Frau mit perioraler Dermatitis kontrolliert ihr Gesicht im Spiegel.
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Periorale Dermatitis (Mundrose): Folge überpflegter Haut

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2022

Die periorale Dermatitis ist zwar harmlos – sie kann psychisch jedoch sehr belastend sein. Die geröteten Knötchen und Bläschen im Gesicht entstehen insbesondere bei Personen, die viele Pflegeprodukte benutzen und ihre Haut geradezu überpflegen. Wie äußert sich eine periorale Dermatitis noch und was hilft Betroffenen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist die periorale Dermatitis?

Bei der perioralen Dermatitis, auch Mundrose oder Stewardessenkrankheit genannt, kommt es zu roten Knötchen und Pusteln im Bereich um den Mund. Die chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut ähnelt dabei dem Erscheinungsbild der Gürtelrose.

Die Mundrose entsteht meist aufgrund eines starken Gebrauchs von Make-up und Hautpflegeprodukten. Sie ist nicht ansteckend oder gefährlich – für Betroffene stellen die Hautveränderungen jedoch oft ein kosmetisches und ästhetisches Problem dar.

Mundrose: Häufigkeit

Rund 90 Prozent der Betroffenen mit perioraler Dermatitis sind Frauen, die zwischen 16 und 45 Jahre alt sind. Aber auch Kinder und Männer können an Mundrose erkranken. Die Erkrankung kommt weltweit vor und kann jeden Hauttyp betreffen. Besonders häufig sind Menschen in Industrieländern von der perioralen Dermatitis betroffen. Das liegt vermutlich an dem vermehrten Gebrauch von Kosmetikprodukten. Auch die Zahl der Männer mit Mundrose scheint zu steigen, was Fachleuten zufolge mit einer veränderten Verwendung von Kosmetika verbunden ist.

Periorale Dermatitis: Symptome der Mundrose

Die periorale Dermatitis zeichnet sich durch spezifische Symptome aus, die nur im Gesicht auftreten. Betroffene leiden unter einem 

  • trockenen, 
  • brennenden oder 
  • spannenden Gefühl der Gesichtshaut. 

Zusätzlich können sich die betroffenen Hautareale schuppen und jucken. Zudem entstehen oft Schwellungen und Rötungen im Gesicht. Weiterhin sind für die periorale Dermatitis Symptome wie

  • rötliche Knötchen (Papeln) und
  • entzündete Eiterbläschen (Pusteln) im Gesicht typisch.

Der Ausschlag tritt besonders rund um den Mund (perioral) auf. Die Lippen sind in der Regel nicht von Mundrose betroffen und von einem rund zwei Millimeter symptomfreien Randsaum umgeben.

Die periorale Dermatitis kann sich jedoch an folgenden Stellen im Gesicht zeigen:

  • Augen, vor allem an seitlichen Augenwinkeln sowie Ober- und Unterlider 
  • Falten an den Nasenflügeln
  • symmetrisch an den Wangen
  • Stirn
  • Kinn

Tritt die Mundrose nur durch Symptome im Bereich der Lider auf, spricht man auch von einer periokulären Mundrose. Die Symptome der Mundrose werden bei Frauen unmittelbar vor Beginn der Regelblutung häufig stärker.

Was verursacht eine periorale Dermatitis?

Was eine periorale Dermatitis genau auslöst, ist nicht abschließend geklärt – die Ursachen sind bislang unbekannt. Die schützende Barrierefunktion der Haut ist bei der Erkrankung gestört. Insbesondere sind Personen betroffen, die regelmäßig Feuchtigkeitscremes, Make-up und andere Pflegeprodukte im Gesicht benutzen. Die Haut wird durch zu häufigen Gebrauch dieser Produkte überfeuchtet. Die Hornschicht quillt auf, weshalb in der Folge die natürliche Hautbarriere aus der Balance gerät: Es kommt zu Hautirritationen und die Haut trocknet weiter aus.

Nun entsteht ein Teufelskreis: Aufgrund der trockenen Haut verwenden betroffene Personen vermehrt Pflegeprodukte – was die Hautbarriere noch mehr irritiert und die Haut weiter austrocknet. Schließlich kann auf dieser Grundlage eine periorale Dermatitis entstehen.

Welche Faktoren begünstigen eine Mundrose?

Es gibt einige Faktoren, die eine periorale Dermatitis begünstigen oder die Symptome verschlimmern können. Dazu zählen: 

  • trockene Haut: Trockene Haut gilt als ein begünstigender Faktor, um eine Mundrose zu bekommen – manchmal in Verbindung mit Neurodermitis.

  • bestimmte Pflegeprodukte: Prinzipiell kann jede Feuchtigkeitscreme eine periorale Dermatitis verursachen, die Haut ist jedoch für einige Produkte anfälliger als für andere. Dies lässt darauf schließen, dass bestimmte Inhaltsstoffe wie Duftstoffe eher zu einer Reizung führen als andere.

  • Präparate mit Kortison: Auch der unsachgemäße Gebrauch von starken Kortisonpräparaten im Gesicht kann eine periorale Dermatitis auslösen. Kortison lindert die Beschwerden der Mundrose zwar vorübergehend, nach dem Absetzen kehrt die Erkrankung jedoch in verstärkter Form zurück.

  • Stress: Weiterhin sollen Stress und psychische Ursachen eine Mundrose begünstigen. 

  • hormonelle Schwankungen: Hormonschwankungen im Rahmen des Zyklus sowie die Einnahme der Antibabypille zählen möglicherweise zu möglichen Auslösern einer Mundrose.

  • Umwelteinflüsse: Auch intensive Sonnenstrahlung sowie künstliches UV-Licht können eine periorale Dermatitis begünstigen – gleichermaßen wie Hitze und Wind.

Periorale Dermatitis behandeln

Eine periorale Dermatitis lässt sich mit der richtigen Therapie gut behandeln. Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist, dass Betroffene die Haut langsam von fettenden Kosmetika entwöhnen und vorübergehend nur mit Wasser reinigen (Nulltherapie).

Dabei ist eine vorübergehende Verschlechterung der Symptome möglich. Betroffene benötigen deshalb ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Geduld, um dem spannenden und trockenen Hautgefühl nicht nachzugeben – nur wer für diese Zeit vollständig auf Kosmetika verzichtet, kann die Mundrose erfolgreich behandeln.

Bei einer leichten perioralen Dermatitis genügt der Verzicht auf Pflegeprodukte oftmals aus, damit sich die Beschwerden innerhalb weniger Wochen bessern oder gänzlich verschwinden. Liegt eine stärker ausgeprägte Mundrose vor, können weitere Maßnahmen zur Behandlung sinnvoll sein. 

Periorale Dermatitis: Cremes und Salben 

Möglicherweise verschreiben Fachleute bei einer perioralen Dermatitis Cremes und Salben mit Antibiotika, die örtlich aufgetragen werden sollen (topische Therapie). Leiden Betroffene unter starken Entzündungen im Gesicht, können auch sogenannte Calcineurinhemmer oder Produkte mit Azelainsäure und Vitamin D Linderung erzielen. 

Nach ärztlicher Absprache können Betroffene mit perioraler Dermatitis auch Hausmittel anwenden. Oftmals helfen etwa Umschläge mit Schwarztee, um die Entzündungen und das Spannungsgefühl im Gesicht zu lindern. Auch Zinksalben können den Heilungsprozess des Hautausschlags positiv beeinflussen. 

Systemische Therapie bei Mundrose

Antibiotika können ebenfalls dazu beitragen, die periorale Dermatitis zu behandeln. In mittelschweren Fällen werden sie direkt auf die Haut aufgetragen. Nur in schweren Fällen ist es nötig, Antibiotika als Tabletten einzunehmen (systemische Therapie), so etwa mit Wirkstoffen wie Tetracyclin oder Erythromycin.

Wie lässt sich eine periorale Dermatitis diagnostizieren?

Bei Verdacht auf eine periorale Dermatitis kann die*der Ärztin*Arzt die Diagnose in der Regel anhand des typischen Erscheinungsbilds sowie der Vorgeschichte der Betroffenen stellen. Im Gespräch erfragen Fachleute beispielsweise, welche Mittel zur Hautpflege Betroffene verwenden und wie häufig diese zum Einsatz kommen, um die Diagnose zu sichern.

Meist lässt sich eine periorale Dermatitis leicht erkennen – es gibt jedoch Hautkrankheiten, die sich durch ähnliche Symptome äußern. Hierzu zählen etwa eine allergische Hautreaktion, zum Beispiel in Form eines allergischen Ekzems, chronische Hauterkrankungen wie Rosacea oder etwa Akne. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, müssen derartige Hautkrankheiten demnach ausgeschlossen werden. 

Periorale Dermatitis: Verlauf und Prognose

Die periorale Dermatitis nimmt bei konsequenter Behandlung einen guten Verlauf: Sie heilt dann innerhalb von vier bis sechs Wochen folgenlos ab. In seltenen Fällen kann sie erneut auftreten.

Sofern sich Betroffene konsequent von Hautpflegeprodukten entwöhnen, ist die Prognose bei einer Mundrose sehr gut. Jedoch bedarf die Nulltherapie viel Selbstdisziplin, da die Entwöhnung der Haut mit einem trockenen, juckenden Hautgefühl einhergehen kann.

Bleibt die periorale Dermatitis unbehandelt, kann sie dagegen einen schubartigen, langwierigen (chronischen) Verlauf nehmen und monate- oder jahrelang andauern. Sie kann in einigen Fällen aber auch von selbst ausheilen. 

Bei einer stärken Schädigung der Haut im Gesicht können zudem durch Bakterien verursachte Entzündungen folgen, die behandelt werden müssen. In seltenen Fällen bleiben bei einer Mundrose Narben im Gesicht zurück. 

Lässt sich einer perioralen Dermatitis vorbeugen?

Der perioralen Dermatitis lässt sich durch einen sparsamen Umgang mit gut verträglichen Kosmetikartikeln weitgehend vorbeugen – eine Garantie dafür, keine Mundrose zu entwickeln, gibt es jedoch nicht. Weitere Maßnahmen, um der Erkrankung vorzubeugen, sind: 

  • passende Produkte: In der hautärztlichen Praxis können Pflegeprodukte für individuelle Hauttypen empfohlen werden.

  • Kortisoncremes: Wer kortisonhaltige Cremes für andere Körperbereiche verschrieben bekommen hat, sollte diese keinesfalls ohne ärztliche Anweisung im Gesicht auftragen. 

  • Sonnenschutz: Weiterhin ist es essenziell, auf einen ausreichenden Sonnenschutz zu achten. 

  • Stress reduzieren: Wer häufig unter Stress steht, sollte diesen aktiv reduzieren und für Entspannung sorgen. Dazu beitragen können beispielsweise Yoga oder autogenes Training, aber auch regelmäßige Bewegung an der frischen Luft.