Frau hat Schmerzen an der Schulter aufgrund einer Entzündung der Rotatorenmanschette
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Tendinitis: Was tun bei Sehnenentzündung?

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 06.02.2024 - 09:00 Uhr

Eine schmerzhafte Sehnenentzündung wird als Tendinitis bezeichnet. Das Schultergelenk und seine Muskulatur, auch Rotatorenmanschette genannt, sind besonders häufig betroffen. Erfahren Sie mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung der Tendinitis und welchen Einfluss Kalkherde auf Ihre Sehne haben.

Zusammenfassung

  • Definition: Die Tendinitis ist eine Sehnenentzündung, meist aufgrund einer Degeneration der betroffenen Sehne (Tendinopathie oder Tendopathie).
  • Symptome: Bewegungsschmerz, Druckschmerz, Schwellung.
  • Ursachen: Alter, Verletzungen, Überlastung, Fluorchinolone (Gruppe von Antibiotika), Vorerkrankungen.
  • Diagnose: Körperliche Untersuchung, gegebenenfalls Röntgen, Ultraschall oder MRT
  • Therapie: Schonen, kühlen, Bandagen, bei Bedarf Schmerzmittel (NSAR).
  • Verlauf: Bei Schonung und weiterer Behandlung meist Besserung innerhalb von zwei bis drei Wochen.
  • Komplikationen: Chronische Tendinitis und Ein- oder Abrissrisiko der Sehne.
  • Vorbeugen: Arbeiten mit oft wiederholenden Bewegungen meiden, richtige Haltung beim Sport und am Arbeitsplatz, Aufwärmen und Dehnen vor und nach dem Sport, Muskulatur stärken.

Was ist eine Tendinitis?

Eine Tendinitis ist eine Entzündung der Sehne, die überwiegend durch eine Verkümmerung (Degeneration) der Sehne (Tendinopathie oder Tendinose) verursacht wird. Bei einer nicht-entzündlichen Reizung der Sehne sprechen Fachleute von einer Tendinose.

Aufgabe der Sehnen

Eine Sehne (lat. Tendo) besteht aus Bindegewebe und verbindet den Muskel mit dem Knochen. Mithilfe der Sehnen wird die Kraft der Muskulatur auf das Skelett, also die Knochen, übertragen. Spannt sich der Muskel an, entsteht ein Zug an der Sehne, der auf den Knochen übertragen wird. Durch diesen Mechanismus können zum Beispiel Arme und Beine bewegt werden.

Eine Tendinitis kann an allen Sehnen auftreten, am häufigsten ist jedoch die Schulter betroffen. An manchen Stellen sind die Knochenvorsprünge prominenter, wodurch die Sehne während der Bewegung durch Reibung und Druck mehr beansprucht wird, als an anderen Körperstellen. Deshalb sind von einer Sehnenentzündung häufig die Schulter, die Handgelenke, die Finger und die Knie betroffen.

Damit Sehnen während der Bewegung besser gleiten können und weniger Reibung ausgesetzt sind, können sie von einer Hülle umgeben sein, der sogenannten Sehnenscheide.

Ist die Sehnenscheide entzündet, spricht medizinisches Fachpersonal von einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis).

Sonderform der Sehnenentzündung: Tendinitis calcarea

In manchen Fällen lassen sich Kalkherde im Bereich der Sehne finden, die zu Schmerzen und Schwellung führen. Häufig finden sich diese Kalkeinlagerungen im Bereich der Schulter. Fachleute sprechen dann von einer Kalkschulter (Tendinitis calcarea).

Im Bereich der Schulter ist von der Tendinitis häufig die Rotatorenmanschette betroffen. Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln, die den Oberarm in der Pfanne des Schultergelenks halten. Ist eine Sehne dieser Muskeln entzündet, führt dies zu Schmerzen. In manchen Fällen sind Verkalkungen im Röntgenbild der Schulter erkennbar.

Die Ursache der Kalkablagerungen ist nicht ganz geklärt, jedoch wurde beobachtet, dass einige Betroffene vermehrt mit den Händen über dem Kopf arbeiten. Dabei drückt das knöcherne Dach der Schulter (Akromion) von oben auf die Sehne und belastet sie. Während der Büroarbeit ist die Schultermuskulatur über längere Zeit leicht angespannt, was ebenfalls in Verdacht steht, Verkalkungen auszulösen.

Symptome einer Tendinitis

Folgende Symptome können bei einer Tendinitis auftreten:

  • Schmerz bei Bewegung
  • Schmerz bei Bewegung mit Widerstand
  • Druckschmerz über der betroffenen Sehne
  • Schwellung durch einen Erguss bei starker Entzündung, rheumatoider Arthritis oder Gicht
  • Bei Kalkschulter Schmerzen auch nachts und in Ruhe

Tritt der Schmerz plötzlich, sehr intensiv und bei Bewegung auf, kann es sein, dass die Sehne gerissen ist. Eventuell ist auch ein reißendes Geräusch währenddessen hörbar. In diesem Fall sollte immer ärztliche Hilfe aufgesucht werden.

Welche Ursachen hat eine Tendinitis?

Die Ursachen einer Tendinitis können nicht immer geklärt werden, jedoch gibt es einige Faktoren, die die Entstehung einer Sehnenentzündung begünstigen können:

  • Mittleres oder höheres Alter: Die Tendinitis ist bei älteren Menschen häufiger als bei Jüngeren. Nach dem 40. Lebensjahr sind Sehnen weniger elastisch und können schneller verletzt werden.
  • Vorhergehende Verletzungen: Größere, aber auch zahlreiche kleine Verletzungen im Bereich der Sehne können diese schädigen und folglich zu einer Sehnennentzündung führen.
  • Überlastung: Werden gleiche Bewegungen übermäßig oft durchgeführt, ist die Sehne so viel Reibung ausgesetzt, dass sie sich entzünden kann – dies kann zum Beispiel durch das ständige Hochheben eines Kindes der Fall sein. Bei übermäßiger Beanspruchung, zum Beispiel durch Sport ohne vorhergehendes Training, kann ebenfalls eine Tendopathie verursacht werden.
  • Manche Medikamente können Einfluss auf die Stabilität von Sehnen haben, so zum Beispiel Fluorchinolone, eine Gruppe von Antibiotika.
  • Vorerkrankungen: Erkrankungen, die mit Entzündungsprozessen im ganzen Körper einhergehen, sogenannte Systemerkrankungen, können auch zu einer Tendinitis führen. Beispiele für solche Erkrankungen sind rheumatoide Arthritis, reaktive Arthritis, Diabetes mellitus und Amyloidose.

Diagnose der Tendinitis

Die Diagnose der Tendinitis erfolgt in der hausärztlichen Praxis oder in Fachpraxen für Orthopädie und Unfallchirurgie.

In den meisten Fällen kann bereits durch die körperliche Untersuchung eine Tendinitis festgestellt werden. Dabei wird die schmerzhafte Körperstelle abgetastet und unterschiedliche Manöver ausgeführt.

In manchen Fällen wird auch ein Röntgenbild von den Behandelnden angeordnet. Hier können Knochenbrüche nach Stürzen ausgeschlossen werden und etwaige Kalkeinlagerungen an den Sehnen sind im Röntgenbild sichtbar.

Bei unklarer Diagnose kann eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, um genauere Informationen über den Zustand von Sehnen, Muskulatur und Gelenken zu erhalten.

Behandlungsmöglichkeiten der Tendinitis

Die Tendinitis wird in den meisten Fällen mit Ruhe und Schonung der entsprechenden Körperstelle behandelt. Alle Aktivitäten, die Beschwerden hervorrufen, sollten vermieden werden. Manchen Betroffenen helfen kühlende Umschläge.

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind Schmerzmittel, die bei Tendinitis Schmerzen lindern können. Zu der Gruppe der NSAR gehört zum Beispiel Ibuprofen. Apotheker*innen und Ärzt*innen beraten bei der Wahl des richtigen Schmerzmittels.

Bewegungsübungen können helfen, die Beweglichkeit, Funktion und Kraft wieder zu verbessern. Physiotherapeut*innen zeigen die passenden Bewegungsübungen und leiten gezielt an. Diese Übungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, um eine langanhaltende Besserung zu erzielen. Physiotherapie kann ärztlich verordnet werden.

Sind die Schmerzen der Tendinitis sehr stark oder chronisch, gibt es die Möglichkeit einer Injektion von Kortison rund um die Sehne, um die Entzündung einzudämmen.

Liegt eine Grunderkrankung der Sehnenentzündung zugrunde, wird auch diese behandelt.

Bei einer besonders hartnäckigen Tendinitis, die auf eine Behandlung unzureichend reagiert, kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein. Bestehen bereits Narben an den Sehnen, können diese während einer Operation entfernt werden.

Wie verläuft eine Tendinitis?

Die meisten Betroffenen mit Tendinitis haben eine sehr gut Heilungsprognose nach Behandlung und Ruhe.

Wird eine Tendinitis nicht behandelt oder die betroffene Stelle nicht geschont, kann es zu einer chronischen Entzündung kommen, was schließlich zu einem Ein- oder Abriss der Sehne führen kann. Nicht intakte Sehnen müssen eventuell operiert werden, was auch als Tenodese bezeichnet wird.

Wann ist eine Tendinitis verheilt?

Nach zwei bis drei Wochen kann eine entzündete Sehne abgeheilt sein. Auch nach Abklingen der Tendinitis kann bei erneuter Belastung wieder eine Sehnenentzündung auftreten.

In schweren Fällen kann der Heilungsprozess einige Monate dauern. Mit dem*der behandelnden Ärztin*Arzt sollte besprochen werden, ab wann wieder Sport getrieben werden darf.

Tendinitis vorbeugen

Um die Wahrscheinlichkeit einer Sehnenentzündung zu senken, sollten sich oft wiederholende Bewegungen und Überkopfarbeiten vermieden oder ausreichend Pausen eingelegt werden. Abwechselnde Bewegungen helfen, die Belastung auf unterschiedliche Körperstellen zu verteilen. Bei Schmerzen während einer Bewegung sollte gestoppt und eine Pause eingelegt werden.

  • Richtige Haltung am Arbeitsplatz: Stuhl, Tastatur und Tisch sollen an die Körpergröße und Armlänge angepasst sein, um Gelenke und Sehnen nicht unnötig zu belasten.
  • Richtige Bewegungen beim Sport: Eine neue Sportart auszuprobieren kann Spaß machen, sollte jedoch richtig durchgeführt werden. Im Zweifelsfall können Coaches oder eine Kurseinheit helfen, die Bewegungen richtig durchzuführen und so den Bewegungsapparat zu schonen.
  • Aufwärmen und Dehnen: Vor dem Sport aufwärmen und danach die Gelenke in allen Ebenen bewegen, um die Beweglichkeit aufrechtzuerhalten.

Starke körperliche Belastungen sollten nie ohne vorhergehendes Training erfolgen. Eine kräftige Muskulatur kann Belastungen besser standhalten.