Junge mit Morbus Perthes bei der Physiotherapie
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Morbus Perthes: Erkrankung des Hüftkopfes bei Kindern

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 27.02.2024 - 15:45 Uhr

Morbus Perthes ist eine relativ häufige Hüfterkrankung, die meist zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr auftritt. Bei dieser Erkrankung ist das Knochengewebe im Bereich des Hüftkopfs nicht mehr ausreichend durchblutet. Je früher Morbus Perthes behandelt wird, desto besser ist die Prognose!

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Morbus Perthes stirbt Knochengewebe am Hüftkopf ab.
  • Symptome: Morbus Perthes kann zunehmendes Hinken, Schmerzen bei Drehbewegungen, Druckschmerz in der Leiste und in schwereren Fällen auch Einschränkungen der Beweglichkeit sowie eine Beinverkürzung verursachen.
  • Ursachen: Es sind bisher keine wissenschaftlich erwiesenen Ursachen bekannt. Eventuell können eine erbliche Veranlagung und/oder eine Durchblutungsstörung die Erkrankung auslösen.
  • Diagnose: Zur Diagnose von Morbus Perthes sind ein ärztliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung und eine Magnetresonanztomographie (MRT) nötig.
  • Behandlung: Morbus Perthes kann konservativ mit Physiotherapie und Schmerzmitteln oder operativ behandelt werden. Die Therapie hängt vom Alter der Betroffenen sowie der Ausprägung der Erkrankung ab.
  • Verlauf und Prognose: Morbus Perthes verläuft über 2-4 Jahre und heilt oft folgenlos aus. Ohne angemessene Therapie kann es zu dauerhaften Fehlstellungen kommen, die Bewegungseinschränkungen und bereits im mittleren Lebensalter Arthrose zur Folge haben können.

Was ist Morbus Perthes?

Bei Morbus Perthes (auch: Morbus Legg-Calvé-Perthes) kommt es zu einer Hüftkopfnekrose, also zum Absterben von Knochengewebe im Hüftkopf. Der Hüftkopf verbindet den Oberschenkel mit dem Hüftgelenk. Schmerzen, Hinken und Bewegungseinschränkungen können auf diese Erkrankung hindeuten. Heilt sie nicht richtig ab, drohen Folgeschäden und lebenslange Funktionseinschränkungen.

Die Prognose ist abhängig vom Lebensalter, dem Schweregrad und der betroffenen Stelle am Knochen. In einem von zehn Fällen liegt die Erkrankung auf beiden Seiten vor. Morbus Perthes tritt vorwiegend bei Kindern im Alter von vier bis zwölf Jahren auf; Jungen sind fünfmal häufiger betroffen als Mädchen. Die Erkrankung ist relativ häufig und tritt bei 10,8 von 100.000 Kindern auf.

Morbus Perthes: Symptome der orthopädischen Kinderkrankheit

Morbus Perthes kann sich durch eine oder mehrere der folgenden Beschwerden äußern:

  • Bewegungsschmerz in der Hüfte, vor allem bei Drehbewegungen des Gelenks
  • Druckschmerz in der Leiste
  • Hinken, das zunehmend schlimmer wird

Ist es bereits zu einer Verformung des Hüftkopfes gekommen, können zudem Bewegungseinschränkungen und eine Beinverkürzung von 1 bis 1,5 Zentimetern auftreten.

Morbus Perthes-Stadien

Die Erkrankung verläuft in fünf Stadien:

  • Initialstadium: Im Gelenkknorpel lagert sich vermehrt Wasser an.
  • Kondensationsstadium: Knochengewebe stirbt ab.
  • Fragmentationsstadium: Erste Anzeichen der Erholung werden sichtbar.
  • Reparationsstadium: Knochengewebe wird wiederaufgebaut.
  • Ausheilungsstadium: Die Erkrankung heilt komplett aus. Je nach Verlauf bleibt eine Fehlstellung zurück.

Woher kommt Morbus Perthes?

Die Ursachen für Morbus Perthes sind aktuell noch nicht eindeutig geklärt. Fachleute diskutieren einen Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen, die zu einer Mangelversorgung des Knochens führen. Eindeutige Belege dazu stehen jedoch noch aus. Auch eine erbliche Veranlagung könnte vorliegen.

Wie lässt sich Morbus Perthes diagnostizieren?

Zur Diagnose von Morbus Perthes sind ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung notwendig. Gerade bei jüngeren Betroffenen sind die eigenen Angaben zu den Beschwerden jedoch eher diffus, weshalb auch die Beobachtungen der Eltern oder anderer nahestehender Personen wichtig sind.

Zusätzlich dazu können folgende Untersuchungen zum Einsatz kommen:

  • Ultraschall (Sonographie)
  • Röntgenbild: Hier zeigen sich durch Morbus Perthes bedingte Veränderungen erst spät.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Dieses bildgebende Verfahren ist ideal zur Diagnose von Morbus Perthes. Hier lässt sich auch ein Hüftschnupfen als mögliche Ursache der Beschwerden ausschließen.

Wie wird Morbus Perthes behandelt?

Bei Morbus Perthes ist das Ziel der Therapie eine vollständige Wiederherstellung des Knochens und der Beweglichkeit. Eventuell bereits entstandene Deformitäten werden ebenfalls korrigiert. Die Behandlung ist vom Ausmaß der Knochenschädigung sowie vom Alter der Betroffenen abhängig.

Morbus Perthes: Therapie bis zum sechsten Lebensjahr

Bei sehr jungen Kindern sind folgenlose Ausheilungen wahrscheinlich. Daher erfolgt eine Behandlung mit Physiotherapie und Schmerzmitteln gegen die Hüftschmerzen. Alle sechs Monate wird der Verlauf kontrolliert.

Zur Entlastung des Hüftgelenks verwenden die Betroffenen Gehstützen oder einen Rollstuhl. Die Patient*innen dürfen keinen Sport treiben, bis die Erkrankung vorüber ist.

Behandlung von Morbus Perthes ab dem sechsten Lebensjahr

Sind ältere Kinder von Morbus Perthes betroffen, wird der Krankheitsverlauf der Hüfte alle drei Monate kontrolliert. Wenn der Hüftkopf aufgrund der Knochenveränderungen aus der Gelenkpfanne wandert, ist eine Operation angezeigt. Hierzu stehen zwei Verfahren zur Auswahl:

  • intertrochantäre Schenkelhalsosteotomie: Nach einem Knochenschnitt am Schenkelhals wird dieser in die richtige Position bewegt und dort fixiert.
  • dreifache Beckenosteotomie: Die Hüftpfanne wird aus dem Becken geschnitten und in korrigierter Position fixiert.

Nach der OP sind mehrere Wochen bis Monate Entlastung und Physiotherapie notwendig. Außerdem stehen regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen und gegebenenfalls die operative Entfernung der eingesetzten Platte an.

Verlauf und Prognose bei Morbus Perthes

Morbus Perthes verläuft typischerweise über 2 bis 4 Jahre. Das Ausmaß der Erkrankung und das Alter der Betroffenen sind entscheidend für die Prognose. Diese ist schlechter, wenn

  • der seitliche Teil des Oberschenkelkopfes nicht mehr erhalten ist, weil der Hüftkopf dann die Pfanne des Gelenks verlässt und abflacht. So entstehen Bewegungseinschränkungen.
  • sich die Metaphyse auflöst, also der Abschnitt zwischen dem Knochenschaft und dem Gelenkende des Oberschenkelknochens.
  • die Betroffenen älter sind als sechs Jahre.

Bei einer vollständigen Korrektur sind bei Morbus Perthes Spätfolgen nicht zu erwarten. Bleibt jedoch eine Deformität zurück, kann diese zu Bewegungseinschränkungen, einer dauerhaften Beinverkürzung und gegebenenfalls einem Watschelgang führen.

Dadurch steigt das Risiko für Arthrose bereits im mittleren Lebensalter. So können die Folgen von Morbus Perthes zu einem Behinderungsgrad führen.