Kleines Mädchen mit Mastoiditis sitzt auf Bett und fasst sich ans Ohr.
© Getty Images/ozgurcankaya

Mastoiditis: Symptome, Behandlung und Ursachen

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.12.2022

Bei einer Mastoiditis handelt es sich um eine häufige und ernst zu nehmende Komplikation einer akuten Mittelohrentzündung. Meist sind Säuglinge und kleine Kinder betroffen. Welche Symptome sind Warnzeichen und wie lässt sich eine Mastoiditis behandeln?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Mastoiditis?

Eine Mastoiditis ist eine eitrige Entzündung des sogenannten Mastoids. Das Mastoid – auch Warzenfortsatz genannt – bezeichnet einen knöchernen Abschnitt hinter der Ohrmuschel, der zum Schläfenbein gehört. Dies ist wiederum ein Teil des Schädels.

Das Mastoid ist von luftgefüllten Hohlräumen durchzogen und mit einer Schleimhaut ausgekleidet. In der Regel entsteht eine Mastoiditis, wenn sich eine akute Mittelohrentzündung auf das Mastoid ausgebreitet hat. Dabei gelangt Eiter in die Hohlräume. Ist nur die Schleimhaut und nicht der Knochen des Warzenfortsatzes entzündet, sprechen Fachleute auch von einer Begleitmastoiditis.

Mastoiditis: Häufigkeit

Die akute Mastoiditis zählt zwar zu den häufigsten Komplikationen im Rahmen einer Mittelohrentzündung, tritt insgesamt aber selten auf. Schätzungen zufolge entwickelt einer von 1.000 Menschen mit Mittelohrentzündung im Anschluss eine Mastoiditis. Überwiegend sind Kinder unter zwei Jahren betroffen.

Mastoiditis: Welche Symptome sind möglich?

Ist eine akute Mittelohrentzündung nach zwei bis drei Wochen nicht ausgeheilt, könnte sich eine Mastoiditis entwickelt haben. Die typischen Symptome der Mittelohrentzündung verstärken sich dann oder kehren – nach anfänglicher Besserung – wieder zurück. 

Eine Mastoiditis kann mit diesen Symptomen einhergehen: 

  • zunehmende Ohrenschmerzen
  • erneutes oder länger anhaltendes Fieber
  • schlechtes Allgemeinbefinden
  • Hörprobleme
  • mit dem Puls synchrones Klopfen im Ohr

Hinzu treten weitere, für eine akute Mastoiditis charakteristische Symptome:

  • Hinter der Ohrmuschel entsteht eine mit Gewebeflüssigkeit gefüllte Schwellung mit sichtbarer Rötung.
  • Die geschwollene Stelle schmerzt bei Druck oder beim Klopfen darauf.
  • Aus dem Ohr fließt unter Umständen Sekret ab (Otorrhö).
  • Die betroffene Ohrmuschel steht durch die Schwellung leicht ab (vor allem bei Kindern über 2 Jahren).

Verschleierte Mastoiditis

Eine chronische Mastoiditis, etwa als Folge einer langanhaltenden Mittelohrentzündung, macht sich häufig kaum bemerkbar (verschleierte oder larvierte Mastoiditis). Es zeigen sich dann oft nur geringe und unspezifische Symptome wie 

Bleibt die verschleierte Mastoiditis lange unbemerkt, kann sich die Entzündung weiter ausbreiten und mit schwerwiegenden Folgen, wie einer Hirnhautentzündung (Meningitis), verbunden sein. 

Mastoiditis: Wie erfolgt die Behandlung?

Da eine Mastoiditis in der Regel durch Bakterien ausgelöst wird, kommen zur Behandlung Antibiotika zum Einsatz. Oftmals verabreichen Fachleute Antibiotika über die Vene, um die Entzündung einzudämmen. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind zum Beispiel Amoxicillin, Clavulansäure oder Cefotaxim. Darüber hinaus können Schmerzmittel und abschwellende Nasentropfen dabei helfen, die Beschwerden zu lindern.

Eine alleinige Therapie mit Antibiotika ist nur in Ausnahmefällen möglich – meist ist bei einer akuten Mastoiditis eine Operation notwendig. Dabei entfernen Fachleute den Warzenfortsatz ganz oder teilweise (Mastoidektomie). Zudem lässt die*der Ärztin*Arzt gegebenenfalls über eine Drainage Eiter abfließen, um den Druck im Mittelohr zu senken. Die Operation erfolgt stationär.

Mastoiditis: Welche Ursachen können dahinterstecken?

Wenn eine Mittelohrentzündung nicht abklingen will oder sich die Beschwerden verstärken, kann eine Mastoiditis dahinterstecken. Dabei ist ein Teil des Knochens hinter dem Ohr mit Keimen infiziert und eitert. Meist zählen Erreger wie Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes oder Staphylococcus aureus zu den Auslösern der Mastoiditis.

Eine Mastoiditis kann durch bestimmte Faktoren begünstigt werden. Hierzu zählen zum Beispiel

  • ein erschwerter Sekretabfluss im Ohr,
  • ein geschwächtes Immunsystem,
  • eine ungenügende Antibiotikabehandlung der Mittelohrentzündung, etwa, wenn das Antibiotikum zu früh abgesetzt wurde, und
  • eine hohe Infektionskraft der Erreger (Virulenz).

Wie lässt sich eine Mastoiditis diagnostizieren?

Eine Mastoiditis muss in jedem Fall umgehend in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis (HNO) behandelt werden. Oft geben bereits die typischen Symptome wie ein abstehendes Ohr einen Hinweis auf die Erkrankung. Um die Diagnose zu sichern, untersucht die*der HNO-Ärztin*Arzt das Ohr und führt eine Ohrspiegelung (Otoskopie) durch. Dabei werden der Gehörgang und das Trommelfell untersucht, wodurch sich sowohl Anzeichen einer Mittelohrentzündung als auch einer Mastoiditis erkennen lassen.

Dann schließen sich oftmals weitere Untersuchungen an, wie: 

  • Computertomographie (CT): Mithilfe einer Computertomographie lassen sich mögliche Komplikationen erkennen, etwa, wenn sich Eiter in umliegende Bereiche wie das Innenohr ausgebreitet hat. 
  • Blutuntersuchung: Im Blutbild sind meist Entzündungsparameter erhöht. Hierzu zählen die Anzahl der weißen Blutkörperchen, das C-reaktive Protein (CRP-Wert) sowie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG).

Zu weiteren möglichen Untersuchungsmethoden zählen eine Röntgenaufnahme, Hörtests oder ein Abstrich, um den genauen Erreger zu bestimmen.

Mastoiditis: Verlauf und Prognose

Bei ausreichender und rechtzeitiger Therapie ist die Prognose bei einer Mastoiditis günstig. Treten keine weiteren Komplikationen auf, heilt die Erkrankung fast immer folgenlos ab und das Hörvermögen bleibt intakt. Verläuft die Mastoiditis kompliziert und wird zum Beispiel das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen, kann dies lebensbedrohlich sein. Daher ist es sehr wichtig, bei ersten Anzeichen einer Mastoiditis ärztlichen Rat einzuholen.

Mastoiditis: Welche Komplikationen sind möglich?

Insbesondere bei fehlender und ungenügender Behandlung kann eine Mastoiditis in seltenen Fällen zu Komplikationen führen – vor allem, wenn der Eiter sich einen Weg nach außen bahnt. Zu möglichen Komplikationen zählen zum Beispiel:

  • abgekapselte Eiteransammlungen (Abszesse) unterhalb der Knochenhaut des Warzenfortsatzes
  • Einbruch von Eiter in die seitliche Nacken- und Halsmuskulatur
  • eine vom Ohr ausgehende Hirnhautentzündung (Meningitis), Abszess im Kleinhirn oder Schläfenlappen
  • Blutgerinnsel in den großen venösen Blutleitern des Hirns (Sinusthrombose) mit Gefahr einer Blutvergiftung
  • Abszess zwischen dem Knochen des Schläfenbeins und der äußersten Hirnhaut (Epiduralabszess)
  • Infektion im Labyrinth des Innenohrs (Labyrinthitis)
  • Gesichtslähmung (Fazialisparese)

Lässt sich einer Mastoidititis vorbeugen?

Einer Mastoiditis lässt sich nicht direkt vorbeugen. Jedoch gibt es einige Maßnahmen, die möglicherweise das Risiko reduzieren.

Leiden Erwachsene oder Kinder unter einer Mittelohrentzündung, die nach zwei Wochen nicht völlig abgeklungen ist, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Dasselbe gilt, wenn die Beschwerden einer Mittelohrentzündung erneut auftreten oder wieder zunehmen. Eine druckempfindliche Schwellung hinter dem Ohr weist ebenfalls auf eine akute Mastoiditis hin.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass Antibiotika so eingenommen werden, wie sie ärztlich verordnet wurden. Setzen Patient*innen etwa ein Antibiotikum gegen Mittelohrentzündung zu früh ab, bekämpft das Medikament möglicherweise nicht alle Erreger. In der Folge kann es zu einem erneuten Krankheitsausbruch kommen.