Ärztin hält ein Tablet mit Untersuchungsbildern eines Meningeoms in der Hand.
© Getty Images/Charday Penn

Meningeom: Symptome, Therapie und Prognose nach Operation

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.11.2023

Ein Meningeom ist ein meist gutartiger, langsam wachsender Tumor, der von den Häuten des Gehirns oder des Rückenmarks ausgeht. Er zählt zu den häufigsten Tumoren der Schädelbasis. Welche Symptome möglich sind, wann eine Operation notwendig ist und wie sich ein Meningeom auf die Lebenserwartung auswirkt, erfahren Sie hier. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Meningeom

Ein Hirnhauttumor kann verschiedene Beschwerden verursachen, die abhängig davon sind, auf welches Hirngewebe der Tumor drückt. Möglich sind zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel, Wesensveränderungen wie Aggressivität, Seh-, Sprach- oder Geruchstörungen sowie Lähmungserscheinungen. 

Ab welcher Größe operiert werden muss, lässt sich pauschal nicht sagen. Grundsätzlich gilt die Operation bei einem Meningeom jedoch als Mittel der Wahl. Ob eine Operation möglich ist, hängt allerdings von einigen Faktoren ab, wie der Größe, der Lage und der körperlichen Verfassung von Betroffenen.

Die Prognose ist bei einem gutartigen, vollständig operativ entfernten Meningeom in der Regel gut. Die Lebenserwartung ist dann nicht eingeschränkt. Bei seltenen anaplastischen, bösartigen Hirnhauttumoren ist die Prognose hingegen ungünstiger.

Was ist ein Meningeom?

Ein Meningeom ist ein langsam wachsender, gutartiger Tumor, der von den Hirnhäuten (Meningen) des Zentralen Nervensystems (ZNS) ausgeht. Die Hirnhäute überziehen wie Schutzhüllen das Gehirn (weiche Hirnhaut) und kleiden die Schädelhöhle aus (harte Hirnhaut). Im Wirbelkanal bilden sie eine Art Schlauch, der das Rückenmark einschneidet.

Meist liegen Meningeome innen am Schädel an, sie können aber auch im Rückenmarkskanal wachsen. Umgeben von einer Kapsel verdrängen sie durch ihr Wachstum langsam das benachbarte Gewebe, ohne in dieses einzudringen. Nur sehr selten bilden diese Hirntumore Metastasen (Tochtergeschwülste).

Da Meningeome in der Regel gutartig sind und langsam wachsen, entwickeln nur wenige Erkrankte Beschwerden. Oft handelt es sich dann um einen Zufallsbefund, der im Rahmen anderer Untersuchungen auffällt.

Meningeome machen rund 24 bis 30 Prozent aller Hirntumore aus. Frauen erkranken etwa viermal häufiger als Männer. Im Durchschnitt sind Betroffene zwischen 50 und 60 Jahre alt. 

Meningeom: Einteilung nach WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt Meningeome in drei Formen ein, die wesentlich für Prognose und Behandlung sind:

  • WHO-Grad I: In 85 Prozent der Fälle handelt es sich um langsam wachsende, gutartige Meningeome.

  • WHO-Grad II: Bei etwa 8 bis 10 Prozent liegt ein atypisches Meningeom vor, das ein erhöhtes Wachstumspotenzial hat und öfter erneut auftritt (Rezidiv).

  • WHO-Grad III: Anaplastische Meningeome machen rund 2 bis 5 Prozent der Fälle aus. Diese wachsen schnell und bilden mitunter Tochtergeschwülste.

Meningeome: Symptome sind meist unspezifisch

Ein Meningeom bleibt oft unbemerkt, da es sehr langsam wächst und vor allem im Anfangsstadium keine Symptome verursacht. Je größer der Tumor wird, desto wahrscheinlicher sind Beschwerden.

Abhängig von der Lokalisation, also auf welches Hirngewebe das wachsende Meningeom im Verlauf drückt, kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Kopfschmerzen, die sich im Verlauf oft verschlimmern
  • Schwindel
  • epileptische Anfälle
  • Verhaltensauffälligkeiten wie zunehmende Gereiztheit, Wutanfälle, Aggressivität, Antriebslosigkeit oder Vergesslichkeit
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen, etwa verschwommenes Sehen und Blickfeldausfälle (Skotom)
  • Geruchsstörungen
  • Blasenstörungen
  • Gefühlsstörungen und Missempfindungen
  • Gangstörungen
  • Lähmungen
  • Hervorteten des Augapfels (Exophthalmus)

Meningeom: Konservative Therapie und Operation

Die Therapie richtet sich nach Tumoreigenschaften wie der Größe und Lage und dem Zustand der betroffenen Person. Kleine Meningeome, die keine Beschwerden bereiten und langsam wachsen, müssen oft nicht behandelt werden. Regelmäßige Untersuchungen sind dann jedoch unerlässlich, um den Verlauf zu überprüfen.

Bei Meningeomen vom WHO-Grad I-II und bestehenden Symptomen ist in der Regel eine Operation erforderlich. Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen. Im Fall eines stark durchbluteten Meningeoms kann es manchmal sinnvoll sein, die zum Tumor führenden Blutgefäße vor der Operation gezielt zu verschließen (Embolisation). Damit lassen sich größere Blutverluste während des Eingriffs vermeiden.

Strahlentherapie bei Meningeomen

Meningeome vom WHO-Grad III und unvollständig entfernte, gutartige Meningeome (großer Resttumor) erfordern eine zusätzliche Bestrahlung. Kleine Tumoren mit einem Durchmesser von maximal drei Zentimetern eignen sich für eine Einzeitbestrahlung (einmalige Bestrahlung), die sogenannte Radiochirurgie mit einem Linearbeschleuniger beziehungsweise "Gamma-Knife". Diese Therapiemöglichkeit bietet sich vor allem an, wenn der Tumor an einer ungünstigen Stelle wächst. Auch bei großen Rezidiven und bei Erkrankten mit einem erhöhten Operationsrisiko ist die Radiochirurgie eine Alternative.

Eine medikamentöse Behandlung – zum Beispiel mit Hormonen oder Zytostatika (Chemotherapie) – gehört bei Meningeomen nicht zur Standardtherapie.

Meningeom: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Meningeom kann entstehen, wenn ein bestimmter Zelltyp in der weichen Hirnhaut, die das Gehirn umzieht, entartet und wuchert. Warum es dazu kommt, ist bislang nicht erforscht. Allerdings gibt es einige Risikofaktoren für die Entstehung von Hirnhauttumoren: 

  • vorausgegangene Strahlentherapie aufgrund einer Krebserkrankung
  • eine große Anzahl an Röntgenuntersuchungen in der Vergangenheit
  • Betroffene mit der Erbkrankheit Neurofibromatose Typ 2 haben ein erhöhtes Risiko
  • weibliches Geschlecht
  • hohes Alter

Meningeom: Verlauf, Prognose und Lebenserwartung

In den meisten Fällen sind Verlauf und Prognose bei einem Meningeom gut. Oft reicht eine langfristige Beobachtung aus. Auch wenn eine Operation nötig wird, ist die Prognose in der Regel günstig. Eine vollständige Tumorentfernung gilt dann als Heilung der Krankheit. Lediglich bei den seltenen atypischen und bösartigen, anaplastischen Meningeomen ist die Prognose ungünstiger, was sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken kann.

Tumoren können mitunter nach einer kompletten Entfernung wieder auftreten. Um ein solches Rezidiv frühzeitig zu erkennen, sind langfristige Verlaufskontrollen wichtig. Die erste Kontrolle nach der Operation findet in der Regel nach sechs Monaten statt. Ist kein Resttumor nachweisbar, folgen Untersuchungen in jährlichen Abständen, später genügt eine Nachkontrolle alle zwei Jahre.

Wie erfolgt die Diagnose eines Meningeoms?

Im Rahmen der Diagnostik kommen insbesondere bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz. Eine Untersuchung mit einem Kontrastmittel ist dabei fast immer hilfreich, da es sich im Tumor anreichern und diesen sichtbar machen kann. In seltenen Fällen ist eine Angiographie sinnvoll, wodurch Blutgefäße genau untersucht werden können.

Erkennen Ärzt*innen auf den CT- und MRT-Bildern des Kopfes eine glattbegrenzte Geschwulst, die auf breiter Fläche die Hirnhäute berührt, spricht dies für einen Hirnhauttumor. Die Diagnose liegt nahe, wenn zusätzlich die Hirnhaut im Randbereich dieser Kontaktfläche in typischer Weise verdickt ist. Etwas seltener finden sich kleine Verkalkungen im Tumor (Psammonkörper). Sie sind die Folge von Abbauprozessen im Tumorgewebe.