Eine Frau am Badesee kratzt sich an den Beinen, sie hat Ausschlag aufgrund von Zerkarien
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Zerkarien: Badedermatitis durch Saugwürmer

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2024

Juckreiz und Ausschlag nach dem Baden in Seen: Diese Symptome können auf Zerkarien hindeuten. Die Larven der Saugwürmer können in die menschliche Haut eindringen und eine sogenannte Badedermatitis auslösen. Lesen Sie, woran sich diese allergische Reaktion erkennen lässt, was dagegen hilft und wie man sich vor Zerkarien schützen kann.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Zerkarien

Der Befall mit Zerkarien ist nicht gefährlich und erledigt sich innerhalb von 10 bis 20 Tagen von selbst. Sie verursachen allerdings einen juckenden Ausschlag mit roten Flecken, vor allem an den Beinen, der sehr unangenehm sein kann.

Die Larven sind nur 0,3 bis 0,7 Millimeter groß und mit bloßem Auge nicht erkennbar. Ob ein Badesee befallen ist, weiß man daher erst, wenn es zu Fällen von Badedermatitis kommt.

Auf der menschlichen Haut überleben Zerkarien nur wenige Stunden, da der Mensch nicht ihr eigentlicher Wirt ist. Im Wasser überleben die Larven mehrere Stunden bis Tage.

Was sind Zerkarien und wo kommen die Saugwürmer vor?

Zerkarien sind Larven von Saugwürmern (Trematoden). Die weltweit und auch in Deutschland vorkommenden Arten, zum Beispiel die Gattung Trichobilharzia, befallen eigentlich nur Tiere. Ihre Endwirte sind Wasservögel wie Enten, in denen sich die Laven zu ausgewachsenen Saugwürmern entwickeln. Mit dem Kot scheiden die Wasservögel die Eier der Würmer aus.

Zu finden sind Zerkarien in Süßwassergewässern, an denen Enten leben. Das sind beispielsweise Badeseen, Weiher oder Schwimmteiche. Das Vorkommen der Larven sagt nichts über die Wasserqualität der Badegewässer aus.

Zwischenwirte der Zerkarien sind Wasserschnecken, in denen sich die Larven vermehren. Bei Wassertemperaturen ab etwa 20 Grad Celsius strömen sie dann aus den Schnecken heraus an die Wasseroberfläche, um dort Wasservögel zu befallen. Gelingt ihnen das nicht, überleben sie nur etwa zwei bis drei Tage im Wasser. 

Zerkarien: Der Mensch ist ein Fehlwirt

Auf der Suche nach Wasservögeln kann es passieren, dass die Larven versehentlich in die Haut von badenden Menschen oder auch Hunden eindringen. Der Mensch ist für diese Art von Saugwürmern ein Fehlwirt und kommt in ihrem Entwicklungszyklus eigentlich nicht vor. Da die Parasiten sich in ihm nicht weiterentwickeln können, gehen sie innerhalb weniger Stunden zugrunde. Die allergische Hautreaktion, die sie hervorrufen (Badedermatitis), kann allerdings deutlich länger andauern.

Zerkarien: Badedermatitis und Bilharziose

Während die in Deutschland vorkommenden Zerkarien dem Menschen nicht gefährlich werden können, befallen die ausschließlich in den Tropen und Subtropen heimischen Saugwurm-Arten verschiedene Organe wie Leber, Darm und Blase und lösen damit die Tropenkrankheit Bilharziose (Schistosomiasis) aus.

Zerkarien: Welche Symptome verursacht die Badedermatitis?

Folgende Anzeichen weisen auf eine durch Saugwurm-Larven hervorgerufene Bade- oder Zerkariendermatitis hin:

  • Juckreiz und Brennen auf der Haut, meist Minuten bis Stunden nach dem Baden in Seen an warmen Tagen
  • Ausschlag in Form von roten Punkten auf der Haut, ähnlich wie Mückenstiche, vor allem an Füßen und Beinen

Gerät eine Person ein zweites Mal in Kontakt mit Zerkarien, fallen die Symptome heftiger aus, da das Immunsystem sensibilisiert ist:

  • nach etwa 10 bis 24 Stunden bilden sich Quaddeln auf der Haut; der Hautausschlag kann den ganzen Körper betreffen
  • starker Juckreiz tritt auf
  • mitunter kommen Fieber, Kreislaufbeschwerden, Übelkeit und Lymphknotenschwellung hinzu

Die Symptome bilden sich nach 10 bis spätestens 20 Tagen von selbst zurück.

Wie heftig jemand auf die Zerkarien reagiert, ist sehr unterschiedlich und hängt davon ab,

  • wie empfindlich die betreffende Person ist und
  • ob zum Beispiel andere Allergien bestehen.

Im schlimmsten, aber sehr seltenen Fall, kann ein anaphylaktischer Schock mit Kreislaufproblemen auftreten. Bei Symptomen wie Atemnot, Schwindel und Übelkeit sollte daher umgehend notärztliche Hilfe gerufen werden.

Zerkarien: Was hilft bei Badedermatitis?[Behandlung[

In den meisten Fällen ist bei einer Badedermatitis keine Behandlung nötig. Wer sich unwohl fühlt oder heftige Symptome bemerkt, sollte ärztlichen Rat einholen. 

Es gibt jedoch einiges, was Betroffene tun können, um die Symptome der Erkrankung zu lindern:

  • betroffene Hautstellen kühlen, etwa mit kalten Kompressen
  • Gele mit Antihistaminika, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt, helfen gegen die allergischen Beschwerden
  • Salben mit Kortison, ebenfalls rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, wirken entzündungshemmend und können den Juckreiz der Dermatitis lindern
  • nicht kratzen, um eine zusätzliche bakterielle Infektion zu vermeiden

In schweren Fällen verordnet die*die Arzt*Ärztin Antihistaminika oder Kortison in Tablettenform.

Kann man sich vor Zerkarien schützen?

Wer einige Dinge beachtet, kann das Risiko einer Zerkariendermatitis verringern. Zum Beispiel:

  • vor dem Baden in Badeseen eventuell vorhandene amtliche Warnungen und Hinweisschilder beachten
  • Badestellen mit flachen Uferzonen, die reich an Wasserpflanzen sind, besser meiden. Dort tummeln sich besonders viele Zerkarien
  • Schwimmen in tiefen, kühleren Wasserbereichen ist sicherer
  • wasserfeste Sonnencreme oder Vaseline schützen die Haut etwas vor dem Eindringen von Zerkarien, besonders wenn sie das Mittel Niclosamid enthalten
  • nach dem Schwimmen sofort gründlich mit einem Handtuch abreiben, um eventuell auf der Haut sitzende Larven zu entfernen
  • nasse Badekleidung wechseln
  • entenreiche Gewässer meiden und keine Enten füttern, denn das Futter lockt weitere Enten an, und damit steigt das Risiko für Zerkarien