Eine Frau hält sich die Hände an die Schläfen.
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Spannungskopfschmerz

Von: Onmeda-Redaktion, Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Die meisten Erwachsenen hatten schon einmal Spannungskopfschmerzen: Typisch ist ein dumpfer, drückender bis ziehender Schmerz, der sich im Stirn-, Schläfen- und Nackenbereich bemerkbar macht.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Spannungskopfschmerz

Was ist Spannungskopfschmerz?

Spannungskopfschmerz (oder "Kopfschmerz vom Spannungstyp") zählt zu den sogenannten primären Kopfschmerzarten. Darunter versteht man Kopfschmerzen, die nicht durch eine andere Erkrankung ausgelöst wurden, sondern eigenständig auftreten.Ärzte unterscheiden den episodischen vom chronischen Spannungskopfschmerz:

  • Episodische Spannungskopfschmerzen treten an weniger als 15 Tagen im Monat beziehungsweise 180 Tagen im Jahr auf. Die Kopfschmerzen können von einer halben Stunde bis zu einer Woche andauern.
  • Die seltener vorkommenden chronischen Spannungskopfschmerzen treten häufiger auf oder bleiben permanent bestehen.

Spannungs­kopfschmerz: Symptome

Überblick: Häufige Symptome von Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerz …

  • … fühlt sich dumpf und drückend an
  • … ist oft im Stirn-/Schläfenbereich lokalisiert ("wie ein Ring um den Kopf", "wie ein enger Hut")
  • … tritt meist beidseitig auf
  • … ist eher leicht bis mittelstark ausgeprägt
  • … kann Minuten bis Tage anhalten
  • … beeinträchtigt normale körperliche Aktivität nicht oder kaum
  • … geht selten mit weiteren Symptomen wie Lärm- oder Lichtscheu, Übelkeit, Sehstörungen oder Schwindel einher

Typische Symptome von Spannungskopfschmerzen sind dumpfe, drückende Kopfschmerzen, die sich tagsüber im Stirnbereich, aber auch an den Schädelseiten bemerkbar machen, ohne genau lokalisierbar zu sein. Der Schmerz tritt vor allem in der Schläfengegend auf. Er kann sich aber auch auf den ganzen Kopf ausbreiten.

Oft beginnen die Symptome vormittags und verstärken sich zum Nachmittag hin. Im Prinzip können die Schmerzen aber zu jeder Tageszeit auftreten. Nur selten werden sie so stark, dass der Betroffene sozial eingeschränkt oder nicht mehr arbeitsfähig ist.

Video: Die wichtigsten Kopfschmerzarten und ihre Unterschiede

Weitere mögliche Symptome

In seltenen Fällen begleiten den Spannungskopfschmerz weitere Symptome, die eher typisch für eine Migräne sind. Dazu zählen etwa

Sind diese Symptome stark ausgeprägt und/oder gehen sie mit einseitigen, pulsierenden Schmerzen einher, könnte es sich um eine Migräne handeln.

Insbesondere chronische Spannungskopfschmerzen können psychisch sehr belastend sein. Manche Betroffene entwickeln Begleit- und Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Depressionen. Auch können Spannungskopfschmerzen zu Medikamentenmissbrauch führen: Wer über längere Zeit hinweg Schmerzmittel einnimmt, braucht nach und nach immer höhere Dosen, um schmerzfrei zu sei.

Spannungs­kopfschmerz: Ursachen?

Die genauen Ursachen von Spannungskopfschmerzen sind nicht bekannt. Man geht davon aus, dass mehrere Faktoren im Zusammenspiel die Beschwerden begünstigen. Dazu zählt etwa eine genetische Komponente. Hinzu kommen bestimmte Risikofaktoren. So sind Personen mit Depressionen beispielsweise anfälliger für Spannungskopfschmerzen als gesunde Menschen.

Diverse Auslöser

Darüber hinaus gibt es viele Faktoren, welche als Auslöser infrage kommen, zum Beispiel

Allerdings sind sowohl beim akuten wie beim chronischen Spannungskopfschmerz die Auslöser nicht immer erkennbar.

Möglicherweise steigert sich bei Personen mit chronischen Spannungskopfschmerzen nach und nach die Schmerzempfindlichkeit. Durch die verstärkte Anspannung der Muskeln verschiebt sich der Schwellenwert im sogenannten nozizeptiven System, sodass Betroffene die Schmerzreize bereits bei geringen Verspannungen stärker spüren als gesunde Menschen.

Spannungs­kopfschmerz: Diagnose

Spannungskopfschmerzen kommen zwar sehr häufig vor – manchmal stecken jedoch andere Ursachen hinter dem Schmerz. Wichtig ist dann, dass der Arzt andere Krankheiten ausschließt, zum Beispiel eine andere Kopfschmerzform (z.B. Migräne) oder eine bestimmte Grunderkrankung.

Der Arztbesuch ist vor allem dann fällig, wenn

  • die Kopfschmerzen häufig auftreten,
  • die Schmerzen an Intensität zunehmen,
  • die Schmerzen besonders stark sind und/oder
  • weitere untypische Symptome hinzutreten, z.B. Erbrechen.

Der Arzt wird zunächst einige Fragen stellen, zum Beispiel:

  • Wie stark ist der Schmerz?
  • Wann tritt der Schmerz auf?
  • Wo tritt der Schmerz auf?
  • Wie lange hält der Schmerz an?
  • Wie oft treten die Schmerzen auf?
  • Nehmen Sie Medikamente, wenn ja, welche?
  • Verstärken sich die Schmerzen unter bestimmten Bedingungen, etwa beim Treppensteigen?
  • Wie sehr beeinträchtigt der Kopfschmerz Ihren Alltag?
  • Haben Sie weitere Symptome, wenn ja, welche?

Die Antworten seines Patienten gehen dem Arzt bereits Hinweise darauf, ob es sich tatsächlich um einen Spannungskopfschmerz handeln könnte oder ob andere Ursachen hinter den Beschwerden stecken. Anschließend folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung. Mithilfe neurologischer Tests prüft der Arzt zum Beispiel die Sinneswahrnehmungen und die Muskelkraft seines Patienten. Bei einem Spannungskopfschmerz sind diese Tests unauffällig.

Differenzialdiagnose: Was könnte es noch sein?

Kopfschmerzen können sehr viele verschiedene Ursachen haben. Sie können nicht nur eigenständig auftreten, sondern auch Begleitsymptom verschiedenster Erkrankungen sein. Solche Erkrankungen muss der Arzt als mögliche Diagnose in Erwägung ziehen (sog. Differenzialdiagnose).

Zu Erkrankungen, die mit ähnlichen Beschwerden einhergehen können, zählen zum Beispiel

Wenn die körperliche Untersuchung Auffälligkeiten ergeben hat und/oder wenn die Symptome eher untypisch für einen Spannungskopfschmerz sind, wird der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen. Je nach vermuteter Ursache zählen dazu zum Beispiel eine Blutuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie des Kopfes.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Voraussetzung für die Diagnose "Spannungskopfschmerz" ist, dass der Arzt die Symptome nicht auf eine andere Erkrankung zurückführen kann.

Tritt der Spannungskopfschmerz an weniger als 15 Tagen im Monat beziehungsweise 180 Tagen im Jahr auf, lautet die Diagnose episodische Spannungskopfschmerzen; bei Kopfschmerzen, die häufiger auftreten, sprechen Ärzte von chronischen Spannungskopfschmerzen.

Um beispielsweise einen episodischen Spannungskopfschmerz zu diagnostizieren, kann sich der Arzt an folgenden Kriterien orientieren:

  • Die Kopfschmerzdauer beträgt 30 Minuten bis 7 Tage.
  • Wenigstens zwei der folgenden Schmerzeigenschaften treffen zu:
    1. Schmerzqualität: Die Schmerzen fühlen sich drückend bis ziehend, nicht pulsierend an
    2. leichte bis mäßige Schmerzintensität, die bei alltäglichen Aktivitäten zwar stören kann, sie aber nicht unmöglich macht
    3. Schmerzenauf beiden Seiten
    4. Keine Verstärkung durch Treppensteigen oder vergleichbare körperliche Aktivitäten
  • Beide der folgenden Bedingungen treffen zu:
    1. keine Übelkeit, kein Erbrechen (Appetitlosigkeit kann vorkommen)
    2. Licht- und Lärmüberempfindlichkeit können auftreten – aber nicht gleichzeitig

Bei einem chronischen Spannungskopfschmerz kann die Kopfschmerzdauer länger anhalten oder auch kontinuierlich vorhanden sein. Der Patient kann leichte Übelkeit verspüren, muss sich aber nie übergeben. Leichte Übelkeit, Licht- und Lärmüberempfindlichkeit können auftreten, sie kommen aber nie gleichzeitig vor.

Spannungskopfschmerz: Behandlung

Die Therapie von Spannungskopfschmerzen hängt unter anderem davon ab, wie stark die Beschwerden sind und ob es sich um gelegentliche Schmerzen oder eine chronische Form handelt.

Was hilft bei akuten Spannungskopfschmerzen?

Nicht immer sind bei akuten Spannungskopfschmerzen Medikamente notwendig:

  • Bei leichten Schmerzen kann zum Beispiel ein Spaziergang an der frischen Luft Linderung verschaffen.
  • Wohltuend kann auch Pfefferminzöl sein: Einfach großflächig 10%iges Öl auf Schläfen, Stirn und/oder Nacken auftragen.

Schmerzmittel (Analgetika)

Bei akuten Spannungskopfschmerzen können Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen oder Metamizol helfen. Diese Schmerzmittel erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke.

Achtung: Schmerzmittel nicht zu oft einnehmen

Beachten Sie: Nehmen Sie Schmerzmittel (z.B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol etc.) nur kurzfristig und an höchstens zehn Tagen im Monat ein. Andernfalls riskieren sie dauerhafte Kopfschmerzen durch Schmerzmittel-Übergebrauch. Nicht zuletzt haben Schmerzmittel auch Nebenwirkungen wie zum Beispiel Verdauungsprobleme. Besprechen Sie mit einem Arzt, welche Medikamente Sie wie lange einnehmen können.

Chronische Spannungskopfschmerzen: Vorbeugende Behandlung sinnvoll

Wenn eine Person häufiger Spannungskopfschmerzen hat, ist eine vorbeugende Behandlung empfehlenswert. Ziel ist es, weiteren Kopfschmerz-Attacken vorzubeugen. Sofern der Kopfschmerz noch nicht chronisch geworden ist, kann die Behandlung zudem darauf abzielen, einer Chronifizierung entgegenzuwirken.

Hilfreich zur Vorbeugung sind zum Beispiel:

  • Bewegung: Bewährt hat sich vor allem leichter, regelmäßiger Ausdauersport (z.B. Joggen, Schwimmen oder Radfahren zwei- bis dreimal pro Woche).
  • Entspannung/Verfahren zur Stressbewältigung: Hilfreich kann es sein, eine Entspannungsmethode zu erlernen, zum Beispiel die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
  • Biofeedback: Beim Biofeedback werden unbewusste Körpervorgänge wie Atmung, Puls oder Muskelspannungen hör- oder sichtbar gemacht. Die Körperwahrnehmung kann sich dadurch verbessern; die Person lernt, dass sie z.B. willentlich ihre Muskelanspannung beeinflussen kann.
  • Physikalische Therapie, z.B. Training der Nacken- und Schultermuskulatur
  • Verhaltenstherapie: In einer Verhaltenstherapie kann der Betroffene u.a. mögliche Schmerzauslöser identifizieren und lernen, mit seinem Schmerz besser umzugehen.

Auch ein Kopfschmerztagebuch kann sinnvoll sein. Im Tagebuch notiert der Betroffene, wie häufig, wie stark und wie lange er Spannungskopfschmerzen hat, was er dagegen tut (z.B. Art und Menge der Schmerzmittel, physikalische Maßnahmen) und wodurch die Schmerzen ausgelöst wurden. Er lernt so mehr über seine persönlichen Stressfaktoren und wie er ihnen gezielt entgegenwirken kann.

Hier können Sie sich ein Kopfschmerztagebuch herunterladen: Kopfschmerztagebuch (PDF-Datei, ca. 600 KB).

Medikamente bei chronischen Spannungskopfschmerzen

Bei chronischen Spannungskopfschmerzen wird der Arzt gegebenenfalls Antidepressiva verschreiben. Vor allem der Wirkstoff Amitriptylin, der zur Gruppe der trizyklischen Antidepressiva zählt, kommt häufiger zum Einsatz.

Die Wirkstoffe beeinflussen die Schmerzwahrnehmung im Gehirn und erhöhen die bei chronischem Spannungskopfschmerz oft herabgesetzte Schmerzschwelle. Ob die Behandlung wirkt, lässt sich erst nach etwa vier bis acht Wochen abschätzen. Zu möglichen Nebenwirkungen von Amitriptylin zählen unter anderem Herzrhythmusstörungen, Mundtrockenheit oder Gewichtszunahme.

Spannungs­kopfschmerz: Verlauf

Ist der Spannungskopfschmerz noch nicht chronisch geworden, lässt er sich in der Regel gut behandeln. Dies gilt vor allem, wenn die Betroffenen die auslösenden Faktoren gut kennen und vorbeugende Maßnahmen (Sport, Entspannungstraining, z.B. nach Jacobson) regelmäßig anwenden. So lässt sich ein chronischer Spannungskopfschmerz oft vermeiden.

Ein episodisch auftretender Spannungskopfschmerz kann in einen chronischen Spannungskopfschmerz übergehen. Es ist möglich, dass sich Spannungskopfschmerzen von allein zurückbilden, dennoch ist eine unterstützende Behandlung ratsam.