Typische Hand bei Morbus Dupuytren
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Morbus Dupuytren: Symptome, Verlauf und Behandlung

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Bei Morbus Dupuytren kommt es zu Bindegewebswucherungen an den Händen. Die Finger – vor allem der kleine und der Ringfinger – sind zunehmend stärker gekrümmt. Die Erkrankung ist gutartig. Schmerzen treten nicht oder kaum auf. Wie die Dupuytren-Krankheit verläuft und welche Behandlung hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen zu Morbus Dupuytren

Morbus Dupuytren ist unheilbar. Den Kontrakturen der Finger kann gegebenenfalls durch Streckübungen oder eine Strahlentherapie vorgebeugt werden. Sind die Finger bereits gekrümmt, muss die Faszie zerstört oder entfernt werden.

Für Morbus Dupuytren werden verschiedene Auslöser diskutiert. Dazu gehören vor allem eine genetische Veranlagung, aber auch Verletzungen und Infektionen, Rauchen, Alkoholabhängigkeit sowie verschiedene Vorerkrankungen wie Diabetes.

Morbus Dupuytren ist keine bösartige Erkrankung. Jedoch kann sie für die Betroffenen durch die dauerhaft gekrümmten Finger erhebliche Einschränkungen im Alltag bedeuten.

Was ist Morbus Dupuytren?

Morbus Dupuytren – auch: Palmarfibrose oder Dupuytren-Krankheit – ist eine gutartige Erkrankung, bei der es zu Wucherungen von Bindegewebe an der Handinnenfläche kommt. Die Palmaraponeurose, eine Sehnenplatte in der Hohlhand, schrumpft zunehmend.

Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu einer sogenannten Kontraktur der Finger: Zumeist sind davon der kleine und der Ringfinger betroffen, die sich immer schlechter strecken lassen. Später sind sie dauerhaft gekrümmt.

Bei sieben bis acht von zehn Betroffenen tritt die Erkrankung beidseitig auf. Es sind drei- bis fünfmal mehr Männer als Frauen betroffen. Jede zehnte Person mit Palmarfibrose erkrankt auch am Morbus Ledderhose. Dabei handelt es sich um eine vergleichbare Erkrankung, die an den Füßen auftritt.

Symptome und Verlauf von Morbus Dupuytren

Morbus Dupuytren ist eine chronische Erkrankung und nicht heilbar. Schmerzen treten in der Regel nicht auf. Die Finger krümmen sich mit der Zeit immer mehr, bis hin zur Klauenhand. Der Verlauf ist sehr individuell und wird nach der sogenannten Tubiana-Klassifikation in verschiedene Stadien unterteilt:

  • Stadium N: In der Hohlhand treten bindegeweige Verhärtungen auf. Diese können knoten- oder strangförmig sein und sich ggf. wie Knubbel unter der Haut anfühlen.

  • Stadium I: Die betroffenen Finger – meistens der kleine und der Ringfinger – lassen sich nicht mehr vollständig strecken. Die Streckdefizite liegen in der Summe bei weniger als 45°.

  • Stadium II: Die Summe der Streckdefizite liegt zwischen 45 und 90°.

  • Stadium III: In dieser Phase des Morbus Dupuytren liegt das Streckdefizit insgesamt bei 90 bis 135°.

  • Stadium IV: Bei einem Streckdefizit von insgesamt mehr als 135° liegt eine Palmarfibrose im Stadium IV vor.

Ursachen von Morbus Dupuytren

Da Morbus Dupuytren familiär gehäuft auftritt, gehen Fachleute von einer erblichen Veranlagung aus. Diese macht schätzungsweise 80 Prozent der Ursachen aus und wird vermutlich durch andere krankheitsauslösende Faktoren getriggert. Dazu gehören womöglich

  • kleinere Verletzungen, Infektionen
  • Störungen der Kollagenbildung
  • dauerhafte mechanische Reizung, etwa durch die Arbeit mit vibrierenden Werkzeugen
  • Einnahme von Antikonvulsiva (Medikamente zur Behandlung von Epilepsie)
  • Rauchen

In Deutschland leiden etwa 2 von 100 Menschen unter dem Morbus Dupuytren. Bei Personen mit folgenden Vorerkrankungen liegt diese Zahl bei 30 von 100:

  • Diabetes
  • Alkoholmissbrauch
  • Lebererkrankungen

Zudem tritt Morbus Dupuytren vermehrt im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, etwa der Frozen Shoulder und dem Morbus Ledderhose, bei dem sich vergleichbare Wucherungen an den Füßen bilden.

Wie lässt sich Morbus Dupuytren feststellen?

Morbus Dupuytren führt zu charakteristischen Symptomen, die unzweifelhaft auf diese Erkrankung hindeuten. Daher sind zur Diagnose in der Regel ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung ausreichend. Gegebenenfalls wird ergänzend dazu ein Röntgenbild angefertigt.

Behandlung von Morbus Dupuytren

Morbus Dupuytren ist eine chronische Erkrankung und nicht heilbar. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung können die Symptome zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren. Wie groß das Risiko ist, dass die Palmarfibrose wieder auftritt, hängt von der gewählten Therapie ab.

Solange noch keine Kontrakturen der Finger vorliegen, kann eine Strahlentherapie das Fortschreiten von Morbus Dupuytren verlangsamen. Sie kommt vor allem bei einem erhöhten familiären Risiko oder im Anschluss an eine Operation zum Einsatz, um einen Rückfall zu vermeiden.

Bei Morbus Dupuytren im Anfangsstadium kann eine Faszienspaltung (Fasziotomie) erfolgen. Dazu wird Kollagenase in die betroffenen Bereiche gespritzt. Das ist ein Enzym, das die Kollagenfasern im Bindegewebe abbaut. Nach Ablauf von 24 bis 48 Stunden werden die Wucherungen unter örtlicher Betäubung manuell gebrochen. In einem von vier Fällen kehren die Symptome innerhalb von zwei Jahren zurück.

Morbus Dupuytren: Übungen zum Strecken?

Bei Morbus Dupuytren können physiotherapeutische Streckübungen für die Finger den Krankheitsverlauf gegebenenfalls hinauszögern. Der Nutzen ist unter Fachleuten jedoch umstritten.

Morbus Dupuytren: Wann operieren?

Ist der Morbus Dupuytren bereits weiter fortgeschritten, kann eine Operation erfolgen. Hier stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl:

  • Auftrennung der Faszie mit einer Nadel (Nadelfasziotomie): Unter örtlicher Betäubung wird die Faszie mittels einer Hohlnadel durchtrennt. Diese Methode wird vorwiegend bei Hochrisikopatient*innen eingesetzt. Fünf Jahre nach der Behandlung leiden acht von zehn Betroffenen erneut unter Wucherungen.

  • Entfernung der Faszie (Fasziektomie): Bei dieser Methode wird die Faszie teilweise oder vollständig entfernt. Nach fünf Jahren tritt der Morbus Dupuytren bei zwei von zehn Patient*innen erneut auf. Die Erfolgsaussichten sind also größer, jedoch ist auch die Erholungsphase nach dem Eingriff länger.

  • Amputation der Finger: Sehr selten ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass eine Amputation der betroffenen Finger die einzige Behandlungsoption ist.

Ob eine OP infrage kommt und, falls ja, welches Verfahren geeignet ist, hängt vom Leidensdruck der betroffenen Person, eventuellen Vorerkrankungen und dem individuellen OP-Risiko ab.

Morbus Dupuytren: Wie lange krank?

Der Morbus Dupuytren ist eine chronische und unheilbare Erkrankung. Der Verlauf ist jedoch sehr individuell. So hängen die Erfolgsaussichten der verschiedenen Therapiemöglichkeiten sowie die Heilungsphase im Anschluss an einen operativen Eingriff immer vom Einzelfall ab.