumor bereits ausgedehnt hat. Dazu kommen bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) der Scheide, der Leistenlymphknoten und der Beckenorgane sowie eine Computertomographie (CT) des Beckens zum Einsatz.

So lässt die Größe des Tumors einschätzen und überprüfen, ob die Geschwulst in benachbarte Lymphknoten gestreut (Lymphknotenmetastasen) hat oder in umliegende Organe eingewachsen ist. Demselben Zweck dienen Spiegelungen der Harnwege und des Enddarms (Urethrozystoskopie und Rektoskopie).

Möglicherweise sind weitere Untersuchungen nötig, um herauszufinden, ob das Karzinom Tochtergeschwulste gebildet, also in entfernt liegende Organe (Fernmetastasen) gestreut hat. Dazu zählen etwa eine Röntgenuntersuchung der Lunge oder eine Ultraschalluntersuchung der Leber.

Vulvakarzinom: Maßnahmen zur Therapie bei Vulvakrebs

Bei einem Vulvakarzinom besteht die Therapie in erster Linie aus einer Operation. Ziel der Behandlung ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen. 

Das Ausmaß des operativen Eingriffs hängt vom Stadium der Erkrankung ab: Bei kleineren Tumoren reicht es aus, den betroffenen Herd großzügig herauszuschneiden. Häufig ist es allerdings notwendig, Teile der Vulva oder die gesamte Vulva zu entfernen (Vulvektomie).
Liegt auch ein Befall der Lymphknoten vor, ist es wichtig, dass die Lymphknoten der Leiste und gegebenenfalls die des kleinen Beckens entfernt werden (Lymphknotenentfernung).

Strahlen- und Chemotherapie bei Vulvakrebs

Bösartige Tumoren der Vulva verkleinern sich teilweise auch durch eine Strahlentherapie. Die alleinige Bestrahlung ist in der Regel nicht so effektiv wie eine Operation und bietet sich deshalb nur in Ausnahmefällen an.

Eine Strahlenbehandlung in Kombination mit der Operation empfiehlt sich hingegen vor allem in fortgeschrittenen Stadien. Eine Bestrahlung vor der Operation soll hierbei den Tumor verkleinern. Im Anschluss an die OP kann die Bestrahlung das Risiko für ein Wiederauftreten von Vulvakrebs (Rezidiv) senken.

Eine Chemotherapie hat sich in der Vergangenheit als wenig wirksam bei der Behandlung von Vulvakrebs herausgestellt. Sie ist jedoch eine Möglichkeit, Beschwerden zu lindern, die durch Tochtergeschwulste entstehen.

Nachsorge

Im Anschluss an die Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge notwendig, um ein Rezidiv rechtzeitig zu erkennen. In den ersten drei Jahren finden diese Kontrollen alle drei Monate statt, in den beiden folgenden Jahren halbjährlich und ab dem sechsten Jahr jährlich.

Vulvakarzinom: Verlauf und Heilungschancen

Bösartige Tumoren der Vulva neigen im Verlauf dazu, die Schleimhautgrenze zu überschreiten und in angrenzende Gewebe und Organe einzuwachsen. Betroffen sind vor allem:

  • Damm, also das Gebiet zwischen großen Schamlippen und After
  • Harnröhre (Urethra)
  • Scheide (Vagina)
  • After (Anus)
  • Enddarm (Rektum)

Komplikationen bei Vulvakrebs

Bei Vulvakrebs entstehen Komplikationen zum Beispiel, wenn der Tumor Metastasen bildet. Diese Streuung erfolgt vor allem über das Lymphsystem. Tochtergeschwulste finden sich zuerst in den Lymphknoten der Leistengegend und des kleinen Beckens, erst später in anderen Organen wie der Leber oder den Nieren. Metastasen in solchen Organen können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Leberversagen oder Nierenversagen führen.

Prognose und Heilungschancen bei Vulvakarzinom

Beim Vulvakarzinom hängt die Prognose insbesondere davon ab, wie stark sich der Tumor zu Beginn der Behandlung bereits ausgebreitet hat. Bei frühzeitig erkannten und vollständig entfernten Tumoren ist eine vollständige Heilung möglich. In diesen Fällen überlebt die Mehrzahl der Patientinnen die nächsten fünf Jahre. Je weiter sich der Tumor jedoch bereits ausgedehnt hat, desto ungünstiger ist die Prognose.

Lässt sich einem Vulvakarzinom vorbeugen?

Das Risiko für Vulvakrebs steigt insbesondere durch HPV-Infektionen. Mit einer HPV-Impfung kann man sich vor einer Infektion mit Hochrisiko-Typen schützen und so Vulvakrebs-Vorstufen vorbeugen.

Die HPV-Impfung wird sowohl für Mädchen als auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Versäumte Impfungen können bis zum Alter von 17 Jahren kostenlos nachgeholt werden. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten auch bei Menschen, die älter als 17 Jahre sind. Wichtig ist, dass die HPV-Impfung möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Aber auch danach ist die Impfung noch empfehlenswert. 

Bei Beschwerden sollen Frauen nicht zögern, diese zeitnah abklären zu lassen. Denn die Heilungsaussichten sind umso besser, je früher die Diagnose erfolgt. Jeder Frau sind die gesetzlichen Untersuchungen zur Krebsvorsorge deshalb anzuraten.

Liegen Risikoerkrankungen wie Leukoplakie oder Lichen sclerosus der weiblichen Geschlechtsorgane vor, sollte man die betroffenen Hautstellen sorgfältig beobachten und regelmäßig untersuchen lassen.

Da Vulvakrebs bei Raucherinnen häufiger auftritt, ist es zudem ratsam auf das Rauchen zu verzichten.